Der Ruf der Kalahari -  Delia Owens,  Mark Owens

Der Ruf der Kalahari (eBook)

Spiegel-Bestseller
eBook Download: EPUB
2024
512 Seiten
Gutkind Verlag
978-3-98941-025-1 (ISBN)
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Die Inspiration zum Weltbestseller Der Gesang der Flusskrebse: Mark und Delia Owens Seite an Seite mit Wildtieren in der Kalahari-Wüste - jetzt in Neuübersetzung Wir begleiten Mark und Delia Owens auf ihrer lebensgefährlichen Reise in das Herz der Kalahari-Wüste Botswanas. Mit nicht viel mehr als einem Fernglas und zwei Schlafsäcken im Gepäck, machen sich die beiden Zoologen 1974 auf in die Wildnis Afrikas - tausende Kilometer entfernt von Straßen, anderen Menschen oder der nächsten Wasserquelle. In dieser Einöde leben die Owens' Seite an Seite mit der Löwin Blue, der Hyäne Pepper, Schakalen, Wildhunden und Giraffen, während sie die Geheimnisse des Lebens in einem der letzten unberührten Gebiete der Erde enthüllen. Dieser mitreißende Klassiker des Nature Writing entführt uns in eines der letzten unberührten Gebiete der Erde, getrieben von der tiefen Liebe zur Natur. Der Ruf der Kalahari erscheint als aktualisierte Neuübersetzung in exklusiver Sonderausstattung inklusive unveröffentlichter Farbfotografien. Tauchen Sie ein in die Magie der Kalahari und lassen Sie sich von diesem packenden Bericht mitreißen!

Delia Owens erforschte über zwanzig Jahre als Zoologin zusammen mit ihrem damaligen Mann Mark in verschiedenen afrikanischen Ländern Elefanten, Löwen und Hyänen. Ihr Roman Der Gesang der Flusskrebse ist eines der erfolgreichsten US-amerikanischen Debüts aller Zeiten. Sie lebt auf einer Farm in North Carolina mit Pferden, Braunbären und unzähligen Vogelarten.

Vorwort


(mark)

Meine linke Schulter und Hüfte schmerzten vom harten Boden. Ich rollte mich auf die rechte Seite, schob mich über Grasbüschel und Steine, doch ich fand einfach keine bequeme Position. Die morgendliche Kälte trieb mich tiefer in meinen Schlafsack. Ich wollte unbedingt noch ein paar Minuten Schlaf finden.

Am Abend zuvor waren wir im Valley nach Norden gefahren, stets dem Brüllen eines Löwenrudels folgend. Aber ab drei Uhr morgens gaben sie keinen Laut mehr von sich. Vermutlich hatten sie Beute gemacht. Ohne ihre Stimmen, die uns führten, würden wir sie nicht finden. Daher hatten wir uns auf einer schmalen Lichtung neben einer dichten Hecke hingelegt. Nun glänzten unsere Nylonschlafsäcke in der Morgensonne wie die Haut zweier gigantischer Würmer.

Rrrrruuu – ein leises Knurren erschreckte mich. Ganz langsam hob ich den Kopf, spähte über meine Füße … ich konnte es nicht fassen. Eine ziemlich große Löwin – wohl um die hundertdreißig Kilo schwer –, und aus meiner Position wirkte sie noch riesiger. Sie kam direkt auf uns zu, war vielleicht noch eineinhalb Meter entfernt. Ihr Haupt schwankte hin und her, während ihre schwarze Schwanzquaste zuckte. Ich umklammerte mit eisernem Griff ein Grasbüschel. Die Löwin kam näher, ihre großen Pfoten hoben und senkten sich rhythmisch. Tautropfen glänzten an ihren drahtigen Schnurrhaaren, die dunklen, bernsteinfarbenen Augen waren aufmerksam auf mich gerichtet. Ich hätte Delia gern geweckt, hatte aber Angst, mich zu bewegen.

Als die Großkatze bei unseren Füßen angelangt war, wandte sie sich um.

»Delia! Schschsch! Wach auf! Die Löwen sind hier!«

Delias Kopf kam nach oben, ihre Augen weiteten sich. Der lange Körper der Katze, die von der Nasen- bis zur Schwanzspitze vermutlich knapp drei Meter maß, schob sich an uns vorbei und verschwand hinter einem nahen Busch. Delia ergriff meinen Arm und deutete ganz ruhig nach rechts. Langsam wandte ich den Kopf und sah eine zweite Löwin, ungefähr vier Meter entfernt auf der anderen Seite des Busches … und noch eine … und noch eine. Das ganze Blaue Rudel, neun Tiere insgesamt, bildete einen Kreis um uns. Doch fast alle Löwen schliefen noch. Wir teilten unser Lager buchstäblich mit einem Rudel wilder Kalahari-Löwen.

