Husky-Trail (eBook)
256 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60273-0 (ISBN)
Dieter Kreutzkamp, Jahrgang 1946, ist als Abenteurer, Autor und Fotograf eine feste Größe in der Globetrotter-Szene. Seit den Siebzigerjahren hat er unzählige Reisen in alle Welt unternommen, vor allem nach Kanada und Alaska. Über seine Reiseerfahrungen schrieb der fundierte Kenner vieler Länder bereits zahlreiche Erfolgstitel. Bei MALIK NATIONAL GEOGRAPHIC erschienen zuletzt »Auf dem Dach Afrikas« und »Mitternachtssonne über Alaska«.
Dieter Kreutzkamp, Jahrgang 1946, ist als Abenteurer, Autor und Fotograf eine feste Größe in der Globetrotter-Szene. Seit den Siebzigerjahren hat er unzählige Reisen in alle Welt unternommen, vor allem nach Kanada und Alaska. Über seine Reiseerfahrungen schrieb der fundierte Kenner vieler Länder bereits zahlreiche Erfolgstitel. Bei MALIK NATIONAL GEOGRAPHIC erschienen zuletzt »Auf dem Dach Afrikas« und »Mitternachtssonne über Alaska«.
II
Iditarod
Das Schlittenhunderennen zum Beringmeer
Wie alles begann …
Norne 1925: das Rennen gegen den Tod
Die Popularität der Schlittenhunde Alaskas erlebte einen ungewöhnlichen Aufschwung im Januar 1925. An einem kalten Tag dieses Monats saß der Arzt Dr. Welch am Bett eines Todkranken. Es bestand für ihn in diesem Augenblick kein Zweifel mehr: Diphtherie hatte die Goldgräberstadt Norne am Beringmeer heimgesucht. Am Ende dieses Monats waren 22 Menschen erkrankt und fünf tot. Aber es fehlten die Impfstoffe zur Bekämpfung der Krankheit.
Das erste Viertel des 20. Jahrhunderts war vorüber. Moderne Techniken und Kommunikationsmittel hatten längst ihren Siegeszug um die Welt angetreten. In vielen Gebieten Alaskas wurden die Teams der US-Postkuriere durch Flugzeuge abgelöst. Doch Technik erfuhr und erfährt ihre Grenzen an der Macht der Natur. Norne, im fernen Nordwesten Alaskas an einer riesigen Meeresbucht, dem Norton Sound, gelegen, war im Januar 1925 bereits seit mehreren Monaten vom Eis eingeschlossen. Die wenigen Flugzeuge, die es im Alaska Territory jener Tage gab, hatten offene Cockpits und waren für Winterreisen unbrauchbar. »Wenn Hilfe von außen kommen kann, dann nur durch Husky-Teams«, erkannte man. Impfstoffe wurden im fernen Anchorage zusammengestellt, ein Sonderzug brachte sie nach Nenana, unweit Fairbanks. Von dort sollte eine Schlittenhunde-Stafette den knapp 1100 Kilometer langen Transport nach Norne besorgen. 20 der schnellsten Hundegespanne Alaskas standen bereit.
»Wild Bill« Shannon eröffnete das »Serum-Rennen« in Nenana mit einem Team von neun Malemutes. Nach 83 Kilometern übergab er das in Kaninchenfell eingewickelte Paket an Musher Dan Green. 50 Kilometer betrug dessen Strecke nach Manley Hot Springs. Fish Lake und Tanana hießen die nächsten Etappen dieses Wettlaufs gegen den Tod. Als das Serum Nulato erreichte, war es trotz großer Sorgfalt gefroren. Die Außentemperatur lag bei –53 °C.
In Kaltag am Yukon endete der Lebensraum der Athabasca-Indianer. Die nächsten Etappen übernahmen zwei Eskimos. Einer der gefürchtetsten Schneestürme der Küste hielt das letzte Team auf. Hüfthoch war der Neuschnee, durch den sich Musher Gonangnan mit seinen Leithunden Meter für Meter vorankämpfte. Völlig erschöpft erreichte er die Küste. Das Serum wurde aufgewärmt und im Schlitten von Harry Ivanoff verpackt. Doch der kam nicht allzuweit: Eine Karibuherde kreuzte seinen Weg, die Hunde gerieten außer Kontrolle und verwickelten sich in ihre Zugleinen. Just in diesem Moment tauchte Leonhard Seppala auf. Er übernahm das Serum. Um kostbare Zeit zu gewinnen, wählte er eine Abkürzung über das Eis zur Siedlung Golovin, eine Route, die wegen gelegentlich offenen Wassers und dünnen Eises sonst von den Mushern gemieden wurde.
Seppala aber vertraute seiner Erfahrung und dem untrüglichen Instinkt seines berühmten Leithundes Togo. Sicher brachte der Renn-Veteran das Serum über das Eis des Beringmeeres. Eine Woche, nachdem das Päckchen in Nenana dem ersten Hundeteam anvertraut worden war, erreichte es im Schlitten Gunnar Kaasens Norne. Binnen kurzem war die Diphtherie in Norne unter Kontrolle.
Norne zur Zeit der Diphtherie-Epidemie
Foto: City of Nome
1100 Kilometer durch heulende Stürme, Blizzards und Temperaturen von –50 °C in nur sieben Tagen zurückzulegen, ist eine fantastische Leistung. Sie wäre allerdings nicht in dieser Zeit möglich gewesen, hätten nicht bereits Winter-Trails bestanden. Über große Abschnitte folgte das »Serum-Rennen« einem als »Iditarod Trail« bezeichneten Verbund solcher Pfade, die südlich von Anchorage am eisfreien Hafen von Seward begannen und in Norne endeten.
