Im Reich der Tahre (eBook)

Wildnisjagd in Neuseeland
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2021 | 2. Auflage
200 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-1570-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Reich der Tahre -  Leif-Erik Jonas
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Die Jagd in unberührter Wildnis hat ihren ganz besonderen Reiz. Seit seinen Jugendtagen faszinierte den Autor der Gedanke, in den wilden Weiten Neuseelands auf Tahr, Gams und Hirsch zu jagen. In diesem Buch erzählt Leif-Erik Jonas davon, wie er sich seinen Traum nach jahrelanger Planung verwirklicht und ganz auf sich gestellt eine selbst organisierte Wildnisjagd mit all ihren Höhen und Tiefen erlebt. In völliger Einsamkeit verbringt er rund einen Monat tief in der mitunter lebensfeindlichen Gebirgswelt der neuseeländischen Südalpen - auf der Suche nach dem wahren Abenteuer.

Leif-Erik Jonas, Jahrgang 1993, Abenteurer und Wildnisjäger, selbständiger Autor

Die Planung


Es war im letzten Jahr meiner Schulzeit. Während ich mich eigentlich auf die Matura, die Jagdprüfung und den Führerschein hätte vorbereiten sollen, verbrachte ich nicht wenig Zeit damit, an meinem Traum von einer Wildnisjagd im neuseeländischen Tahrgebirge zu planen. Ich studierte Karten und schreib E-Mails, las und recherchierte. Letztendlich hatte ich meine Planung bis zu jenem Punkt vorangetrieben, von dem ich damals glaubte, so gut wie startbereit zu sein und eigentlich – sobald meine persönlichen Umstände es erlauben würden – nur mehr den Flug buchen zu müssen.

Rückblickend muss ich sagen, dass meine damalige Planung in so mancher Hinsicht unausgegoren war. Ob die Jagd auf diese Weise vollends gescheitert oder immerhin mehr schlecht als recht gelungen wäre, kann ich aus heutiger Sicht nicht beurteilen. Es sind einfach unzählige Details, die letztendlich einen großen Unterschied machen und die dem Planenden erst im Laufe der Zeit bewusstwerden. Allein das Finden einer lange übersehenen Informationsquelle oder der Hinweis auf eine unerwartete Vorschrift kann zwischen völligem Scheitern und reibungslosem Gelingen entscheiden. Wer bei solchen Planungen auf sich allein gestellt ist, tut also gut daran, weit mehr Zeit für die Vorbereitungen zu veranschlagen, als auf den ersten Blick nötig erscheint – und wenn die grobe Planung erstmal steht, gilt es, ins Detail zu gehen, jede noch so absurd anmutende Eventualität zu überprüfen und die Planung stetig anzupassen und zu verfeinern. Ein unbedachter Schnellschuss in der Hoffnung, dass sich schon alles finden wird, mag bei vielen Unternehmungen gelingen – in der Wildnis jedoch ist etwas Derartiges keine gute Idee und bei einer Jagdreise erst recht nicht.

In den folgenden Jahren verlor ich meinen Jugendtraum zwar nie ganz aus den Augen, doch meine Prioritäten waren andere. Im heimischen Revier fand ich meine jagdliche Erfüllung, jeder Monat des Jagdjahres hatte seinen ganz besonderen Reiz und es wäre mir nicht leichtgefallen, auch nur einen einzigen für eine Reise ans andere Ende der Welt zu opfern – und dafür Geld auszugeben, das ich in jungen Jahren ohnehin nicht hatte.

Mit der Zeit jedoch drängte sich der Wunsch nach einer Neuseelandjagd wieder in den Vordergrund, erst zaghaft nur, dann zunehmend mit Nachdruck. Irgendwann in den Herbstwochen stieß ich im Internet auf einige besonders eindrucksvolle Videos von Tahrjagden – und das gab mir den letzten Anstoß, nun endlich ganz gezielt auf die Umsetzung meines schon bald zehn Jahre alten Traumes hinzuarbeiten, die finanzielle Grundlage zu schaffen und die Planung auf den neuesten Stand zu bringen.

