Alle an Bord (eBook)

Ein Boot, 14 Monate, fast 10.000 Kilometer, und nichts läuft, wie geplant - Unser nachhaltiges Familienabenteuer durch Europa
eBook Download: EPUB
2024
400 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-29448-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alle an Bord - Hansen Hoepner, Paul Hoepner, Anna König
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Ahoi! Die unerschrockenen Zwillingsbrüder Hansen und Paul Hoepner sind wieder auf großer Abenteuerreise und haben wie immer einige besondere Herausforderungen im Gepäck: Nicht nur wagen sie sich diesmal auf Wasser und somit für sie weitgehend unbekanntes Terrain. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe werden sie ihre fünfmonatige Schiffsreise durch Europa zudem CO2-neutral bestreiten, unter anderem mithilfe nachhaltiger Self-Made-Energiequellen auf dem Schiffsdach. Tausende emissionsfreie Kilometer im selbst umgebauten Motorsegler über die Donau und entlang der Schwarzmeerküste, durchs Mittelmeer und westeuropäische Flussläufe zurück nach Deutschland sind den Brüdern allerdings nicht Abenteuer genug. Sie unternehmen die Reise in einer Konstellation, an die sie sich bisher in keinem ihrer zweisamen Zwillingsabenteuer herangewagt hätten: Pauls Lebensgefährtin, die Sozialpädagogin Anna König, ist unverzichtbarer Bestandteil der Abenteuer-Crew. Sie recherchiert nachhaltige und pädagogische Initiativen, die das Team in ganz Europa auf seiner Route besucht. Mit dabei sind außerdem Pauls und Annas Tochter Momo, sowie Ronny, Hansens aus der Ukraine geretteter Hundemischling. Wir dürfen gespannt sein, was die fünf unterwegs erwartet - und ob Platz (und Nerven) reichen für #alleanbord!

Hansen Hoepner ist Abenteurer und Produktdesigner. Fünf Minuten vor seinem Bruder Paul geboren, studierte er an der Akademie für Bildende Künste Maastricht Produktdesign, Goldschmiede und Fotografie. Seit 2014 arbeitet Hansen an dem Kreativprojekt »KAOS« (www.kaosberlin.de) mit und hat sich dort mit einer Werkstatt für Goldschmiede und Produktdesign selbstständig gemacht.

Ahoi von der Crew


Wer ist eigentlich Paul?


Paul ist aus dem Lateinischen abgeleitet und bedeutet »der Kleine«. Trotzdem bin ich genau so groß wie mein Zwillingsbruder Hansen, nämlich 1,94 Meter.

Während die Bearbeiterin im Standesamt bei meinem Namen vermutlich innerlich gähnte, mussten meine Eltern bei Hansens Namen kreativ werden, um ihn durchzubekommen. »Wissen Sie das denn nicht? Also wirklich, das ist eine jahrhundertealte, nord…ische Tradition, dass einer der Söhne den Namen des Vaters, Hans, mit dem Zusatz ›-sen‹ für ›Sohn‹ bekommt.«

Keine Lüge, nur beim Wort »nordische« nuschelten sie wohl so, dass es als »norddeutsche« durchging. Und dass sich diese aus Skandinavien bekannte Tradition nur auf den Nachnamen bezieht, blieb auch unerwähnt. Stempel drauf, und aus der frei interpretierten Tradition wurde mein Bruder.

Vor circa sechs Monaten durften Anna und ich einen Namen für unsere Tochter aussuchen. Geeinigt haben wir uns auf »Momo«. Nach der Geburt habe ich herausgefunden: Der Name kommt wohl aus dem Japanischen und bedeutet »kleiner Pfirsich«. Immerhin um eine Frucht tiefsinniger als »der Kleine«.

Bis neun Monate vor Momos Geburt hatte ich keine konkreten Pläne, eine Familie zu gründen, und hätte wohl auch noch einige Jahre gebraucht, wenn ich das Thema Verhütung ernster genommen hätte. Aus Spaß wurde Klaus beziehungsweise Momo. Jetzt wäre es eigentlich angebracht, zu sagen, dass »die kleine Pfirsich« sicher das Wunderbarste ist, was mir bisher passiert ist. Aber ich glaube nicht, dass ein Vergleich mit allen anderen Erlebnissen und Ereignissen in meinem Leben angemessen wäre. Ich kann Pfirsiche weder mit Birnen noch mit Äpfeln vergleichen.

Die bisherigen Birnen und Äpfel meines Lebens waren Familie, Freundschaften, Liebesgeschichten … und Abenteuer. Das erste Date mit Anna, Momos Zeugung, die Abenteuerreisen und die Unternehmungen mit Hansen haben in meinem Leben die meisten Weichen gestellt. Und in diesem Abenteuer kommen all die Weichensteller*innen zusammen. Alle, die mich zu dem gemacht haben, der ich bin: Erfinder, Abenteurer und Papa.

