Der Brieffreund aus Svealand (eBook)

Roman | Der neue Schweden-Roman von Frieda Lamberti I Eine Geschichte über Freundschaft und Familie, der perfekte Winterroman
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2024 | 1. Auflage
352 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0781-6 (ISBN)

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Der Brieffreund aus Svealand -  Frieda Lamberti
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Nach einem Schicksalsschlag, den Ana verkraften muss, findet sie Trost bei ihrem ehemaligen Schulkameraden, dem schwedischen Autor Tjorben, mit dem sie seit Jahren eine enge Brieffreundschaft aufrechterhält. Als es ihr wieder besser geht, reist sie zu ihm ins winterliche Svealand, um sich persönlich für seine Unterstützung zu bedanken. Doch als sie dort eintrifft, wird sie nicht von ihm, sondern von Jördis empfangen, die sich als seine Lebensgefährtin vorstellt. Sie erklärt Ana, dass Tjorben sich in seinem Landhaus aufhalte, um in aller Abgeschiedenheit an einem neuen Drehbuch zu arbeiten. Dennoch schickt sie Ana nicht fort, sondern bietet ihr ein Gästezimmer an. Tage vergehen und Ana spürt, dass etwas nicht stimmt. Sie versucht, Licht ins Dunkel zu bringen und begibt sich auf eine Suche, die nicht nur ihr Leben verändern wird.



<p>Frieda Lamberti ist das Pseudonym einer gebürtigen Hamburgerin. Die Autorin lebt gemeinsam mit ihrer Golden-Retriever-Hündin Lotte in der Lüneburger Heide. Frieda Lamberti ist erst spät in ihrem Leben zum Schreiben gekommen und veröffentlichte ihr Debüt mit 50 Jahren. Inzwischen hat sie bereits mehr als 50 Romane erfolgreich veröffentlicht.</p>

Kapitel 2


Ich landete pünktlich in Stockholm und übernahm den reservierten Leihwagen. Die Sonne stand bereits tief und blendete mich, als ich mir den Weg durch den dichten, aber fließenden Verkehr zur Autobahn bahnte. In weniger als drei Stunden werde ich Tjorben nach all der Zeit gegenüberstehen, freute ich mich und überlegte angestrengt, wann ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Es muss der Tag meiner Hochzeit gewesen sein. Danach trafen nur noch er und Olli sich einmal im Jahr ohne mich. Entweder in Frankfurt oder in Leipzig, je nachdem auf welcher Buchmesse Tjorben zu tun hatte.

Sobald ich die Großstadt hinter mir gelassen hatte, änderte sich die Landschaft. Die dichte Bebauung wich Feldern und Wäldern. Mit jedem gefahrenen Kilometer stieg meine Spannung. Ich fragte mich, wie er wohl reagieren wird, wenn ich plötzlich bei ihm aufschlage und »Überraschung« rufe. Ob er mich sofort erkennen würde?

»Sie haben Ihr Ziel erreicht. Das Ziel liegt auf der rechten Straßenseite«, vermeldete die weibliche Stimme aus dem Navi. Ich stellte den Motor aus, blieb aber noch einen Augenblick im Wagen sitzen, betrachtete das moderne Stadthaus aus Beton, das mit meiner Vorstellung einer typischen Bullerbü-Romantik nichts gemein hatte. Nach einem tiefen Atemzug stieg ich aus und ging den kurzen Weg zu Tjorbens Hauseingang. Ich hob die Hand und läutete. Die Sekunden, die folgten, fühlten sich an wie eine Ewigkeit. Kurz darauf hörte ich Schritte von innen, das Geräusch eines Schlüssels, der im Schloss gedreht wurde, und schließlich öffnete sich die Tür.

Doch die Person, der ich gegenüberstand, war nicht Tjorben, sondern eine Frau, die ich älter schätzte als mich. Sie wickelte sich fröstelnd in eine dicke grüne Strickjacke und beäugte mich skeptisch. Im ersten Moment dachte ich, ich hätte mich in der Adresse geirrt, doch das Namensschild offenbarte, dass ich richtig war.

»Hallo, ist Tjorben zu Hause?«

»I do not speak German«, antwortete sie und starrte auf meinen Koffer, den ich noch immer fest umklammerte.

Ich erklärte ihr auf Englisch, dass ich aus Berlin komme und Tjorben mit meinem Besuch überraschen wollte.

