Naturwissenschaft

Was man wissen muss, um die Welt zu verstehen

(Autor)

Buch | Hardcover
384 Seiten
2010
Bertelsmann, C (Verlag)
978-3-570-01103-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Naturwissenschaft - Natalie Angier
22,95 inkl. MwSt
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Standardwerk über die modernen Naturwissenschaften


Naturwissenschaft ist cool, lustvoll und sehr aufregend. Die renommierte Wissenschaftsjournalistin ist überzeugt, dass es Spaß macht, die Sprache unseres Körpers zu verstehen, etwas vom Kleinsten und vom Größten zu wissen oder sich das gewaltige Heizkraftwerk Erde unter unseren Füßen vorstellen zu können. Wissenschaft ist keine Festung aus Fakten, sondern ein dynamischer Prozess, gespeist aus Neugier und Entdeckerfreude. Menschen mit naturwissenschaftlichem Basiswissen begreifen unseren Alltag besser und können genauere Fragen stellen, z. B. zu Klimawandel oder Gentechnik.


Das Buch lädt ein zu einer kurzweiligen Tour durch die abenteuerliche Welt des Wissens: leicht verständlich, amüsant und spannend wie ein Krimi.


Natalie Angier, geboren 1958, arbeitet als Wissenschaftsjournalistin für die New York Times, wurde mehrfach ausgezeichnet (z. B. mit dem Pulitzerpreis) und im deutschsprachigen Raum mit ihrem Bestseller "Frau. Eine intime Geographie des weiblichen Körpers" bekannt.

