Mein Weg nach Jerusalem
Manuela Kinzel Verlag
978-3-937367-02-6 (ISBN)
- Titel ist leider vergriffen;
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'Ja, auch Abenteuerlust war ein Antrieb und bestimmt haben mich auch Fragen ermutigt, denen sich ein junger Mann stellen muss, Fragen an die Liebe, an den Glauben, an den Lebenssinn und an meine Zeit. Sicher haben zu dieser Reise auch sportlicher Ehrgeiz, die Leidenschaft fürs Radfahren und Neugier beigetragen. Aber eben auch die Suche nach meiner deutschen Identität. Ich bin, im Jahre 1979 geboren, unmittelbar neben dem ehemaligen KZ Sachsenhausen aufgewachsen und habe als junger Student immer noch Angst vor Nazis. Daraus entstand die Idee, einen Stein über 5.500 Kilometer nach Yad Vashem in Jerusalem zu bringen. Diese Idee entwickelte sich im Sommer 2004 zu einer zweimonatigen Reise, welche sich zwischen Frust und Euphorie bewegte. Sie hat mich viel mehr verändert, als ich es für möglich gehalten hätte.' Alexander Laesicke
Auf dem Weg, dem wir nun folgen sollen, kommen wir nicht weit. Bald treffen wir auf eine nächste Gabelung, und weil jeder Orientierungsfehler aufgrund der Berge und mangels Korrekturmöglichkeiten schwerwiegend ist, müssen wir zwangsläufig ein weiteres Mal fragen. Leider ist nur ein uralter Mann mit Aschenbecherbrille in der Nähe, der gemächlich einen Weg entlang spaziert. Wir haben keine Wahl und fragen ihn ohne eine hilfreiche Antwort zu erwarten. Der Alte überrascht uns aber mit konkreten Informationen. Er spricht sogar etwas Deutsch und fängt an, uns ins Gewissen zu reden: „Ihr könnt nicht weiterfahren! Es ist viel zu spät. Ihr werdet keinen Platz zum Schlafen finden.“ Natürlich beruhigen wir ihn in seiner Sorge: „Kein Problem! Wir schlafen immer draußen.“ Der Alte aber widerspricht: „Nein, nein! Ihr müsst bei mir schlafen.“ Aaron und ich halten ein. Der Alte dürfte klar über 80 sein und fordert zwei junge, schmutzige Fremde auf, bei ihm zu übernachten. Obwohl wir noch gut eine Stunde hätten fahren können, ist dieses Angebot unwiderstehlich. Der Alte führt uns also zu seinem Hof, wo er fast beleidigt reagiert, als wir unsere Räder abschließen wollen. An seiner kleinen Hütte ist ein Haupthaus angebaut, welches wohl auch zur Familie gehört. Das Hockklo ist, so wie bei meinem Opa damals auch, auf dem Hof. Seine Hütte besteht nur aus einem Raum mit einem Duschschlauch und einem Schemel neben der Tür, einem Schrank auf der zweiten Seite, einem Bett auf der dritten und einem Sofa auf der vierten Seite. Ich versuche gern, dem Alten alles Recht zu machen, denn mit seiner Entscheidung, uns bei sich aufzunehmen, hat er mich jetzt schon Erfurcht gelehrt. Also setzen Aaron und ich uns nach dem Alten auf den Schemel, um uns zunächst die Füße zu waschen. Dann erst betreten wir den eigentlichen Raum, um uns auf das Sofa zu setzen. Es ist überhaupt nicht langweilig, denn der Alte hat eine sehr kurzweilige Art zu erzählen, so dass ich mit jeder seiner Geschichten etwas mehr von einer jungen Seele in seinem alten Körper entdecke. Er erzählt von seinem alten Beruf, davon, dass seine Kinder in Deutschland leben und dass seine Frau schon vor langer Zeit gestorben ist. „Allein ist scheiße!“, so sein Urteil dazu. Natürlich erzählen auch wir allerhand, denn mit seinen gezielten Fragen an uns bekundet er, dass er nicht zu denen gehört, die sich nur selbst gerne reden hören. Zwischendurch unterbricht er unser Gespräch, um einen kleinen Teppich auszurollen und zu beten. Dabei murmelt er etwas für meine Ohren Unbestimmtes und kniet sich mehrfach auf den Boden, um gleich wieder aufzustehen, was ihm sichtlich Mühe bereitet. Trotzdem bleibt er eisern.
Sprache | deutsch |
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Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 524 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Reisen ► Reiseberichte ► Naher Osten |
Schlagworte | Abenteuerreise • Fahrradreise • Yad Vashem |
ISBN-10 | 3-937367-02-0 / 3937367020 |
ISBN-13 | 978-3-937367-02-6 / 9783937367026 |
Zustand | Neuware |
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