Der verrückteste Reiseführer Deutschlands 2 (eBook)
160 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-2196-8 (ISBN)
Moritz Wollert studierte nach Abitur und Zivildienst Sportmanagement. Nach einigen Jahren in diesem Beruf folgte er seiner Leidenschaft für das geschriebene Wort und machte sich 2018 als freier Redakteur und Autor selbstständig. Seine Reiselust und Neugier bringen ihn immer wieder an die ungewöhnlichsten Orte ob in der Heimat oder Ferne.
Moritz Wollert studierte nach Abitur und Zivildienst Sportmanagement. Nach einigen Jahren in diesem Beruf folgte er seiner Leidenschaft für das geschriebene Wort und machte sich 2018 als freier Redakteur und Autor selbstständig. Seine Reiselust und Neugier bringen ihn immer wieder an die ungewöhnlichsten Orte ob in der Heimat oder Ferne.
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Besenhorster Sandberge
Geisterbahnhof Beimoor
Ölberg
Gut Lindenhof
Munitionsdepot Hohenlockstedt
Der »schlafende Schornstein«
Explosiver Fund inmitten malerischer Natur
Binnendünen sind an sich schon ein spektakuläres Schauspiel. Wie ihr Name schon sagt im Inland gelegen, lässt der Wind dabei über ewige Zeiten teilweise mächtige Sandhügel entstehen, die ihren Verwandten an der Küste in nur wenig nachstehen. Gerade das Zusammenspiel mit Heidelandschaften oder Wäldern sorgt für ein einmaliges Idyll der Natur, das man unter anderem in und um Hamburg zahlreich vorfindet. So auch auf den Besenhorster Sandbergen und Elbsandwiesen, die vor Jahrtausenden in der letzten Eiszeit ihren Ursprung haben.
Beim verträumten Wandern durch diese wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaft macht man bald einen »explosiven« Fund. In den Wäldern sind nämlich zahlreiche Ruinen versteckt, die einst zur Pulverfabrik Düneberg gehören. Diese wird schon im Kaiserreich gegründet und von unterschiedlichen Pächtern genutzt, bis 1935 die Dynamit AG aus Troisdorf das Werk übernimmt und die Pulverproduktion vorantreibt. Jene erfährt mit dem folgenden Zweiten Weltkrieg eine immer größere Bedeutung. Die Anlagen sind dabei im bewaldeten Gebiet bestens getarnt, alle Dächer werden zusätzlich dicht bepflanzt. Trotzdem machen alliierte Flugzeuge die Anlagen gegen Ende des Kriegs aus und bombardieren die Fabrik im April 1945. Der Betrieb wird eingestellt und die restlichen Lager- und Produktionsräume werden gesprengt.
Es ist aber noch ein signifikanter Teil der Gebäude übergeblieben und man kann Werkstatthallen, Schützenbunker und Wohngebäude aus nächster Nähe erkunden. Dem Besucher steht dafür eine Vielzahl an Wanderwegen zur Verfügung, sodass man sich hier mit Sicherheit nicht im Sande verläuft.
Wer dennoch auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich einer der Führungen anschließen, die etwa zweimal im Jahr stattfinden. Nähere Informationen und Termine sind auf der Homepage des Industriemuseums Geesthacht zu finden.
Besenhorster Sandberge, Geesthacht Besuch: öffentlich, Führungen
Es hält kein Zug im Nirgendwo
Die Pläne für Beimoor sind im Jahr 1914 groß. Man möchte in der Nähe die dritte psychiatrische Klinik Hamburgs bauen und dazu eine gewaltige Rüstungsfabrik im nahe gelegenen Wald mit angeschlossenem Güterbahnhof und Arbeitersiedlung errichten. Anwohner träumen schon von einer Anbindung zur Innenstadt mit der Walddörfer Linie, die bereits wie die heutige U1 bis Großhansdorf fährt. Dann aber kommt alles anders.