Blue lag auf dem Rücken wie eine riesige Hauskatze. Ihre Augen waren geschlossen, die Hinterbeine gaben den Blick auf das weiche weiße Bauchfell frei. Die Vorderpfoten hatte sie über der Brust gefaltet. Hinter ihr lag Bones, das große Männchen mit der struppigen schwarzen Mähne und der runzligen Narbe über dem Knie – Zeichen einer improvisierten Operation in finsterer Nacht nur wenige Monate zuvor. Gemeinsam mit Chary, Sassy, Gypsy und den anderen hatte er sich uns irgendwann vor dem Morgengrauen angeschlossen.

Wir würden noch öfter mit Kalahari-Löwen auf Tuchfühlung gehen und einige dieser Begegnungen würden nicht unbedingt freundschaftlich verlaufen. Doch dass das Blaue Rudel uns so selbstverständlich akzeptierte, dass es unser Lager zum Schlafplatz erwählte, war einer der schönsten Momente zu Beginn unserer Forschungsarbeiten in der weitläufigen zentralen Kalahari von Botswana im Süden Afrikas. Das Ganze war nicht leicht gewesen.

Als junge, idealistische Studenten waren wir auf eigene Faust nach Afrika aufgebrochen, um die Tierwelt in der Wildnis zu erforschen. Nach Monaten, in denen wir uns nach einer weitgehend unberührten Region umgesehen hatten, stießen wir auf die »Great Thirst«. Eine Wildnis, die so abgeschieden war, dass wir dort neben ein paar indigenen San-Gruppen die einzigen Menschen waren – auf einer Fläche, die so groß war wie Irland. Aufgrund der Hitze und weil es an Wasser sowie an Baumaterial für Hütten fehlte, war der Großteil der Zentral-Kalahari unerforscht und nicht besiedelt. Es gab kein Dorf in der Nähe von unserem Lager, in das man einfach mal die Straße runter hätte fahren können. Es gab ja noch nicht einmal eine Straße. Wir mussten unser Wasser ungefähr hundertfünfzig Kilometer durch den Busch transportieren. Und da es weder eine Hütte gab noch Elektrizität, Funk, Fernsehen, ein Krankenhaus oder einen Laden, da zudem jedes Anzeichen von anderen Menschen und der von ihnen geschaffenen Gegenstände fehlte, waren wir monatelang völlig abgeschnitten von der Außenwelt.

Die meisten Tiere, auf die wir hier stießen, hatten nie einen Menschen gesehen. Man hatte nie auf sie geschossen, sie nie mit dem Jeep gejagt, in Fallen gelockt oder mit Schlingen gefangen. Aus diesem Grund eröffnete sich uns die seltene Gelegenheit, sie auf eine Weise kennenzulernen, wie Menschen Wildtieren wohl nur selten begegnen. In der Regenzeit wachten wir manchmal auf und sahen, dass gut dreitausend Antilopen rund um unser Zelt grasten. Löwen, Leoparden und Schabrackenhyänen besuchten nachts unser Lager. Sie weckten uns, weil sie an den Abspannseilen unseres Zelts zerrten, oder überraschten uns in unserer Bade-Boma. Wenn wir vergaßen, das Abwaschwasser wegzuschütten, machten sie sich darüber her. Manchmal saßen sie mit uns im Mondlicht oder schnupperten gar an unseren Gesichtern.

Es war gefährlich – wir gingen täglich Risiken ein – und es kam auch beinahe zu Katastrophen, die wir nur mit viel Glück überlebten. Wir begegneten Terroristen, das Wasser ging uns aus, Stürme zogen über uns hinweg und Dürrezeiten zehrten uns aus. Wir kämpften uns durch kilometerlange Buschfeuer, die über unser Lager hinwegfegten – und wir lernten in der Wüste einen alten Mann kennen, der uns half, zu überleben.

Als wir mit einem Land Rover aus dritter Hand in einem Tal namens »Deception« – Täuschung – landeten und dort unser Lagerfeuer entzündeten, konnten wir nicht ahnen, dass wir neue und aufregende Details über die Naturgeschichte der Kalahari-Löwen und der Schabrackenhyänen aufdecken würden: wie sie Dürreperioden überleben, in denen es kein Trinkwasser gibt und allgemein Nahrungsmangel herrscht; ob sie herumwandern, um dieser Not auszuweichen; und wie die Angehörigen einer Art zusammen ihre Jungen großziehen. Wir würden eine der größten Antilopenwanderungen auf der Erde dokumentieren und feststellen, dass Zäune der Kalahari das Leben rauben.

