Unter Strom (eBook)

Mein verrücktes Donau-Abenteuer mit Discounter-E-Bike und Seniorendampfer
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
240 Seiten
Polyglott, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag
978-3-8464-0997-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unter Strom -  Margot Flügel-Anhalt
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Margot Flügel-Anhalt liebt die ganz großen Abenteuer. Die rüstige Rentnerin aus Nordhessen fuhr allein mit dem Motorrad um die halbe Welt bis zum Pamir Highway und im Oldtimer-Jeep weiter zum Nanga Parbat. Doch dieses Mal sucht sie das Abenteuer vor der eigenen Haustür und wagt eine Reise ganz ohne Polizeischutz und sauerstoffarme Passstraßen: Mit Zelt und einem E-Bike vom Discounter radelt sie knapp 3000 Kilometer - von der Quelle der Donau bis ans Schwarze Meer - und zurück im Seniorendampfer »Ms Nestroy«. Eine verrückte Idee? Für Margots Verhältnisse allemal! Auf ihrer Reise kommt sie »ihrem Fluss«, an dem sie ihre Kindheit und Jugend verbracht hat, ganz nah, erkennt seinen vertrauten Geruch wieder. Unterwegs besucht sie Künstler in ihren Ateliers, darf in einer ungarischen Werkstatt das uralte Handwerk des Blaufärbens ausprobieren und immer wieder überwältigende Gastfreundschaft erleben. Sie trotzt Kälte, Regen, Schlamm und Hitze, kämpft mit wilden Hunden, platten Reifen und anderen Pannen und fürchtet in unbeleuchteten Tunneln um ihr Leben. Und zum krönenden Abschluss übernimmt sie auf dem Seniorendampfer, der sie samt E-Bike zurück nach Hause bringt, das Ruder. Einmal Abenteurerin, immer Abenteurerin! »Diese Frau ist nicht zu bremsen.«  HÖRZU TV-TIPP »Mein Respekt könnte nicht größer sein« Hubertus Meyer-Burckhardt, NDR-Talkshow »Leidenschaft hält jung. Diese Frau ist der beste Beweis dafür.«  Bayern 2

Margot Flügel-Anhalt, 1953 in Tuttlingen geboren, ist Sozial- und Theaterpädagogin. Bis 2018 arbeitete sie in der Jugend-, Mädchen und Seniorenarbeit. Seit ihrer Pensionierung ist sie stets auf der Suche nach neuen Abenteuern. Sie hat zwei Söhne und lebt in einem kleinen Dorf in Hessen.

Margot Flügel-Anhalt, 1953 in Tuttlingen geboren, ist Sozial- und Theaterpädagogin. Bis 2018 arbeitete sie in der Jugend-, Mädchen und Seniorenarbeit. Seit ihrer Pensionierung ist sie stets auf der Suche nach neuen Abenteuern. Sie hat zwei Söhne und lebt in einem kleinen Dorf in Hessen.

Hinweis zur Optimierung
Impressum
Prolog
Deutschland
Österreich
Ungarn und Slowakei
Serbien
Rumänien
Heimwärts
Dank
Autoren

PROLOG


Leise plätschern die Wellen ans Ufer. Immer wieder springt ein Fisch silbern glänzend hoch aus dem Wasser, um ein Insekt zu fangen. Kleine Kreise ziehen sich um ihn, wenn er zurückfällt in sein Element. Es ist Sommer 2018. Ich bin auf dem Rückweg vom Pamir Highway. Von Nordhessen aus bin ich 18000 Kilometer mit einer kleinen 125er Honda Enduro über Russland, Kasachstan und Kirgistan bis an die chinesische Grenze gefahren und durch den Iran, die Türkei und den Balkan wieder zurück.

Auf dem Rückweg mache ich einen Stopp am Fluss, der mir so viel bedeutet. Ich sitze an der Donau, träume von meiner aufregenden Reise und möchte eigentlich gar nicht mehr nach Hause fahren. Ich bin irgendwo zwischen Regensburg und Ulm. Ein kleines Dorf liegt hinten am Wald. Umgeben von Wiesen, Weiden und Schilf erreiche ich das Ufer. Niemand ist hier. Nur Sträucher und Schilf und der Fluss. In die Stille hinein dröhnt Musik, die langsam näher kommt. In mein Blickfeld gerät ein Donaukreuzfahrtschiff, es fährt flussabwärts, Menschen singen und lachen auf dem Oberdeck. Das Schiff zieht vorbei, die Musik verhallt. Es wird wieder still an meinem Fluss.

Wie wäre es, wenn ich an der Donau entlang reisen würde? Mir vielleicht sogar den gesamten Verlauf des Flusses vornehmen würde? Die Donau entspringt bei Donaueschingen und mündet ins Schwarze Meer. Das sind knapp 3000 Kilometer. Ich könnte das mit einem E-Bike machen. Ich möchte mir eigentlich kein hochausgestattetes Rad kaufen, sondern das einfachste, was es als E-Bike so gibt. Ob das geht mit dem einfachen Rad vom Discounter mit einem schwachen Akku? Das muss doch möglich sein. Ich möchte selber denken und verstehen, wenn etwas nicht funktioniert, und mich nicht zu sehr abhängig machen von komplexer Technik. Ich würde einiges an Gepäck mitnehmen müssen, schließlich möchte ich auch draußen schlafen im Zelt.

