World Travel (eBook)
576 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2748-8 (ISBN)
Anthony Bourdain, geboren 1956 in New York, gelang mit seinem Buch 'Geständnisse eines Küchenchefs' ein Welterfolg, danach legte er u.a. 'Ein Küchenchef reist um die Welt' und 'So koche ich' vor - zuletzt erschien 'Ein bisschen blutig' (2010). Mit drei Jahren konnte er lesen, mit sechs hörte er Miles Davis, mit zwölf rauchte er seinen ersten Joint. Seit seinem 17. Lebensjahr arbeitete Bourdain in der Küche. Er studierte am College von Vassar und absolvierte seine Fachausbildung am Culinary Institute of America (CIA). Rund zehn Jahre lang führte er die Brasserie Les Halles in New York. Seine Fernsehserien 'A Cook's Tour' und 'Eine Frage des Geschmacks' fanden in vielen Ländern großen Anklang. Anthony Bourdain starb im Juni 2018.
Anthony Bourdain, geboren 1956 in New York, gelang mit seinem Buch "Geständnisse eines Küchenchefs" ein Welterfolg, danach legte er u.a. "Ein Küchenchef reist um die Welt" und "So koche ich" vor - zuletzt erschien "Ein bisschen blutig" (2010). Mit drei Jahren konnte er lesen, mit sechs hörte er Miles Davis, mit zwölf rauchte er seinen ersten Joint. Seit seinem 17. Lebensjahr arbeitete Bourdain in der Küche. Er studierte am College von Vassar und absolvierte seine Fachausbildung am Culinary Institute of America (CIA). Rund zehn Jahre lang führte er die Brasserie Les Halles in New York. Seine Fernsehserien "A Cook's Tour" und "Eine Frage des Geschmacks" fanden in vielen Ländern großen Anklang. Anthony Bourdain starb im Juni 2018.
EINLEITUNG
Ich hatte nie die Absicht, Reporter oder Kritiker zu werden oder irgendwelche Empfehlungen auszusprechen. Ich hatte auch nie die Absicht, meinen Lesern oder Zuschauern »alles« zu bieten, was sie über einen Ort wissen müssen – schon gar keinen ausgewogenen, umfassenden Überblick. Ich erzähle Geschichten. Ich reise hierhin und dorthin. Ich erzähle von meinen persönlichen Eindrücken. Dank einiger Hilfsmittel wie Bearbeitung, Schnitt, Ton, Farbkorrekturen, Musik (die oft speziell für diesen Zweck komponiert wird) und dank brillanter Produzenten kann ich – wenn es richtig gut läuft – dafür sorgen, dass Sie sich beim Anschauen meiner Filme ein bisschen so fühlen wie ich in dem Moment. Zumindest hoffe ich das. Das ist natürlich sehr manipulativ. Aber auch zutiefst befriedigend.
— ANTHONY BOURDAIN, 2012
Braucht die Welt noch einen Reiseführer? Mussten wir den unbedingt schreiben? Als Tony und ich im März 2017 die Idee für dieses Buch besprachen – ein Atlas der Länder und Städte, geschildert aus seiner Perspektive (und der der Fernsehkamera) –, war ich mir nicht so sicher. Er war noch umtriebiger als sonst, mit einem eigenen Imprint-Verlag, der Beteiligung an einer Reise-Website und mehreren Film- und Buchprojekten, die ihm am Herzen lagen. Und das alles zusätzlich zu seiner anstrengenden Arbeit fürs Fernsehen. Von 2005 – 2012 waren neun Staffeln der TV-Reihe No Reservations entstanden, 2011 – 2013 zwei Staffeln von The Layover, und seit 2013 produzierte der unermüdliche Tony zwei Staffeln von Parts Unknown pro Jahr. Das war schon ein gewaltiges Pensum, und manchmal hatte ich das Gefühl, dass wir bereits das »Bourdain-Maximum« erreicht hatten.
Andererseits hatte mir unsere gemeinsame Arbeit an einem Kochbuch (das 2017 erschienene Appetites) großen Spaß gemacht. Wir hatten uns 2002 kennengelernt, damals war ich engagiert worden, um die Rezepte für Tonys erstes Kochbuch So koche ich: Im Les Halles, New York zu bearbeiten und zu testen. 2009 wurde ich seine Assistentin (oder sein »Lieutenant«, wie er gern sagte) und war im Laufe der Jahre neben meiner eigentlichen Aufgabe an verschiedenen Projekten beteiligt. Als er fragte, ob ich an einem weiteren Buch mit ihm arbeiten wolle, konnte ich unmöglich Nein sagen.
