Europäische Öffentlichkeit durch Öffentlichkeitsarbeit? (eBook)

Die Informationspolitik der Europäischen Kommission
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2008 | 2008
XII, 323 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-91058-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Europäische Öffentlichkeit durch Öffentlichkeitsarbeit? - Michael Brüggemann
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Ausgangspunkt dieses Buches ist das Vermittlungsproblem EU: Die europäische Integration ist ein Elitenprojekt geblieben, dem viele Bürger mit Unverständnis begegnen. Abhilfe wird von der Entwicklung einer europäischen Öffentlichkeit erwartet. Die Genese eines solchen Kommunikationsforums zwischen Bürgern und EU zu fördern ist daher erklärtes Ziel der EU-Kommission. Sie begreift Kommunikation als den Gegenstand einer neu zu entwickelnden Policy. Europäische Öffentlichkeit durch Öffentlichkeitsarbeit? Michael Brüggemann hat Ansprüche und Realitäten der neuen Informationspolitik der EU-Kommission gegenübergestellt und erklärt die Diskrepanz. Er entwickelt ein aussagekräftiges Konzept von Informationspolitik und schlägt eine Brücke zu normativ anspruchsvollen Modellen von Öffentlichkeit.

Dr. phil. Michael Brüggemann forscht und lehrt zu Fragen internationaler und transnationaler Kommunikation am gemeinsam von Jacobs University und Universität Bremen getragenen Sonderforschungsbereich 'Staatlichkeit im Wandel'.

Dr. phil. Michael Brüggemann forscht und lehrt zu Fragen internationaler und transnationaler Kommunikation am gemeinsam von Jacobs University und Universität Bremen getragenen Sonderforschungsbereich "Staatlichkeit im Wandel".

Vorweg ein Dank an alle, die mir dabei geholfen haben! 6
Inhalt 8
I Einleitung 14
1 Forschungsinteresse 15
2 Grundbegriffe 17
3 Forschungslücke 18
4 Aufbau der Arbeit 21
II. Vermittlungsproblem EU 24
1 Die drei Ebenen des Vermittlungsproblems 25
2 Europäische Öffentlichkeit als Lösung des Problems 36
III Modell europäischer Informationspolitik 40
1 Demokratisches Regieren und Öffentlichkeit im Wandel 40
2 Informationspolitik zwischen Politik und Öffentlichkeit 63
3 Das Ethos einer europäischen Informationspolitik 91
IV Methodik 109
1 Untersuchungsdesign 110
2 Untersuchungsmethoden 112
V Geschichte und Gegenwart europäischer Informationspolitik 120
1 Kurze Geschichte der Informationspolitik der EU 121
2 Akteure der Informationspolitik im Mehrebenensystem 128
3 Die Informationspolitik der Kommission nach der Jahrtausendwende 140
4 Instrumente und Ressourcen der PR 151
5 Das Transparenzregime der EU 166
VI Fallstudie: PR für die EU-Erweiterung 178
1 Das politische Projekt Erweiterung und seine Vermittlung 179
2 Konzeption und Strukturen der PR für die EU-Erweiterung 190
3 Die PR-Aktivitäten: Wie die Erweiterung zu den Bürgern kam 200
4 Die Vermittlungsprobleme der Kommission 242
VII Resümee und Ausblick 265
1 Europäische Öffentlichkeit durch Öffentlichkeitsarbeit? 265
2 Paradigmenwandel europäischer Informationspolitik? 283
3 Informationspolitik und Öffentlichkeit: Potenzial und Grenzen 288
4 Agenda für die Forschung 293
VIII Literaturverzeichnis 298
IX Anhang 318
1 Dokumentation der Experteninterviews 318
2 Dokumentation der Umfragen 322
3 Dokumentation der Dokumentanalyse 325

III Modell europäischer Informationspolitik (S. 39-40)

Dieses Kapitel entwickelt ein Modell zur Analyse der Informationspolitik der EU. Mit den daraus abgeleiteten Kriterien lässt sich das Potenzial der Informationspolitik der EU evaluieren, zur Genese einer europäischen Öffentlichkeit beizutragen. Die Entwicklung eines solchen Modells erfordert eine Auseinandersetzung mit dem Begriff Öffentlichkeit (Abschnitt 1) und mit dem Begriff PR (Abschnitt 2). Auf diese Basis können dann konkrete Kriterienkataloge für die empirische Analyse entworfen werden (Abschnitt 3).

