Nachrichten aus Griechenland - Siegbert Isbrecht

Nachrichten aus Griechenland

Bakschisch, böser Blick, berockte Mönche, Hotel Mama und ein feudelschwingender Taucher
Buch | Softcover
144 Seiten
2009 | 1., Aufl.
Interconnections medien & reise e.K. (Verlag)
978-3-86040-141-5 (ISBN)
16,90 inkl. MwSt
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Was erwartet jemanden, der das erste Mal Griechenland besucht und sich dort auch gleich auf längere Zeit häuslich einrichtet? Der Autor schildert in seinen Nachrichten aus Griechenland mit viel Gespür und Beobachtungsgabe seine ersten Schritte in sein neues Leben, die ihm zur zweiten Heimat wurden.
Wie ist mit Behören umzugehen, welche Blüten treibt die Bürokratie, wie wird man ein akzeptierter "hellenischer"Takis" Mitbürger? Was gilt es bei der Einrichtung seines neuen Heims zu beachten? Wie ist das Verhältnis zu den Nachbarn?
Wie lebt es sich in einem Land, woher das Wort Chaos stammt? Der Autor beobachtet von seinem Hochhaus aus nicht nur die Menschen in seiner Umgebung mit ihren Freuden, Sorgen und Nöten sondern weitet den Blick auf seinen Reisen für die Schönheiten seiner neuen Heimat, diesem von Bergen und Meer geprägten sonnendurchflutetem Land.
Eingestreut sind immer wieder Einschübe zur Antike und Bezüge zur Gegenwart, denn die antike Ost-Westverbindung Egnatia Odos liegt heute neben der gleichnamigen Autobahn und einer Ölpipline
Die freundliche Aufnahme, die der Autor und seine Frau genossen, besonders in den ursprünglicheren ländlichen und abgelegeneren Landstrichen, die vielen sympathischen Begegnungen und Beobachtungen denkwürdigen Erlebnissen, machen, das Buch zu einem fesselnden Reisebegleiter.
Auch Kritisches fällt keinesweg unter den Tisch. So werden einige strittige politische Themen berührt sowie Griechenlands doch immer wieder mal qualvoller Marsch zwischen Hysterie und Aberglaube zu einem modernen Staat.
Fotos illustrieren die beschriebenen Phänomene.

Siegbert Isbrecht, geboren 1936 in Oschatz, studierte Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften. Während seines Berufslebens führten ihn im Auftrag eines großen ostdeutschen Exportunternehmens Reisen in zahlreiche Länder, besonders nach Mittel- und Südamerika sowie nach Italien und Spanien. Weitere Stationen seiner beruflichen Tätigkeit waren ein zweijähriger Aufenthalt in Mailand und daran anschließend ab 1991 Athen. Nach Ende seiner Berufstätigkeit begann er sich mit den Eisenbahnen Griechenlands zu beschäftigen, wurde Mitglied des Vereins der „Freunde der griechischen Eisenbahnen“, veröffentlichte Artikel zu diesem Thema in Tageszeitungen und schrieb ein Buch über das Reisen in Hellas mit der Eisenbahn. Der Autor lebt heute in Berlin und Athen.

Vorbemerkungen Ach, Sie sind Grieche ?
Aufbruch in ein unbekanntes Land
Erste Erkenntnisse über Land und Leute
Wohnungssuche, Papierkram, Handsalbung
Bürokratie als Kunstform! Macht der Kirche
Telefon
Migranten
Popen und exotische Heiden
Pflichtuntersuchung
Bürokratie
Strände - Öffentlicher Zugang
Steuern
Das Griechische
Schwierige Sprache
Namen
Grußformeln und mehr
Verkehrsprobleme
Luftholen in Athen, öffentlicher Nahverkehr
Scherbenhaufen
Trolleybusse
Metro
Vorstadtbahn
Autoverkehr
Straßenbahn
Per Pedes
Es war einmal
Ursprüngliche Tavernen und wilde Sammler
Wo im Winter eine Taverne finden? Bewaffnete Wildkräuterkundige
Umgebung von Athen
Korinth und Mykene? Wie kam der Peloponnes zu seinem Namen?
