Zu Besuch in Mosambik -  Jana Randig

Zu Besuch in Mosambik (eBook)

Reisebericht

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
152 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-7650-1 (ISBN)
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Nach 30 Jahren löste ich ein Versprechen ein. Mit meiner Tochter besuchte ich Alberto, einen ehemaligen Vertragsarbeiter aus Mosambik. Wir lebten im Haus seiner Familie, fuhren 2925 km vom nördlichen Lichinga bis nach Maputo mit öffentlichen Verkehrsmitteln und durften das einfache Leben der Mosambikaner kennenlernen. Eine Abenteuerreise im Vertrauen auf Freundschaft.

Jana Randig wurde 1968 in der Oberlausitz geboren, lebte bis 1990 in Oberoderwitz und seit 2000 in Oppach. Als gelernte Krankenschwester arbeitet sie wieder in der Heimat mit der sie sich sehr verbunden fühlt. Anlass für dieses Buch war ein Ausflug in die Vergangenheit mit der Feststellung, dass die DDR auch einige gute Sachen hinterlassen hat, auf die wir stolz sein können.

Busfahrt nach Marrupa

Wir liefen gegen 4:30 Uhr los. Die Straßen waren menschen-leer aber beleuchtet. Sally und ich trugen jeweils zwei Rucksäcke, einen vorn und den großen Rucksack auf dem Rücken. Alberto trug seine Tasche und die beiden Stühle, welche wir gestern gekauft hatten. Er wollte sie nicht dort lassen. Einen Sack Kartoffeln hatte er schon am Montag zum Bus geschafft und damit drei Plätze im mittleren Bereich des Busses für uns reserviert.

Der Bus hatte drei Sitzplätze nebeneinander auf der rechten Seite und zwei Sitze auf der linken. Insgesamt also fünf Sitze pro Reihe. Die Sitzabstände sind für die deutlich kleineren Mosambikaner ausreichend, für uns jedoch viel zu klein. Die großen Rucksäcke verstauten wir unter den Sitzen, die kleineren hielten wir auf dem Schoß. Der Bus füllte sich langsam und fuhr erst ab, als er voll besetzt war. Dies geschah leider erst gegen 6:30 Uhr.

Wir saßen also zwei Stunden in einem stehenden Bus und warteten auf seine Abfahrt. Hinter Sally saß ein erkälteter Mosambikaner, der ständig hustete und die Nase schneutzte. Hinter mir saß ein kleines Kind, im Alter von ca. fünf Jahren, was anscheinend gerade vom Spielplatz kam, ungewaschen und verrotzt. Uns beiden Krankenschwestern gingen da tausend Krankengeschichten durch den Kopf. Wir fühlten uns unwohl und zwischen Rucksäcken eingeklemmt. Und dabei waren wir noch nicht einmal los gefahren. Kurz vor der Abfahrt stellten wir erstaunt fest, dass uns das Geschniefe und die Schmerzen in den Beinen fast gar nichts mehr ausmachten. Wie durch ein Wunder mussten wir einfach über unseren Zustand lachen. Wir saßen in einem stehenden Bus völlig eingeklemmt mit kranken Afrikanern und warteten unter Schmerzen und Angst, bis dieser Bus endlich abfuhr. So etwas hätten wir uns im Traum nicht ausmalen können. Die Situation war so skurril, dass wir aus dem Lachen nicht mehr heraus kamen.

Es war schon interessant zu sehen, was man in den Gängen des Busses alles lagern konnte: Säckeweise Reis, Alubleche für Dächer, Taschen, Kisten und sonstiges. Kein Mensch kommt hier jemals wieder raus, dachte ich mir und hoffte, eines besseren belehrt zu werden.

Endlich ging es los. Ich versuchte, das Ende der Stadt Lichinga wahrzunehmen, aber irgendwie hörten die kleinen Häuser der Mosambikaner gar nicht mehr auf. Später kamen größere Lücken zwischen den Siedlungen und die Landschaft wurde hügelreicher. Verdorrte Büsche an den Straßenrändern und verbrannte Erde entlang der Straße hinterließen einen eher trostlosen Eindruck auf uns. Jedoch ragten nach einigen Kilometern Granitberge eindrucksvoll in den Himmel, wie aus dem Boden gestampft standen sie da, anmutig und schön.

