Zen und die Kunst, durch ein Loch zu fallen

Alice trifft Buddha im Wunderland
Buch | Hardcover
192 Seiten
2010
Lotos (Verlag)
978-3-7787-8224-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zen und die Kunst, durch ein Loch zu fallen - Daniel Doen Silberberg
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Unterhaltung und Lebensschule - die Reise ins innere Wunderland


In ein Loch fallen und nicht wissen, was passiert - plötzlich ist da eine andere Welt, unverständlich und wirr, aber doch faszinierend. Wie Alice im Wunderland vor dem verrückten Hutmacher, stehen auch wir mitunter vor Situationen, die unser Weltbild völlig auf den Kopf stellen. Aber was ist wirklich verdreht: unsere Welt oder das Wunderland, wir oder die anderen?


Mit Esprit und Charme rüttelt Daniel Doen Silberberg an tief sitzenden Überzeugungen und begegnet unseren Schwächen und Marotten mit entwaffnendem Humor. Geschickt verknüpft er die weltberühmte Geschichte von Alice im Wunderland, buddhistische Weisheiten und Beispiele aus dem alltäglichen Leben miteinander. So gibt der Zen-Lehrer starke Impulse für Glück und Leichtigkeit im Alltag. Seine Ratschläge verschaffen einen Blick hinter die »Spiegel des Lebens«, darauf, wie wir wirklich sind. Eine Reise ins Wunderland, das in uns selbst liegt - wo wir inneren Frieden, Gelassenheit und Stärke finden.


Daniel Doen Silberberg ist Psychologe und praktiziert Buddhismus seit 30 Jahren. Als Zen-Lehrer gründete er die internationale Gemeinschaft Lost Coin Sangha, mit zahlreichen Mitgliedern in den USA und Europa. Der Autor lebt und arbeitet in San Francisco.

Vorwort Das Zen fhrt uns ber Vorstellungen, Worte und Ideen hinaus, ermglicht uns tiefe Einblicke in die Natur der Wirklichkeit und das wahre Wesen des Menschen. Seine Geschichte ist voller geschickter Mittel, diesen Prozess zu befrdern. Eines davon besteht darin, sich der Sprache zu bedienen, um die Sprache zu transzendieren. Von dieser Tradition zeugen zahlreiche Gedichte, Geschichten und Koans, Zwiegespre zwischen Lehrern und Schlern, aber auch Vortr lebender Zen-Meister. Ein bedeutendes Beispiel ist das Zenrin-kushu - eine Sammlung von Aussprchen aus dem Zen-Wald, von denen die meisten auf die chinesische Poesie zurckgehen. Die Gedichte, Sprche und Geschichten darin reprntieren also das kulturelle Verstnis einer anderen Zeit an einem anderen Ort und bauen auf den gemeinsamen Bildungs- und Wissenshintergrund ihrer Leser. Heute, da das Zen an unsere Ufer gesplt wurde und beginnt, die Kultur hierzulande zu durchdringen, knnen wir unsere westlichen Geschichten, Lieder und Gedichte nutzen, um seine Lehren zu kommunizieren. Und das sollten wir auch. Wir sollten uns auf unseren eigenen kulturellen Rahmen beziehen, auf die Flle unserer gemeinsamen Assoziationen, denn sonst beschigen wir uns am Ende nur mit exotischen Dingen aus lst vergangenen Zeiten und fernen Lern, die sehr wenig mit uns zu tun haben. Die Zeit ist gekommen, uns das Zen anzueignen, es stark zu machen und prse darzulegen. Doen Sen- sei bezieht sich in diesem Buch auf Lewis Carrolls Geschichte Alice im Wunderland. Er lt uns der Erfahrungen teilhaftig werden, die er und Alice machen, wenn sie in ein magisches Loch fallen und das Wunderland finden - einen unbegreiflichen Ort, an dem unsere Alltagskonditionierungen nicht das Geringste mehr taugen. Das Ganze ist im Grunde ein Abenteuer, genau wie auch dieses Buch etwas zu dem abenteuerlichen Unterfangen beitr, das Zen auf eine wirklich westliche Basis zu stellen und dabei doch seinen stlichen Ursprngen und Weisheiten treu zu bleiben. Ich hoffe sehr, dass das Zen eines Tages so tief in unserer westlichen Kultur verwurzelt sein wird, dass es nichts Ungewhnliches mehr ist, die Dinge, die wir gemeinsam haben, unsere Geschichten also, mit der Zen-Praxis zu assoziieren. Dieses Buch stellt schon einen gron Schritt in diese Richtung