Löwenherzen (eBook)

Zwei unterwegs in Afrika

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
240 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2603-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Löwenherzen -  Gesa Neitzel
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Lagerfeuerromantik und Elefantenglück Gesa Neitzel hat sich während ihrer Ausbildung zum Safari-Guide verliebt - nicht nur in Ranger Frank, sondern auch in den afrikanischen Kontinent, mit all seinen Facetten, Farben und Herausforderungen. Das junge Paar begibt sich auf einen faszinierenden wie waghalsigen Roadtrip quer durchs südliche Afrika: Botswana, Namibia und Sambia. Sie schlafen in einem kleinen Dachzelt auf dem klapprigen Land Rover, begegnen Flusspferden in wackeligen Kanus, Wüstenlöwen beim Reifenwechsel und immer wieder der Frage nach der gemeinsamen Zukunft. Ein Abenteuer im wahren wilden Afrika. »Auge in Auge mit Elefanten, Löwen und Leoparden lernt Gesa jeden Tag aufs Neue, was wirklich zählt.« NDR DAS!  

Gesa Neitzel, Jahrgang 1987, war Fernsehredakteurin in Berlin, bevor sie sich in Südafrika zur Rangerin ausbilden ließ. Während der Corona-Pandemie begleitete sie ihren Partner Frank in seine Heimat Australien und widmet sich dort derzeit ganz dem Schreiben. 2016 erschien ihr Bestseller Frühstück mit Elefanten, 2019 folgte mit The Wonderful Wild ihre Anleitung für ein wildes Leben.

Gesa Neitzel, Jahrgang 1987, war Fernsehredakteurin in Berlin, bevor sie sich in Südafrika zur Rangerin ausbilden ließ. Heute arbeitet und lebt sie als Safari-Guide in Afrika und widmet sich ganz der Wildnis und dem Schreiben. 2016 erschien ihr Bestseller Frühstück mit Elefanten, 2019 folgte mit The Wonderful Wild ihre Anleitung für ein wildes Leben.

Prolog


Ein lauter Knall riss mich aus dem Schlaf. Die Mittagssonne stand hoch über unserem Zelt; drinnen war es so drückend heiß, dass Frank und ich nur mit Unterwäsche bekleidet auf der Feldpritsche lagen. Frank setzte sich auf und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als wollte er die Müdigkeit wegwischen.

»Was war das?«, fragte ich, noch ganz verschlafen, und rollte zur Seite, um etwas kaltes Wasser aus einer Thermoskanne neben dem Bett in ein Glas zu gießen.

»Klang wie ein Gewehrschuss«, murmelte Frank, streifte sich sein Khaki-Hemd über den Kopf und schlüpfte in ein Paar Shorts. »Shit, ich hoffe, die Gäste haben das nicht mitbekommen.«

Ich verstand sofort, was er meinte. Während »Safari« noch vor ein paar Jahrzehnten quasi gleichbedeutend mit dem Schießen von Wildtieren war, löste das Geräusch eines sich lösenden Schusses dieser Tage in den meisten Fällen Unbehagen unter den Gästen aus; allemal warf es Fragen auf. Wer hatte geschossen? Großwildjäger? Ein Safari-Guide, der auf einem Busch-Walk in eine »haarige« Situation geraten war? Oder hatte sich gar eine Gruppe Wilderer in den Park geschlichen?

In diesem Fall tippte ich auf Letzteres. Das Camp, in dem wir für ein paar Nächte mit unseren Safari-Gästen untergekommen waren, lag in einem entlegenen Teil des Südluangwa-Nationalparks in Sambia. Wenngleich Großwildjagd außerhalb des Parks leider nach wie vor praktiziert wurde, so war es innerhalb der Parkgrenzen strengstens verboten, auf die Tiere zu schießen. In dieser brütenden Mittagshitze hätte außerdem gewiss kein Guide seinen Gästen einen Walk zugemutet. Es war jedoch durchaus möglich, dass eine Gruppe Wilderer sich illegal ein Impala zum Lunch geschossen hatte, während die Park-Ranger um die Mittagszeit ruhten.

Ein weiterer Knall unterbrach meine Gedanken.

