Still die Badewanne voll! Das freie Säugen: Methode mit Brüsten, Nippeln und Co

Buch | Softcover
80 Seiten
2011 | 1., Originalausgabe
edition riedenburg (Verlag)
978-3-902647-46-7 (ISBN)
9,90 inkl. MwSt
Mach dich frei von gekauftem Muttermilch-Ersatz und produziere eigene Premium-Milch!Du möchtest wissen, was du mit deinen Brüsten so alles anstellen kannst? Wenn erst mal Milch drin ist, gibt's kein Halten mehr, denn du hast die besten Durchlauferhitzer der Welt eingebaut und dein Baby wird den Mund nicht voll genug kriegen können. Leg los und fang einfach an zu stillen! Bequem und kostenlos kannst du dein Kind mit diesen unsagbar sanften, rosaroten Milchtüten ernähren und ihm gleichzeitig sehr, sehr nahe sein - überall und zu jeder Zeit.Doch auf dem Weg zur Langstreckenstillerin gibt es für dich eventuell einige Hürden zu meistern. Anfangs bist du ... genau, eine Anfängerin. Und obwohl du mit Busen zur Welt gekommen bist und die Busen-Bedienung im Säugefall eigentlich intuitiv ablaufen sollte, kann es zwicken, zwacken und sogar vampirhafte Züge annehmen: Dann nämlich, wenn du die Nacht zum Tag machst, dich rund um die Uhr bereitwillig aussaugen lässt und das Baby wegen deiner blutigen Brustwarzen selber roten Sabber spuckt.Stillen ist eben nichts für schwache Nerven. Aber vor allem die Nerven der Umgebung werden gefordert sein, wenn du deine Titten überall auspackst und dich der Muttermilchersatzindustrie konsequent verschließt. Als Stillerin ist an dir eine gute Kundin minderwertiger Produkte verloren gegangen! Und weil vor allem die anderen dank werblicher Dauerberieselung zu wissen glauben, wie wichtig Fläschchen, Gläschen und Breikocherei sind, hast du spätestens im zweiten Lebenshalbjahr deines Kindes Erklärungsbedarf, warum du noch immer nach Lust und Laune frei säugst und mit Brüsten, Nippeln und Co arbeitest. Verkaufe Kritikern deine Entscheidung fürs Stillen eigenmächtig und teste die hormonell bis ins Feinste ausgeklügelte Sogwirkung deines vorzüglichen Bio-Milch-Ladens!

Die Autorin, Dr. phil. Caroline Oblasser, verfügt selbst über jahrelange Stillerfahrung. Vor allem nach der Hausgeburt ihrer zweiten Tochter hat sie entdeckt, wie harmonisch sich die körpereigene Babyernährung in den Alltag einer berufstätigen Frau integrieren lässt. Ihre gesammelten Tipps für Stillmütter hat sie ohne Beigabe künstlicher Zusatzstoffe in diesem Büchlein leicht verdaulich zu Papier gebracht. Vorbereitung aufs Mamasein und Stilltreffen im Internet unter www.privatgeburt.de

Deine Brüste, ja, die können was!. 6
Probleme und Schmerzen beim Stillen - was tun?. 9
Annas Katzenbrüste und die Badewannen voller Milch. 12
Wie ging es weiter?. 23
Tante Lore und der Fencheltee. 26
Wie ging es weiter?. 28
Das freie Säugen: Jede Menge Muttermilch-Wissen für den Start. 29
Stillen macht glücklich - aber du beginnst als Laie. 29
Richtiges Andocken: Damit das Baby gut dranhängt. 30
Private Ruhe für deine unbezahlten Höchstleistungen. 30
Butterblumen-Milch, reichhaltig und fett. 31
Milcheinschuss und elfenbeinfarbene Folgemilch. 34
Das Baby will trinken, aber es klopft auf Holz. 35
Stille nach Bedarf. 36
„Leere“ Brüste gibt es nicht. 37
Welcher Brustwarzen-Typ bist du?. 37
Stillst du noch oder nuckelt es schon?. 38
Hüte dich vor wunden Brustwarzen. 38
Es blutet, schmerzt und brennt total: das hilft. 39
„Verirrte“ oder verstopfte Mini-Brustwarzen. 40
Stillverweigerung: Rotz und andere Hindernisse. 40
Das Baby kränkelt: Die Stillmama im Stress. 43
Der Milch-Stau-See. 43
Wohin mit der überschüssigen Milch?. 44
Stil(l)- und Kleidungstipps. 45
Wirst du eine Langstreckenstillerin?. 48
Wenn das nächste Kind kommt - neu oder doppelt stillen. 48
Zum raschen Nachlesen: Muttermilch, von Natur aus perfekt konzipiert. 52
Stille Gedanken für den Alltag von Abmelken bis Zyklus und Verhütung. 56
Hilfreiche Adressen. 72
PLUS: Raum und Platz für deine stillen Erinnerungen - zum späteren Beweis dafür, wie lebhaft die angeblich „stille“ Zeit bei dir war.