1 Demokratisches Regieren und Öffentlichkeit im Wandel

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Öffentlichkeit empirisch und normativ? In welcher Beziehung stehen Politik und Öffentlichkeit und wie hat sich diese Beziehung im Rahmen der aktuellen Veränderungen von Staatlichkeit und Mediensystem entwickelt? Dieses Kapitel widmet sich den Grundbegriffen, die den Rahmen des Konzepts Informationspolitik bilden. Öffentlich ist zunächst einmal das, was nicht geheim und nicht privat ist (Peters 1994: 43, Kleinsteuber 2004c: 601, Gerhards/Neidhardt 1991: 32). Damit enthält der Begriff Öffentlichkeit das Prinzip der offenen Zugänglichkeit.

Dies ist ein notwendiges, aber nicht hinreichendes Kriterium. Auch öffentliche Toiletten seien offen zugänglich, merkt Luhmann polemisch an (Luhmann 2004 [1995]: 184). Öffentlichkeit ist ein allgemein zugängliches „Kommunikationsforum für alle, die etwas sagen, oder das, was andere sagen, hören wollen" (Neidhardt 1994: 7). Dieses Forum wird zur politischen Öffentlichkeit, wenn dort Angelegenheiten verhandelt werden, denen Relevanz für die Allgemeinheit zugeschrieben wird. Es geht um Aktivitäten mit Folgen für andere Menschen. Es geht um die ‚res publica’. Politik bezeichnet seit Aristoteles die auf die Polis bezogenen Angelegenheiten, die die Bürger als Gemeinschaft angehen. Diese Angelegenheiten mit allgemeiner Relevanz wurden wiederum im Idealmodell der griechischen Demokratie öffentlich auf der Agora verhandelt – im Gegensatz zu den Privatangelegenheiten der Bürger. In der für alle zugänglichen offenen Beratung und Entscheidung über die allgemeinen Angelegenheiten realisiert sich Demokratie.

Demokratie wird daher zuweilen als „Regierung durch Diskussion" bezeichnet (Barker 1948: 60, vgl. van den Daele/Neidhardt 1996: 12). Zwischen den aufeinander bezogenen Begriffen Demokratie, Öffentlichkeit und Politik ergeben sich die folgenden drei Relationen:

(1) Politik kann öffentlich, muss aber nicht öffentlich sein. Denn Politik kann grundsätzlich auch Arkanpolitik sein, die geheim verhandelt, beschlossen und umgesetzt wird. Politische Kommunikation läuft im Arkanbereich des politischen Systems und im Raum politischer Öffentlichkeit ab (Marcinkowski 2001: 246). „Öffentlichkeit [...] ist der Ort, an dem die politische Kommunikation sichtbar wird, das politische Handeln aus dem Arkanbereich des Politischen heraustritt" (Beierwaltes 2000: 58). Je mehr sich politische Kommunikation aber nur im Arkanbereich abspielt, desto weniger demokratisch ist sie. Eine solche Politik mag aus Sicht der Akteure noch ‚government for the people’29 sein, aber ein zentraler Mechanismus, der dies sicherstellt, die öffentliche Debatte über Politik, ist außer Kraft gesetzt. Undemokratische Politik unterdrückt Meinungs- und Medienfreiheiten und weitet den Arkanbereich politischen Entscheidens so weit wie möglich aus. Aber auch in Demokratien wird immer eine Lücke zwischen den politischen Prozessen im Arkanbereich und der öffentlichen Darstellung von Politik klaffen.

(2) Öffentlichkeit kann politisch, muss aber nicht politisch sein. Öffentliche Debatten sind dann politisch, wenn sie einen Bezug zur ‚res publica’ haben. Eine Debatte über Fußball kann also öffentlich sein im Sinne von allgemein zugänglich. Sie ist aber nur dann politisch, wenn es beispielsweise um die allgemeine Regelung der Sicherheit in Stadien oder den Nutzen des Fußballs für die Erziehung der Jugend geht und nicht nur um persönliche Präferenzen für bestimmte Vereine oder Trainer. Auch die Diskussion über die Grenzen dessen, was Politik und nicht reine Privatsache ist, gehört zu den Diskussionsgegenständen einer politischen Öffentlichkeit. Bis heute wird darüber gestritten, wo der ‚Oikos’ aufhört und die ‚Polis’ anfängt.

Erscheint lt. Verlag 20.8.2008
Reihe/Serie Medien • Kultur • Kommunikation
Zusatzinfo XII, 323 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Sozialwissenschaften Kommunikation / Medien
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Europäische / Internationale Politik
Schlagworte Dialog • EU • EU-Kommission • Europäische Integration • Europäische Union (EU) • Kommunikation • Kommunikationspolitik • Öffentlichkeitsarbeit • PR • Public Relations • Transparenzregime
ISBN-10 3-531-91058-2 / 3531910582
ISBN-13 978-3-531-91058-1 / 9783531910581
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