»He is not in town.«

Bitte? Er ist gar nicht in der Stadt? Was für ein Schlamassel, ärgerte ich mich und fragte, wann sie ihn zurückerwartete.

Sie zuckte mit den Schultern. Wir standen uns eine gefühlte Minute lang stumm gegenüber, nichts passierte.

»My name is Ana.«

»I am Jördis.«

Der Name dieser Frau, von der ich nicht wusste, welche Rolle sie in Tjorbens Leben spielte, lautete also Jördis.

Sie schaute mich an, als wäre ihr gerade ein Licht aufgegangen. »Are you Ollis wife? Olli, the best friend of Tjorben from Germany.«

Ich bestätigte, denn das war ich offiziell immer noch. Aber wer war sie? »And you?« Ich deutete auf meinen Ehering, den ich nach wie vor am rechten Ringfinger trug.

Sie verstand und lachte. »Wir sind nicht verheiratet. Ich bin sein Yin. Er ist mein Yang.«

Verwundert starrte ich sie an. »Du sprichst ja doch Deutsch.«

»Ja, ich habe geflunkert. Tut mir leid.«

»Warum?«

»Ich dachte, dich hätte der Verlag geschickt, um weiteren Druck auf Tjorben auszuüben. Er hat seinen Abgabetermin nicht eingehalten. Seitdem rufen sie jeden Tag zweimal an und schicken zehn Mails. Um in Ruhe arbeiten zu können, hat er sich in sein Landhaus nach Leksand am Siljan-See zurückgezogen. Ich halte ihm derweil den Rücken frei.«

»Verstehe«, sagte ich, obwohl ich lediglich verstand, dass es eine absolut dumme Idee war, unangemeldet hier aufzukreuzen. »Kannst du mir ein Hotel empfehlen?«

Sie schüttelte den Kopf und nahm mir den Koffer aus der Hand. »Quatsch, komm rein! Du kannst hierbleiben. Wir haben ein gemütliches Gästezimmer.« Schnellen Schrittes huschte sie durch den langen Flur und öffnete die letzte Tür.

Ich zog meine Boots aus, denn das gehört sich so in Schweden. Man betritt das Haus niemals in Straßenschuhen. Ich folgte ihr auf Strumpfsocken.

»Brauchst du Puschen, Ana?«

»Ich habe meine eigenen dabei«, antwortete ich und öffnete meinen Koffer. Zuerst nahm ich die Flasche Schnaps, das Bier und dann das Schwarzbrot heraus. »Irgendwo muss sich das Griebenschmalz verstecken«, nuschelte ich und forschte nach dem Glas.

»Du hast Essen und Trinken mitgebracht? Borlänge ist zwar nicht Berlin, trotzdem herrscht bei uns keine Mangelwirtschaft. Ich garantiere dir, du wirst hier weder verhungern noch verdursten.«

»Ach, es war nur als Scherz gedacht. Die Sachen sollten Tjorben an die alten Zeiten in unserer WG erinnern.«

Jördis zeigte sich interessiert. »Wie lange habt ihr zusammengewohnt?«

»Vier chaotische Jahre«, antwortete ich lachend. »Aber rückblickend möchte ich keinen Tag missen.«

»Davon musst du mir unbedingt mehr erzählen«, meinte sie und lud mich in ihre warme Stube ein. Bei knisterndem Kaminfeuer berichtete ich, wie Tjorben und ich uns kennengelernt hatten.

»Es war in der zweiten Klasse der Grundschule, als seine Eltern sich trennten und Tjorbens Mutter von Schweden mit ihm nach Deutschland zurückkehrte. Tjorbens Sprachkenntnisse reichten nicht aus, um dem Unterricht zu folgen. Deshalb nahm ich ihn unter meine Fittiche und half ihm bei den Hausaufgaben. Doch schon rasch wurde er zu meinem Nachhilfe-Coach. In Mathematik und in den naturwissenschaftlichen Fächern war er mir um Längen voraus.«

»Eine Sandkastenliebe, wie entzückend«, amüsierte Jördis sich.

»Nein, das missverstehst du. Wir waren nur gute Freunde. Verliebt war ich immer nur in Olli.«

»Warum bist du ohne ihn gekommen?«

Ihre Frage stellte klar, dass Tjorben unsere Mails vertraulich behandelt hatte. Nichts anderes hatte ich von ihm erwartet. »Das ist eine lange Geschichte.« Galant wechselte ich das Thema. »Wieso hat Tjorben seinen Abgabetermin nicht eingehalten? Hat er eine Schreibblockade?«

Jördis schüttelte den Kopf. »Niemand kann Bestseller am laufenden Band produzieren. Er brauchte dringend eine schöpferische Pause.«

Ich erhob mich vom Sessel und inspizierte das Bücherregal, in dem seine Werke in gebundener Form in Reih und Glied aufgestellt waren.

»Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Geschichten er bereits veröffentlicht hat, und dabei habe ich seine Drehbücher noch gar nicht mitgezählt.«

»Kennst du alle?«

Ich verneinte. »Leider nur die, die ins Deutsche übersetzt wurden. Aber die Filme, an denen er mitgewirkt hat, liebe ich. Ich habe nicht einen versäumt.«

»Er ist ein Besessener. Wenn er schreibt, ist er im Tunnel und vergisst alles um sich herum.«

»Ist davon auszugehen, dass er zeitnah fertig wird? Ich würde ihn so gern treffen, dafür bleibt mir allerdings nur eine Woche, danach muss ich zurück.«

»Das weiß man nie bei ihm. Aber das soll uns nicht davon abhalten, einen feuchtfröhlichen Abend zu verbringen. Was ist das für ein Schnaps, den du mitgebracht hast?«

»Grappa. Aber bevor wir die Flasche köpfen, möchte ich zuerst telefonieren und fragen, ob mein Sohn und meine Eltern gut in Tirol angekommen sind.«

Sie hatten ihr Ziel noch nicht erreicht, sondern es erst bis Kufstein geschafft. »Es liegt überall Schnee, Mama«, vermeldete Daniel begeistert.

Ich schaute hinaus und sah dicke Flocken vor der Scheibe tanzen. »Hier schneit es auch«, antwortete ich und wünschte ihnen eine staufreie Weiterfahrt.

Nach dem ersten Schnaps traute ich mich vor. »Ich wusste gar nicht, dass Tjorben in einer festen Beziehung ist.«

»Er hält sein Privatleben grundsätzlich unter Verschluss. Tjorben meidet die Öffentlichkeit. Ihm ist dieser Trubel um seinen Erfolg äußerst unangenehm. Er hasst Social Media und ist froh, dass ich ihm diesen Kram abnehme.«

»Demzufolge arbeitet ihr zusammen und seid gemeinsam erfolgreich.«

Jördis schenkte sich nach. »Es soll nicht großspurig klingen, aber ohne mich wäre Tjorben einer der vielen brotlosen Schriftsteller geblieben. Ohne mein Dazutun hätte er es niemals so weit gebracht. Es waren meine Kontakte, die ihn in die erste Liga katapultiert haben.«

Behauptete sie gerade, dass er allein ihr seinen Erfolg verdankt? Das klingt nicht nur großspurig, das ist es auch. »Nun, aber sein Talent spielte doch wohl auch eine Rolle«, gab ich zu bedenken.

»Hast du eine Ahnung, wie viele talentierte Autoren es gibt, deren Bücher nicht veröffentlicht werden?«

Mir stand nicht der Sinn nach einer Diskussion über ein Fachgebiet, von dem ich nichts verstand. »Wie auch immer, ich freue mich für ihn.« Ich korrigierte sofort. »Ich meinte, ich freue mich für euch, denn ihr scheint ein unschlagbares Team zu sein.«

Ihre Gesichtszüge entspannten sich augenblicklich und formten sich zu einem zufriedenen Lächeln. »Ja, das sind wir. Wir haben uns gesucht und gefunden. Tjorben und ich sind ein Perfect Match.«

»Es ist schön, wenn man das von seiner Beziehung behaupten kann«, erwiderte ich und schluckte den bitteren Beigeschmack, den meine Worte in mir auslösten, tapfer hinunter. Doch Jördis legte ihren Finger direkt in die Wunde, die noch immer nicht verheilt war.

...

Erscheint lt. Verlag 22.10.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Reisen Reiseführer Europa
Schlagworte Ablenkung • Brieffreundschaft • Die Eisfischerin vom Helgsjön • für Leserin von Tanja Janz • Geheimnis • Liebe • Liebesgeschichte • Roman für den Urlaub • Schmöker • Schnee • Schweden • Schwedenroman • Urlaubsroman • Winter • Winterroman • Wohlfühlbuch • Wohlfühlroman
ISBN-10 3-7499-0781-1 / 3749907811
ISBN-13 978-3-7499-0781-6 / 9783749907816
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