Die Abenteuer, die ich bisher erlebt habe – ich bin mit einer kleinen 125er-Honda über den Pamir Highway, mit dem Benz bis Laos und mit dem Lada Niva zum Nanga Parbat gefahren –, kann so ein Donauradwegetrip mit anschließender Rückfahrt auf einem Seniorendampfer wahrscheinlich nicht toppen. Keine bewaffnete Eskorte wie in Pakistan, kein unerreichbarer Achttausender, an der afghanischen Grenze komme ich auch nicht direkt vorbei, ich muss mich nicht verhüllen wie im Iran, vermutlich gibt es überall ausreichend Internet und hoffentlich keinen Erdrutsch. Das mit dem Radfahren werde ich irgendwie hinbekommen. Ob mir das beim Seniorendampfer auch gelingt, muss ich abwarten.

Ausflugsschiffe habe ich bisher irgendwie nicht ernst genommen. 1976, als ich von Tuttlingen nach Berlin umgezogen war, wohnte ich nahe am Landwehrkanal in Kreuzberg bei meinem lieben Bruder Joachim. In den Sommermonaten zog es uns an diesen Kanal vor dem Urbankrankenhaus. Dort waren die Wiesen einigermaßen sauber, und man konnte direkt ins Wasser. Mein Bruder war Biologe. Er nahm ein Reagenzglas mit zum Kanal, füllte das trübe Wasser hinein, schwenkte es fachmännisch und schaute es sich dann langsam und mit Bedenken im Blick an. Dann atmete er auf und sagte zu mir: »Das Wasser lebt. Wir können schwimmen.«

Ich habe meinem Bruder immer vertraut. Ich hörte ihm begeistert zu, als er sagte: »Wenn der nächste Kaffeedampfer vorbeikommt, schwimmen wir den an und schauen zu den Schifffahrtsgästen ins Café hinein.« Für verrückte Ideen bin ich immer zu haben. Also passten wir das nächste Schiff ab, schwammen direkt an die Backbordseite, drückten uns ein wenig aus dem Wasser hoch und unsere Nasen gegen die Scheiben. Meist saßen ältere Touristen in den Schiffen, um sich bei Kaffee und Kuchen gemütlich Berlin anzuschauen. Als die Gäste uns am Fenster sahen mit plattgedrückten Nasen und kreischenden Mündern, fiel ihnen der Kuchen aus dem Mund. Sie schrien hysterisch nach dem Kapitän. Als der angerannt kam, waren wir schon längst untergetaucht und weggeschwommen. Ein Heidenspaß! Aber bitte nicht nachmachen!

Ich werde mir also ein möglichst günstiges, einfaches E-Bike holen, es vorher ausprobieren und sehen, ob es funktioniert. Denn eines ist mir klar: Nur zu Fuß und mit einem Rad kann ich meinem Fluss so nahekommen.

Ich möchte lachen am Fluss.

Still werden am Fluss.

Das Fließen des Wassers hören.

Den Geruch wieder erkennen, den ich als Kind am Donauufer wahrgenommen habe. Den Geruch der Donau. Meiner Donau. Ich bin in Tuttlingen in Baden-Württemberg geboren, nicht weit weg von den Donauwiesen. Dort habe ich als Kind gespielt. Später, als Jugendliche, zog es mich mit meinen Freunden wieder an den Fluss. Wir wohnten inzwischen weiter oben auf dem Berg. Immer, wenn mich bei einer Reise der Weg über die Donau führt, spüre ich so etwas wie Heimat. Heimat fühle ich mehr beim Fluss als im Ort Tuttlingen. Es ist, als würde ich einem alten Freund begegnen. So einem, dem man alles erzählen kann. Der einem zuhört. Und ich erzähle ihm, dem Fluss, von den Abenteuern, die ich unterwegs erlebt habe.

Bevor es mich mit der kleinen Honda ins Pamir-Gebirge zog, war ich bereits Tausende von Kilometern zu Fuß unterwegs Richtung Westen auf alten Pilgerpfaden bis ans Meer, über die Alpen nach Italien und auf dem Europäischen Fernwanderweg 3 Richtung Osten. Eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn bis in die Mongolei war ein Auslöser für die späteren Trips nach Zentralasien. Ich war so begeistert von dieser unglaublich schönen Landschaft, von der Herzlichkeit der Menschen, denen ich auf dem Weg begegnet bin, dass ich unbedingt wiederkommen wollte. Auch die Reise mit dem alten Benz von Nordhessen bis Laos bestärkte mich darin: Ja, es ist gut aufzubrechen, und es ist gut, wieder zurückzukommen. 2022 schließlich fuhr ich zweimal über meinen Fluss: einmal auf dem Hinweg zum Nanga Parbat im Himalaya und wieder auf dem Weg zurück.

