Tausche Alltag gegen Alpaka (eBook)

Meine Wanderungen mit Husky, Lama, Esel & Co.

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
208 Seiten
Polyglott, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag
978-3-8464-0882-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tausche Alltag gegen Alpaka -  Erik Kormann
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Raus aus dem Alltagstrubel, rein in die Natur und richtig auftanken - am Wochenende oder wenn man mal früher Feierabend macht. Das denkt sich auch Quereinsteiger-Busfahrer Erik Kormann und tauscht das Lenkrad regelmäßig gegen eine Leine, an der er die unterschiedlichsten Vierbeiner auf faszinierenden Touren in Deutschland durch die Natur führt. Mit dem Esel geht es durch die Uckermark, mit dem Lama ist er im Bayerischen Wald unterwegs. Zusammen mit einem Alpaka erkundet er das Sauerland. Einfühlsam und mit wachem Blick lässt er sich auf seine tierischen Wandergefährten ein und gewinnt so einen ganz eigenen, unmittelbaren Zugang zur Natur, der Lust darauf macht, sich selbst auf das Abenteuer Wandern mit Tieren einzulassen.

Erik Kormann, Jahrgang 66 - Tischler, Kameraassistent, Kulturwissenschaftler, Autor des Buches 'Der Esel steht' - ist als Busfahrer auf den Straßen von Berlin unterwegs. Der Hektik des Alltags setzt er die Entschleunigung in tierischer Begleitung entgegen.

Erik Kormann, Jahrgang 66 - Tischler, Kameraassistent, Kulturwissenschaftler, Autor des Buches "Der Esel steht" - ist als Busfahrer auf den Straßen von Berlin unterwegs. Der Hektik des Alltags setzt er die Entschleunigung in tierischer Begleitung entgegen.

Hinweis zur Optimierung
Impressum
Wichtiger Hinweis
Kleine Abenteuer, großes Glück
Eselwanderung in der Uckermark
Mit Huskys unterwegs im Ruppiner Land
Im Passgang durchs Kloster
Schäfer ehrenhalber
Mit Lamas um den Osterkopf
Ein Führerschein für Esel
Mein Abenteuer der rollenden Entschleunigung
Dorfluft für Eilige
Den Steppenadler auf dem Arm
Wandern im Spreewald mit Alpakas
Zum Schluss … Bus
Anbieter
Danksagung
Der Autor

ESELWANDERUNG IN DER UCKERMARK


Überraschende Richtungswechsel, ungeplante Pausen und zugleich jede Menge Verlässlichkeit. Elias, der kleine Eselmann, war der TREUESTE BEGLEITER, den ich mir für meine dreitägige Uckermarkwanderung nur wünschen konnte. Er knüpfte Kontakte, sorgte für neue Erfahrungen, und wie er sich mit spitzen Lippen die Möhren vom Tisch stibitzte, ist eine Erinnerung fürs Leben.

ES IST EIN trüber Mittwochmorgen. Nieselregen, hellgrauer Himmel, und während die Scheibenwischer meines alten Autos hunderte feine Tröpfchen zur Seite schieben – was sich heute mit Blick nach oben leider zu einer Art Sisyphosarbeit ausweiten könnte –, gehe ich in Gedanken all meine Utensilien durch, die ich für die kommenden drei Tage eingepackt habe: Schlafsack, ein aufblasbares Kopfkissen, Handtücher, Kosmetikbeutel, Wechselklamotten, Camping-Gaskocher, Feuerzeug, Topf, Thermoskanne, Espressoglas, Plastikschüssel, Besteck, Instant-Espresso und eine Tube Milchmädchen, dazu Teebeutel, Lesebrille, Ladekabel, iPad, Regenjacke, Taschenmesser, Campingleuchte und

MÖHREN.


Ja, richtig gelesen! Möhren. Schöne, kleine Möhren. Habe ich etwas vergessen? Wozu die Möhren? Geduld.

Ich will mich überraschen lassen. Noch einmal ausspannen, wandern und mich frei bewegen, bevor ich wieder die Schulbank drücke. Der Kopf rattert die letzten Wochen durch. Noch bin ich nicht da, und erst mal fahre ich einer neuen Zukunft entgegen. Hin und her schweifen die Gedanken zwischen der alten Arbeit, die ich nach langem Zögern aufgegeben habe, und dem, was jetzt kommt.

Ohne Aussicht auf etwas Neues hatte ich im Frühsommer nach reiflicher Überlegung gekündigt. Es folgten himmlische Wochen der Ruhe und Entspannung im heimischen Berlin – Joggen, Saxofon spielen und lange Strecken auf dem Stand-up-Paddelboard –, und schon bald war ich bereit für neue Ideen. Für eine Aufgabe, die ich vielleicht für den Rest meines Berufslebens ausüben könnte.