Als ihr zweites Kind dreizehn wurde, fand meine Schwester, es sei endlich an der Zeit, ihre Mitgliedschaft für zwei Lieblingsorte der Familie erlöschen zu lassen: das Naturwissenschaftsmuseum und den Zoo. Das sei Kinderkram, sagte sie mir. Der Geschmack ihrer Kinder hätte sich weiter entwickelt. Sie fänden jetzt Gefallen an subtileren Formen der Unterhaltung - Kunstmuseen, Theater, Ballett. Ob das nicht toll sei? Die Kinder meiner Schwester schossen in die Höhe, und mit ihnen wuchs ihre Aufmerksamkeitsspanne. Sie konnten stundenlang in einer Macbeth-Aufführung sitzen, ohne die Unterseite des Sitzes nach versteinerten Kaugummiresten abzusuchen. Nicht mehr dieses hektische Gehopse von einem interaktiven naturwissenschaftlich-technischen Exponat zum nächsten - hier ein Knopf, der künstliche Erdbeben auslöst, dort eine Kurbel, die zur Demonstration von Newtons Bewegungsgesetzen ein Räderwerk in Gang setzt, oder irgendetwas anderes zum Drücken, Drehen oder Ziehen. Wen interessieren schon die Informationstafeln? Hoppla, Charly, das Ding scheint nicht mehr zu funktionieren! Kein Nachäffen der Gorillas mehr, kein Streit über die strukturellen Gründe für die weiße Farbe des Eisbärenfells, keine Verwunderung über den seltsamen Spitzbart aus Speichel, der sich am Kinn des Dromedars sammelt. Seufz. Wie rastlos sind die Flügelschuhe der Zeit, wie unbeirrt zeigen ihre zierlich-spitzen Stahlkappen nach vorn. Und wie alltäglich ist dieser gutbürgerliche Übergangsritus zum Erwachsenendasein: von den Mangaben zu Modigliani, von T-Rex zu Ödipus Rex. Die unterschiedliche Akustik liefert den entscheidenden Hinweis. In Zoos und wissenschaftlichen oder naturgeschichtlichen Museen geht es laut und lebhaft zu - der Schwerpunkt liegt in den oberen Registern des Hörbereichs. Theater und Kunstmuseen murmeln in höflichem Bariton, und wenn Ihr Handy während einer Aufführung einen Beethoven-Jingle hinausplärrt - und Sie gar so barbarisch sind zu antworten -, hat das Publikum die Anweisung, Sie mit einem aufgerollten Programmheft zu erdrosseln. Wissenschaftsbegeisterung ist etwas für die Jungen, die Ruhelosen, die Ritalinkonsumenten. Es ist der Spaß in der Warteschleife, während Ihre Keimdrüsen eifrig reifen; der Tag, an dem die Pariser Vergleichsausstellung von Matisse und Picasso Sie mehr interessiert als der Omnimax-Film über Spinnen ist der Debütantenball für Ihr Gehirn. Hier bin ich! Komm und hol mich! Aber vergiss deinen Proust nicht! Selbstverständlich nutzte ich die Eröffnung meiner Schwester über die gecancelten Mitgliedschaften, um ihr kräftig den Kopf zu waschen. Was erzählst du da für einen Mist, die Naturwissenschaften sausen zu lassen, nur weil deine Kinder pubertieren? Soll das heißen, dass sie nichts mehr über die Natur zu lernen brauchen? Dass sie alles Nötige wissen über das Universum, die Zelle, das Atom, den Elektromagnetismus, die Geoden, Triboliten, Chromosomen und das Foucaultsche Pendel, dessen Verständnis sogar Stephen Jay Gould, wie er mir einmal erzählt hat, Schwierigkeiten bereitet? Und wie steht es mit diesen klug-verspielten optischen Täuschungen, auf denen du entweder eine Vase oder zwei Gesichter im Profil siehst, aber niemals zwei Gesichter und eine Vase, egal, wie sehr du dich konzentrierst, entspannst, die Augen flitzen lässt, sie zusammenkneifst wie Humphrey Bogart oder deinen Wahrnehmungsmechanismen befiehlst, nicht mehr so archaisch seriell zu sein und endlich Multitasking zu lernen? Sind deine Kinder wirklich bereit, sich nicht mehr um diese gewaltigen kosmischen Herausforderungen und Geheimnisse zu kümmern?, fragte ich sie. Bist du es? Meine Stimme klang etwas schrill, wie immer, wenn ich selbstgerecht werde, und meine Schwester, die daran gewöhnt ist, reagierte, gelassen wie immer, mit gesundem Menschenverstand: Die Mitgliedschaft sei teuer, ihre Kinder hätten genug naturwissenschaftlichen Unterricht in der Schule, eines von ihnen wolle sogar Meeresbiologie studieren. Was ihre eigenen Bedürfnisse angehe, so gebe es schließlich das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Warum ich das so persönlich nähme? Weil ich wachsam bin, murmelte ich. Gib mir eine Chance, und ich nehme sogar den Jetstream persönlich. Trotz meiner Ungeduld konnte ich meiner Schwester keinen Vorwurf daraus machen, dass sie eine der wenigen Verbindungen kappen wollte, die sie noch mit jenen menschlichen Tätigkeitsbereichen unterhielt, die als Naturwissenschaften bezeichnet werden. Bei all seiner Qualität ist das Oregon Museum of Science and Industry sicherlich auf Besucher eingerichtet, die jung genug sind, um Angebote zu schätzen wie die außerordentlich beliebte Fernsehserie »Grossology«, eine Rundreise durch die verrückte Welt der Körperflüssigkeiten und -funktionen. Die Kindheit ist die einzige Zeit im Leben, in der von allen Mitgliedern einer Altersgruppe erwartet wird, dass sie die Naturwissenschaften zu schätzen wissen. In den ersten Klassen der weiterführenden Schulen beginnt das große Sichten und Sortieren, das Abhaken von Federn, Fellen und Vergnügen, von den spannenden Geschichten über den Verdauungstrakt, bis die Naturwissenschaft zum abschreckenden Sprengel einer kleinen - und zudem noch schlecht gewandeten -Priesterschaft wird. »Grossologie« mutiert von cool zu uncool. Halbwüchsige Liebhaber der Naturwissenschaften sind bei uns lange nicht so zahlreich wie ihre Spitznamen: Geeks, Nerds, Eierköpfe, Gehirnwichser, Klugscheißer, Laborratten, Taschenträger etc. Wissenschaftsferne Teenager dagegen heißen schlicht »Teenager«, oder, untereinander, »Leute« - wie in »he, Leute« oder »na, ihr Leute«. Die Ihr-Leute haben in der Regel keine Schwierigkeiten, sich von den Geeks zu unterscheiden, die mit Reagenzgläsern durch die Gegend laufen. Doch wenn die Grenzen zu verschwimmen drohen, beeilt sich der Teenager, seine unstrittige Leute-Zugehörigkeit zu betonen, wie mir klar wurde, als ich neulich hinter zwei vielleicht sechzehnjährigen Mädchen ging. Mädchen A fragte Mädchen B, womit seine Mutter ihr Geld verdiene. »Sie arbeitet in Bethesda, an den NIH«, sagte Mädchen B und meinte damit die National Institutes of Health. »Sie ist Wissenschaftlerin.« »Oh«, sagte Mädchen A. Ich erwartete, dass sie so etwas hinzufügte wie »He, ist ja toll!« oder »Genial!« oder »Cool!« oder »Spitzenmäßig!« und vielleicht fragte, auf welchem wissenschaftlichen Gebiet diese außerordentliche Mutter arbeite. Stattdessen meinte Mädchen A nach kurzer Pause: »Ich kann Naturwissenschaften nicht ausstehen.« »Na ja, man kann sich seine Eltern halt nicht aussuchen«, sagte Mädchen B und warf sein sandfarbenes Haar mit einer raschen, verächtlichen Bewegung zurück. »Egal, was macht ihr Leute am Wochenende?« Von der Jugend zur Reife wird die Hecke zwischen coolen Naturwissenschaftshassern und uncoolen Naturwissenschaftsliebhabern immer höher und dichter und bildet Dornen aus. Bald erscheint sie fast undurchdringlich.

Erscheint lt. Verlag 17.2.2010
Übersetzer Hainer Kober
Sprache deutsch
Original-Titel The Canon
Maße 135 x 215 mm
Gewicht 628 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Schlagworte Naturwissenschaft
ISBN-10 3-570-01103-8 / 3570011038
ISBN-13 978-3-570-01103-4 / 9783570011034
Zustand Neuware
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