Ich weiß nicht mehr genau, wann wir beschlossen hatten, nach Afrika zu gehen. Irgendwie hatten wir beide uns das wohl schon immer gewünscht. So lange wir denken können, haben wir jede Gelegenheit genutzt, um in die wilde Natur einzutauchen, um dort Kraft, Frieden und Einsamkeit zu finden. Damit verbunden war von Anfang an der innige Wunsch, sie vor der Zerstörung zu bewahren. Ich weiß noch gut, wie bestürzt und traurig ich war, als ich als Junge von meinem Beobachtungsposten ganz oben in einer Windmühle zusehen musste, wie mehrere Bulldozer sich durch die Wälder rund um unsere Farm in Ohio fraßen. Diese Bäume mussten einer Schnellstraße weichen – und würden mein Leben für immer verändern.

Delia und ich lernten uns in einem Seminar über Protozoologie (Zoologie der Urtierchen) an der Universität von Georgia kennen. Es dauerte nicht lange, bis wir herausfanden, dass wir ein gemeinsames Ziel hatten. Am Ende des Semesters war uns beiden klar, dass wir zusammen nach Afrika gehen würden. Zu jener Zeit hörten wir einen Vortrag von einem Wissenschaftler, der an unserer Universität Gastdozent war. Er sprach darüber, dass Afrikas Wildnis dem Untergang geweiht war: Mehr als zwei Drittel der Wildtiere waren bereits verschwunden, weil man sie aus ihrem natürlichen Habitat vertrieb, um Städte und riesige Farmen anzulegen. Im Süden Afrikas lockte man Tausende Beutegreifer in Fallen, erschoss und vergiftete sie, um das Vieh vor ihnen zu schützen. In manchen afrikanischen Ländern waren Naturschutz und sinnvolle Strategien zur Bewahrung von Flora und Fauna vollkommen unbekannt.

Das waren erschreckende Informationen. Und so beschlossen Delia und ich, ein afrikanisches Raubtier in einem großen, unberührten Gebiet zu studieren. Unsere Arbeit sollte dazu beitragen, dass Programme für den Erhalt solcher Ökosysteme entwickelt werden konnten. Vielleicht aber wollten wir auch nur sehen, ob es diese Art von Wildnis überhaupt noch gab. Nur wenn wir uns nicht auf der Stelle aufmachen würden, dann wäre vielleicht nichts mehr da, was wir noch erforschen konnten.

Im Rahmen unserer Doktorarbeiten nach Afrika zu gehen hätte noch jahrelanges Warten bedeutet. Und ohne Doktortitel waren die Chancen gleich null, ein Forschungsstipendium zu bekommen. Also entschieden wir uns für eine vorübergehende Auszeit von der Universität. Wir wollten genug Geld verdienen, um die Expedition selbst zu finanzieren. Wenn wir erst einmal den richtigen Ort gefunden hätten und da Feldforschung betrieben, dann, so dachten wir, würde irgendjemand uns schon ein Stipendium geben.

Nach sechs Monaten, in denen wir als Lehrer arbeiteten, hatten wir immer noch keinen Dollar zur Seite legen können. Ich suchte mir also einen anderen Job im Steinbruch, wo ich den Brecher bediente. Delia nahm alle möglichen Gelegenheitsarbeiten an. Nach einem weiteren halben Jahr hatten wir 4900 US-Dollar gespart sowie das Geld für die Flugtickets nach Johannesburg in Südafrika. Das reichte natürlich nicht einmal ansatzweise zur Finanzierung eines Forschungsprojektes. Aber es war Ende 1973, und die arabischen Staaten hatten gerade angefangen, dem billigen Öl in aller Welt einen Riegel vorzuschieben. Die Preise für Rohöl stiegen durch die Decke. Wenn wir jetzt nicht gehen würden, dann würde daraus vermutlich nie etwas werden.

Im verzweifelten Versuch, noch mehr Geld zusammenzukratzen, packten wir alles, was wir hatten – Stereoanlage, Radio, Fernseher, Angelruten und -rollen, Töpfe...

Erscheint lt. Verlag 17.10.2024
Übersetzer Elisabeth Liebl
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen
ISBN-10 3-98941-025-3 / 3989410253
ISBN-13 978-3-98941-025-1 / 9783989410251
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