In wenigen Tagen beginnt eine neue Ausbildung, kommt eine Herausforderung auf mich zu, von der ich nur eine vage Vorstellung habe. Alles wird neu und ganz bestimmt gut. Das halbvolle Glas vieler Gedanken ist mit Optimismus bis an den Rand gefüllt. Ich mache Tabula rasa in meiner Biografie. Auf der Suche nach mehr individueller Freiheit und räumlicher Unabhängigkeit werde ich wieder die Schulbank drücken. Lernen war schon immer mein Schlüssel für Veränderung.

Wie viele Ausbildungen hab ich absolviert, wie viele Jobs schon gehabt? Nach der Schule wurde ich Tischler, dann arbeitete ich als Archäologischer Ausgrabungstechniker für das Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie, absolvierte eine zweite Ausbildung zum Kameraassistenten beim Fernsehen der DDR, fotografierte für verschiedene Tageszeitungen – hauptsächlich die Berliner Zeitung –, studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Kulturwissenschaft/Ästhetik und Gender Studies, jobbte nebenbei in Pflegheimen, bekam eine Stelle als studentische Hilfskraft am Seminar von Christina von Braun, arbeitete nach dem Studium als Coach in der Jugendförderung, war viele Jahre lang selbstständig und machte mir als Hobbyparfumeur einen Namen. Mich immer wieder ausprobieren zu können war dabei so wichtig wie der Wunsch nach Abwechslung und Kreativität. Biografische Sprünge, die im Gespräch oft bewundert, in der Wirklichkeit der Wirtschaft aber nicht gern gesehen werden.

DAS HALBVOLLE GLAS VIELER GEDANKEN IST MIT OPTIMISMUS BIS AN DEN RAND GEFÜLLT. ICH MACHE TABULA RASA IN MEINER BIOGRAFIE.

Die Entscheidung, etwas ganz Neues anzufangen, fiel dann im Sommer 2019 im Anschluss an eine Stand-up-Paddeltour. Ein aufziehendes Gewitter verhinderte die sichere Rückkehr über das weite Wasser, und weil man bei Gewitter bekanntlich nicht über Seen paddeln soll, stellte ich mein Paddelboard in der Surfstation unter, wo ich es tags darauf wieder abholen wollte.

Das Paddel in der einen, den Proviantbeutel in der anderen Hand, ging ich zum Bus und erlebte nur Minuten später, zusammen mit einigen anderen Fahrgästen, einen Weltuntergang, wie er im Buche steht: Blitze, Donner, heftigen Regen, peitschenden Wind. In Strömen flossen Wassermassen über die Windschutzscheibe, und ich fragte mich, wie der Busfahrer überhaupt etwas erkennen konnte. Hoffnungslos waren die Scheibenwischer überfordert. In jeder Kurve, bei jeder Bremsung ergossen sich ganze Sturzbäche vom Dach des Busses. Die Landschaft vor den Fenstern ein einziges, unscharfes Aquarell, und drinnen eine Notgemeinschaft, die niemand an der nächsten Haltestelle verlassen wollte.

NIEMAND,


bis auf ein Mädchen. Die Kleine im gestreiften Kleidchen, einen großen Schulranzen auf dem Rücken und einen Turnbeutel in der Hand, stand an der Tür, schaute ängstlich nach draußen und drückte dann zögerlich auf die Haltewunschtaste. Was sollte sie auch tun? Mich würden ja keine zehn Pferde aus diesem Bus bekommen.

»Das arme Kind«, murmelte eine Frau, und während ich überlegte, ob ich nicht einfach eine ganze Runde rumfahren und hier im Bus das Ende der Sintflut abwarten könnte, schien mein Nachbar mit dem Sitz verschmelzen zu wollen. Der Mann, der vorher so aufrecht neben mir gesessen hatte, rutschte immer tiefer und tiefer: »Bei diesem Wetter jagt man doch keinen Hund vor die Tür.«Viel zu kalt war es geworden, um diesen Regen als Spaß zu begreifen. Noch ein paar Meter, die Türen würden sich öffnen und die Kleine wäre dem Inferno draußen preisgegeben. Was für eine grauenhafte Vorstellung.

Doch plötzlich hielt der Bus noch vor der nächsten Haltestelle an. Der Fahrer drehte sich zu dem Mädchen um und wechselte einige Worte mit dem Kind. Dann erfolgte eine Durchsage: »Werte Fahrgäste, wir machen heute einen kleinen Umweg und fahren die Kleene nach Hause bis vor die Tür. Nur einmal ums Eck, dann sind wir wieder auf der planmäßigen Strecke.«

Eine ältere Dame klatscht Beifall, ein Herr ruft seine Adresse und lacht: »Versuchen kann man es ja mal.« Der Busfahrer lacht auch: »Na du kannst loofen«, schallt es von vorn zurück. Weltuntergang mit guter Stimmung. Blinker rechts, zweihundert Meter geradeaus, Hupe, Türe auf, und das Kind wird direkt am Bus von der Mutter abgeholt. Draußen steht eine junge Frau mit Regenschirm, und während die Kleine winkt und winkt, bedankt sich die Frau überschwänglich für diese freundliche Tat. Was für ein Service.

