Die Macht der vier Winde

Eine Reise ins Reich der Schamanen
Buch | Softcover
416 Seiten
2009
Goldmann Verlag
978-3-442-21900-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Macht der vier Winde - Alberto Villoldo, Erik Jendresen
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Der junge Psychologe und Anthropologe Alberto Villoldo reist zu den Schamanen nach Südamerika, um 'die Psychologie der Heilung zu erforschen'. Er lernt Ayahuasca kennen, die Pflanzendroge, die Visionen und paranormale Erfahrungen hervorruft, und taucht tiefer in die Welt und das Denken der Schamanen ein, als er ursprünglich vorhatte. Es beginnt eine Reise in andere Dimensionen, die seine Anschauungen über die Wirklichkeit der Alltagsrealität aus den Angeln hebt.

Alberto Villoldo lebt in Los Angeles und ist klassisch ausgebildeter medizinischer Anthropologe. 25 Jahre lang bereiste er die Hochländer der Anden und des Amazonas und studierte die schamanischen Heilpraktiken. In seinen Seminaren führt er alljährlich Tausende von Medizinern und Laien in die energiemedizinischen Techniken ein.

1973 habe ich mich auf eine Reise begeben, die nie zu Ende geht. Sie hat als romantische Suche mit dem Ziel begonnen, die Wirkung eines legendären Zaubertranks zu erkunden. Inspiriert haben mich jugendlicher Idealismus und ein Ph.D.-Titel, der wie eine Karotte vor meiner Nase baumelte. Ich reiste nach Peru, ins Amazonasgebiet, und fand, wonach ich suchte. Das war der leichte Teil der Reise. Etliche Jahre, Bücher und Lebensabschnitte später fühle ich mich genötigt, die Geschichte meiner Reise zu erzählen, die Geschichte jener Jahre. Jede mystische Tradition, von der jüdischen Kabbala bis hin zu den Upanischaden der Hindus, geht davon aus, dass Dinge existieren, die erfahren, aber nicht wiedergegeben werden können. Sinneserfahrungen haben anscheinend gewisse Qualitäten, die sich einer Beschreibung entziehen. Häufig sind unsere lebhaftesten und wichtigsten Erlebnisse solche, die vollkommen verworren klingen, wenn wir darüber berichten; deshalb ist es besser, gar nicht erst zu versuchen, sie zu erzählen, als sie nur unzureichend wiederzugeben. Von dieser Art sind auch meine Abenteuer, und vor zwei Jahren steckte ich deshalb in einer Zwickmühle. Ich wollte meine Geschichte erzählen, wollte weitergeben, was ich in Erfahrung gebracht hatte, und doch wusste ich nicht, wie ich das machen sollte. Vor vielen Jahren sagte mir ein halbblinder Wahrsager, es gäbe zwei Arten von Menschen auf dieser Erde: die Träumer und die Geträumten. Ich brauchte jemanden, einen Mitträumer, dem ich vertrauen konnte, der daran glaubte, dass es Dinge gibt, die erfahren, aber nicht wiedergegeben werden können - und der trotzdem darüber zu schreiben gewillt war. Erik Jendresen und ich lernten uns 1979 kennen. 1982 zog er als Schriftsteller nach Mexiko; wir blieben zwar miteinander in Kontakt, sahen uns jedoch erst im Frühling des Jahres 1987 wieder. In der Zwischenzeit setzte ich meine Arbeit in Peru fort, während Erik für Bühne und Film schrieb. Im April 1987 reisten wir gemeinsam nach Brasilien und verbrachten drei Wochen mit Gesprächen, lasen meine Tagebücher und wanderten am Strand von Rio de Janeiro entlang. Die Macht der vier Winde ist die Frucht unserer Freundschaft und Zusammenarbeit. Es ist meine Geschichte, geschrieben in seiner Sprache, und sie ist wahr. Alberto Villoldo Palo Alto, Kalifornien Prolog Ich bin in Bewegung. Und atme. Ich krieche durch eine vielschichtige Wirrnis aus nassen Blättern, herabhängenden Schlingpflanzen, Rottönen, Gelbtönen, Grüntönen, grau gebleicht vom Mondlicht. Mein Kopf hängt fast auf den Boden. Schneller, japse ich. Der Boden gibt leicht nach unter dem Druck meiner. Hände und Füße? Sie bewegen sich im Rhythmus zu dem Hämmern in meiner Brust. Mein Atem ist heiß und feucht; mein Herz schlägt zu schnell, und trotz des dampfenden Urwaldgewirrs kann ich mich riechen. Es kommt eine Lichtung, und da sitze ich, mit gekreuzten Beinen, nackt und