Vor jeder größeren Siedlung wurde nun kräftig gehupt und angehalten. Die Fenster wurden seitlich aufgeschoben und man konnte  direkt aus dem Bus seine Einkäufe erledigen. Gemüse wurde herangetragen, Wasser, gekochte Eier, lebende Hühner oder auch geräucherter Fisch. Alles, was als Wocheneinkauf bei uns im Supermarkt erledigt wird, machte man hier anscheinend während der Busfahrt. Dementsprechend lang waren wir auch unterwegs. Als ich Alberto fragte, wie weit es nach Marrupa sei, sagte er: „Na, ich weiß nicht wie viele Kilometer es sind.“ „Wie lange fahren wir?“ fragte ich ihn: „Na, ich weiß nicht wie schnell der Busfahrer fährt, ob der Bus eine Panne haben wird, oder ob der Fahrer oft eine Pause macht.“ Enttäuscht von dieser Antwort grämte es mich sehr, dass ich ab jetzt nicht mal mehr Offlinekarten zur Verfügung hatte und mein GPS hier auch nicht funktionierte.

So nahmen wir einfach das Schicksal an und genossen unter schmerzenden Beinen und brennendem Hintern die nun wirklich malerische Landschaft. Hügelketten wechselten sich mit freien Grasflächen ab. Kurz vor den Siedlungen waren meist Mangobäume und Bananenstauden zu erkennen.

Es gab eine Pause nach vier Stunden Fahrt. In dieser kletterten alle Insassen sehr akrobatisch über die im Gang liegenden Tüten, Säcke und Bleche zur Tür. Ach wie angenehm war es, einfach mal wieder seine Beine zu spüren und ein paar Schritte zu laufen. Sechs Stunden saßen wir schon eingepfercht in diesem Bus. Wir hatten extra wenig getrunken, damit wir nicht so oft auf Toilette mussten, und es war gut so.

In freier Wildbahn gingen sich alle ein Plätzchen am Straßenrand suchen. Die Frauen hatten kein Problem, da die meisten ja ihre Tücher als Rock umhatten, wir mit unseren Hosen waren da deutlich schlechter dran und verkniffen uns daher den Toilettengang. Wir kletterten wieder in den Bus und fuhren noch ganze vier Stunden auf der gut ausgebauten Straße nach Marrupa. Dann sagte  Alberto: „Hier beginnt Destrict Marrupa“ und begann sofort zu telefonieren.

Ein Moped fuhr langsam an uns vorbei, darauf ein Ehepaar und die Frau winkte uns zu. „Das sind George und Graca“, sagte Alberto, „sie holen uns vom Bus ab“. Endlich kommen wir aus diesem Bus raus, dachte ich. Wir fuhren auf einen großen, von Mauern umgebenen Parkplatz, der Nachts wohl mit einem großen Tor verschlossen wurde.

Das Aussteigen dauerte sehr lange, denn alle hatten viel Gepäck was nun ausgeladen wurde, aber irgendwann konnten auch wir an die frische Luft.

Busroute: Lichinga – Marrupa – Cuamba – Nampula -  Maputo

 

Im Bus nach Marrupa
 

 

Reisebus nach Marrupa
 

 

Bergketten im Niassagebiet
 

 

Fahrt nach Marrupa
 

 

 

Ausstieg zur Rast
 

 

Einkauf während der Busfahrt
 

 

Einheimische Frauen
Ankunft am Busplatz in Marrupa
 

Ankunft in Marrupa

Wie gerädert stiegen wir aus und wurden sofort freundlich von Albertos Bruder George und Graca in Empfang genommen. George lud meinen großen Rucksack,  Albertos Tasche und die Kartoffeln auf sein Moped und befestigte alles mit einem schwarzen stabilen Gummiband. Pedro, der auch bei George und Graca wohnte, nahm Sally den großen Rucksack ab.