Mykene
Achladokambos
Dreck, Gestank und oh Schreck - aufblitzende Scham!
Olympia Tiryns , Nafplio
Tiryns
Nafplio
Epidauros
Völlerei zur Fastenzeit
Wer kann besser Carnevale feiern? Brasilianer oder Griechen?
Die Kunst des Wagenlenkens
Hellenische Teufelskerle
Teure Schulen, emsige Pauker, Heißhunger und Wurzelsuche
Woher die Schulkinder auf Ägina? Osterfest und Frömmigkeit
Ägina
Palea Hora - geweihte Autos
Zauberei und finstere Zwerge
Planung und Voraussicht sind blöd, Hexerei auch
Doppelschichten, Ohrenschmaus und Verdrängung
Erzwungene Verschwendung - Prestige kostet
Krach macht Spaß
Lebenslust und gute Miene
Wasser
Göttliches Lotterleben
Kreta - Wiege Europas
Restaurierungen
Samaria-Schlucht
Hotel Mama, ruinöse Hochzeiten
Verhätschelnde Mutterliebe die Verlängerung der Kindheit
Sparta und Mistras
Schwatzbude Kiosk und sündhafte Minis
Kykladen
Ein bisserl Geschichte
Kea
Andros
Milos
Tinos
Mykonos
Delos
Santorin
Teurer Tod
Exitus - Wie an ein Familiengrab gelangen?
Immer wieder Zoff und lockere Sitten
Was ist los auf Euböa?
Museumsfreuden
Delphi und Umgebung
Die Pythia hat nichts zu orakeln
Der Mai ist gekommen
Jetzt kommt nur noch die Sache mit der Pythia!
Heilbad Lutra Killinis
Wie viele Kanonen hatte Navarino?
Palast des Nestors
Pylos
Methoni
Messene
Stinkiger Schwefel
Thermopylen, olle Perser, Währungsunion und Olymp
Kampf um die Zeche Olymp, wir kommen!
Aufstieg
Wunderbare Elevation der Mönche
Meteora Seilwinden, Strickleitern, aber keine Fahrstühle
Schwindelfreiheit Adé
Makedonien gegen Mazedonien und gefährliche Vielweiberei
Wechselnde Größe Makedoniens und Philipp der II.
Veria
Grab Philipps des II.
Pella
Edessa
Volos und Pilion
Jason und die Argonauten. Was bloß ist Sesklo?
Volos
Portaria und Makrinitsa
Sesklo
Argonauten, List und Tücke
Trojanische Krieg
Pilionbahn
Autobahn und Geopolitik
Egnatia Odos, nördliche Ost-West-Autobahn
Philippi
Erdölströme
Unersättliche Mönche, furchterregendes Weibsvolk
Norden und Nordosten - Mönchsrepublik Athos
Mönche ohne Nachwuchs
Befreiung Griechenlands
Lohnt sich ein Besuch im Kloster Mega Spileon?
