Weniger ist Meer (eBook)

Wie eine junge Familie die Freiheit suchte und das Glück in Portugal fand | Der Auswanderungstraum einer Familie wird wahr
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
272 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2967-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Weniger ist Meer -  Christine Neder
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Von Fernweh, Barfußlaufen am Strand und dem eigenen Haus am Meer Ein Traum wird wahr: Zusammen mit ihrem Freund erfüllt sich Christine Neder einen lang gehegten Wunsch - ein Haus am Meer. Weg von Lärm und Stress der Großstadt, hinein ins Abenteuer Auswandern, in die wilde Natur Portugals. In den kommenden Jahren lernt sie aber nicht nur, sich in Geduld zu üben, viel Geld zu verlieren, Abschiede zu verkraften, sondern auch mit vielen Fragen umzugehen: Machen wir wirklich das Richtige? Was bedeutet Freiheit? Kommen wir in einem fremden Land zurecht? Und finden wir hier unser Glück? Eine spannende und berührende Auswanderungsgeschichte einer jungen Frau und ihrer Familie, die zeigt, dass es sich lohnt, für seine Träume zu kämpfen.

Christine Neder, geboren 1985, ist Influencerin, Reisejournalistin und Buchautorin. Anfang 2011 wurde sie mit ihrem Buchprojekt 90 Nächte, 90 Betten bekannt und bereiste 2012 für ihr zweites Buch 40 Festivals in 40 Wochen die Welt. Seit über zehn Jahren führt sie erfolgreich ihren Reiseblog Lilies Diary, der über 200.000 Lesern im Monat aufweist und auf Platz 15 der TOP Bloggerinen 2020 liegt. Auf YouTube widmet sie sich ihren Herzensthemen Minimalismus und Nachhaltigkeit sowie das Auswandern nach Portugal. Seit 2017 begleitet sie als Coach Menschen auf eine ganz besondere Reise - zu ihren Wünschen und Träumen. Christine Neder wohnt mit Freund und Tochter in Aljezur, Portugal. Websiten: https://www.lilies-diary.com https://www.christineneder.com   YouTube: https://www.youtube.com/@NederC   Instagram: @lilies_diary @christine_neder_coaching @alpakafarm.aljezur

Christine Neder, geboren 1985, ist Influencerin, Reisejournalistin und Buchautorin. Anfang 2011 wurde sie mit ihrem Buchprojekt "90 Nächte, 90 Betten" bekannt und bereiste 2012 für ihr zweites Buch "40 Festivals in 40 Wochen" die Welt. Seit über zehn Jahren führt sie erfolgreich ihren Reiseblog Lilies Diary, der über 200.000 Leser im Monat aufweist und auf Platz 15 der TOP Bloggerinen 2020 liegt. Auf YouTube widmet sie sich ihren Herzensthemen Minimalismus und Nachhaltigkeit sowie das Auswandern nach Portugal. Seit 2017 begleitet sie als Coach Menschen auf eine ganz besondere Reise – zu ihren Wünschen und Träumen. Christine Neder wohnt mit Freund Paul, Tochter Alma in Aljezur, Portugal.

Prolog


Brauche ich das wirklich?

In meiner Hand liegt ein Armkettchen mit einem Anhänger. Ein Vogel, der seine Flügel ausbreitet. Ich sitze auf dem Parkettboden unserer 120 Quadratmeter großen Neubauwohnung in Berlin-Friedrichshain und packe. Zur Abwechslung mal keine Koffer, sondern Kisten für eine Reise, die dieses Mal völlig anders ablaufen wird. Ich kann mir den Anfang und das Ende noch nicht vorstellen. Natürlich bereite ich mich seit Monaten darauf vor und kenne auch das Ziel, aber trotzdem fühlt es sich an wie eine Reise ins Blaue. Eine Fahrt ins Ungewisse, ins Unklare, ins Unsichere. Der Aufbruch in ein neues Leben. Wie oft tritt man den schon an? Und brauche ich dafür ein feingliedriges silbernes Armkettchen mit einem Vogelanhänger im Gepäck?

In den letzten acht Wochen haben wir unseren kompletten Haushalt aufgelöst. Nächtelang saß ich auf diesem Parkettboden, von Kleiderhaufen und Bücherstapeln umgeben, und habe jede einzelne Schublade in der Wohnung komplett geleert. Ich habe mich über die Existenz von Büroklammern aufgeregt, die sich schneller ausbreiten als Bettwanzen, mich gefragt, wie viele Kugelschreiber ein Mensch haben kann, und immer wieder Gegenstände in Kisten mit den Aufschriften »Spenden«, »Verkaufen« oder »Portugal« verstaut.