Was diese Tour mit uns als Menschen machen wird, dazu haben wir uns bis jetzt, kurz vor der Abreise, kaum Gedanken gemacht. Anna und Hansen kennen sich bis jetzt nur oberflächlich. Naiv, würden manche sagen und haben damit sicher recht. »Abenteuerlich«, würden wir als Crew sagen. Nach der vielleicht anstrengendsten Zeit meines Lebens, der Vorbereitungszeit dieses Abenteuers, erhoffe ich mir von der Tour gerade nur eine Pause von dem, was in den letzten Monaten Programm war. In nur sechs Monaten vor der Abreise habe ich mit Anna ein Kind bekommen, Hansen hat sich einen Hund zugelegt, Hansen und ich sind Teil der BBN geworden, und ganz nebenbei haben wir noch ein Schiff gekauft und elektrisch umgebaut. Ich erhoffe mir von der Tour eine Pause. Dass wir uns als Crew gut verstehen. Dass wir unsere Ziele erreichen, dass wir wieder in Berlin ankommen, dass wir es in der knappen Zeit schaffen, dass wir keine technischen Probleme haben, dass mit Momo alles gut geht, sie wird sieben Monate alt sein, wenn wir ablegen. Und ich erhoffe mir, dass es so romantisch und schön wird, wie ich es mir mit Anna und Hansen immer erträumt habe. Aber ich weiß, dass es nicht so sein wird. Und das macht mir Angst. Angst davor, festzustellen, dass wir uns dieses Mal übernommen haben. Ich habe Angst davor, dass meine junge Familie diese Tour nicht als Team übersteht, dass Momo das Leben an Bord nicht mag, dass Hansen und Anna nicht warm werden miteinander, dass wir in gefährliche Situationen kommen, dass unser Antrieb versagt, dass wir das falsche Boot für diese Reise haben. Aber am meisten Angst habe ich davor, dass es die letzte Reise sein könnte, die Hansen und ich zusammen machen. Bisher war Hansen mein bester Freund und meine engste Beziehung. Das wird sich nun ändern, und ich weiß nicht, wohin uns das führen wird.

Und Hansen? Das ist doch ein Nachname, oder?


Ich bin schon immer ein Tüftler, ein Abenteurer, ein Erfinder gewesen. Jemand, der ein Problem technischer Natur als Herausforderung annimmt und recht starrköpfig, ähnlich einer Bulldogge, erst loslässt, wenn das Problem sich entweder gelöst hat oder gelöst wurde.

Ich reise für mein Leben gern. Doch das, was mir jetzt bevorsteht, ist wohl das Einzigartigste, was ich je gemacht habe. Vielleicht weil es gar nicht meine Intention war, mit einer jungen Familie und meinem Hund Ronny zusammen aufzubrechen. Viel eher wollte ich mit Paul durch Alaska reisen. Und jetzt soll es mit einem Boot durch Europa gehen?

Na gut, eins meiner Mottos ist schließlich: Veränderungen sind gut. Versuche, was dich herausfordert! Diesmal zwar nicht mit extremen Höhen, nicht mit extremer Hitze und auch nicht mit entlegenen Wüsten und Bergpässen im Himalaya. Aber zwischenmenschlich. Ich kenne Pauls Freundin Anna kaum, genau wie die Tochter der beiden. Ich kenne auch meinen Hund kaum, ich habe ihn erst vor wenigen Monaten aus Kiew bekommen.

Diese Konstellation? Auf so engem Raum zusammengepfercht? Für so lange Zeit? Das scheint mir eine Herausforderung, die ich annehmen möchte. Dazu noch ein selbst gebauter, auf Solar umgerüsteter Motorsegler? Die technische Komponente, meine Leibspeise, ist dabei, also bin ich’s auch. Los geht’s!

Die König, Anna


Ich bin Anna, die wohl unerfahrenste Abenteurerin von uns drei Erwachsenen. Ob ich weiß, worauf ich mich hier gerade einlasse? Ehrlich gesagt: nein.

Andere würden mich wahrscheinlich als spontan beschreiben, und damit liegen sie nicht falsch. Ich entscheide oft nach meinem Bauchgefühl. Hansen und ich haben uns bisher nur oberflächlich kennengelernt, eigentlich weiß ich fast nichts über ihn. Unsere Treffen kann ich bisher an einer Hand abzählen.

Ein bisschen naiv, würden andere jetzt sagen, und auch das stimmt. Ist das schlecht? Nein, ohne eine gesunde Naivität hätte ich in meinem Leben die spannendsten Herausforderungen verpasst.