Kalavrita
Wandern in der Vouraikos-Schlucht
Ausklang
Über den Autor

Bürokratie als Kunstform! Macht der Kirche Telefon Das Staunen in der neuen Heimat geht weiter. Mit meinem griechischen Partner bin ich auf Wohnungssuche. In Ilioupolis werden wir fündig. Eine kleine Wohnung mit Blick nach Osten. “Wäre nicht Südrichtung besser?“ frage ich naiv. “ Warten Sie ab, wenn im Frühling und Sommer die Sonne so richtig brennt, werden Sie anders darüber denken. “Recht hatte der Mann. Als er dann noch das angeschlossene Telefon sah, meinte er, das sei ja bares Geld wert, denn eine ganze Reihe von Wohnungen hätten noch keins. Da seien entweder lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen, um einen Anschluss zu bekommen … oder man müsse den für die Vergabe der Anschlüsse verantwortlichen Telefonmitarbeitern, einen Umschlag, na, mit was wohl gefüllt?, dem sog. ", nämlich, überreichen. Heute ist das Thema allerdings erledigt. Abgesehen von der rasanten Entwicklung der landesweiten Handy-Netze, hier Kinito genannt, sind die Festnetze überall gelegt. An etwas mussten wir uns beim Telefonieren gewöhnen. Ein barsches „Nä“, „Empros“ oder „Oriste“ schallt einem entgegen, wenn man jemanden anruft. Nun geht das Überlegen los. Ist es derjenige, den man will? Um eine Frage kommt man nicht herum. Das Gleiche, wenn wir angerufen werden. Bisher war ich es gewohnt, meinen Namen zu sagen. Nun melde ich mich auch mit einem, wie ich hoffe, recht fröhlichem „Hallo“. Erschreckt legen da die „Falschwähler“ schnell wieder auf, ohne Luft zu holen. Einige Anrufer sind aber auch hartnäckig. So wollte vor nicht allzu langer Zeit z.B. ein Grieche nicht einsehen, wieso denn der Dimitrios nicht da ist, und wieso ich denn in der Leitung sei. Und das an dem Anschluss, an dem ich mich seit 1991 befinde! Paraxenos, Merkwürdig. Das er sich schlichtweg verwählt gehabt haben könnte, auf die Idee kam er gar nicht. Merkwürdig war, was sich die staatliche Telefongesellschaft „OTE“ gedacht hatte, als sie unlängst ihr gesamtes nationales Telefon-Nummern-System umbaute. Hundert Millionen Anschlüsse können nämlich mit diesem System geschaltet werden. Was passierte? Die Experten der OTE änderten das System der Ortskennzahlen, insbesondere in Athen und angrenzenden Teilen Attikas von der bisherigen Vorwahl 01 auf 210 um. Bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 10,5 Mio. in Hellas betrifft das etwa die Hälfte der Einwohner. Ab sofort muss nun auch bei jedem Ortsgespräch die Vorwahl mit einwählt werden. Beim Athener Ortsnetz mit der dreistelligen Vorwahlnummer 210 ist das ein Mehraufwand beim Wählen von ca. 30%. Dasselbe ist übrigens auch in Frankreich passiert, aber ist Völkern, die beim Zählen ab siebzig (soixante-et-onze, sechzig und elf, noch verrückter: quatre-vint-dix-sept = vier Zwanziger und siebzehn) ins Stottern geraten, denn wirklich zu trauen? Niemand konnte den perplexen Bürgern allerdings erklären, was sich die Ingenieure und Beamten dabei gedacht hatten, als sie für jeden Griechen, egal ob Opa oder Baby, zehn Festanschlüsse vorsahen, zumal immer mehr nur noch mit ihren Handys kommunizieren. Verwunderlich war allerdings, dass die Medien, die sonst auch wegen kleiner Verfehlungen staatlicher Organisationen aufschreien und diesen im Fernsehen und Zeitungen wochenlange Scheingefechte liefern, sich im konkreten Fall mit Kritik arg zurückhielten. Überhaupt die Medien: Wer einmal einen Abend vor der Informationssendung im griechischen Fernsehen verbracht hat, wird auf eine harte Probe gestellt. Es wird endlos über pikante Details von