Norne war damals eine der bedeutendsten Städte Alaskas. Nach ersten Goldfunden von 1898 hatte es einen Ansturm erlebt, der jenem vom Klondike kaum nachstand. Binnen kurzem war eine riesige Zeltstadt entstanden. 20000 Menschen wühlten mit Schaufeln und Sieben in den »goldenen Stränden« nach dem Edelmetall. Norne wuchs rasch. Doch es teilte das Schicksal manch anderer Boomtown, die sich unter dem hitzigen Fieber des Goldrausches aufgebläht hatte, aber wenige Jahre später »wie ein Jüngling in schlotternden Kleidern« wirkte.
Bei den meisten Glücksrittern hatte zu jenem Zeitpunkt der Rausch dem Katzenjammer Platz gemacht. Sie zogen weiter. 1905 hatte Norne nur noch 5000 Einwohner, war jedoch noch immer einer der größten Orte Alaskas.
Mittlerweile hatten Goldfunde im Landesinneren die Abenteurer angelockt: Fairbanks entstand und Iditarod, was in der Sprache der Indianer »Platz in der Ferne« bedeutet. In der Tat: Von den Camps jener Tage war es eins der entlegensten und am schwersten zugänglichen. Im Sommer erfolgte die Anfahrt mühsam mit dem Boot, im Winter per Hundeschlitten auf einem Pfad, der schon bald den Namen »Iditarod Trail« tragen sollte. 1910, gut ein Jahr nach den Goldfunden, lebten bereits 4000 Menschen in Iditarod. Wie der Reporter des Iditarod Nugget genannten Lokal-Blattes schrieb, waren es zumeist Sourdoughs, Alaska-Veteranen, die seit den Tagen des Klondike-Runs dem Lockruf des Goldes von Ort zu Ort folgten.
»Selig sind die, die nichts erwarten, denn sie sollen nicht enttäuscht werden«, hatte der Artikel geendet. Vier Jahre später zählte Iditarod nur noch 500 Einwohner. Ein Jahrzehnt danach war Alaska um eine Geisterstadt reicher.
Doch der Name »Iditarod« überlebte. 1925 war er während des »Serum-Rennens« in aller Munde. Bis Mitte der 50er Jahre wurde der Winterpfad von den »Königen der Trails«, den US-Postkurieren benutzt.
Dann schien das Ende gekommen zu sein …
Anchorage 1973: Geburtsstunde des Iditarod
Man schrieb das Jahr 1966. Genau 99 Jahre waren es her, daß der russische Zar Alaska für 7,2 Millionen Dollar an die USA verkauft hatte: Das waren 1,5 Millionen Quadratkilometer Land für 1,5 Cent pro Hektar. Die kritischen Stimmen, die damals das ferne Anhängsel am Westen Kanadas spöttisch als »Eisbox« bezeichnet hatten, waren vergessen. »Hundert Jahre US-Alaska« war jetzt ein Grund zum Feiern. Das sagte sich auch Dorothy Page in der nicht weit von Anchorage gelegenen Ortschaft Willow. Sie dachte dabei nicht an große Reden oder Galaparties, sondern an ein Ereignis, das an die Pioniere dieses Landes erinnern sollte. Ihre Idee wurde Realität. Ein Jahr später, zum 100. »Geburtstag« US-Alaskas, jagten 59 Hundeteams auf einem zweimal 40 Kilometer langen Abschnitt des alten Iditarod Trails einem Preisgeld entgegen, das die bis dahin in Alaska nie gesehene Höhe von 25000 Dollar hatte. Das Rennen wurde ein Erfolg.
Als es zwei Jahre später wiederholt wurde, sahen sich allerdings nur 12 Musher einem Gesamtgewinn von lediglich 1000 Dollar gegenüber. »Das ist das Ende des Rennens auf dem Iditarod Trail«, sagte man. Doch keiner hatte mit dem zähen Joe Redington sen. gerechnet.
»Geboren wurde ich am 1. Februar 1917 in einem Zelt am Rande des Chisholm-Rinder-Trails in Oklahoma«, hatte mir der ungewöhnliche Mann zu Hause bei sich in Knik erzählt. »Meine Mutter war eine outlaw, eine Gesetzlose, ich habe sie nie kennengelernt.« So wuchs er bei seinem als Rindermann durchs Land ziehenden Vater auf.
»Eine halbe Stunde, nachdem ich 1948 die Grenze Alaskas überschritten hatte, besaß ich meinen ersten Husky.« Noch im selben Jahr hatte er sein eigenes Hundeteam. Heute wird Joe Redington sen. als »Father of the Iditarod« gefeiert.
Das Jahr 1973 erlebte dank seiner Initiative die Wiedergeburt des Rennens von 1967. Doch »Old Joe« hatte sich jetzt nicht nur gegen den Widerstand der Schwarzmaler durchgesetzt, sondern auch die Länge des Rennens von 80 auf 1800 Kilometer ausgedehnt! Das war eine Sensation. Gleiches galt auch für das Gesamtpreisgeld von 50000 Dollar. Doch als das Rennen 1973 begann, war Redington sen. nicht dabei.
»Ich hatte immer noch nicht die versprochenen 50000 Dollar...
Erscheint lt. Verlag | 28.4.2022 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Reisen ► Reiseberichte ► Nord- / Mittelamerika |
Schlagworte | Abenteuer • Alaska • Dirk Rohrbach • Reisebeschreibung |
ISBN-10 | 3-492-60273-8 / 3492602738 |
ISBN-13 | 978-3-492-60273-0 / 9783492602730 |
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