Wellen, Wälder und Gletscher (eBook)

Eine Reise mit Truck Camper und Kreuzfahrtschiff durch den Westen Kanadas und den Nordwesten der USA
eBook Download: EPUB
2023 | 3. Auflage
147 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7575-1367-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wellen, Wälder und Gletscher -  Lothar Seffert
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Mit einem gemieteten Truck Camper sind meine Frau und ich im Frühjahr 2022 unterwegs, um die nördlichen Pazifikregionen Nordamerikas kennenzulernen. Zuerst geht es ein Stück durch das südliche British Columbia und wir besuchen auch Vancouver Island. Mit der Fähre setzen wir dann nach Washington über und fahren an der Pazifikküste entlang Richtung Süden bis San Francisco. Der Pinnacles Nationalpark ist der südlichste Punkt der Tour. Dann geht es zurück durch das Landesinnere durch die Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington, bis wir schließlich in Vancouver wieder das Wohnmobil abgeben. Unterwegs besuchen wir unter anderem auch den Crater Lake Nationalpark und die Palouse Falls. Durch die Inside Passage geht es dann von Vancouver aus mit einem Kreuzfahrtschiff bis nach Seward in Alaska. Unterwegs haben wir dabei auch die Gelegenheit, Gletscher zu bestaunen. Die Alaska Railroad bringt uns schließlich nach Anchorage, den Schlusspunkt dieser abwechslungsreichen Reise. Jeder Tag ist ausführlich beschrieben. Der Leser lernt in diesem Buch Land und Leute kennen und wie Camping in Nordamerika funktioniert.

Pensionierter Beamter, Hobbymaler, Hobbyreisender, Camper aus Leidenschaft.

Pensionierter Beamter, Hobbymaler, Hobbyreisender, Camper aus Leidenschaft.

Vancouver im Regen


Am Mittwoch, den 20. April treffen wir kurz vor 9.00 Uhr am neuen Flughafen BER ein. Er liegt nicht weit von unserem Wohnhaus entfernt und ist gut mit Bahn und Bus erreichbar.

Am Gepäckausgabeschalter sind wir die Einzigen zu dieser Zeit. Auch an der Sicherheitskontrolle geht alles zügig, so dass wir in Ruhe erst einmal entspannen können. Noch wissen wir nicht, von welchem Gate die Maschine nach Amsterdam starten wird. Irgendwann erscheint eine entsprechende Anzeige und auch in diesem Abflugbereich ist nicht viel Betrieb.

Mit 15 Minuten Verspätung starten wir, landen aber fast pünktlich in Amsterdam, wo wir uns zügig zum Weiterflug nach Vancouver begeben, denn die Umsteigezeit ist nicht knapp, aber auch nicht reichlich. In Berlin gab es bei Abflug etwas Regen, hier scheint die Sonne. Der Weg zwischen den Flugsteigen ist in Amsterdam relativ lang. Kaum am anderen Gate angekommen, werden wir auch schon an Bord gebeten.

Auch der Weiterflug startet fast pünktlich. Wir haben für den langen Flug Fensterplatz und Mittelplatz auf der rechten Seite gebucht und haben einen guten Blick für Fotos. Auf dem Gangplatz neben uns sitzt eine Schwedin mittleren Alters, die eine Woche in Vancouver bei Ihrer Tochter verbringen will, die gerade die Abschlussprüfung an der dortigen Universität bestanden hat. Sie will bei ihr im Studentenheim wohnen und plant mit ihr unter anderem in Whistler Skifahren zu gehen.

Wir hatten im Vorfeld ein Sondergericht (indisch-vegetarisch) bestellt. Das hat den Vorteil, dass man es vor den anderen Fluggästen bekommt. Es sieht optisch gut aus, ist aber etwas fade.

Während des Fluges ist es überwiegend bewölkt. Von Island können wir ein wenig von der Küste erkennen, später Schneefelder und Berge auf Grönland. Dann erreichen wir das nördliche Kanada. Hier ist es zunächst sonnig, während des Fluges über die Rocky Mountains ist es aber leider wieder bewölkt. Erst beim Überflug über die Küstenberge ist wieder bessere Sicht.

Wir hatten schon im Wetterbericht erfahren, dass es in Vancouver regnerisch sein sollte und so ist es dann auch. Während der Landung ist wegen der vielen Wolken leider nichts von der Stadt zu sehen.