dar. Und ich hoffe doch sehr, dass Ihre Abenteuer mit Doen Senseis kreativen Lehren Ihnen helfen werden, sich fr diese unsere Welt, unser Wunderland, zu ffnen. Ich freue mich und bin stolz, dass ich einen kleinen Beitrag dazu leisten darf, seine Lehren in die Welt zu tragen. Genpo Merzel Roshi Salt Lake City, Utah, April 2009 Ejo war ein Schler von Zen-Meister Dogen. Im Zuge seiner Erkundigungen stieer eines Tages auf die Redensart Ein Haar geht durch die Zehntausend Lcher und erfuhr mit einem Mal die Erleuchtung. Am Abend ging er zu Dogen und sagte zu ihm: Ich frage nicht nach dem einen Haar, was aber hat es mit den Zehntausend Lchern auf sich? Dogen lelte und antwortete: Hindurchgegangen. Ejo verbeugte sich. Aus dem Denkoroku Was macht es schon, wie weit wir gehn, so gab der Fisch Bescheid. Da gibt es doch ein Ufer noch, fern auf der andren Seit'. Wenn weiter wir von England, sind nr bei den Franken - Nur keinen Schreck, geliebter Schneck, lass uns im Tchen schwanken. Kommst du, bleibst du, kommst du, bleibst du, kommst du mit zum Tanz? Kommst du, bleibst du, bleibst du, kommst du mit zum Tanz? Alice im Wunderland von Lewis Carroll Einleitung Alice fiel in ein Loch. Wie so viele Leute war auch sie ziemlich sicher, sich auf festem Boden zu befinden _ das hei so lange, bis sie es nicht mehr war. Das Loch, durch das sie fiel, war aber kein gewhnliches, sondern eine Tr, die in eine andere Welt fhrte. Wir begleiten Alice auf ihren Abenteuern in der Welt, die jenseits dieser Tr liegt, und bekommen dabei das Gefhl, dass ihr frheres Leben ziemlich brav war, dass darin alles in sehr geordneten Bahnen verlief und nun, auch ein wenig Langeweile herrschte. Mit ihrem Sturz in den Kaninchenbau ert sich alles. Die Regeln kehren sich um und verblassen wie das Leln der Grinsekatze. Sowohl fr Alice als auch fr uns als Leser wird niemals wieder etwas sein wie frher. Auch der Weg des Zen kann uns derart durcheinanderwirbeln und eine ganz bestimmte Art innerer Disharmonie erzeugen, in der sich die vertrauten Harmonien und Melodien pltzlich nicht mehr anhren wie gewohnt. Aber Disharmonie hei ja nicht, dass es keine Harmonie g, es ist nur eine andere Art von Harmonie. Um die Wahrheit und die Schnheit dieser dissonanten Musik erleben zu knnen, muss Alice allerdings ihre Erwartungen aufgeben und alles so nehmen, wie es ist. Wenn wir es ihr gleichtun und unsere Erwartungen ebenfalls an den Nagel hen, knnen vielleicht auch wir eine andere Wahrheit hren und sehen. Und dann erkennen wir uns mglicherweise sogar zum ersten Mal selbst in aller Deutlichkeit. Auf ihrer Reise erlebt Alice allerlei wundersame Dinge und unterh sich mit aurgewhnlichen Gestalten. Sie begegnet sprechenden Spielkarten, Flamingos, die Krocketschlr sind, einer blutrnstigen Knigin und einer verschwindenden Katze. Diese Welt, die Alice als vllig ungewohnt, unberechenbar und unerhrt empfindet, ist das Wunderland. In unserem Leben wird das Wunder leicht falsch verstanden oder geht gar ganz verloren. Und wir vergessen nur allzu hig, dass sich weder diese gro, undurchschaubare Welt noch unser Leben auf eine hfliche, artige Logik reduzieren lassen. Im Diamant-Sutra sagt der Buddha: Diese Welt ist keine Welt und wird daher nur behelfsmg Welt genannt. Die Schlsse, die wir ziehen, und unsere Vorstellungen verdecken die Wahrheit. Die Verkrustungen unserer Gedanken ber die Welt Schicht fr Schicht abzutragen ist eine Reise, ist Freude und ung. Und genau wie Alice knnen auch wir einen Weg finden, der wundersamerweise verloren war, der Herz hat und wahr ist. Der Buddha sprach viel vom anderen Ufer, einem Ort, an dem die Selbsttchungen von uns abfallen und wir die Welt klar erkennen. In der Zen-Praxis chanten wir am Ende des Herz-Sutras: Gegangen, gegangen, zum anderen Ufer gegangen. Das andere Ufer ist der Bereich, in dem Krper und Geist wegfallen und wir erkennen, dass wir eins