Prominenten berichtet, Skandale und Unfälle. Die Sender öffnen dann sog. Fenster, bis zu sechs gleichzeitig haben wir schon gezählt, wo wie im Kaspertheater, mehr oder weniger Ahnungshabende sich gegenseitig zu überschreien versuchen. Sachverständige oder anderweitig seriöse Personen kommen kaum zu Wort. Der Moderator steckt irgendwo hilflos dazwischen. Man gewinnt den Eindruck, dass Hellas in Sumpf, Tragödien, Unfällen und Korruption versinke. Und so ist es ja nun wirklich nicht. Die Journalisten leisten da ihrem Land einen Bärendienst! Nach einem Bericht in der deutschsprachigen „Griechenlandzeitung“ vom Mai letzten Jahres halten in einer Umfrage 72% der Befragten die Qualität der Informationssendungen für verbesserungswürdig. Im Zusammenhang mit der Problemlösung von Telefonanschlüssen und anderen „Engpässen“ erhielt ich gleich eine weitere Lektion, nämlich über das System von Nehmen und Geben, ohne das hier im Lande nichts geht. Das Mittelalter hatte dafür einen schönen Namen, „Handsalbung“. Sehr treffend! In einer bekannten Athener Wochenzeitung wurde in einem Artikel im Januar des Vorjahres das Ergebnis einer unabhängigen Organisation veröffentlicht, welche nach Befragung von 6027 Griechen feststellte, dass an Behörden, anderen Institutionen und Krankenhäuser, aber auch an den Privatsektor ca. 1300 € an derartigen „nützlichen Aufwendungen“ pro Familie im Jahr gezahlt wurden. Auch wenn man der Regierungsspitze den guten Willen zur Eindämmung der Korruption unterstellen darf - es war übrigens auch ein Wahlversprechen der gegenwärtigen Regierung - gibt der Ministerpräsident nach Bekanntgabe dieser Studie bedauernd zu, dass es kompliziert sei, alteingesessene Mentalitäten einfach auf „magische „Weise zu beseitigen. Migranten Doch weiter. Vom firmeneigenen Speicher suche ich die vom Vorgänger zurückgelassenen und für uns geeigneten Möbel für die gemietete Zwei-Zimmer-Wohnung aus. Anstelle eines kleinen Möbelwagens kommt ein winziger Pick-up. “Machen Sie sich keine Sorgen, wir bringen alles mit einem Mal zu Ihrer Wohnung“, deutete der Kleinunternehmer an, als er meine zweifelnden Blicke sah, die ich über alle zu transportierenden Möbelstücke warf. So ein mit Möbeln hoch aufgetürmtes, kleines Lastauto, wo auch nach hinten auf Balken weitere Teile der Einrichtung weit aus dem Auto ragten und mit vielen Seilen zusammengehalten wurden, habe ich auch später nie wieder gesehen. Aber … irgendwie kamen wir an, sogar ohne größere Beschädigungen! Zwei junge Albaner halfen, alles in die Wohnung an die richtige Stelle zu tragen, und vergessen war der Umzug. In Deutschland ein längerer logistischer Akt mit entsprechender Aufregung. Naiv wie ich war, hatte ich mir bei der Hilfe durch die Albaner nichts gedacht. Drei Monate später sah es anders aus. Denn da wurden wir das Opfer eines Wohnungseinbruchs, ausgehend vom Balkon. An einer dünnen Eisenstange barfuß in den ersten Stock hochkletternd, stahl der Dieb, der „Kleftis“, indem er sich unter eine nicht ganz heruntergelassene Jalousie zwängte, verschiedene Gegenstände aus der Küche. Besonders die Sprachkassette Deutsch-Griechisch, die im mitgenommenen Radio-Kassetten-Rekorder steckte, traf meinen fleißigen, weiblichen „Sprachlehrling“ zutiefst. Auch hier konnte ich wieder Erkenntnisse gewinnen. Obwohl mein Geschäftspartner wegen dieses Vorfalls abwinkte, rieten mir die übrigen Mitarbeiter, unbedingt die Polizei und die Hausbewohner zu unterrichten. Kurze Zeit später konnte, in diesem Fall natürlich nur durch blanken Zufall, eine Gruppe von drei Albanern und einem Rumänen