Der Flughafen in Vancouver ist groß und hübsch gestaltet. Wir werden mit indianischen Symbolen und Totempfählen der „First Nations“, wie man hier sagt, empfangen.

Die Einreise nach Kanada verläuft total chaotisch. In einer großen Halle stehen wir lange an, um die Formalitäten an einem Automaten und danach bei der Personenkontrolle zu erledigen. Es ist kein richtiges System zu erkennen und immer wieder ist unklar, wo man sich anstellen soll. Zum Glück stehen wir nicht unter Zeitdruck. Nach Ortszeit ist es erst Nachmittag. Wir sind aber ziemlich müde, denn in Europa sind wir auch nachmittags Ortszeit abgeflogen. Dort ist es inzwischen mitten in der Nacht. Schlafen konnten wir während des Fluges auch nicht, nur ein wenig zwischendurch die Augen schließen.

Dann heißt es, Gepäck abholen und durch den Zoll gehen. Die Ausschilderung ist gut, so dass wir schnell die Bahnstation am Flughafen finden, die uns in die Innenstadt bringen soll. Am Automaten kaufen wir Senioren-tickets (Concession, geht ab 65+). Nach einer halben Stunde erreichen wir mit der Bahn die Station Vancouver City Center. Wir steigen aus und holen gegenüber kanadisches Geld in einer Bank vom Automaten. Dann gehen wir mit dem Gepäck (leider im strömenden Regen) an Hochhäusern vorbei zu unserem gebuchten Hotel. Nach 10 Minuten sind wir schon da, sind aber völlig durchnässt.

Das Zimmer befindet sich in einem der oberen Stockwerke und ist nett eingerichtet. Durch das Fenster blicken wir nach hinten hinaus. Dort steht das Gebäude von CBC, Radio Canada. Den Sender empfangen wir auch gleich im Radio mit Informationen über die Stadt und Umgebung.

Obwohl es immer noch regnet, schlüpfen wir wieder in unsere nassen Jacken und gehen um die Ecke zu einem Supermarkt in der Robson Street, wo wir uns Frühstücksbrötchen und etwas Belag für nächsten Morgen besorgen. Zurück im Hotelzimmer fallen wir dann rechtschaffen müde ins Bett und schlafen auch schnell ein.

Am nächsten Morgen sind wir schon gegen 6.00 Uhr wach. Der Jetlag durch die Zeitverschiebung lässt sich nicht leugnen. Wir haben aber ganz gut geschlafen.

Ein herrliches Gefühl in der Fremde aufzuwachen und eine lange interessante Reise vor sich zu haben. Die Dusche ist sehr erfrischend und dann frühstücken wir im Hotelzimmer. Das ist uns angenehmer, als uns irgendwo eine (meist sehr teure) Gelegenheit in der Umgebung zu suchen, wo amerikanisches Frühstück, also überwiegend irgendetwas Gebratenes, angeboten wird. So etwas bevorzugen wir später am Tag. Zum Essen ist es platzmäßig etwas beengt im Hotelzimmer. Wir bekommen das aber am Schreibtisch und mit Hilfe eines beweglichen Tischchens an dem kleinen Sofa irgendwie hin.

Es regnet immer noch. Wir entschließen uns dennoch, einen kurzen Spaziergang zu unternehmen, denn wir haben nur diesen einen Tag, um die Stadt etwas näher kennenzulernen. Gleich hinter dem Hotel befindet sich am Ende der berühmten Flaniermeile Robson Street das British Columbia Place Stadium. Es wurde anlässlich der Weltausstellung 1986 errichtet und ist ein Mehrzweckstadion. Unter anderem fand dort 2010 sowohl die Eröffnungs- wie auch die Schlussfeier der olympischen Winterspiele statt. Heute wird es regelmäßig von einer Footballmannschaft und einer Fußballmannschaft genutzt und es werden dort Leichtathletikwettkämpfe ausgetragen. Das Dach lässt sich bei schlechtem Wetter schließen.

Vor dem Stadion steht eines der Denkmäler von Terry Fox, eines jungen Leichtathleten und Nationalhelden in Kanada. Er erkrankte an Knochenkrebs und lief 1980 trotz Beinprothese an 143 Tagen 5.300 km quer durch das Land, um Geld für die Krebsforschung zu sammeln, den „Marathon der Hoffnung“. Er starb schon mit 22 Jahren. Das Denkmal zeigt ihn mehrmals hintereinander, was Bewegung darstellen soll.