Wir waren ein gutes Team. Ich hatte mich lange genug um Tonys tägliche Korrespondenz gekümmert, um seine Wortwahl und den Rhythmus seiner Sätze zu kennen. Seine Prosa war praktisch makellos, doch wenn sie gelegentlich ein bisschen gestrafft oder aufgefüttert werden musste, übernahm ich das, ohne dass es aufgefallen wäre (zumindest glaube ich das).
Wie es in der Verlagsbranche so geht (und aufgrund von Tonys überfrachtetem Terminkalender), verging fast ein Jahr, bis wir uns nach unserem ersten Gespräch ernsthaft an die Arbeit machten. Zunächst einmal setzten wir uns zusammen und überlegten bei einem Brainstorming, was ins Buch kommen sollte – Orte, Menschen, Gerichte, Sehenswürdigkeiten, Märkte, Hotels und so weiter – eben alles, was sich ihm in den fast zwanzig Jahren, in denen er fürs Fernsehen durch die Welt gereist war, besonders eingeprägt hatte, ohne dass er auf Notizen oder Videos zurückgreifen musste.
Und so saß ich an einem Nachmittag im Frühjahr 2018 zusammen mit Tony am Esstisch seines New Yorker Hochhaus-Apartments, das er nach dem Vorbild seines Lieblingshotels in Los Angeles gestaltet hatte, des legendären Chateau Marmont (siehe S. 423). Er hatte wieder mit Rauchen angefangen, nachdem er einige Jahre ohne Zigaretten durchgehalten hatte; er sprach davon, wieder damit aufzuhören, aber einstweilen hatte er sich nach Beschwerden seiner Nachbarn einen Hochleistungsluftreiniger von gewaltigen Ausmaßen einbauen lassen, wie man sie normalerweise nur in Casinos und Bars zu sehen bekommt.
Mein Platz war schlecht gewählt: Ich saß direkt unter dem an der Decke montierten Monstergerät, und während Tony kettenrauchend über eine Stunde lang von einem Thema zum nächsten sprang und sich an sensationelle Gerichte, tolle Hotels und Menschen erinnerte, saugte das Gerät den Qualm in meine Richtung und an meinem Gesicht vorbei nach oben zum Abzug. Als ich seine Wohnung verließ, stank ich wie nach einer Kneipentour durch die Hölle Ende der 1990er-Jahre, war aber immerhin im Besitz einer einstündigen Tonaufnahme, auf der wir einen Entwurf für das Buch festgehalten hatten: eine erste Sammlung der besonders interessanten Orte, die auf seinen unermüdlichen Reisen einen bleibenden Eindruck in ihm hinterlassen und ihn geprägt hatten.
Nach unserem Gespräch zog Tony wieder los und erkundete für seine Fernsehserie Parts Unknown die Welt – Kenia, Texas, die Lower East Side von Manhattan, Indonesien –, während ich nach alten Folgen fahndete, mühsam die relevanten Teile transkribierte und Listen mit Fragen erstellte. Ich hatte vor, einige Kapitel zu skizzieren und sie dann Tony zu geben, um sicherzustellen, dass wir dieselbe Vorstellung vom Buch hatten und dass er dann seinen Senf dazugeben würde, diesen typischen Tony-Stil. Doch dazu sollte es nie kommen.
Wenn ich gewusst hätte, dass dieses Treffen das einzige war, das wir zu diesem Buch hatten, hätte ich jeweils nachgehakt, als er sagte: »Das besprechen wir dann noch genauer« oder »Schauen wir mal, was du aufstöberst«. Es ist ziemlich hart und einsam, ein Buch über die wunderbare Welt des Reisens als Co-Autorin zu schreiben, wenn der eigentliche Autor – und noch dazu derjenige, der die Reisen machte – diese Welt nicht mehr bereist. Und ehrlich gesagt fragte ich mich in der schweren Zeit nach seinem Tod erneut: »Braucht die Welt dieses Buch?«
Ein großer Trost direkt nach Tonys Tod und auch heute noch, über zwei Jahre später, ist der stete Chor der Bewunderung für das, was er erreicht hat, und die Anteilnahme, die aus vielen Ecken der Welt eintraf. Das wahre Ausmaß seines Wirkens und seiner Wirkung wurde mir erst nach seinem Tod klar.
Vielleicht braucht die Welt also doch noch einen weiteren Reiseführer, mit Tonys derbem Witz, seinen nachdenklichen Beobachtungen und einigen verschmitzten Bemerkungen aus den hintersten Winkeln seines geschundenen Herzens, zusammengefügt aus den brillanten und urkomischen Sätzen, die er über die Welt und seine Sicht darauf gesagt und geschrieben hat.