Deine Brüste, ja, die können was! Du hast dir dieses Buch gekauft oder es geschenkt bekommen. Warum eigentlich? Bist du neugierig, was du mit deinen Brüsten alles anstellen kannst? Oder stillst du bereits und möchtest wissen, wie lange das noch geht? Vielleicht bist du noch gar nicht Mutter, hast aber aus der kommerziellen Produktwerbung bereits gelernt, dass ganz kleine Babys zwar besser mit Muttermilch ernährt werden – die etwas größeren Kinder jedoch angeblich das aus Bröselmilch angemischte „Fläschchen“, Wegwerfgläschen und Breie aus Papp-Packungen bekommen? Ich möchte dich dazu einladen, deine Brust, deine Brüste, deinen Busen, deine Titten, deine Möpse, deine wie auch immer bezeichneten und gearteten Nippelträger als potente Partner neu zu entdecken und dem, was dir naturgemäß gegeben ist, vorurteilsfrei zu begegnen. Egal, ob groß, klein, unförmig oder „perfekt“ geformt – das wahre Geheimnis deiner Brust lässt sich von außen nur vermuten. Erst als Stillende weißt du, was wirklich in deiner Dauermilchmaschine steckt und zu welchen Höchstleistungen sie rund um die Uhr im Stande ist. Wie es sich anfühlt, wenn die Milch einschießt und der Gedanke ans Baby schon ausreicht, das T-Shirt nass zu machen – ganz ohne Strom. Stillen, das bedeutet vollkommene Vereinigung mit dem Säugling, Unabhängigkeit von Muttermilch-Ersatzprodukten, seinem Kind das uneingeschränkt Beste geben. Nicht nur Nahrung, sondern auch Wärme, Zärtlichkeit und schlichtweg sehr private Mutter-Zeit. Ganz schön viel Mutter-Zeit, wie du feststellen wirst, und für manche Anhängerinnen des freien Stillens etliche Jahre der durchaus gemütlichen, mitwachsenden Ein- oder Mehrmundbesauferei. Aber Schluss mit der reinen Lobhudelei über das Stillen. Stillende wissen, dass das Stillen nicht immer einfach ist, auch wenn unsere Brüste angewachsen sind und wir doch davon ausgehen sollten, sie „bedienen“ zu können. Und noch nicht Stillende werden für den Fall des Still-Versuches erfahren, dass Stillen zwar das Natürlichste der Welt ist, jedoch auch Routine erfordert und Disziplin, Verzicht und Zuversicht – und manches Mal das Aushalten von wirklich gemeinen, direkt ins Hirn schießenden Schmerzen. Du kannst sogar richtig krank werden durch schlechte Stillpositionen, dauernden Schlafentzug und permanente Überlastung – aber du kannst dich auch gesund stillen und um den gesunden Verstand stillen. Du kannst stillen, so lange du möchtest, bis du alt und grau bist, und vielleicht findest du deine spätere Profession als Amme über den ersten, schmerzhaften Stillversuch am eigenen Wurm – wer weiß? Doch zurück zum Thema. Du überlegst, ob sich das Stillen wirklich lohnt und möchtest wissen, was du dafür bekommst? Aus deiner Sicht: die Bestätigung, stillpotent zu sein. Eine gewissermaßen lebenslange Auszeichnung für dich und deine Brüste. Diese Auszeichnung, für die es keine Plakette, keinen Pokal und leider Gottes auch kein Geld gibt, ist nicht käuflich, nicht retournierbar und nicht auf andere übertragbar. Schon gar nicht auf deinen Partner, der sich über Wochen, Monate und vielleicht auch Jahre fragen wird, wie es sich anfühlt, wenn ein glücklich schmatzendes Baby, Kleinkind und vielleicht sogar Schulkind ihre Mama der Brüste wegen noch einen Tick lieber hat als sonst. Als stillpotente Frau • kannst du deine Brüste bedienen und weißt auch, wie sie sich von anderen kleinen Personen bedienen lassen • hast du die Vorzüge deines Frauenkörpers voll