Wenn ich aus dem Süden komme und nach Hause fahre, muss ich die Donau überqueren. Jedes Mal löst dies bei mir Gefühle des Wiedererkennens aus. Wenn ich ein Schild an einer Brücke sehe, welches die Donau ankündigt, hüpft mein Herz vor Freude. Ich versuche dann, über das Geländer hinweg einen Blick auf das Wasser zu erhaschen. Oder ich fahre runter von der Schnellstraße, hin zu den kleinen Landstraßen und hin zum Fluss. Da sitze ich dann am stillen Ufer und träume eine Weile vor mich hin, nehme den Geruch wahr, höre die Vögel im Ufergebüsch, die Kröten und Frösche, sehe den einen oder anderen Fisch aus dem Wasser springen, um eine Fliege zu erwischen.

Das Plätschern der kleinen Wellen am Ufer der Donau beruhigt mein Gemüt. Es ist nicht der Atlantik. Nicht die Wolga. Aber es ist meine Donau. Ich habe auf meinen Reisen viele Flüsse überquert, zuletzt den Indus in Pakistan, in den Bergen, wo er wild und kraftvoll über Felsen rauscht. Was für ein Fluss! Ja, ich liebe Flüsse, aber ganz besonders ans Herz gewachsen ist mir meine Donau, weil sie mich immer begleitet hat. Jetzt bin ich knapp 70 Jahre alt. 2018 habe ich mich von meiner Tätigkeit als Sozialpädagogin im Eschweger Rathaus in die Altersteilzeit verabschiedet, um endlich für längere Reisen aufzubrechen. Meine beiden Söhne und auch mein Enkelkind kennen mich nicht anders, sie würden sich wundern, wenn ich zu Hause bleiben würde. Ich mache solche herausfordernden Reisen grundsätzlich allein. Nachdem meine Partner verstorben sind, habe ich gelernt, mit mir alleine klarzukommen. Ich vertraue mir. Meine Reisen sind nicht durchgeplant. Immer wieder kann es zu Situationen kommen, in denen ich mich schnell entscheiden muss. Da ich genau weiß, was ich will, treffe ich dann die für mich richtigen Entscheidungen, ohne Kompromisse eingehen zu müssen. Ich bin gerne still unterwegs. Höre in die Natur. Lausche dem Gesang der Vögel. Nehme die Gerüche wahr. Und ich denke nach. Gespräche mit einem Mitreisenden wären dabei nicht von Vorteil. Und wenn ich alleine unterwegs bin, komme ich immer wieder sehr schnell mit fremden Menschen ins Gespräch, denen ich auf dem Weg begegne.

Das Fließen eines Flusses hat für mich etwas Heiliges. Bei diesem Anblick fühle ich Ewigkeit. Das Wasser, von dem wir alle unsere Lebendigkeit geschenkt bekommen, lässt sich durch nichts aufhalten. Und wo auch immer das Wasser auf unserem Planeten herkommt, durch Kometen- oder Asteroideneinschläge vor vier Milliarden Jahren vielleicht, diesen Weg sind auch wir gegangen. Sind wir doch alle Sternenstaub aus den Unendlichkeiten des Alls.

Es gibt ein wunderschönes Gedicht des brasilianischen Schriftstellers Manuel Bandeira, welches diese Gedanken auf poetische Weise ausdrückt. Es lautet übersetzt wie folgt:

»Sein wie ein Fluß,

der still die Nacht durchströmt.

Die dunkle Nacht nicht fürchten.

Die Sterne widerspiegeln, wenn welche am Himmel sind,

und wenn Wolken den Himmel bedecken,

Wolken, die Wasser sind wie der Fluß,

auch diese widerspiegeln, ohne Schmerz,

in den ruhigen Tiefen.«*

Sei wie ein Fluss, der still die Nacht durchströmt! Über diese Metapher werde ich nachsinnen am Ufer der Donau.

Es gibt Orte, die machen mich sofort glücklich, wenn ich mich dort hinbegebe. Das Meer, die Wüste, auch Flüsse, an deren Ufer ich sitze und mich entspanne. Dann kann ich anfangen zu träumen. Am fließenden Wasser lösen sich alltägliche Notwendigkeiten im Schimmern der Sonnenstrahlen auf den Wellen auf. Nichts bleibt. Alles fließt. Ich kann meinen Gedanken freien Raum geben in alle Richtungen. Zurück in die Vergangenheit, weit voraus in die Zukunft. Und schließlich denke ich nichts mehr. Lasse...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2023
Reihe/Serie POLYGLOTT Abenteuer und Reiseberichte
Co-Autor Titus Arnu
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte
Schlagworte Abenteurerin • Bikepacking • Bulgarien • Deutschland • Donau • Donauradweg • E-Bike • eBike-Tour • Entdeckungsreise • Fahrrad • Fahrradabenteuer • Fahrradtour • Fernradweg • Flusskreuzfahrt • Kreuzfahrt • Kroatien • Österreich • Reise Abenteuer • Reisebericht • reise inspiration • Reiseliteratur • Rumänien • Seniorenreise • Serbien • Slowakei • Ungarn
ISBN-10 3-8464-0997-9 / 3846409979
ISBN-13 978-3-8464-0997-8 / 9783846409978
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