Ich lege großen Wert auf Freundschaften und Familie. Mein perfekter Tag ist ein Tag mit Freunden, gemeinsamer Brunch, vielleicht ein Ausflug ins Grüne, eine Tour durch alle cuten Vintage-Läden Berlins und ein leckeres Essen im besten Thai-Restaurant Kreuzbergs. Paul ist anders, er liebt es, allein zu tüfteln, und mit Shopping kann ich ihn jagen. Deshalb waren meine Freundschaften hier in Berlin auch ein großer Teil meines Alltags. Das jetzt für längere Zeit hinter mir zu lassen, fällt mir schwer.

Freunde würden mich wahrscheinlich als sprudelndes Energiebündel beschreiben, ab und an etwas launisch und meistens ziemlich albern. Ich lebe auf jeden Fall sehr intensiv, durchlebe Höhen und Tiefen gleichermaßen extrem. Das ist manchmal kräftezehrend. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt. Seit ich Mutter geworden bin, fühle ich mich auch geerdeter als zuvor. Ich bin angekommen. Und wer angekommen ist, kann auch wieder aufbrechen.

Nachdem ich viele Jahre als Erzieherin in einem Waldkindergarten gearbeitet habe, entschied ich mit Mitte 20, Soziale Arbeit zu studieren. Direkt im Anschluss an mein Bachelorstudium kam der Master in Theaterpädagogik.

Mein Geld habe ich nebenher als Model verdient. Seit ich denken kann, liebe ich das Theater. Ich mag es, vor und manchmal auch auf der Bühne zu sein, mag die großen Emotionen und die unterschiedlichen Geschichten, in die ich abtauchen kann. Dann kam Corona und hat alles, was mein Leben und meine Freude ausmacht, auf Sparflamme gedreht. Auch mein Master lief nur sporadisch weiter.

Paul und ich haben uns 2019 kennengelernt und direkt schockverliebt. Seitdem haben wir nie wieder voneinander losgelassen. Wie gesagt, mein Studium lag auf Eis, der Winter war kalt, und plötzlich war ich schwanger – upsi. Das kam für uns beide etwas unerwartet, gefreut habe ich mich trotzdem umso mehr.

Ich entdeckte meine Leidenschaft zum Töpfern und legte mir direkt einen Brennofen zu, experimentierte mit Ton und Formen und dem Begriff der Imperfektion. Daraus entstand dann mein Töpfer-Label Studio Roiii, wo ich seitdem meine künstlerische Seite intensiv ausleben kann und die Schönheit der Imperfektion hochhalte.

Meine Mama starb an Krebs, als ich 19 Jahre alt war. Sie war ein absoluter Familienmensch und der Anker unserer Patchwork-Bande. Eine wilde Fotografin, die die Sonne mit in jeden Raum brachte, den sie betrat. Mir war sie eine liebende Mama, lange Zeit meine beste Freundin und mein Vorbild in vielerlei Hinsicht. Ihr Tod war bisher wohl mein schlimmster Verlust. Für mich war schon lange klar, dass ich mir auch Kinder und eine Familie wünsche, und zwar am liebsten drei Stück plus einen Hund dazu. Der Tod meiner Mutter verstärkte diesen Wunsch, weil ich ihr Leuchten an meine Kinder weitergeben wollte.

Diese Reise ist für mich das erste gewagte Experiment in meinem neuen Leben als Mutter, in unserem neuen Leben als Familie. Ich bin krass aufgeregt: Ob wir uns als Team einleben? Momentan ist alles einfach nur stressig. Paul und Hansen sind durchgehend mit dem Umbau vom Boot beschäftigt, und ich kümmere mich fast allein um Momo. Ich kann es nicht erwarten, endlich loszufahren, den Stress hinter uns zu lassen und im Abenteuer anzukommen.

Meine größte Sorge ist, dass es mit Momo nicht funktioniert, dass sie das Leben an Bord nicht mag und wir deshalb abbrechen müssen, dass es weiterhin stressig bleibt, wir uns streiten und ich mich mit Hansen nicht verstehe.

Was aber überwiegt, ist meine Bereitschaft, meinen Alltag in Berlin für eine Weile zurückzulassen, mir selbst zu beweisen, dass auch als kleine Familie ein Abenteuer...

Erscheint lt. Verlag 22.5.2024
Zusatzinfo 4-farbige Abbildungen
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte Europa
Reisen Reiseführer Europa
Schlagworte 2023 • 2024 • Abenteuer • Brüder • challenge • Co2-neutral • eBooks • emissionsfrei • Familie • Globetrotter • Kinder • Klimakrise • Luisa Neubauer • Mittelmeer • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Osteuropa • Reisebericht • Reisen • Roadtrip • Schwarzes Meer • Segeln • slow travel • Zwei nach Shanghai • zwei um die Welt • Zwillinge
ISBN-10 3-641-29448-7 / 3641294487
ISBN-13 978-3-641-29448-9 / 9783641294489
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