Der verborgene Kontinent (eBook)

Expeditionen in die unterirdische Welt der Höhlen
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2023 | 1. Auflage
288 Seiten
Knesebeck Verlag
978-3-95728-798-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der verborgene Kontinent -  Francesco Sauro
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Eine abenteuerliche Expedition zu den Geheimnissen unter der Erdoberfläche Der letzte unerforschte Kontinent liegt direkt unter unseren Füßen und wartet auf diejenigen, die sich in seine Höhlen wagen und seine verborgenen Seen und Flüsse befahren. Höhlenforscher Francesco Sauro nimmt uns mit auf eine spannende Entdeckungsreise in das unterirdische Reich voller Geheimnisse und Abenteuer. Von den Höhlen der Dolomiten zu den vulkanischen Grotten der Galapagosinseln, von den unterirdischen Bächen Grönlands bis zu den Klüften des Himalaya zeigt Der verborgene Kontinent, was die Wissenschaft über diese letzte Grenze unseres Planeten erzählen kann. Eine fesselnde Expedition in die Welt unter der Erde - und zugleich eine Erkundung der Grenzen der Menschheit. Packende Reportage und spannende wissenschaftliche Einblicke Die Welt unter der Erdoberfläche ist das letzte unerforschte Gebiet unseres Planeten. Ein geheimnisvolles Universum, ein Tunnelnetz, in dem man auf gewaltige Wasserfälle, leuchtende Kreaturen, mysteriöse Echos, höllische Dämpfe und vor allem sehr viel Dunkelheit und Unbekanntes stößt. Francesco Sauro faszinieren Höhlenwelten schon seit seiner Kindheit. In Der verborgene Kontinent berichtet er packend und mitreißend von seinen Expeditionen in diese unerforschten Welten. Er schildert, welche Überraschungen die unterirdischen Höhlenwelten bereithalten, wie enorm wichtig die Erkenntnisse für die Zukunft von Wissenschaft und Forschung sind und bringt so ein wenig Licht ins Dunkel dieser geheimnisvollen Welt. Kommen Sie mit auf eine Entdeckungsreise in den unterirdischen Kosmos aus Höhlen und Labyrinthen, Tunneln und Kammern, Brunnen und Seen - ein geheimnisvolles und faszinierendes Netzwerk, das die letzte unerforschte Grenze unseres Planeten darstellt.

Francesco Sauro, geboren 1984 in Padua, ist einer der weltweit führenden Höhlenforscher. Im Laufe von fast vierzig Expeditionen auf verschiedenen Kontinenten hat er über hundert Kilometer neuer Höhlen erforscht und kartiert. Er lehrt an der Universität von Bologna und ist Berater der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Im Jahr 2014 wurde er mit dem Rolex Award for Enterprise ausgezeichnet und zwei Jahre später vom Time-Magazine als einer der '10 Next Generation Leaders' aufgeführt.

Francesco Sauro, geboren 1984 in Padua, ist einer der weltweit führenden Höhlenforscher. Im Laufe von fast vierzig Expeditionen auf verschiedenen Kontinenten hat er über hundert Kilometer neuer Höhlen erforscht und kartiert. Er lehrt an der Universität von Bologna und ist Berater der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Im Jahr 2014 wurde er mit dem Rolex Award for Enterprise ausgezeichnet und zwei Jahre später vom Time-Magazine als einer der "10 Next Generation Leaders" aufgeführt.

Einführung

Ich habe die ganze Zeit über berichtet. Die Sterne, der Himmel, die vollkommen schwarze Farbe des Himmels. Die Sterne sind etwas deutlicher zu sehen, es sind leuchtende Punkte, die sich sehr schnell im Sichtfenster bewegen. Der Horizont ist sehr schön. Die Krümmung der Erde ist zu erkennen. Um die Erde herum, direkt an der Oberfläche, ist die Farbe ganz zartblau, dann wird sie immer dunkler. Erst Rottöne, dann wird es vollkommen schwarz.«

Wir schreiben den 13. April 1961. Am Vortag ist Juri Gagarin als erster Mensch in den Weltraum geflogen und hat mit seinem Raumschiff einmal die Erde umrundet. Nun kann er seine Sicht auf unseren Planeten schildern, die Krümmung der Erde, die Dunkelheit des Weltraums, das Blau der Atmosphäre.

So fasst er in Worte, was ein Mensch zum allerersten Mal wahrnehmen kann: die Erde in ihrer Gesamtheit, eine ins Weltall geworfene Kugel.

Diese eindrucksvolle Beschreibung schien damals das Ende der Erkundung unseres Planeten und den Beginn der Erforschung des Weltraums einzuläuten. Die Kontinente konnten auf einen Blick wahrgenommen werden, die Meere, die Berge, die Seen, die Wüsten und Wälder – all das war nicht länger nur bildliche Darstellung, sondern faktische Realität. Von oben betrachtet blieb nur der Kontrast zwischen der Farbenpracht der Erde und der undurchdringlichen Finsternis des Universums, das sie umgab.