Denn der Versailler Vertrag verbietet es Deutschland, nach dem Ersten Weltkrieg jegliche Rüstungsanstrengungen zu unternehmen, und so lösen sich die Fabrik sowie alle anderen Pläne von einem Tag auf den anderen in Luft auf. Damals sind aber große Teile des Bahnhofs in Beimoor schon fertiggestellt, das Empfangsgebäude wartet auf die Fahrgäste und sogar das Stationsschild hängt schon.
Jenes kann man heute nicht mehr entdecken, dafür aber andere Fußabdrücke des einstigen Bahnhofs. Während die Gleise aus Materialmangel nach dem Krieg flugs wieder abgebaut werden, haben der Bahnsteig, das Gleisbett und die mittlerweile zugemauerte Unterführung bis heute überlebt. Still und leise liegen sie da, von grünem Moos und kleinen Pflanzen bedeckt. Einigen Fledermäusen dient der einstige Tunnel als Zuhause. Der Wanderweg in den Staatsforst Trittau läuft nun direkt hier vorbei, an einem Ort, der nicht mehr ist und irgendwie auch nie war.
Geisterbahnhof Beimoor, Großhansdorf Besuch: öffentlich
Treibstoff für die Kriegsmarine
Kiel ist nicht gerade die Region, die man sofort mit Bergen in Verbindung bringen würde, doch der sogenannte Ölberg ist nicht nur eine wahrhaftige Erhöhung in Mönkeberg, sondern auch ein Ort mit schauriger Vergangenheit.
1933 baut die Kriegsmarine hier im Kreis Plön gewaltige unterirdische Tanks, die mithilfe von Pipelines mit einem Pier an der Kieler Förde verbunden werden. Dort tankt fortan Hitlers Hochseeflotte, für die Kiel bis in den Zweiten Weltkrieg hinein einen wichtigen Hafen darstellt. Viele der zwölf gigantischen Becken werden 1945 zerbombt oder gesprengt, das unterirdische Netz aus Bunkern, Pipelines und geheimen Gängen wirft aber bis heute Rätsel auf. Manches Becken gibt es noch, tief versteckt im Wald, von Stacheldraht umzäunt und mittlerweile mit Wasser gefüllt.
Auch wenn Generationen von Kindern hier in zurückgekehrter Natur Abenteuer erleben, ist das Waldgebiet noch heute mit Vorsicht zu genießen, wie etliche Warnschilder verdeutlichen. Blindgänger oder einsturzgefährdete Bereiche können Lebensgefahr bedeuten, wie ein Fall aus dem Jahr 2022 belegt. Jugendliche filmen sich beim unerlaubten Stöbern an einem Höhleneingang. Als sie das Video anschauen, ertönen in der Aufnahme Hilferufe aus der Dunkelheit und sie alarmieren die Polizei. Trotz Großeinsatz bleibt die mehrtägige Suche der Hilfskräfte erfolglos – ein weiteres Geheimnis, was die Dunkelheit für sich behält. Das weit verzweigte Wegesystem lädt aber auch ohne Mutproben zum Flanieren ein: Es gibt einen wunderschönen Aussichtspunkt mit Blick auf die Kieler Förde und in der Nähe findet man am Strand Hasselfelde die Überreste des ehemaligen Piers.
Ölberg, Kiel Besuch: teilweise öffentlich
Das verlassene Gut
In Mönkeberg bei Kiel findet man in einem kleinen Waldstück ein paar einsame Gebäude, die verlassen und traurig zwischen den Bäumen stehen. Grafittis zieren die Wände, hier und da liegen noch einzelne Fundamente. Die frühere Pracht der Gebäude ist gewichen, heute herrscht trotz aller Beschaulichkeit der Wege am Tag gerade in dunklerer Stunde eher ein wenig Grusel.