Das wäre auch etwas für mich. Genau DAS! Endlich etwas tun, worüber sich die Menschen freuen. Um ehrlich zu sein, sind es solche Gesten, die mir mein Vertrauen in die Menschheit erhalten, und in diesem Moment beschloss ich, mich zum Busfahrer ausbilden zu lassen.

Busse gibt es überall. Keine Stadt, in der nicht Busse fahren! Vor dem Hintergrund einer immer realer werdenden Klimakatastrophe könnte ich vielleicht etwas Sinnvolles tun. Einen kleinen Beitrag leisten für ein milliardstel Grad weniger an Erderwärmung.

Das war mein Plan für meine Zukunft. Ein paar Wochen später, während eines gemeinsamen Abendbrotes mit Freunden, meinte dann auch noch ein Bekannter, die BVG wäre ein unheimlich guter Arbeitgeber und Bus- oder Straßenbahnfahrer garantiert ein Beruf mit Zukunft. Na, wer wollte da widersprechen?

»WERTE FAHRGÄSTE, WIR MACHEN HEUTE EINEN KLEINEN UMWEG UND FAHREN DIE KLEENE NACH HAUSE BIS VOR DIE TÜR. NUR EINMAL UMS ECK, DANN SIND WIR WIEDER AUF DER PLANMÄSSIGEN STRECKE.«

Wie wird man eigentlich Busfahrer? Die Preisfrage des Jahres 2019. Agentur für Arbeit, Internetrecherchen. Einen Ausbildungsgutschein würde ich nicht bekommen – dafür, so teilte man mir mit, müsste ich arbeitslos gemeldet sein. Was ich nicht war und auch nicht vorhatte. Damit blieb nur der direkte Weg. Danke liebe Arbeitsagentur. Der direkte Weg ist immer besser.

HALLO BVG,


ich möchte gern den Quereinstieg zum Busfahrer.

Auf die Bewerbung folgt ein Online-Test, dann eine Einladung zu einem Bewerbungstag auf einem der Bushöfe: ein Termin mit Vorstellungsrunde, verschiedenen Gesprächen und kleinen Aufgabenstellungen, einer Führung über den Hof und dazu die Gewissheit, dass ich genau DAS will. Immer noch. Ein paar Tage später erhalte ich einen Termin für den Betriebsarzt: Drogentest, Computertest, Augen, Ohren, Reflexe … alles perfekt. »Sie sind wirklich 1966 geboren?« Der junge Arbeitsmediziner schaut etwas ungläubig auf die Ergebnisse und dann wieder in meine Akte. Schönes Kompliment.

BUS- ODER STRASSENBAHNFAHRER: GARANTIERT EIN BERUF MIT ZUKUNFT!

Ich erhalte eine Zusage, absolviere einen Erste-Hilfe-Kurs und werde in vier Tagen in ein neues Berufsleben starten. Vor mir liegt eine wunderbare Reise. Wunderbar, weil sie voller Überraschungen stecken wird. Ob ich noch gut und schnell lernen kann? Meine Prüfungsangst von damals wird sicher wieder von mir Besitz ergreifen.

Unweigerlich muss ich an das Musikschulvorspiel denken, zu dem ich Chopins Regentropfen-Prélude spielen sollte. Alles hatte ich vergessen: meinen Namen, das Stück, die Noten und überhaupt die Verwendung der ganzen weißen und schwarzen Tasten. Ich saß vor dem Klavier und wusste nicht mehr, wie ich hieß. Was für eine Katastrophe.

In meiner Not spielte ich Joplins Entertainer. Der ging immer. Den spielten die Finger von allein. Das Publikum war begeistert. Endlich kam mal Action in die Hütte. Fortan wollten...

Erscheint lt. Verlag 26.10.2021
Reihe/Serie POLYGLOTT Abenteuer und Reiseberichte
POLYGLOTT Humor
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte Deutschland
Reisen Reiseführer Europa
Schlagworte Abenteuer • Abenteuerurlaub • Aktivurlaub • Alltagsflucht • Alpaka • Camping • Deutschland • Dromedar • Entschleunigung • Erlebnis-Bericht • Esel • Friedrichshain • Havelland • Husky • Kamel • Lama • Landkreis Bautzen • Leipzig • Leipziger Tieflandsbucht • Nachhaltigkeit • Oberlausitz • Ökotourismus • Reisebericht • Reise-Bericht • Reiseberichte • reise-erfahrung • Reiseerzählung • Reiseerzählungen • Reiseführer • Reiseinspiration • Reiseliteratur • Reisen mit Tieren • Rentier • Urlaub • wandern mit lama • Wandern mit Tieren
ISBN-10 3-8464-0882-4 / 3846408824
ISBN-13 978-3-8464-0882-7 / 9783846408827
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