Doch unsere Entdeckungsreise bis zu dieser Komplettansicht der Erde begann schon weit vor diesem Frühlingstag, nämlich vor mehr als 200 000 Jahren in einer afrikanischen Savanne. Anfangs wurde unsere Umwelt nur als Ressource für das Überleben des Menschen wahrgenommen. Jeder Schritt jenseits des Sichtbaren hatte das Ziel, unsere Grenzen und Möglichkeiten zu erweitern, neue Territorien zu erobern und unbekannte Landschaften zu erkunden. Der Mensch war schon ein Entdecker, bevor ihm das überhaupt bewusst wurde. Die Welt endete an den Grenzen des Bekannten, dahinter lagen Dunkelheit und Legenden. Bei dieser mühsamen Erforschung neuer Territorien, bei dem Wunsch, bestehende Grenzen zu überwinden, war die Höhle eine Art Welt im Kleinen. Häufig wurde sie als Schutzraum gegen unwirtliche Witterungsverhältnisse genutzt. Je weiter man in die Höhle vordrang, desto dunkler wurde es: eine unüberwindliche Finsternis, in der sich furchteinflößende Geschöpfe zu verstecken schienen.

Die Entdeckung des Feuers erlaubte den ersten Schritt, in diesem Moment begann sich der Mensch seiner selbst bewusst zu werden. Der ständige Widerstreit zwischen Angst und Neugier sorgte dafür, dass dem Vordringen in Höhlen und in die Welt unter der Erdoberfläche schon immer ein gewisser Zauber anhaftete. Das Feuer war zweifellos ein Freund, aber seine Flammen konnten nur einen Teil der Dunkelheit erhellen, bevor sie wieder erloschen und den Entdecker in der Dunkelheit zurückließen. Alles, was dahinterlag, was man glaubte, in den Schatten erkannt zu haben, war Imagination. Und es stellten sich die gleichen Fragen wie bei der Betrachtung des Himmels in einer sternenklaren Nacht.

Während die Unterwelt ein Mysterium blieb, ging die Erforschung der Erdoberfläche weiter. Vor 30 000 Jahren erkundeten wir große Teile Europas und Australiens. Vor 25 000 Jahren drangen wir zu Fuß von Sibirien bis nach Nordamerika vor, weil sich während der damaligen Eiszeit durch das Absinken des Meeresspiegels eine Landbrücke gebildet hatte. Anschließend überwanden wir Wälder und Bergketten in verschiedenen Klimazonen, entdeckten neue Lebewesen und unbekannte Landschaften, bis wir vor 14 000 Jahren nach einer 35 000 Kilometer langen Reise quer durch die amerikanischen Kontinente Patagonien erreichten. Vor etwas mehr als 1000 Jahren hatte der Mensch fast alle bewohnbaren Gebiete erforscht, war im Norden bis nach Grönland und im Süden bis nach Neuseeland vorgedrungen. Trotzdem verschwanden manche Gebiete im Lauf der Generationen wieder aus unserem Blickfeld, als hätte sich ein Schleier darübergelegt. Nur wenige Regionen wurden konkret wahrgenommen, während der Blick auf andere durch die zeitliche und räumliche Distanz sowie durch jeweils vorherrschende Glaubenssätze verzerrt wurde.

Als diese lange Entdeckungsreise an der Erdoberfläche langsam ihrem Ende entgegenging, meldete sich das Forschergen des Menschen. Vielleicht war es die Entstehung der Epen und der Schrift, die uns die Möglichkeit gab, unsere wahre Natur zu erkennen. Der blinde Homer konnte die Welt durch Odysseus Augen sehen und von ihr erzählen. Dieser staunende Blick auf die Wunder der Natur, auf Meeresungeheuer, unbekannte Inseln, Männer und Frauen, die sich unter den Völkern der Erde verirrten – all das machte Angst und sorgte dafür, dass man wieder strenge Grenzen zog, die nicht einmal in der Fantasie überschritten werden durften. Aber der Drang nach Wissen lässt sich nicht aufhalten, wie Dante im 26. Gesang des Inferno erzählt, wenn Odysseus zwischen den Säulen des Herkules hindurchfährt, um dann vom Meer verschlungen zu werden, weil er die Grenzen menschlichen Wissens überschritten hatte.

Christoph Kolumbus überquerte 1492 mit drei Karavellen den Atlantik, um schließlich Amerika zu erreichen. Er war nicht nur der Entdecker, sondern bereitete den Weg, mit dessen Hilfe die Geografie der Welt allmählich als Ganzes wahrgenommen wurde. Jetzt waren die Meere die Oberfläche, die es zu entdecken galt, ein zusammenhängender homogener Raum, das Bindeglied zwischen den Kontinenten. Bald danach umsegelte Magellan die Erde und lieferte damit den praktischen Beweis, dass die Erde eine Kugel ist. Die Wahrnehmung der Welt war auf den Kopf gestellt. Jeder Ort konnte gleichzeitig Anfangs- und Endpunkt einer Erdumrundung sein. Die Erdoberfläche war plötzlich begrenzt und nicht mehr unendlich, man nahm deutlich ihre Grenzen wahr. Und diese Grenzen waren nicht mehr der Rand einer Karte, sondern das, was sich über und unter uns befand. Unser irdisches Paradies lag zwischen Himmel und Erde. Weiter ging es nicht.