In den folgenden Monaten verbrachte ich Tage und Wochen damit, Informationen zusammenzutragen, E-Mails zu schreiben, Telefonate zu führen, Online-Recherche zu betreiben, Formulare auszufüllen und Genehmigungen einzuholen. Meine ursprüngliche Planung krempelte ich dabei nahezu vollständig um, gewann neue Erkenntnisse und änderte meine Pläne wieder, bekam andere Ideen und passte mein Vorhaben erneut an – schließlich jedoch hatte ich ein gutes Gefühl, die richtigen Jagdgebiete gewählt und nichts Wesentliches unbedacht gelassen zu haben. Vom Startschuss dieser finalen Planung bis zum Beginn der eigentlichen Reise verstrichen noch einmal beinahe anderthalb Jahre.

An dieser Stelle will ich gar nicht auf alle Details meiner Planung eingehen, sondern mich kurzfassen. Ich wollte gegen Ende Februar – also im neuseeländischen Spätsommer – von München über Singapur nach Christchurch fliegen, hernach mit dem Leihwagen einige Stunden gen Süden fahren, tief in die Gebirgswildnis des Godley Valley und seiner Seitentäler hineinwandern und insgesamt zwölf Tage auf den Tahr waidwerken. Im weiteren Verlauf meiner Reise hatte ich noch einmal zwölf Tage in der weiter nördlich gelegenen St James Conservation Area eingeplant, wo ich auf Gams und Hirsch hoffte. Darüber hinaus hatte ich noch ein drittes Jagdgebiet ausgewählt, in das ich ausweichen wollte, falls irgendwelche unvorhergesehen Umstände die Jagd in einem der anderen Gebiete unmöglich machen sollten. Durch die zahlreichen Reisetage und ein paar notwendige Ruhetage kam ich insgesamt auf eine geplante Reisedauer von 33 Tagen.

Diese lange Zeit würde es mir – so hoffte ich zumindest – trotz des unbekannten Geländes und der unbekannten Wildart erlauben, das Wild in den endlosen Weiten der Southern Alps nicht nur aufzuspüren, sondern auch eine Schussgelegenheit zu erhalten. Auf der einen Seite war ich guter Dinge, denn beim stunden- und tagelangen Abglasen der deckungsarmen Hänge musste man doch eigentlich irgendwann Wild erschauen. Auf der anderen Seite war ich skeptisch, denn freilich hatte ich im Verlauf meiner Planungen auch die Berichte anderer Jäger gelesen – und die waren insgesamt wenig ermutigend. Jenen ausländischen Jägern, die ohne die Unterstützung von Einheimischen ihr Jagdglück in Neuseeland versucht hatten, war entweder gar kein oder nur recht mageres Waidmannsheil vergönnt gewesen – und oft hatte überhaupt schon der Anblick von Wild Seltenheitswert gehabt. Dazu passte auch, dass neuseeländische Jungjäger nicht selten Monate oder gar Jahre benötigen, bevor sie ihr erstes Stück Schalenwild erlegen. War es in Neuseeland also wirklich derart schwierig, sich in das Wild hineinzudenken, sodass es Neulingen kaum gelang, es aufzuspüren?

Wegen dieser Unwägbarkeiten hielt ich meine Erwartungen auch bewusst niedrig. Meine einzigen wirklichen Ziele waren, ein unvergessliches Abenteuer in der Gebirgswildnis zu erleben und einen Tahr – egal, ob geringe Jahrlingsgeiß oder kapitaler Bulle – zu erbeuten. Alles andere wollte ich lediglich als willkommene Draufgabe betrachten.