mit allem sind. Darunter stellt man sich oft etwas irgendwann Kommendes vor, etwas, das in der allgemeinen oder auch individuellen Zukunft liegt. Viele von uns wollen dorthin gelangen und tfteln ausgeklgelte Pl und Projekte aus, um es zu erreichen. Dabei ist es nichts anderes als genau dieser Moment, dieses Leben, dieser Tod - dieses Wunderland. Wenn wir unsere Suche beharrlich fortsetzen und das Glck haben, auch ber einen Kaninchenbau zu stolpern, knnen wir unser eigenes Wunderland entdecken. Es liegt direkt vor unserer Nase, da, wo es schon immer war. EINS Tief in den Kaninchenbau Hast du das Rel inzwischen gelst?, wandte sich der Hutmacher wieder an Alice. Nein, ich gebe auf, gestand Alice. Was ist die Lsung? Ich habe nicht die geringste Ahnung, bekannte der Hutmacher. Ich auch nicht, schloss sich der Mhase an. Als mein Sohn Alex ungef zehn war, fand er pltzlich die Idee recht zu haben sehr spannend. Wir machten einen Frhlingsspaziergang und ich nannte ihm die Namen der Blumen, die wir sahen. Dies hier ist eine Leberblume und das ein Roter Storchen- Schnabel. Irgendwann schaute er zu mir hoch und sagte: Das hast du jetzt aber erfunden. Nein, hab ich nicht. Und er: Hast du doch. Seither sind unsere Gespre zu einer Art Ping-pong geworden, hchst konkurrenzbetont. Heute diskutieren wir ber so Sachen wie, welches Betriebssystem wohl das bessere sei. Dann behauptet Alex ein paar Minuten lang: Mac, ganz klar. Und ich halte dagegen: Das seh ich aber anders. Er sagt Ja und ich sage Nein. Ja, Nein - Ja, Nein, Ja, Nein. Dann tauschen wir die Rollen, einfach so. Dann sagt er Nein und ich sage Ja. Alex ist heute neunundzwanzig und ich bin neunundfnfzig, aber wir machen uns immer noch ber unsere Meinungen lustig. Dieses Ja-Nein, Ja-Nein ist letzten Endes auch die Essenz von Alice im Wunderland. In Alices oberirdischem Leben herrschen klare Regeln und alles hat seinen festen Platz. Am Anfang der Geschichte sitzt sie mit ihrer Schwester am Ufer eines Baches und spielt mit dem Gedanken, sich eine Geblmchenkette zu machen. Es ist ein ganz normaler Tag. Dann aber sieht sie ein weis Kaninchen, das eine Uhr aus der Westentasche zieht, folgt ihm und ft bald darauf in ein Loch. Ein sehr tiefes Loch. Nach ihrem Sturz ergibt nichts aus ihrem oberirdischen Leben mehr Sinn. Hier herrschen ganz andere Regeln. Sie schlendert etwas herum, wird zunst immer grr, dann beginnt sie zu schrumpfen. Sie begegnet allen mglichen Figuren, die sich allem Anschein nach berhaupt nicht an Regeln halten, und das ist ein echtes Problem. Diese Leutchen entsprechen nich absolut nicht Alices Vorstellungen oder Erwartungen. Nichts, was sie tun, h sie fr angemessen oder richtig. Irgendwann gelangt sie zum Fnf-Uhr-Tee des Verrckten Hutmachers. Er und seine Freunde, der Mhase und die Schlafmaus, sitzen unter einem Baum an einer langen Tafel. Mysteriserweise haben sie sich eng aneinandergedrt, alle auf derselben Seite des Tisches. Alice fragt, ob sie sich dazusetzen darf. Besetzt! Besetzt!, riefen sie gleich, als Alice nrkam. Aber es ist doch fast alles frei!, emprte sich Alice und liesich in einem Polstersessel am Kopfende nieder. Ein Glas Wein, bot der Mhase aufmunternd an. Alice schaut auf den Tisch. Da steht aber nur Tee. Ich sehe keinen Wein, bemerkte sie. Ist ja auch keiner da, bestgte der Mhase. Dann war das Angebot aber nicht sehr hflich, zrnte Alice. Es war auch nicht sehr hflich, sich unaufgefordert an unseren Tisch zu setzen, parierte der Mhase. Alice hat genaue Vorstellungen davon, wie die Dinge zu sein haben. Der Mhase, der Verrckte Hutmacher und die Schlafmaus haben ganz andere Vorstellungen. Fr sie ist am Tisch tatslich nichts mehr frei. Alice hingegen meint, da sei doch noch reichlich Platz. Genauso ist es mit dem Leben (und der ungspraxis am Anfang auch). Jeder hat seine eigenen Vorstellungen. Wir mauern unsere Her und verbauen uns damit