Und dennoch gab es auf der Erde immer noch unbekannte Orte, an denen die Umweltbedingungen wie die Höhe über dem Meeresspiegel oder die Temperatur ein Überleben ohne technische Hilfsmittel oder die Anpassung des menschlichen Körpers unmöglich machten. Es sollte allerdings weniger als ein Jahrhundert dauern, um auch diese Gebiete zu erobern. Die Entdeckung der Pole ist eines der faszinierendsten Kapitel der Menschheitsgeschichte, auch wenn es darin kaum mehr als einen Wimpernschlag einnahm. Die Überwindung von Tausenden Kilometern Kontinental- oder Meereis, nur weil man die äußersten Punkte des Planeten erreichen will, führte uns weit aus unserer »Komfortzone« heraus. Aber diesen Menschen ging es nicht ums Überleben, ihr Antrieb war reiner Wissensdrang. Südpol und Nordpol sind nicht nur entgegengesetzte geografische Orte, sie bilden auch die Endpunkte der Achse, um die sich die Erde dreht. Als Roald Amundsen und Robert Falcon Scott zu Beginn des letzten Jahrhunderts im Abstand von wenigen Wochen den Südpol erreichten, fanden sie außer einem riesigen Eisschild nichts Besonderes vor. Um die Bedeutung dieses Moments zu verstehen, musste man die Position der Erde im Universum begriffen haben. Es war das erste Mal, dass Expeditionen ausgeschickt wurden und Menschen bereit waren, ihr Leben zu riskieren, nur um eine geografische Entdeckung zu machen. Und tatsächlich: Scott und seine Männer starben auf der Rückkehr zum Basislager.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde auch der höchste Berg der Erde bezwungen. Die göttliche Mutter der Erde, der Chomolungma, besser bekannt als Mount Everest, wurde zum ersten Mal von Menschen betreten. Tenzing Norgay und Edmund Hillary erklommen seinen Gipfel im Jahr 1953. Wenige Jahre später, 1960, erreichte das Tiefseetauchboot Triest mit Jacques Piccard und Don Walsh an Bord in 10 916 Metern unter dem Meeresspiegel den tiefsten Punkt der Erde im Marianengraben. Genau wie im Weltall herrscht auch in der Tiefsee eine undurchdringliche Dunkelheit. Die Technologie hatte auch diese Herausforderung bezwungen.

Etwa zur gleichen Zeit umrundete das Raumschiff Wostok 1 die Erde. Endlich konnte die Erde in ihrer Gesamtheit vom Menschen aus dem Orbit betrachtet werden. Während dieses ersten bemannten Weltraumfluges, der weniger als zwei Stunden dauerte, sagte Gagarin mehr als zwanzigmal in einer Stunde den Satz »Vizu Zemlju«, »ich sehe die Erde«. Das Sehenkönnen ändert alles. Zum Beispiel nachdem wir am Fuße eines hohen Berges standen und uns schon den Gipfel ausmalten, obwohl wir noch nie dort gewesen waren. Oder nachdem wir den Ozean hinterm Horizont aus dem Blick verloren haben: Erst dieses Sehenkönnen ermöglicht so etwas wie Geografie.

Aber was geschieht, wenn wir nichts sehen können? Auf seiner Entdeckungsreise hat der Mensch den Ort bisher eher gemieden, der komplett im Dunkeln liegt: die Höhle. In diesem Hohlraum unter der Erde sind die Grenzen vom letzten Licht der Taschenlampe vorgegeben. Die Dunkelheit, die sich direkt unter unseren Füßen erstreckt, können wir uns nur vorstellen, aber nicht sehen. Und dort, am Übergang zwischen Licht und totaler Finsternis, an der Grenze zwischen Realität und Vorstellung, beginnt der dunkle Kontinent, das Thema dieses Buches.

Ich hatte in den letzten zwanzig Jahren das Privileg, überall auf der Welt unter die Erdoberfläche schauen zu können. Das Bild, das wir davon haben, ist gezwungenermaßen lückenhaft, denn der dunkle Kontinent ist kein Berg, den man betrachten kann, ohne ihn zu besteigen. Die unterirdische Welt der Höhlen kann nur Schritt für Schritt entdeckt werden,...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2023
Übersetzer Ingrid Ickler
Zusatzinfo 30 farbige Abbildungen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte Welt / Arktis / Antarktis
Schlagworte Abenteuer • Expedition • Forschung • Foschungsreise • Geologie • Höhlen • Höhlenforscher • Höhlenforschung • Im Unterland • Natur • Nature writing • Naturgeschichte • Natur-Sachbuch • Naturstory • Naturwissenschaft • Ökosystem • Reisebericht • Reiseerzählung • Reisestory • Reportage • Untergrund • Wissenschaft
ISBN-10 3-95728-798-7 / 3957287987
ISBN-13 978-3-95728-798-4 / 9783957287984
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