Póros
Póros besteht eigentlich aus zwei Inseln: dem hügeligen, kleinen, vulkanischen Sferia, auf dem ein Großteil der knapp 4000 Inselbewohner lebt, und dem wesentlich größeren, spärlich besiedelten Kalavria mit seinen ausgedehnten Kiefernwäldern. Die grüne Insel ist wegen ihrer malerischen Lage vor allem bei Seglern beliebt.
Weiß gekalkte Häuser ziehen sich am Berghang entlang. Die Altstadt wird vom Campanile mit seiner blauen Kuppel überragt, im Hintergrund dichte Pinienwälder auf den Berghängen. Nur eine schmale Wasserstraße trennt das malerische Póros vom peloponnesischen Festland. Dort liegt das weniger schöne Städtchen Galatás. Ständig kommen und gehen Schiffe in alle Richtungen, gleiten Flying Dolphins über die Wellen, und behäbige Autofähren durchpflügen das Meer Richtung Festland.
„Die Einfahrt nach Póros wirkt wie ein tiefer Traum. An allen Seiten ragt plötzlich das Land empor, und das Schiff wird in eine schmale Enge gequetscht, die keinen Ausgang zu haben scheint.“ (Henry Miller)
Das Leben von Póros spielt sich entlang der Hafenstraße ab. Unzählige Jachten gehen hier vor Anker, entsprechend schick sind die Cafés und Bars entlang der Ufermeile. Von den Tavernen und Kafenia lässt sich das Treiben gemütlich beobachten, die Stunden vergehen wie im Flug. Mühelos sieht man von hier aus hinüber nach Galatás. Längst könnte eine Brücke Póros mit dem Peloponnes verbinden, doch die Inselbewohner wissen, dass damit die beschauliche Atmosphäre passé wäre.
Im Gegensatz zu Hýdra und Spétses sind Autos auf Póros erlaubt, die Überfahrt von Galatás ist günstig und Parkplatzprobleme gibt es auch nicht. Dennoch ist ein Auto auf der kleinen Insel eigentlich überflüssig. Die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und steilen Treppen ist für Autos unpassierbar, und da es ohnehin nur ein paar Straßen gibt, lässt sich die Insel viel besser mit einem Fahrrad oder Mofa erkunden. In dieser Form ist ein fahrbarer Untersatz zur Entdeckung der Insel schon empfehlenswert. Die Straßen der Insel sind nämlich eher nicht auf Fußgänger ausgerichtet. Eine Alternative, um zum Beispiel zu den Stränden zu kommen, ist natürlich auch das Taxi.
An Sehenswürdigkeiten hat Póros allerdings nicht viel zu bieten: Ruinen eines Poseidon-Tempels und in einer Schlucht das festungsartige Kloster Zoodóchos Pighí. Ein unvergesslicher Anblick ist die Zitrusplantage mit ihren 30.000 Bäumen bei Lemonodassos. Póros ist ein idealer Ausgangsort für Ausflüge in den Saronischen Golf. Die Nachbarinseln Ägina, Hýdra und Spétses sind von hier aus problemlos erreichbar; Amateurhistoriker können Touren zu den nahe gelegenen Ruinen des antiken Troizén und zum antiken Theater Epidauros unternehmen (auf dem Festland bei Galatás).
Wegen der sehr guten Verkehrsverbindungen nach Athen haben sich Griechen und Ausländer auf der Insel Ferienhäuser und -wohnungen gekauft. Der Bauboom Ende des 20. Jh. ist jedoch mit der Wirtschaftskrise zum Stillstand gekommen. In der Nebensaison geht es auf der kleinen Insel nach wie vor beschaulich zu.
Das Preisniveau auf Póros ist niedriger als auf den teuren Nachbarinseln Hýdra und Spétses. Hier herrscht an Hotels kein Mangel. Nur in den Sommermonaten kann es für Individualreisende schon mal schwierig werden. Freunde des Wassersports finden an den Stränden von Askeli und Neorio ein sehr gutes Angebot.
Wandern lässt es sich gut in der Nebensaison. Das Fremdenverkehrsbüro hat sechs Touren über die Insel ausgeschildert (zwischen 15 Minuten und drei Stunden, Infos unter porostrails.gr). Bevölkerung: ca. 4000 Einwohner.
Geografie/Geologisches: Póros besteht eigentlich aus zwei Inseln, die nur durch eine Brücke über den schmalen Meereskanal verbunden sind. Ausgedehnte Pinienwälder überziehen fast die gesamte Insel. Póros ist durch eine etwa hundert Meter schmale Meerenge vom peloponnesischen Festland getrennt.
Wichtigste Orte: Póros-Stadt; ansonsten Hotelsiedlungen in den nahe gelegenen Buchten.
Straßen: sehr kleines Straßennetz. Von Póros-Stadt führt eine Straße über das Dorf Kamára zum Poseidon-Tempel und über das Kloster Zoodóchos Pighí zurück.
Tankstellen, Auto- und Zweiradverleih: nur rund um Póros-Stadt.
Unterkunft: Im Sommer vor allem an Wochenenden schwierig. Privatzimmer gibt es aber viele. Am besten bei einem Reisebüro am Hafen fragen. Im Juli und August bestimmen vor allem britische und französische Touristen das Bild.