eigenhig den freien Blick in den Himmel. Ob Alice wei wovon der Verrckte Hutmacher spricht? Aber wann sind wir schon mal bereit zuzugeben, dass wir auf irgendetwas keine Antwort haben? Bescheid zu wissen und im Recht zu sein ist uns weitaus lieber, als in einem Zustand der Verwunderung und Ungewissheit zu leben. Wenn wir ans andere Ufer gelangen - an den Ort, den ich das Wunderland nenne -, erfahren wir den Einen Geist. Der Eine Geist ist das, was wir erleben, wenn wir alles wegfallen lassen, was wir wissen. Das Letzte, was von uns abft, ist die Idee unseres Getrenntseins von der Welt. Sobald diese Idee nicht mehr da ist, sind Sie am anderen Ufer angelangt und erfahren den Einen Geist. Dafr lassen sich viele Worte finden, aber sie alle beschreiben etwas, was jeder fr sich allein erlebt, wenn das Denken zur Ruhe kommt und der Geist lange genug konzentriert bleibt. Du meinst, du kannst darauf die Antwort geben?, erkundigte sich der Mhase. Na klar!, bekrigte Alice. Dann solltest du das auch sagen, fuhr der Mhase fort. Hab ich doch, erwiderte Alice hastig, wenigstens - wenigstens habe ich das gemeint - und das ist ja wohl dasselbe. Keineswegs, widersprach der Hutmacher. Genauso knntest du behaupten, dass >Ich sehe, was ich esseIch esse, was ich sehe!Zu mgen, was wir haben, das ist Zen-Praxis. Und dabei ist unsere Toleranzschwelle in der Regel ziemlich niedrig, das hei: Nicht viel von dem, was wir haben, geft uns auch. Wir wollen etwas anderes. Das vielleicht, was wir meinen verdient zu haben, oder etwas, das unserer Meinung nach alle anderen haben. Genau wie Alice sind auch wir fest davon berzeugt, dass alles perfekt w, wenn nur die anderen ihr Verhalten ern wrden. Wenn wir nur woanders leben knnten, jnger wn, er wn, klger, dumpfer, dicker, dnner, attraktiver _ dann w das Leben einfach prima. Man sagt uns, wir mssten unbedingt eine bestimmte Schule besuchen, einen bestimmen Beruf ergreifen, einen bestimmten Menschen heiraten. We das nich der Knigsweg zum Glck sei. Das Problem ist nur: So recht glcklich scheint eigentlich niemand zu sein. Der ursprngliche Plan - genau zu wissen, wo man hin will und was man tut - funktioniert offenbar gar nicht. Und dann jammern wir, dass das Wunderland auch nicht so ist, wie es unserer Ansicht nach sein sollte. Genau das ist mir passiert. Es gibt da eine Geschichte aus meiner frhen Zen- Praxis, ber die ich heute noch lachen muss. Im Jahre 1980 war ich Schler am Zen Mountain Monastery im Staate New York. Der Abt des Klosters war seinerzeit Maezumi Roshi, und John Dadio Loor (gest. 9. Oktober 2009), der spre Abt, hatte sich als Lehrer dort niedergelassen. Das Kloster existierte damals noch nicht sehr lange und mir oblag die Verwaltungsleitung. Zugleich war ich Meisterschler. Meine Aufgabe bestand darin, dafr zu sorgen, dass alles rund lief und das Kloster wuchs und gedieh. Das, was ich da tat, hielt ich fr ausgesprochen nobel, und vielleicht war es das ja sogar. Aber wie dem auch sei: Im Laufe der Zeit wurde ich selbstgerecht, leicht reizbar und intolerant. Eines Tages kam Daido in mein Bro. Er setzte sich und ich lud meine ganzen Sorgen und Beschwerden ber die Mitarbeiter bei ihm ab: Der eine tut das, der andere macht das nicht ^ Daido fragte mich, ob ich mich an die erste Zeile des Verses erinnere, den wir jeden Abend rezitierten, die vier Gelbde. Sicher, sagte ich. Die Zahl der Lebewesen ist unendlich. Ich gelobe, sie alle zu beschtzen.

Übersetzer Karin Weingart
Sprache deutsch
Original-Titel Wonderland - The Zen of Alice
Maße 125 x 187 mm
Gewicht 295 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Östliche Weisheit / Alte Kulturen
Schlagworte Alice im Wunderland (Carroll) • Alltag • Weisheit; Buddhismus • Zen • Zen / Zen-Buddhismus
ISBN-10 3-7787-8224-X / 377878224X
ISBN-13 978-3-7787-8224-8 / 9783778782248
Zustand Neuware
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