ausgeschöpft und brauchst dir nicht weismachen zu lassen, dass beim warmen Abspritzen und Absaugen zu wenig weißliche Flüssigkeit aus deinen Nippeln herauskommt • ernährst du dein Kind optimal, denn wer außer dir könnte eine täglich variable, leckere Geschmacksmischung höchst effizienter, einzig von positiven Nebenwirkungen begleiteter Systembausteine für genau dein Kind produzieren, die noch dazu rund um die Uhr verfügbar ist • nimmst du angeblich ab, wenn du das überhaupt vorhast • wirst du zwar nicht am Busen, aber vielleicht finanziell eintrocknen, weil du in der vielen verstillten Zeit keiner Erwerbstätigkeit nachgehst und außerdem langsam aber sicher verblödest, so dass du auch nach der aktiven Stillzeit dementer bist als zuvor und dir um langweilige Bürotage keine Sorgen mehr zu machen brauchst. Dieser Punkt der Aufzählung ist eine gemeine Unterstellung, aber vielleicht hattest du ohnehin vor, dich nach der Geburt selbstständig zu machen und so Herrin deiner Zeit, des Tages, der Nacht sowie deiner, sagen wir, adaptierten geistigen Fähigkeiten zu sein. Stillpotente Frauen nehmen sich das, was ihnen zusteht, und zwar das Beste. Und das noch dazu kostenlos, rund um die Uhr, unter der Woche, an Wochenenden, Feiertagen, im Sommer, Winter, zu Hause oder auf Reisen, auf der Erde oder im Weltall – solltest du Astronautin sein und einen Säugling bei der nächsten Mission dabei haben. Nach einigen erfolgreichen Jahren der Stillbeziehung zu meinen Kindern und einem recht schweren Stillstart, der durch eine unnötigerweise an mir vorgenommene Bauchoperation verursacht worden war, habe ich nun dieses Buch geschrieben – auch deswegen, um nie zu vergessen, wie die ganze Stillerei so vor sich ging und welche Gedanken mir durch den Kopf geschossen sind, wenn ich das Stillen besonders genossen habe oder es mir, warum auch immer, gerade einmal wieder unglaublich auf den Geist gegangen ist. Du kannst als Mädchen gar nicht jung genug sein, dich mit deiner persönlichen Stillpotenz zu beschäftigen! Hör nicht auf Gerüchte und doofe Sprüche bezüglich Größe oder Form deiner Brüste. Das alles ist zufällig so zu dir gekommen und wurde dir von deinen Erzeugern mitgegeben. Für das Stillen macht es auch herzlich wenig Unterschied, welche äußere Beschaffenheit deine Brüste haben – auf die inneren Werte kommt es hier an, und die sind unabhängig vom Fettgewebe außendrum bei uns Frauen naturgemäß vorhanden, wenn es um die stillpotente Stillbrust geht. Ich hoffe, dass dir dieses Buch Spaß machen wird und du Lust verspürst, • deine Brüste selber zu walken und zu kneten und sie walken und kneten zu lassen, • deine Brüste säugen zu lassen und auch mal selbst an ihnen zu saugen (probier es aus, das könnte auch bei sehr kleinen Brüsten klappen – und wenn du gerade stillst, kannst du so selber Milch bei dir trinken), • deinen Brüsten ohne Maschinen das weiße Gold abzuzapfen und • dich bedingungslos auf das Abenteuer Stillen einzulassen, wenn es einmal so weit ist. Stillen ist tatsächlich ein Abenteuer, denn du weißt nicht, was auf dich zukommt. Später dann, beim zweiten, dritten und allen weiteren Kindern hast du das Stillen vielleicht(er) im Griff. Vor der ersten Stillzeit jedoch bist du eine Anfängerin. Das Gute daran: Du brauchst fürs Stillen keinen Stillführerschein, den du in irgendeinem Vorbereitungskurs erwirbst oder gegen teures Geld in der Stillführerscheinschule kaufen musst. Die richtige Vorbereitung auf das Stillen