festgenommen werden, denen eine Vielzahl ähnlicher Delikte in unserem Kietz nachgewiesen wurde. Die Meinung der Griechen über die Albaner ist zwiespältig. Denn eine große Gruppe, legal hier lebend, ist fleißig und arbeitsam, um auch zu Wohlstand zu gelangen und ihren Kindern eine angemessene Schulbildung zu bieten. Und sie sind auch nicht daran interessiert, unangenehm bei der Polizei aufzufallen. Das Problem für den Staat sind die vielen hier lebenden nicht registrierten Albaner, Rumänen und Bulgaren. Denn auch diese müssen sich Geld zum Überleben beschaffen. Die bergigen Grenzen nach Norden sind schwer kontrollierbar, so dass ein illegaler Grenzübertritt schwierig ist. Die Kriminalität steigt. Als nach Beendigung der Olympiade 2004 viele, auch illegale Bauarbeiter, keine Arbeit mehr fanden, konstatierte die Polizei eine wachsende Zahl von Einbrüchen und Diebstählen. Allein 2664 Pkws wurden 2006 mehr gestohlen als 2005. Bei Einbrüchen waren es 5303 mehr als im Vorjahr. Dagegen hat aber die Polizeiführung ein bewährtes Mittel gefunden! Im Vorjahr wurden 9% weniger Patrouillen durchgeführt als im Jahr davor. Brave Polizei, die die Gangster in Ruhe lässt. Doch nach dieser Abschweifung zurück zum Umzug. In vielen griechischen Wohnungen sind schon fest installierte Einbauschränke in Schlafzimmer und Küche vorhanden. Das senkte auch bei mir etwas den Umfang der zu transportierenden Möbel. Also eine weitere Erkenntnis. Improvisieren wird hierzulande groß geschrieben. Und wenn sich der Durchschnittsgrieche auch unerschrocken allen Widerwärtigkeiten stellt, und alles kann, wie er jedenfalls denkt, ist man gut beraten, sich z.B. über die Fähigkeiten der Handwerker vorher bei Bekannten oder Hausbewohnern schlau zu machen. Was fehlte denn noch zur Wohnungseinrichtung? Ach, ja, diverse Lampen. Diese waren nicht mehr auffindbar. Pech nur, dass die gemietete Wohnung in unmittelbarer Nähe der großen Ausfallstraße nach Süden, Richtung Sunion, lag, wo sich ein Lampenladen an den anderen reiht. Wie trunken pilgere ich einen ganzen Samstag von einem Geschäft zum nächsten. Bin von der Vielfalt des Angebotes schöner, sehr schöner und überaus kitschiger Lampen glattweg erschlagen und kann mich zu keinem Kauf entscheiden. Am darauf folgenden Wochenende, die nackten Glühlampen an den Decken vor Augen, kaufe ich in einem Anfall von Wagemut in einem einzigen Geschäft alle sieben Lampen. Und, oh Wunder, als im folgenden Januar meine Frau ebenfalls die Wohnung in Besitz nahm, tadelte sie den Käufer nicht. Seit dieser Zeit fühle ich mich als der größte Lampenfachmann Athens.

Bürokratie als Kunstform! Macht der Kirche
Telefon
Das Staunen in der neuen Heimat geht weiter. Mit meinem griechischen Partner bin ich auf Wohnungssuche . In Ilioupolis werden wir fündig. Eine kleine Wohnung mit Blick nach Osten. Wäre nicht Südrichtung besser? frage ich naiv. Warten Sie ab, wenn im Frühling und Sommer die Sonne so richtig brennt, werden Sie anders darüber denken. Recht hatte der Mann. Als er dann noch das angeschlossene Telefon sah, meinte er, das sei ja bares Geld wert, denn eine ganze Reihe von Wohnungen hätten noch keins. Da seien entweder lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen, um einen Anschluss zu bekommen oder man müsse den für die Vergabe der Anschlüsse verantwortlichen Telefonmitarbeitern, einen Umschlag, na, mit was wohl gefüllt?, dem sog. ", nämlich, überreichen.
Heute ist das Thema allerdings erledigt. Abgesehen von der rasanten Entwicklung der landesweiten Handy-Netze, hier Kinito genannt, sind die Festnetze überall gelegt.