nassglänzend im Mondschein. Mein Kopf ist zurückgeworfen, meine Kehle gespannt, preisgegeben, die Arme sind locker ausgebreitet, die Handrücken auf dem Erdboden. Ich beobachte mich vom Saum des Urwalds aus. Bis auf mein Atmen Stille. Hinter mir regt sich der Urwald schlaflos. Ich bewege mich mit der Geschmeidigkeit eines Schattens, folge dem Rand der Lichtung, um meine Beute einzukreisen. Lautlos. Näher. Jetzt atmen wir gemeinsam. Mein Kopf fällt vornüber. Mein Kinn berührt die Brust. Ich hebe den Kopf, öffne die Augen und blicke in gelbe Katzenaugen, meine Augen, Tieraugen. Einen halben Zug lang stockt mir der Atem in der Kehle, dann strecke ich die Hand aus, um das Gesicht der Dschungelkatze zu berühren. 28. Oktober 1975 Dritter Tag im Urwald. Drei Tage des Wartens, während Ramón das ayahuasca zubereitet. Letzte Nacht war Vollmond, da hat er das stinkende Gebräu in den ausgehöhlten Stamm eines Baumes gestellt, der an der Lagune hinter seiner strohgedeckten Hütte steht. Heute Nacht werde ich das ayahuasca nehmen, und Ramón wird mich durch das Ritual geleiten und mich mit dem Tod bekannt machen. Diesmal bin ich vorbereitet. Dafür hat Antonio gesorgt, und Ramón weiß wohl, dass ich meine Arbeit getan habe, dass ich die Arbeit des Südens längst - war es vor zwei Jahren? - abgeschlossen habe. Ja. Dass der medico americano, der Gringo-Psychologe, mitten im Amazonasdschungel aufgetaucht ist und Geschmack findet an "der Rebe der Toten". Der Urwald hat mich in seinen Bann gezogen. Die Luft ist dick, nicht nur die übliche tropische Dichtigkeit. Sauerstoffreich, duftend, feucht, ja, aber sie fühlt sich wie Energie an. Die Kraft des Dschungels. Ich bin inzwischen viel empfindlicher für diese Gefühle. Ganz sicher hat es einen starken Einfluss auf meine Sicht der Welt. Eden. Der Garten Erde. Ich kann mir vorstellen, dass der Amazonas grundlos ist, ein Spalt in der Welt, aus dem sich die lebendige Seele des Planeten ergossen hat. Ein eigenes Leben, größer als die Summe seiner Teile. Letzte Nacht bei Vollmond ging ich weit von Ramón fort und setzte mich auf einer kleinen Lichtung in der Nähe einer überwucherten Tempelruine nieder, um über diese Kraft nachzusinnen. Ich weiß nicht, ob ich "meinen Körper verließ" und. der Jaguar wurde, der um mich herumschlich. Mein Pragmatismus ist zwar durch meine Abenteuer erschüttert worden, aber so viel ist mir doch noch erhalten geblieben, dass ich derartige Erfahrungen einordnen muss. Was ich weiß, ist, dass ich letzte Nacht irgendeinen Teil von mir kennenlernte, und mein Herz schlägt immer noch schneller, während ich das schreibe. Heute Nachmittag habe ich zur Vorbereitung auf diesen Abend gefastet. Ich habe mich zur Biegung des Flusses begeben und mich an meinem kleinen Sandfleck am Ufer an alles erinnert, was mich hierher getrieben hat und was heute Nacht die Halbzeit auf dem Weg durch das Medizinrad markieren wird. Wenn ich über die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre nachdenke, merke ich, dass ich nicht genug Einbildungskraft besitze, um das vorauszuahnen, was jenseits der heutigen "Arbeit des Westens" liegt. Kann es noch außergewöhnlicher sein als das, was schon war? Süden Der menschliche Geist befasst sich kaum mit der Gegenwart. Fast all unsere Augenblicke sind von Erinnerung und Vorahnung erfüllt. Samuel Johnson Ich verließ Kalifornien im Februar 1973. Es war Winter in San Francisco, als ich das Flugzeug bestieg, und Hochsommer, als ich in Lima, Peru, meinen Gurt löste.

Reihe/Serie Goldmann Arkana
Übersetzer Erika Ifang
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Four Winds
Maße 125 x 183 mm
Gewicht 344 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Östliche Weisheit / Alte Kulturen
Schlagworte Denken • Drogen • Erfahrungsbericht • Heilung • Pflanzen • Psychologe • Ritual • Schamane • Schamanismus • Südamerika
ISBN-10 3-442-21900-0 / 3442219000
ISBN-13 978-3-442-21900-1 / 9783442219001
Zustand Neuware
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