Hinter dem Stadion liegt der False Creek, ein langgestreckter Meeresarm. Dorthin laufen wir, immer noch im strömenden Regen. Der Uferweg ist gut angelegt. Wir kommen an einem Jachthafen vorbei. Bei dem Wetter ist aber nicht viel los.

Zurück im Hotel hängen wir die nassen Jacken auf und machen uns erst einmal ein warmes Getränk. Der Wetterbericht verspricht Regenpausen im Laufe des Tages. Als es tatsächlich trockener wird, gehen wir wieder los, diesmal in die andere Richtung. Die Jacken sind immer noch feucht. Wir sehen ein Gebäude, vor dem historische Kanonen und Panzer stehen. Es ist eine Rekrutierungsstelle der kanadischen Armee.

Dahinter kommen wir an der Bahnstation Stadium Chinatown vorbei. Von hier werden wir morgen quer durch die Stadt zur Mietstation fahren, um den Truck Camper abzuholen. Wir lösen schon einmal Fahrkarten am Automaten für morgen. Das sollte sich als Fehler herausstellen, denn die Fahrkarten sind nur 24 Stunden gültig und die Zeit läuft ab sofort.

Auf dem Weiterweg fällt uns auf dem Dach eines Hotels eine Prunkfassade auf. Sie sieht aus wie die mit indianischen Symbolen verzierte Vorderfront eines Hauses der First Nations, die am Ufer des nördlichen Pazifiks leben, dazu ebenfalls auf dem Dach ein Totempfahl.

Durch ein großes, dreiteiliges Ziertor, das sich über die gesamte Straßenbreite erstreckt, betreten wir Chinatown. Es ist das zweitgrößte Chinatown in Nordamerika nach dem in San Francisco, was wir vor Jahren sehr interessant fanden. Hier sind wir aber etwas enttäuscht. Alles wirkt ein wenig heruntergekommen. Es gibt keine schönen Fassaden, keine Geschäfte, die uns ansprechen. Eine Informationstafel klärt darüber auf, dass chinesische Arbeiter ab 1881 überwiegend für den Eisenbahnbau eingesetzt wurden, damals ein gefährlicher und knochenharter Job. Sie bekamen auch viel weniger Lohn als weiße Arbeiter. Als der letzte Nagel 1885 eingeschlagen wurde, wurden sie entlassen. Viele hatten kein Geld für die Heimreise und strandeten hier in Vancouver in Chinatown, damals ein Hafen in einem Land, das sie nicht freundlich behandelte.

Es fängt wieder an zu regnen. Inzwischen ist Mittagszeit. Wir kommen an einem größeren chinesischen Barbecue Restaurant vorbei und entschließen uns, das auszuprobieren. Wie hier fast überall üblich, gibt es außen keine Speisekarte. Das Lokal ist innen einfach eingerichtet. Offenbar essen hier überwiegend Menschen chinesischer Herkunft, nicht nur Touristen. Wir sind also gespannt. Wir bekommen zügig einen Platz zugewiesen und es wird zunächst eine Kanne Tee serviert. Christa entscheidet sich für Entenfleisch auf Reis, ich für eine Entenfleischsuppe. Und nun fangen für uns die Schwierigkeiten an. Christa hat für die großen Fleischstücke nur Stäbchen zur Verfügung, ich für das große Entenfleischstück in der Schüssel nur einen chinesischen Porzellanlöffel. Auf Anforderung bringt man Christa Messer und Gabel und mir einen richtigen Löffel. Christa gibt mir zwischendurch Messer und Gabel. Damit kann ich das Fleisch in der Suppe mühsam zerschneiden. Die Schwierigkeit ist zusätzlich, dass sich bei beiden Gerichten an dem Fleisch Knochenreste befinden, die mühsam gelöst werden müssen. Das ist bei Christa einfacher als bei mir in der Suppenschüssel....

Erscheint lt. Verlag 4.2.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseführer
Schlagworte Alaska • Camping • Kanada • Kreuzfahrt • Pazifikküste • USA • Wohnmobil
ISBN-10 3-7575-1367-3 / 3757513673
ISBN-13 978-3-7575-1367-2 / 9783757513672
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