Alberto musste noch seine Stühle aus dem Bus holen, diese würde er nie vergessen, „Die sind gut“ sagte er. Nun gingen wir alle, gut bepackt, zur Familie Hepuelepue. George fuhr mit dem Moped vor. Es war nicht weit. Nach ca. 10 Min gemütlichem Fußweg gingen wir durch ein schmales Gässchen auf ein etwas verzogenes Blechtor zu. Dahinter befand sich Georges Haus.

Wir wurden direkt in unser Zimmer geführt, ein kleiner dunkler Raum mit einem Bett, zwei Stühlen und einer großen Landkarte an der Wand. Nun musste ich aber wirklich schnell auf Toilette und Alberto zeigte uns, nachdem wir abgelegt hatten, die neu gebaute Toilette und Dusche. Er hatte sie extra für uns gebaut. Ein kleiner Raum mit einem Toilettenbecken auf dem Boden, mit Loch. Egal, dachte ich, ich muss jetzt mal. Ein Vorhang ließ erkennen, dass besetzt war. Daneben war unsere Dusche. Es stand ein großes Wasserfass und zwei kleinere Wasserbehälter in einem offenem Betonbau mit Abfluss. Ein Schöpftopf diente zum duschen, erklärte uns Alberto. Es war alles sauber und so dachte ich mir, kann ich es schon ein paar Tage aushalten.

Nachdem wir unser kleines Zimmer mit einem Bett und zwei Stühlen bezogen  und unsere Moskitoiglus aufgebaut hatten, zeigte uns Alberto sein Zuhause.

Wir wohnten im neueren Haus, welches massiv aus Beton gebaut wurde. Direkt vom Eingang, der über eine kleine überdachte Terrasse führte, kamen wir ins Wohnzimmer. Ausgestattet mit einem großen Ledersofa,  einem Sessel, Tisch, Fernseher und Schrank, war die Stube recht einfach eingerichtet. Im vorderen Bereich befand sich ein Esstisch mit vier Stühlen, wo wir fortan unsere Mahlzeiten einnehmen würden. Es gab nur vier Stühle am Esstisch, deshalb nahmen wir unsere Mahlzeiten immer separat ein. Dahinter befand sich eine Tiefkühltruhe, die fast leer war.

Daneben war der Eingang zu dem Zimmer, in dem George und Graca wohnten. Alberto wohnte in einem Zimmer mit separatem Eingang von der Terrasse aus. Strom war vorhanden, wir konnten unsere Handys und den Akku des Fotoapparates laden. Eine gemütliche Sitzecke unter einem Mangobäumchen lud uns zum verweilen im kühleren Schatten ein, unsere mitgebrachten Stühle fanden dort einen festen Platz.

Auch ein traditionelles Lehmhaus befand sich auf dem Grundstück, wo Lucy und Pedro übernachteten. Zwei Jugendliche, die von George und Graca aufgenommen wurden. Lucy und Pedro halfen im Haushalt und beim Wasser tragen und verdienten so ihr Geld für die Sekundarschule, die in Mosambik bezahlt werden muss. Das Klima im alten Haus war sehr angenehm, da dieses Haus vollständig aus Lehm gebaut war. Das Dach war nicht gedeckt. Aber das Stroh zum abdecken stand schon auf dem Hof. Dies wird traditionell zur Regenzeit gemacht um zu sehen, ob noch etwas undicht ist. Jetzt in der Trockenzeit ist das Dach nebensächlich. Gekocht wurde direkt im Hof auf einem offenen kleinen Herd mit Holzkohle.

Am Nachmittag schauten wir uns Marrupa an. Wir wohnten sehr zentral, unweit der Bank und der einzigen Kneipe Marrupas, die von einem Portugiesen betrieben wurde.

Auf der Straße wurde alles angeboten, was man zum Leben benötigte. Wir kauften uns eine Kiste Wasser, welche uns Pedro gleich nach Hause trug. Wir machten mit Alberto noch einen kurzen Rundgang im Zentrum. Danach gingen wir auf ein Bier in die Gaststätte, die mit...

Erscheint lt. Verlag 19.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen
ISBN-10 3-7584-7650-X / 375847650X
ISBN-13 978-3-7584-7650-1 / 9783758476501
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