Das Gut Lindenhof hat seinen Namen von eben jenen Bäumen, die zuhauf hier in der Umgebung wachsen. Der frühere Herrensitz Mönkeberger Hof, der später in Lindenhof umbenannt wird, wird um 1750 erbaut und wechselt mehrfach seine adligen Besitzer. 1877 übergibt die Familie Hensen ihrer frisch vermählten Tochter Auguste Karoline Mathilde den Hof, die dort fortan mit ihrem Mann Karl Rudolf Felix Stubenrauch wohnt. Dieser steigt in der preußischen Kriegsmarine zum Konteradmiral auf und verdingt sich später auch als Lokalpolitiker, der unter anderem minderbemittelte Kinder fördert. Nach seinem Tod besucht sogar der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg die Witwe des hochdekorierten Admirals.
Im Zweiten Weltkrieg werden Teile des Guts zerstört, Jahrzehnte später erwirbt die Gemeinde den Lindenhof.
Über seine Geschichte ist nicht viel bekannt, aber gerade darin liegt die Faszination des Ortes. Die kleine zu dem Hof gehörende Kapelle und das zugemauerte Gutshaus wirken trotz moderner Hinterlassenschaften von Sprayern gespenstisch und lassen die Gedanken in vergangene Zeiten schweifen.
Gut Lindenhof, Mönkeberg Besuch: öffentlich
Batman statt Bundeswehr
Der Wald bei Hohenlockstedt liegt heute friedlich da, Vögel zwitschern und lassen auf unberührte Natur schließen. Unberührt ist sie jedoch ganz und gar nicht, denn wie eine ganze Reihe von Bunkern verrät, hat dieser Ort eine geheimnisvolle Vergangenheit. Eine zeitweise sehr dunkle.
Einst ist das Areal des Lockstedter Lagers ein Truppenübungsplatz, der schon zur Zeit der Preußen im 19. Jahrhundert im heutigen Kreis Steinburg entsteht. Nach dem Ersten Weltkrieg finden ausgerechnet hier viele Demokratiefeinde und radikale Gruppierungen Zuflucht, unter anderem Teilnehmer des Kapp-Putsches von 1920. Schlussfolgernd gilt die Region als Wiege der Schleswig-Holsteiner SA und es entwickelt sich in der Folge aus dem Gutsbezirk die Landgemeinde Lockstedter Lager, in der die Wehrmacht Anfang der 1930er Jahre ein Munitionsdepot, ein sogenanntes Muna, baut. Nach dem Krieg übernimmt die Bundeswehr große Bereiche, unter anderem den ehemaligen Heeresflugplatz Itzehoe/Hungriger Wolf. Nach Abzug der Truppen im Jahr 2002 ist der Weg vermeintlich frei für eine alternative Nutzung, doch es dauert weitere 15 Jahre, bis 2017 schließlich über 2 Kilometer Sperrzaun entfernt werden und große Teile des Areals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Spuren früherer militärischer Nutzung sind unverkennbar, was vor allem Batman und seine kleinen fliegenden Freunde freut, die in etlichen der ehemaligen Bauten Unterschlupf gefunden haben.
Munitionsdepot Hohenlockstedt Besuch: öffentlich
Der »schlafende Schornstein«
Ist das ein großer Baum, was dort drüben wie gefällt auf dem Waldboden liegt? Das ist wohl der ursprüngliche Gedanke vieler Menschen, wenn sie zum ersten Mal durch die Parkanlage »Langes Tannen« in Uetersen nördlich von Hamburg schlendern. Dann aber kommt die...
Erscheint lt. Verlag | 21.5.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Reisen ► Reiseberichte ► Deutschland |
Reisen ► Reiseführer ► Europa | |
Schlagworte | Abenteuer • Atlas Obscura • Ausflug • Auto • Entdecken • Familie • Geschenk • Karte • Landkarte • mit Kindern • Natur • Outdoor • Reisen • Reiseziele • Roadtrip • Secret Places • urlaub zuhause • verbotene Orte • Zu Fuß • Zugreise |
ISBN-10 | 3-7453-2196-0 / 3745321960 |
ISBN-13 | 978-3-7453-2196-8 / 9783745321968 |
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