Zeitweise war unsere Wohnung kaum mehr betretbar, und es herrschte ein chaotischer Ausnahmezustand. Im Flur stapelten sich die Kartons bis unter die Decke. Die Wäschekörbe mit Kleidern und Büchern reihten sich aneinander wie die Container eines Güterzugs, die darauf warteten, aussortiert oder abtransportiert zu werden. Nur leider glich mein Tempo eher einer regionalen Bimmelbahn.

Dazwischen das Spielzeug meiner Tochter Alma und die Kauknochen von Boris, unserem Hund. Es gab Tage, an denen schien kein Land in Sicht zu sein. Da wusste ich nicht, wie ich neben dem Job und der Vollzeit-Kinderbetreuung Herrin über all die Körbe, Kisten und Möbel werden sollte. Genauso durcheinander wie die Wohnung waren teilweise auch meine Gefühle und Gedanken, nachdem wir so einige Reaktionen von Freunden auf unseren neuen Lebensplan bekamen.

»Auswandern nach Portugal? Wieso das?«

»Fühlt ihr euch da sicher?«

»Und eure Tochter? Das geht ja nur, bis sie in die Schule muss.«

Zum Glück kamen auch andere Kommentare, die Mut machten, und vielleicht gehört es genauso dazu, die Gedanken der anderen auszumisten, wenn sie einem nicht guttun, so wie ich es mit Gegenständen mache.

Das Aussortieren ging mir leicht von der Hand; ich war schließlich geübt. Schon lange Zeit versuche ich, immer weniger zu besitzen und minimalistischer zu leben. Das Problematischste und Zeitaufwendigste daran ist das Loswerden. Klar, ich hätte einfach alle ausrangierten Sachen nehmen und in den Müll kippen können, aber das widerspricht all meinen Wertvorstellungen. Ich wollte jedem Teil, das ich ausgemistet hatte, ein zweites Leben schenken. Ich wollte, dass es nicht umsonst Ressourcen verbraucht hatte, sondern für irgendjemanden da draußen noch einen Nutzen hat. So habe ich Technikkram bei eBay-Kleinanzeigen eingestellt, Bücher zu rebuy geschickt, ungeöffnete Kosmetikprodukte zu der Hilfsorganisation Die Blauen Engel gebracht und Küchengeräte, Kleider und Spielsachen ins Sozialkaufhaus gefahren. Zu meiner großen Überraschung hat sich herausgestellt, dass mein ganzes Hab und Gut auszusortieren ein Vollzeitjob war, für den man eigentlich acht Monate und keine acht Wochen gebraucht hätte. Und das, obwohl ich schon so oft ausgemistet hatte. Doch wahrscheinlich nicht mit der nötigen Konsequenz und einer Deadline im Nacken. Heute ist es so weit. Heute müssen wir aus unserer Wohnung raus und sie besenrein für die Nachmieter hinterlassen.

Ich sitze also da, sichtlich erschöpft, und denke mir: Wahnsinn! Wahnsinn, wie viel man besitzt. Wahnsinn, wie viel man besitzt und gar nicht mehr weiß, dass man es besitzt. Und Wahnsinn, wie viel man besitzt, das man eigentlich gar nicht braucht. Über 2000-mal habe ich mir die letzten Wochen die Frage gestellt: Brauche ich das wirklich? 1124-mal habe ich sie mit Nein beantwortet und Dinge losgelassen. Mit jedem Loslassen wurde es mir ein bisschen leichter ums Herz. Wieder ein Teil weniger, um das ich mich kümmern muss. Wieder ein Teil weniger, das meine Zeit und Aufmerksamkeit fordert. Wieder ein Teil weniger, für das ich in unserem neuen Zuhause einen Platz finden muss. Seit ich mich in dem Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit und meinem Konsumverhalten beschäftige, beobachte ich, dass ich mir immer wieder Dinge kaufe, die ich gar nicht brauche. Und stelle immer häufiger fest, wie mich die daraus resultierende Unordnung belastet. Minimalismus lautet das Zauberwort.

Jetzt steht tatsächlich die letzte Schachtel vor mir. Ich habe das letzte Teil in meiner Hand und frage mich zum letzten Mal: Brauche ich das wirklich?

»Was meinst du, Boris?«, frage ich meine fuchsfarbene Fellnase, die mir schon seit Tagen nicht mehr von der Seite weicht. Die ganzen Stapel und Boxen sind ihm nicht geheuer. Tiere haben so sensible Antennen und spüren jede Veränderung. Boris merkt, dass was im Busch ist.

Seine kastanienbraunen Augen schauen mich treuherzig an. Die rosa Nase schnuppert kurz am Armband, um sich zu vergewissern, ob es sich hier vielleicht doch um Nahrung handeln könnte. Dann senkt er desinteressiert seine Schnauze, um weiter zu dösen.

