MERIAN Reiseführer Kanalinseln (eBook)

Mit Extra-Karte zum Herausnehmen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
224 Seiten
Merian / Holiday, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag
978-3-8342-3202-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

MERIAN Reiseführer Kanalinseln -  Trudie Trox
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Mit dem MERIAN Reiseführer Kanalinseln wissen Sie immer, worauf es wirklich ankommt. MERIAN zeigt die Inselgruppe in all ihrem Reichtum: die charakteristischen Sehenswürdigkeiten und alles, was Sie darüber hinaus ebenfalls nicht verpassen sollten. So machen Sie mehr aus Ihrer Reise. MEHR ERLEBEN: Dank wertvoller Tipps sind Sie immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, für unvergessliche Augenblicke. - MEHR GENIESSEN: Ausgesuchte Adressen und Empfehlungen führen Sie zu einmaligen Hotels, urtypischen Restaurants, feinen Traditionsgeschäften und kulturellen Highlights. - MEHR SEHEN: Spannende Geschichten geben erstaunliche Einblicke in die Region und liefern vertiefende Hintergründe. Mit Extra-Faltkarte zum Herausnehmen.

Hinweis zur Optimierung
Impressum
Leserhinweis
Anleitung zur eBook-Nutzung
Die Themen der Inseln
Zeichenerklärung
Die Inseln
Meine Kanalinseln
Der erste Blick auf die Kanalinseln
Unterwegs auf den Kanalinseln
Ausflüge und Wanderungen
Wissenswertes
Die Kanalinseln en detail
Was auf den Kanalinseln heute verschwunden ist
Karten

LANDSCHAFT UND ARCHITEKTUR


Es ist die Vielfalt der Landschaftsformen, die auf allen Inseln staunen lässt. Mit spannenden Fenstern in die Erdgeschichte, die Küsten geformt vom ständigen Kommen und Gehen des Meeres und eine Architektur, die Anpassung an die Natur und Konflikte oder Bündnisse mit den Nachbarn spiegelt.

Im Meer der Gezeiten


Der Atlantik ist auf den Inseln nie weit entfernt. Doch wo die Wellen die Füße umspülen, wechselt die Szenerie minütlich, gesteuert von den Kräftefeldern von Sonne und Mond im Rhythmus von rund 12,3 Stunden. An der Nordsee verzeichnet Husum rund vier Meter Tidenhub, etwa so viel wie Jersey zu Nipptiden. Der lakonische Kommentar der Insulaner dazu: »The tide doesn’t do anything.« Sprich: Die Differenz zwischen Hoch- und Niedrigwasser ist nicht der Rede wert. Erst wenn die Flut auf elf oder zwölf Meter aufläuft, weht am Signalmast in St. Helier die tide flag. Dann gibt die Ebbe gigantische Flächen frei, und Jersey wächst um ganze 50 Prozent.

»Ces morceaux de France tombés à la mer et ramassés par l’Angleterre.« 

»Ein Stück Frankreich, das ins Meer gefallen ist und von England aufgesammelt wurde.« Victor Hugo

Bleibt die Frage nach dem »Warum?«. Nach der Bay of Fundy im Osten Kanadas mit 17 Metern, gefolgt von der Trichtermündung des Severn im Bristol Channel mit 15 Metern, verzeichnet die Bucht von Mont St-Michel die dritthöchsten Gezeiten der Welt mit bis zu 13,5 Metern. Die Küste der Normandie schiebt sich hier als gewaltiger Riegel in den Ärmelkanal und staut die von Westen anrollende Flutwelle. Für Jersey gelten 12,5 Meter als Maximum. Das unmittelbar am Kanal gelegene Alderney verzeichnet allenfalls 6,9 Meter Tidenhub, dafür aber gefährliche Gezeitenströme an seiner Ostküste.

© imago

Bei Flut dümpeln die Boote in La Rocque Harbour, Jersey, im Wasser. Seymour Tower, 1,5 km vor der Küste, ist jedoch bei Niedrigwasser zu Fuß zu erreichen.