Meine Planungen mussten jedoch freilich auch über das eigentliche Reisen und Jagen hinausgehen. Ein Thema, das mich besonders beschäftigte, war die Verwertung des Wildbrets, das ich hoffentlich erbeuten würde. Dabei wurde mir rasch deutlich: andere Länder, andere Sitten. Wie in Neuseeland mit dem Wild umgegangen wird, ist für einen Europäer zunächst gewöhnungsbedürftig. Weil es sich nicht um einheimische Arten handelt und der Einfluss auf die endemische Flora oft gravierend ist, wird sämtliches Schalenwild ganz offiziell als Schädling betrachtet und auch so behandelt. Tahre werden behördlicherseits zu Zehntausenden aus Hubschraubern geschossen, weil die Bestände andernfalls ausufern würden. Rotwild hingegen wird in Massen vergiftet. Auch wenn diese Gifteinsätze meist anderen Schädlingen – etwa dem aus Australien stammenden Fuchskusu, besser bekannt als Possum – gelten, so wird die Reduktion der Schalenwildbestände auf diese grausame Weise durchaus als nicht unwillkommener Nebeneffekt betrachtet.

Die genannten Praktiken sind ebenso verbreitet wie akzeptiert und zumindest die Massenabschüsse finden auch unter den einheimischen Jägern ein gewisses Maß an Verständnis und sogar Unterstützung. Dass von jenen vielen Tausend Stücken, die bei diesen Arten der Bestandsreduktion ihr Ende finden, keines verwertet wird, liegt in der Natur der Sache. Daher finde ich es nachvollziehbar, wenn auch die Jagdethik in Neuseeland in mancher Hinsicht nicht mit der mitteleuropäischen vergleichbar ist. Vor allem in den großen Wildnisgebieten Neuseelands ist es durchaus üblich, das Wildbret der erlegten Stücke entweder gar nicht zu verwerten oder halt nur so viel mitzunehmen, wie man noch tragen kann – und das ist meist wenig, da die übrige Ausrüstung schon schwer genug ist.

Hat man ein oder zwei volle Tagesmärsche vom Auto entfernt ein stärkeres Stück Wild erlegt, gibt es auch kaum Alternativen, wenn man alleine jagt. Um alles Wildbret mitzunehmen, müsste man zwei- oder dreimal – und jeweils wieder zurück – gehen. So wäre man schnell bei fünf oder mehr Tagen Bergung und man würde äußerst günstige Witterungsverhältnisse benötigen, damit das Wildbret nicht verdirbt. Zu meiner Reisezeit im neuseeländischen Spätsommer war damit kaum zu rechnen.

Wer einen Begleiter hat oder sich vom Hubschrauber abholen lässt, hat in dieser Hinsicht freilich andere Möglichkeiten, die aber auch nicht unbegrenzt sind. Doch diese Optionen kamen für mich ohnehin nicht infrage, da es dann nicht mehr dieses ursprüngliche Jagdabenteuer gewesen wäre, das ich erleben wollte.

Würde man sich gegen den Schuss entscheiden, weil die Bergung nicht zu bewältigen wäre und man das Wildbret daher nicht vollständig verwerten könnte, wäre allerdings wenig gewonnen: Die Wahrscheinlichkeit wäre hoch, dass in nicht allzu ferner Zukunft ein anderer Jäger dieses Stück erlegt und nicht verwertet. Oder das Stück fiele einem Reduktionsabschuss oder einem Gifteinsatz zum Opfer. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese grausamen Formen der Bestandsreduktion zum Einsatz kommen, sinkt hingegen mit jedem bei der Jagd erlegten Stück. Beim Tahr werden die von Jägern erlegten Stücke sogar auf die behördlichen Reduktionsabschüsse angerechnet – unterm...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte Australien / Neuseeland / Ozeanien
Schlagworte Gebirgsjagd • Jagdreisen • Neuseeland • Tahr • Wildnisjagd
ISBN-10 3-7534-1570-7 / 3753415707
ISBN-13 978-3-7534-1570-3 / 9783753415703
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