Minimalismus bedeutet nicht – wie viele falsch interpretieren –, dass man in einem leeren Raum nur auf einer Matratze schläft, zehn Gegenstände besitzt und alles weiß und steril ist. Minimalismus hat so viele unterschiedliche Facetten. Für mich bedeutet es, nur Dinge zu besitzen, die ich entweder brauche oder die mir wirklich Freude bereiten. Auf den ersten Blick brauche ich das Armband nicht. Aber auf den zweiten hat es einen unglaublich emotionalen Wert für mich. Die einen haben eine Affirmation am Spiegel hängen, einen positiven Satz, an den sie sich jeden Tag erinnern möchten, ich habe einen silbernen Vogel am Handgelenk, der mich daran erinnert, wie mutig ich sein kann.

Dieses Silberkettchen kaufte ich mir vor sechs Jahren in Neuseeland, nach meinem Fallschirmsprung aus 4000 Metern Höhe über dem Abel-Tasman-Nationalpark. Dieses kleine silberne Federvieh mit ausgebreiteten Flügeln erinnert mich immer daran, dass die Freiheit dort beginnt, wo die Angst endet. Das Loslassen spielt dabei eine wichtige Rolle. Das Loslassen von Kontrolle, Ängsten und Erwartungen. Ich hatte wahnsinnige Angst vor dem Sprung, der Höhe, dem Ungewissen. Schon eine Woche vorher konnte ich nicht mehr gut schlafen und hatte ein konstantes, nervöses Kribbeln im Bauch. Doch ich wollte da durch. Ich wollte die Angst beherrschen, sie fühlen und aushalten. Letztendlich, als ich nach dem freien Fall wieder Boden unter den Füßen spürte, wusste ich, ich kann alles schaffen.

Es geht im Leben nicht um Angst. Auf den Mut kommt es an.

»Maaaaaama, kommst du?«

Unsere dreijährige Tochter Alma steht in der Eingangstür. Ihre blonde Mähne steht wild vom Kopf ab, und ihr Gesicht ist mit Resten vom Mittagessen verziert.

»Ich will jetzt zum Meer!«, strahlt sie mich ungeduldig an. »Meer! Meer! Meer! Meer!«

Wenn sie wüsste, dass zwischen uns und dem Meer noch 3000 Kilometer und jede Menge Geduld liegt …

Mein Freund Paul steht hinter mir, nimmt mich in den Arm und drückt mich fest an sich. Was wir schon alles die letzten Jahre zusammen erleben durften. Es ist ein Geschenk, jemanden zu finden, der am gleichen Strang zieht, der einem den Rücken stärkt und gleichzeitig beschützend die Arme umlegt. So jemand wie Paul.

»Bist du bereit?«, fragt er mich.

»Denke schon«, antworte ich und muss schmunzeln. Paul schnappt sich dann den letzten Karton mit der Aufschrift »Portugal Bettwäsche« aus dem Flur.

Vor dem Haus steht ein Sprinter. Zehn Kartons, ein Mountainbike, ein Laufrad, ein Buggy und zwei Waschbecken für unser neues Haus reisen mit uns. Plus ein silbernes Armband an meinem Handgelenk.

»Alles leer!«, kräht Alma begeistert. »Sind die Koffer gepackt?«

»Scheint so«, antworte ich stolz.

»Yippie.« Ihr schlaksiger Körper breitet die Arme aus und segelt in Kurven durch die Wohnung. Dabei sieht sie mit ihren dünnen Beinchen aus wie ein kleiner Storch, der sich für den Winter auf den Weg in den Süden macht.

»So, los geht’s!« Paul verbreitet Aufbruchsstimmung.

Boris flitzt als Erster durch die Wohnungstür, damit wir ihn ja nicht vergessen. Paul geht als Zweiter mit der letzten Kiste, dann der fliegende Storch.

»Ich komme gleich nach!«, rufe ich ihnen nach.

Ich räume die letzten Sachen weg und drehe noch ein letztes Mal eine Runde durch die Wohnung. Diesen Moment will ich für mich allein.

Ja, ich möchte das hier loslassen. Unsere Wohnung. Berlin. Die Großstadt. Deutschland.

Das Sonnenlicht scheint durch die bodentiefen Fenster. Geräusche dringen gedämpft an mein Ohr: das Lachen der Kinder im Innenhof, die Unterhaltung zweier Frauen und das Plätschern des Brunnens. Mit der Ruhe kommt auch die Klarheit, und plötzlich weiß ich wieder ganz genau, was ich will. Einfach so. Ich will das...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte Europa
Reisen Reiseführer Europa
Schlagworte Auswandern • Bestellerautorin • Blog • Familie • Fernweh • Haus • Lebensmodell • Lebenstraum • Meer • Neuanfang • Portugal • Reise • Sehnsucht • Traum • Zuhause
ISBN-10 3-8437-2967-0 / 3843729670
ISBN-13 978-3-8437-2967-3 / 9783843729673
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