Ursprünglich hatten wir geplant, dass Tony einige Essays zu den Themen schreiben sollte, die ihm besonders am Herzen lagen – seine beständige Liebe zu Frankreich; Länder, in denen er nicht mehr länger willkommen war; exzentrische Gaumenfreuden in Europa; ein bestimmtes onsen außerhalb von Kyoto, das so entspannend, edel und gediegen war, dass es auch nach vielen Japanreisen sein Favorit blieb.
Doch er starb, bevor er diese Essays schreiben konnte. Deshalb habe ich verschiedene Freunde, Familienmitglieder und Kollegen von Tony angesprochen und sie gebeten, gemeinsame Erlebnisse mit Tony aufzuschreiben. Das sind etwa Erinnerungen an Reisen nach Frankreich, Uruguay und an die Küste New Jerseys von Tonys Bruder Christopher Bourdain; ein Beitrag von Tonys Produzentin und Regisseurin Nari Kye, die sich bei Dreharbeiten in Seoul mit ihren koreanischen Wurzeln auseinandersetzte; ein Essay des Produzenten und Musikers Steve Albini über Restaurants in Chicago, in denen er gern mit Tony gegessen hätte, und noch einige mehr.
Das Buch enthält zwar Basisinformationen über Verkehrsmittel und Hotels, doch es ist bei Weitem kein umfassender Reiseführer. Preise, Wechselkurse, Reiserouten, die geopolitische Lage sowie das Angebot von Speisen und Getränken vor Ort können sich schnell ändern; für aktuelle und detaillierte Informationen, wie man beispielsweise mit dem Zug von Ho-Chi-Minh-Stadt nach Hanoi kommt oder welche Buslinien von Midtown Manhattan in die Bronx fahren, müssen Sie sich zusätzlich noch einen dicken, detaillierten Reiseführer für eine konkrete Stadt oder ein Land anschaffen oder eben im Internet nachschauen.
In einigen Fällen wurden Tonys Zitate zum besseren Verständnis bearbeitet oder gekürzt; sie stammen aus verschiedenen Quellen, vor allem aus seinen Fernsehsendungen No Reservations, The Layover und Parts Unknown sowie aus verschiedenen Essays, die Tony zu einigen Episoden schrieb. Gelegentlich handelt es sich auch um Bemerkungen, die Tony in verschiedenen Publikationen über Personen, Orte und Lokale machte.
Ich habe mich so weit wie möglich darum bemüht, dem Konzept zu folgen, das Tony für dieses Buch entwickelt hatte. In einigen Fällen hat ein von ihm bevorzugtes Restaurant oder eine Bar mittlerweile geschlossen oder den Inhaber gewechselt, wodurch sich natürlich auch das Angebot, das Ambiente und die Haltung verändert haben. Gelegentlich gab es auch den »Bourdain-Effekt«, das heißt, dass ein bis dahin unscheinbares Restaurant, eine Bar oder ein Imbiss in seiner Sendung auftauchte und die Kundenzahl anschließend durch die Decke ging, weil die Bourdain-Pilger in Scharen auftauchten, um das zu essen, was Tony vor laufender Kamera probiert hatte. Theoretisch ist das natürlich etwas Positives, weil sich jedes Unternehmen über mehr Umsatz freut, doch der Ansturm kann ein beliebtes kleines Lokal schnell an seine Grenzen bringen. Oft wird das Essen dann zur Nebensache oder sogar zur Katastrophe, je nachdem, wie die Inhaber mit dem neu gewonnenen Ruhm umgehen. Tony und seine Crew wussten um das Problem und versuchten, darauf Rücksicht zu nehmen, aber natürlich lag die Entscheidung über die weitere Entwicklung am Ende immer bei den jeweiligen Inhabern. Sich auf die Lust der Welt am Essen, Reisen und Leben einzulassen, birgt sicher Risiken, aber auch...
Erscheint lt. Verlag | 24.2.2022 |
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Übersetzer | Heike Schlatterer, Maria Zettner, Ursula Held, Ina Juhasz |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Reisen ► Reiseführer ► Welt / Arktis / Antarktis |
Schlagworte | Abenteuer • Entdeckungsreise • Exotik • exotische Speisen • Fernreise • Fremde Kulturen • Geheime Orte • kitchen confidential • Küchenchef • Kulinarische Abenteuer • parts unknown • Reisetipps • Roadrunner • Rund um den Globus • Tourismus • Weltbürger • Weltreise |
ISBN-10 | 3-8437-2748-1 / 3843727481 |
ISBN-13 | 978-3-8437-2748-8 / 9783843727488 |
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