ist vielmehr, deine Brüste zu lieben und sie als verlängerten Futterlöffel zu betrachten. Diese zwei reifen, potenten Milchknospen werden dir viel Arbeit abnehmen, dir aber auch manch schlaflose Stunden bescheren. Als echte Abenteurerin und Forscherin weißt du jedoch, dass es auf ausgetretenen Pfaden wenig Neues zu entdecken gibt und der erste Schritt in eine neue Welt daher besonders spannend ist. Dieses Buch können Mädchen und Frauen alleine oder gemeinsam mit der besten Freundin lesen. Aber auch deine Mutter ist vielleicht daran interessiert, es einmal durchzublättern, und wird dir dann eventuell berichten wollen, ob und wie lange sie dich (und deine Geschwister, und vielleicht noch andere) gestillt und wie sie diese Zeit in Erinnerung behalten hat. Vergiss nicht, dass du nach der Geburt eines Kindes auf unbestimmte Zeit und in unbestimmter Menge perfekt abgestimmte Muttermilch produzieren kannst, solange die Nachfrage da ist, denn die Nachfrage bestimmt das Angebot. Wenn das kein Wunder ist – was dann? Probleme und Schmerzen beim Stillen – was tun? Solltest du Probleme beim Stillen haben – was für eine Anfängerin nichts Ungewöhnliches ist – und/oder deine Stillschmerzen trotz der im Buch beschriebenen Linderungsmethoden unvermindert stark und störend weiter andauern, zögere bitte nicht, eine Hebamme, eine Stillberaterin, eine(n) Ärztin / Arzt deines Vertrauens oder eine(n) anderweitige(n) Therapeutin / Therapeuten zu befragen. Auch stillende Mütter und Frauen, die früher einmal selbst gestillt haben, sind Still-Expertinnen. Sie können dir eine gute Stütze in nicht so leichten Stillzeiten sein und dich dabei ermutigen, einen schmerzfreien Weg zu finden. Beschreibe, wie genau dein Stillproblem beschaffen ist und welche Art von Schmerzen du wahrnimmst. Bedenke, dass deine Brust zwar „automatisch“ Milch erzeugt, körperlicher / seelischer Stress, Unwohlsein, gewisse Nahrungsmittel oder Krankheiten das Stillen jedoch negativ beeinflussen können. Nun aber zurück zum Wunder des Stillens und den Geschichten von Anna, Eva und Tante Lore…

Anna sitzt auf dem Balkon und genießt sommerliche 30 Grad. Ihre Kinder sind das erste Mal, seit sie auf der Welt sind, nachts nicht bei ihr – und das bedeutet für Anna, dass seit über 6 Jahren das erste Mal abends, nachts, morgens und nachmittags nicht gestillt werden wird. „In der Anfangsstillzeit wäre das nicht gegangen“, erinnert sich Anna an früher, „da hätte ich nach einem halben Tag pralle Brüste und spätestens am nächsten Morgen einen schmerzhaften Milchstau gehabt, autsch.“ Warum Anna noch immer stillt, weiß sie eigentlich gar nicht so genau. Es hat sich so ergeben und fühlt sich einfach richtig an. Während sie ihre Brüste und die schlafenden Nippel betrachtet, klingelt ihre Freundin Eva an der Tür. „Eva, ich hatte ja ganz vergessen, dass du vorbeikommen wolltest – es lebe die Stilldemenz“, lacht Anna über sich selber, und Eva verschwindet mit dem Hinweis „muss mal“ aufs Klo. Eva ist schwanger mit ihrem ersten Kind. Als sie vom Toilettenbesuch zurück kommt, fällt sie müde und mit leicht geschwollenen Beinen auf Annas Couch. „Also ehrlich“, stöhnt sie, „so eine Schwangerschaft hätte ich mir leichter vorgestellt. Und meine Titten werden auch immer draller, die platzen bald noch. Fühl‘ mich jetzt schon wie eine Kuh.