An etwas mussten wir uns beim Telefonieren gewöhnen. Ein barsches Nä , Empros oder Oriste schallt einem entgegen, wenn man jemanden anruft. Nun geht das Überlegen los. Ist es derjenige, den man will? Um eine Frage kommt man nicht herum. Das Gleiche, wenn wir angerufen werden. Bisher war ich es gewohnt, meinen Namen zu sagen. Nun melde ich mich auch mit einem, wie ich hoffe, recht fröhlichem Hallo . Erschreckt legen da die Falschwähler schnell wieder auf, ohne Luft zu holen. Einige Anrufer sind aber auch hartnäckig. So wollte vor nicht allzu langer Zeit z.B. ein Grieche nicht einsehen, wieso denn der Dimitrios nicht da ist, und wieso ich denn in der Leitung sei. Und das an dem Anschluss, an dem ich mich seit 1991 befinde! Paraxenos, Merkwürdig. Das er sich schlichtweg verwählt gehabt haben könnte, auf die Idee kam er gar nicht.
Merkwürdig war, was sich die staatliche Telefongesellschaft OTE gedacht hatte, als sie unlängst ihr gesamtes nationales Telefon-Nummern-System umbaute. Hundert Millionen Anschlüsse können nämlich mit diesem System geschaltet werden. Was passierte? Die Experten der OTE änderten das System der Ortskennzahlen, insbesondere in Athen und angrenzenden Teilen Attikas von der bisherigen Vorwahl 01 auf 210 um. Bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 10,5 Mio. in Hellas betrifft das etwa die Hälfte der Einwohner. Ab sofort muss nun auch bei jedem Ortsgespräch die Vorwahl mit einwählt werden. Beim Athener Ortsnetz mit der dreistelligen Vorwahlnummer 210 ist das ein Mehraufwand beim Wählen von ca. 30%. Dasselbe ist übrigens auch in Frankreich passiert, aber ist Völkern, die beim Zählen ab siebzig (soixante-et-onze, sechzig und elf, noch verrückter: quatre-vint-dix-sept = vier Zwanziger und siebzehn) ins Stottern geraten, denn wirklich zu trauen? Niemand konnte den perplexen Bürgern allerdings erklären, was sich die Ingenieure und Beamten dabei gedacht hatten, als sie für jeden Griechen, egal ob Opa oder Baby, zehn Festanschlüsse vorsahen, zumal immer mehr nur noch mit ihren Handys kommunizieren. Verwunderlich war allerdings, dass die Medien, die sonst auch wegen kleiner Verfehlungen staatlicher Organisationen aufschreien und diesen im Fernsehen und Zeitungen wochenlange Scheingefechte liefern, sich im konkreten Fall mit Kritik arg zurückhielten.
Überhaupt die Medien: Wer einmal einen Abend vor der Informationssendung im griechischen Fernsehen verbracht hat, wird auf eine harte Probe gestellt. Es wird endlos über pikante Details von Prominenten berichtet, Skandale und Unfälle. Die Sender öffnen dann sog. Fenster, bis zu sechs gleichzeitig haben wir schon gezählt, wo wie im Kaspertheater, mehr oder weniger Ahnungshabende sich gegenseitig zu überschreien versuchen. Sachverständige oder anderweitig seriöse Personen kommen kaum zu Wort. Der Moderator steckt irgendwo hilflos dazwischen. Man gewinnt den Eindruck, dass Hellas in Sumpf, Tragödien, Unfällen und Korruption versinke. Und so ist es ja nun wirklich nicht. Di

Erscheint lt. Verlag 13.5.2009
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Sprache deutsch
Maße 145 x 205 mm
Gewicht 211 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Reisen Reiseberichte Europa
Schlagworte Auswandern • Gesellschaft • Griechen • Griechenland • Griechenland; Berichte/Erinnerungen • Griechenland; Führer • Griechenland; Kultur • Griechenland; Landeskunde • Hardcover, Softcover / Reiseberichte, Reiseerzählungen/Europa • Kultur • Landeskunde • Mentalität • Reisen
ISBN-10 3-86040-141-6 / 3860401416
ISBN-13 978-3-86040-141-5 / 9783860401415
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