Geschichte
In der Antike galt Póros als die Insel Poseidons. Religiöses Zentrum war der Tempel auf der Insel Kalavria. Póros war bereits in mykenischer Zeit besiedelt und seit dem 7. Jh. Glaubensmittelpunkt der Heptapolis, eines saronischen Städtebundes. In dem Poseidon-Tempel vergiftete sich Demosthenes auf der Flucht vor den Makedoniern, die in Athen regierten.
In der Zeit der Befreiungskriege machte hier Admiral Miaoulis von sich reden. Er steckte im August 1831 einen Teil der griechischen Flotte in Brand, damit sie nicht den Russen in die Hände fiel. Noch heute gibt es auf Póros eine Marineschule. Diese Einrichtung geht auf eine Initiative des aus Bayern stammenden Königs Otto I. zurück (1846). Am westlichen Ende der Insel liegt die sog. Russische Bucht. Der Name stammt von einer Werft, die die Marine des Zaren in der Bucht errichtet hatte. Die Ruinen sind heute noch zu sehen.
Blick auf das malerische Póros
Sehenswertes
Poseidon-Tempel: Er liegt auf einem Plateau, umgeben von ausgedehnten Pinienwäldern, etwa 180 m über dem Meer. Wer die etwa 6 km auf asphaltierter Straße von Póros bergauf gefahren ist, sollte von der antiken Stätte nicht zu hohe Erwartungen haben. Der Ausblick ist allerdings idyllisch und macht die Reise wert. Die Überbleibsel des im 7. Jh. v. Chr. errichteten Tempels im unwegsamen, einsamen Inselinneren sind spärlich. Offensichtlich wurde der Tempel im 19. Jh. von den Bewohnern Hýdras intensiv als Steinbruch genutzt. Die wenigen Mauerreste und Säulenstümpfe lassen die religiöse Bedeutung des Heiligtums höchstens erahnen. Der Tempel in prächtiger Lage, umgeben von Pinien, Oliven- und Feigenbäumen, über dem Saronischen Golf bildete das religiöse Zentrum eines Städtebundes, zu dem auch Athen, Ägina, Epídauros, Ermióni oder Orchomenós in Böotien gehörten.
Erst 1894 wurden der Poseidon-Tempel und die kleine antike Stadt Kalauros von den beiden schwedischen Archäologen Sam Wide und Lennart Kjellberg entdeckt. Das Heiligtum, im dorischen Stil gebaut, hatte die Abmessungen 14,80 x 27,50 m. Auf der Breitseite standen vermutlich sechs und auf der Längsseite zwölf Säulen. Westlich des Tempels findet man zwei etwa 30 m lange Stoen, die im 5. und 4. Jh. errichtet wurden. Um 330 v. Chr. entstand am westlichen Ende der beiden Hallen ein Propylón (Torbau), dahinter vermutlich das Bouleutérion (Rathaus). Noch weiter westlich gab es ein Gebäude mit Innenhof, das wahrscheinlich dem griechischen Politiker Demosthenes geweiht war. Er war in den Poseidon-Tempel geflüchtet, wo man ihm Asyl gewährte. Als die Makedonier den Tempelfrieden brachen, vergiftete er sich. Ausgrabungen schwedischer Archäologen zwischen 1999 und 2000 förderten weitere Details der Anlage zu Tage. Die Forscher fanden Keramik aus der zweiten Hälfte des 4. Jh. v. Chr.
Anfahrt Vom Askeli-Beach die Straße Richtung Kloster nehmen, nach ca. 1 km links ab (beschildert), auf gut ausgebauter Asphaltstraße bergauf, nach knapp 2 km halblinks ab, dann noch gut 2,5 km auf kurviger Asphaltstraße bis zum Tempel. Von der Straße eröffnen sich immer wieder herrliche Ausblicke auf Póros. Die Fahrt mit dem Taxi hin und zurück kostet ca. 26 €. Am besten bittet man den Taxifahrer zu warten.
Kloster Zoodóchos Pighí: Fast wie eine Festung wirkt das weiß gekalkte Kloster aus dem 18. Jh. an dem mit grünen Pinien bestandenen Hang. Eine Brücke führt über die Schlucht zu ihm hinüber. Der idyllische Innenhof mit Zitronenbäumen und einer uralten Zeder rundet das friedvolle Bild ab.
Das malerische Kloster, 4 km vom Hauptort entfernt, wurde im 18. Jh. von einem Athener Bischof gegründet. Ein Besuch lohnt sich vor allem wegen der wertvollen Ikonostase aus dem 16. Jh., die reich verziert ist und rund dreißig Ikonen aufweist. An der linken Mauer beim Altar befindet sich die Marien-Ikone. Die Gottesmutter trägt die Züge der Tochter des italienischen Malers Ceccoli, der 1849 die Arbeit ausführte. Das Kloster begeht seinen höchsten Feiertag jedes Jahr prunkvoll am ersten Freitag nach Ostern.
Die Abtei darf nur in angemessener Kleidung betreten werden. Toiletten findet man am Parkplatz unweit der Kapelle, außerdem ein kleines Cafe für Erfrischungen. Von hier führt auch ein Feldweg zum kleinen Strand. Das Kloster ist täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet. Es bleibt nur zwischen 13 und 17 Uhr zur...