“ „Ich kann dich beruhigen“, kichert Anna, „wenn sie überhaupt annähernd mal platzen, dann erst nach dem Milcheinschuss, so zwei oder drei Tage nach der Geburt, und selbst dann platzen sie natürlich nicht, das wäre ja ganz schön doof von deinem Körper. Vergiss nicht, ein Foto von deinen Monster-Bubus zu machen, wenn die Milch das allererste Mal eingeschossen ist! Dieses Ergebnis bekommst du sonst nur auf chirurgischem Weg. Aber leider ist der Wunderbusen nach einigen Tagen wieder abgeschwollen auf normale Stillgröße. Oder zum Glück – der wird nämlich ganz schön heiß und fühlt sich absolut unnormal an. Ich hab damals Quarkwickel draufgemacht, hat zwar ziemlich ekelhaft gestunken, war aber eine deutliche Erleichterung.“ Stillen? Wunderbusen? Quarkwickel? Damit hatte sich Eva eigentlich noch überhaupt nicht auseinandergesetzt. Eheseminar, Schwangerschaft, vielleicht noch einen Geburtsvorbereitungskurs bei der Hebamme, ok, aber für danach – was sollte nach der Geburt schon Großartiges passieren? Dann war das Kind ja da und das Schwierigste überstanden. Der Wurm würde regelmäßig quäken und irgendwas würde man ihm dann wohl auch füttern. Stillen, so überlegt Eva insgeheim, das würde ja bedeuten, den Krümel rund um die Uhr bei sich haben und die Brust bei jeder Gelegenheit auch öffentlich hervorkramen zu müssen. „Weißt du eigentlich, wie viel Muttermilch ich schon produziert habe, seit Wölfchen und Jenny auf der Welt sind?“, unterbricht Anna den Gedankengang ihrer besten Freundin und stellt ihr ein Glas Wasser vor die Nase. „Nö, keine Ahnung.“ Eva trinkt ein paar Schluck und sieht sich das halbvolle Glas genauer an. „Da war ein Viertelliter drin, ein paar von diesen Gläsern wirst du wohl schon mit Muttermilch vollgemacht haben, wenn deine Kinder 6 und 3,5 Jahre alt sind und die Kleine immer noch den durstigen Mama-Saugnapf spielt.“ „Sie spielt nicht durstiger Saugnapf, sondern sie genießt ihre leckeren Mama-Zwischenmahlzeiten“, korrigiert Anna und zieht Eva sanft an den Ohren. „Aber zurück zur Schätzung, was glaubst du?“, will Anna wissen. „Hm, dann sagen wir einfach mal – 100 Liter Muttermilch.“ „Pah!“, lacht Anna, „da wären meine Saugnäpfe, wie du sie nennst, aber schon längst verdurstet. In Wirklichkeit waren es grob geschätzt weit über 500 Liter Muttermilch bis zum heutigen Tag, und das sind mehr als 3 volle Ladungen meiner schönen freistehenden Tigertatzen-Badewanne.“ Eva ist baff. Damit hätte sie nicht gerechnet, obwohl sie in der Schule in Mathematik die Einsen und Anna die Vieren geschrieben hatte. Aber über 5 Hektoliter und 3 Badewannen voller Muttermilch – und das aus Annas Katzenbrüsten? Das war zu viel des Guten. „Ne, ehrlich, das glaub ich jetzt nicht…“ Eva trinkt das Wasserglas leer und blickt an sich runter. „Ja jaaa“, tönt Anna und deutet auf ihre relativ flachen Brüste, „klein und fein, still dich ein. Die waren auch mal größer, aber jetzt sind sie auf Dauerbetrieb geschaltet und haben den idealen Härtegrad erreicht. Produzieren nur bei Bedarf, weil ich ja keinen Handel damit betreibe. Meine Milch wird täglich frisch gemischt und ich könnte auf diese Weise geradezu unendlich lange weiterstillen, bis zum Mars und wieder zurück.“ „Na, jetzt übertreibst du aber“, grinst Eva. „Weißt du, Eva, auch wenn es aus heutiger Sicht so aussieht, aber für mich war das Stillen anfangs gar nicht so leicht. Es hat sogar ganz unanständig weh getan und ich war kurz davor, die Flinte ins Korn zu werfen. Und weil Babys unendlich oft trinken wollen und du das gerade dann merkst, wenn es weh tut, war die Anfangszeit ziemlich heftig.