»Nee, das war kein Gewehrschuss«, sagte ich zu Frank, »das kam aus dem Küchenzelt!«

Jetzt schlüpfte auch ich in meine Kleidung und spähte aus dem vernetzten Zeltfenster, während Frank den Reißverschluss am Eingang aufzog und hinauskletterte. Ich hörte ein weiteres Geräusch, das ich noch weniger einordnen konnte. Es klang wie das Rascheln des trockenen Grases hinterm Camp, fast so als würde eine Herde Wasserbüffel vorbeistreifen. Erst als Frank mir von draußen etwas zurief, vermochte ich, die Geräusche wie zwei Puzzle-Stücke zusammenzusetzen.

»Feuer!«, rief er, und plötzlich ergab alles einen Sinn: Irgendetwas musste im Küchenzelt explodiert sein – daher die Knalle. Und das seltsame Geräusch hinterm Camp stammte nicht vom raschelnden Gras – nein, es war das Knistern der Flammen!

Plötzlich war Frank hellwach – und auf Zack. In Windeseile war er zurück im Zelt und krallte sich die Schlüssel zu »Ellie«, unserem zwanzigjährigen Land Rover Defender, der am Camp-Eingang in der Sonne parkte, damit die Solarzelle auf dem Dach laden konnte.

»Pack unsere Sachen und halt dich bereit! Ich mache Ellie startklar – nur für alle Fälle!« Dann rannte er auch schon los und ließ mich verdutzt im Zelt zurück. Aber für welche Fälle sollte ich mich denn bereithalten?

Die Situation kam mir in diesem Moment noch alles andere als brenzlig vor. Gut, da war ein Feuer in der Küche, aber der Knall war so laut gewesen, dass ihn sicher alle Camp-Angestellten gehört haben dürften. Und die löschten bestimmt schon längst, so dachte ich. Ich trat aus dem Zelt, anstatt, wie von Frank aufgetragen, unsere Sachen zu packen. Erst als ich die riesige Rauchwolke über dem Küchenzelt sah, wurde mir klar, dass dieses Feuer nicht so leicht mit den Handfeuerlöschern unter Kontrolle zu bringen war.

»Aufwachen, Leute! Da ist ein Feuer! Packt bitte alle eure Sachen«, hörte ich Frank rufen, während er auf dem sandigen Pfad hinter den Zelten Richtung Ellie stürmte.

Unser Zelt lag am Ende des Pfades, dahinter kam nur noch Busch. In entgegengesetzter Richtung reihten sich die vier Gast-Zelte am Ufer eines trockenen Flussbettes aneinander, und am anderen Ende lag das offene Busch-Wohnzimmer, wo die Mahlzeiten unter einer großen Plane eingenommen wurden und während der Mittagsstunden Siesta gehalten werden konnte. Die Gäste schliefen in typischen Safarizelten, und die waren wesentlich geräumiger, als man sich das bei einem Zelt vielleicht erst mal vorstellt. Man kann darin aufrecht stehen, hat ein festes Bett, einen kleinen, aber feinen Kleiderschrank und ein abgetrenntes Open-Air-Badezimmer mit Eimer-Dusche und Toilette inklusive – man glaubt es kaum – Klospülung. So entsteht in der Wildnis ein echtes Gefühl von Sicherheit, und man könnte fast vergessen, dass einen nichts als eine Zeltplane von Elefanten, Löwen, Leoparden und Co trennt, die sich im Südluangwa-Nationalpark frei bewegen.

Ein Feuer allerdings macht natürlich auch vor der dicksten Zeltplane nicht Halt.

Zurück im Inneren griff ich jetzt wahllos nach allen Kleidungsstücken in meinem Sichtfeld und schmiss sie in unsere Reisetaschen. Die Kamera-Ausrüstung hatten wir Gott sei Dank in Ellies Innerem gelagert. Als ich kurze Zeit später beide Taschen ins Freie hievte, spürte ich, wie sich der Wind drehte. Auf einmal blies mir heißer Rauch ins Gesicht, und die Flammen fraßen sich durch das staubtrockene Gras direkt in meine Richtung, als würden sie von einem riesigen Fön vorangetrieben. Da kam Frank zurück über den sandigen Pfad geprescht, Thoma, der Camp-Manager, direkt hinter ihm.