“ „Und danach ging es besser?“ „Ja, schon. Du bekommst auch Übung im Umgang mit deinen Brüsten und guckst, dass das Kind die Warze ganz im Mund hat, sonst kannst du leicht mal wunde Brustwarzen bekommen – und das sind wirklich fiese Schmerzen. Ich glaube, irgendwann hat der Busen kapiert, dass er die Milch einfach laufen lassen soll, wenn am Nippel gesaugt wird. Vielleicht geht dieser Befehl auch vom Hirn aus, keine Ahnung.“ „Wunde Brustwarzen? Hört sich ja grauenvoll an!“ Eva lehnt sich schnaubend zurück und streichelt ihren Bauch. „Meine Warzen haben sogar geblutet, so sehr hatte die Kleine dran gelutscht“, legt Anna nach. „Und einmal hat Wölfchen dann Blut gespuckt, weil sie mein Blut ja zugleich mit der Muttermilch getrunken hatte. Das war vielleicht ‘ne Sauerei, und unsere liebe Tante Lore hatte den Schock ihres Lebens: Hilfe, das Kind verblutet, einen Arzt, einen Arzt!“ „Achtung, hier kommt Baby-Vampir Wölfchen!“, grummelt Eva mit betont tiefer Stimme. „Fertig machen für die nächste Filmeinstellung! Und ich dachte immer, Vampire hätten vor Werwölfen Angst.“ „Tja, ich bin ja froh, dass ich damals selber sofort wusste, woher das Blut kam, sonst wäre ich wohl noch wirklich in die Klinik gefahren, und wer weiß, wie es uns dort ergangen wäre.“ „Eh klar“, meint Eva, „sie hätten eine kräftige Knoblauchkette um Wölfchens Hals gelegt und dann den Geisterjäger gerufen.“ „Exakt!“, bestätigt Anna. Die Freundinnen lachen und prosten sich mit ihren Wassergläsern zu. „Auf unser Stillblut, Schwester der Nacht!“ „Auf unser Stillblut, Schwester des Tags, des Abends, der Nacht und der frühen Morgenstunden“, ergänzt Anna. „Weißt du, Eva, mit einem gestillten Säugling lernst du die Stunden des Tages und der Nacht ganz neu kennen. Die Zeiteinteilung wird irgendwie, sagen wir, flexibler.“ „Wie meinst du das?“, möchte Anna wissen. „Ich dachte, Babys schlafen dann schon bald mal durch, also zumindest die, die das Fläschchen bekommen. In der Werbung ist es jedenfalls so.“ „Durchschlafen?“ Anna lacht laut. „Lass mich überlegen, seit wann meine Kinder nun durchschlafen … nein, anders formuliert. Lass mich überlegen, wie oft sie überhaupt schon durchgeschlafen haben. Durchschlafen, was bedeutet dieses Wort eigentlich? Steht es im Duden? Wenn nicht, existiert es wohl auch nicht.“ Eva lächelt leicht irritiert. Ihr Schlaf war ihr heilig, und schon jetzt fand sie das Bedürfnis, nachts auf die Toilette zu gehen, besonders unangenehm. Wenn dann auch noch ein quengelnder Säugling dazu kommen würde, der außerdem an ihren schmerzenden Möpsen saugen wollte – nicht auszudenken!

Erscheint lt. Verlag 1.7.2011
Zusatzinfo florale Illustrationen; Werbesujet pro Stillen; Kleinkind an der Brust
Sprache deutsch
Maße 170 x 190 mm
Gewicht 133 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Schwangerschaft / Geburt
Schlagworte Baby • Babynahrung • Beikost • Besucherritze • Brei • breifrei • Brust • Brustentzündung • Brustwarze • Das Stillbuch • Ernährung • Ersatznahrung • Familientisch • Fläschchen • Flasche • Geburt • Hausgeburt • Hebamme • ich will bei euch schlafen • Kleinkind • Kochen • Milch • Milchstau • Muttermilch • Nahrung • Privatgeburt • Ratgeber • Säugling • Säuglingsnahrung • Schmerzen • Stillberaterin • Stillbuch • Stillen • Stillschwierigkeiten • Tandemstillen • Wunde Brustwarzen • Zwillinge
ISBN-10 3-902647-46-9 / 3902647469
ISBN-13 978-3-902647-46-7 / 9783902647467
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