»Nehmt alle eure Sachen und lauft in die Mitte des Flussbettes!«, rief Frank, während Thoma in jedem Zelt nachsah, ob alle Gäste wach waren, dann halfen sie das Gepäck durch den tiefen Sand ins Flussbett zu schleppen. Ich warf mir unsere beiden Taschen jeweils über eine Schulter und tat es ihnen gleich, während ich die Gäste durchzählte. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs – alle standen jetzt unter der sengenden Mittagssonne im weißen Sand. Etwas schweißgebadet vielleicht – aber sicher. »Puh, Schwein gehabt«, dachte ich, das hätte auch anders ausgehen können. Ich vergewisserte mich bei jedem, dass alles in Ordnung war und alle ihre Habseligkeiten aus den Zelten mitnehmen konnten, und für einen kurzen Moment schien die Gefahr gebannt.

Aber die Flammen preschten weiter voran.

Frank kam auf mich zu. »Der Schlüssel steckt im Schloss. Falls sich der Wind in Richtung Ellie dreht, muss einer von uns sie ganz weit in die Mitte vom Flussbett fahren.«

»Alles klar«, sagte ich und sprach insgeheim ein Stoßgebet, dass uns das erspart blieb. »Aber was, wenn sie wieder nicht anspringt?«

Seit einiger Zeit schon machte Ellie uns Probleme. In den unmöglichsten Situationen wollte sie einfach nicht anspringen, und jeder Versuch, der Sache auf den Grund zu gehen, war bis jetzt gescheitert.

»Sie wird anspringen. Sie muss«, sagte Frank. Dann rannte er durch den heißen Sand in Richtung Camp. »Und nicht vergessen«, rief er mir noch über die Schulter zu, »second gear low – go, go, go!«

»Go, go, go«, wiederholte ich mantraartig den Satz, den er mir während unserer gemeinsamen Fahrstunden beigebracht hatte. Low Range rein, in den zweiten Gang schalten, und dann bloß nicht den Fuß vom Gas nehmen.

Nun, da die Gäste sicher waren, machten sich die Angestellten daran, alles im Camp, was nicht niet- und nagelfest war, vor den Flammen zu retten. Die Tourismus-Saison in Südluangwa hatte gerade erst begonnen, und das kleine Busch-Camp bedeutete alles für die Männer, die hier arbeiteten, schließlich hing ihr gesamtes Jahreseinkommen davon ab – Geld, das ihre Familien ernährte, die Kinder zur Schule schickte und ihnen ein Dach überm Kopf gewährleistete. Wenn das Camp herunterbrannte, war die gesamte Saison verloren. Denn ohne Camp keine Gäste. Und ohne Gäste kein Geld.

Wir alle eilten ihnen zu Hilfe; jeder schnappte sich, was er oder sie tragen konnte – Stühle, Tische, Bücher, Gläser –, wir trugen alles ins Flussbett. Thoma und Samuel, der Head Guide, beluden derweil den Game Viewer (den offenen Geländewagen, auf dem die Safari-Fahrten durchgeführt wurden) mit sämtlichen Essens- und Getränkevorräten, den Gewehren für die Busch-Walks, Funkgeräten, Solarzellen und allem von Wert, was sie sonst noch finden konnten. Dann bretterte Thoma den Wagen mit voller Wucht in den tiefen Sand, aber leider ohne vorher den Allradantrieb einzulegen, und so blieb er nach zwei Metern bereits böse stecken. Er trat aufs Gaspedal, fuhr vor und zurück, aber alles, was er damit erreichte, war, dass sich die Reifen immer tiefer in den Sand gruben.

Jetzt steckte er richtig fest.

Und dann ging plötzlich alles ganz schnell: Der Wind drehte erneut und blies die Flammen direkt in Richtung Game Viewer. Samuel sprang vom Beifahrersitz und begann, den Wagen anzuschieben. »Hilfe! Alle Mann, kommt helfen!«, rief er, und ein Haufen Leute strömte von allen Seiten herbei. Der Geländewagen war das teuerste Teil im ganzen Camp; ihn zu verlieren, wäre eine Katastrophe...

Erscheint lt. Verlag 2.8.2021
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte Afrika
Reisen Reiseführer
Schlagworte Abenteuer • Botswana • Fernbeziehung • Feuer • Land Rover • Roadtrip • Safari • Sambia • Südafrika • Wildnis
ISBN-10 3-8437-2603-5 / 3843726035
ISBN-13 978-3-8437-2603-0 / 9783843726030
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