Zeitreisen im Fels


Man muss kein Geologe sein, um an den Farben der Strandkiesel im dicken Buch der Erdgeschichte lesen zu können. Jerseys hohe Klippen strahlen in warmem Ziegelrot – meist grobkristalliner Granit, 550 bis 600 Millionen Jahre alt. Wohlgerundeter Cobo-Granit – die Cobo Bay als Namensgeber – prägt auch Guernseys mittlere Westküste. Ein wahrer Methusalem ist der Fels der zerklüfteten Steilabbrüche im Süden: grauer Icart-Gneis aus dem Gondwana-Urkontinent, entstanden vor zwei Milliarden Jahren und verformt in einer Phase der Gebirgsbildung vor 600 Millionen Jahren.

Den hohen Norden Guernseys, ebenfalls grau, prägt ein feiner Diorit. 268 Steinbrüche förderten im 19. Jahrhundert das begehrte Tiefengestein. Zu Hunderten wanderten Arbeiter aus Cornwall zu, die Bevölkerung der Gemeinde St. Sampson wuchs zwischen 1810 und 1841 von 650 auf 1567 Menschen. Die Kanalinseln lieferten den Granit für das Pflaster der Themseufer und der London Bridge. Um die Interessen der stonecrackers, die manuell Split für den Straßenbau herstellten, zu vertreten, wurde 1886 in Guernsey sogar eine eigene Gewerkschaft gegründet. Ein Blick nach Sark: Strandkiesel jeder Fasson und jeden Alters, Geologie für Fortgeschrittene, werden anschaulich erklärt in Felicity Belfields Büchlein »Sark Rocks«.

© look-foto

Über Jahrmillionen haben Wind, Regen, Salz und Wellen die Felsen am Meer, wie hier den rötlichen Granit bei La Rocque, Jersey, zu bizarren Skulpturen geformt.

Knicks gegen die Stürme


Trotz Golfstromeinfluss hat das milde Klima der Kanalinseln seine Tücken: den Wind. Salz weht von der Küste über Blütengärten und Felder, und im Sturm wirbeln feine Bodenpartikel durch die Luft. Das Rezept der Bauern sind seit Jahrhunderten Baumreihen sowie Wallhecken – wie in Norddeutschland die Knicks –, aus Schlehen, Weiß- und Rotdorn, eng verwachsen mit Brombeeren, oder am Rand der Heide auch Stechginster. Die Steine, die der Pflug aufgeworfen hatte, sorgten im Kern der Wälle für Stabilität. Abgesehen vom Windschutz hielten sie das Vieh in Zaum. Als Lebensraum für Kleintiere wie Igel und Vögel sorgen sie für einen gesunden Naturhaushalt.

Branchage


Anfang Juli und September rattern Balkenmäher entlang der öffentlichen Wege und Straßen. Das Gesetz der branchage (wörtlich »Zweige«) verpflichtet die Anrainer, Böschungen und Hecken zu schneiden, denn die visite de branchage steht bevor. Haben die kommunalen Inspekteure die lichte Höhe von weniger als 3,7 Meter über Straßen oder 2,4 Meter über Gehwegen zu beanstanden, können durchaus 50 Pfund fällig werden. Zum Schutz der Tierwelt sieht eine neue Regelung seit 2019 vor, dass die Böschungen nicht mehr »rasiert«, das heißt, zehn Zentimeter Schnitthöhe nicht unterschritten werden dürfen und die Krone eines Walls unangetastet bleibt.

Jersey National Park


Rund drei Viertel der Küste von Jersey – vor allem im Südwesten, Westen und Norden – sowie die Riffinseln Les Écréhous und Les Minquiers sind seit 2016 Teil des 1925 Hektar umfassenden Nationalparks. Ein Pionierprojekt im Archipel. Damit einher gehen Vorschriften für die Erschließung und Bebauung. Der National Trust for Jersey bildete eine der wichtigsten Triebfedern in diesem Vorhaben zum Schutz der Natur.

88 Prozent aller seltenen oder gefährdeten Vogelarten in Jersey leben innerhalb dieses Gebietes, zum Beispiel die im Jahr 2013 bei Sorel Point ausgewilderten red-billed choughs (Alpenkrähen, Pyrrhocorax pyrrhocorax). Hinzu geselen sich Seeschwalben (terns) auf der Inselgruppe Les Écréhous und Papageitaucher (puffins) bei Plemont. Dort wurde das Areal eines verfallenden Feriendorfes geräumt und mit Millionen von Spendengeldern renaturiert. Noch in der Entwicklung sind ein Informationszentrum in der St. Ouen’s Bay sowie spezielle Wanderwege (www.jerseynationalpark.com).

Geduckt in Mulden


Moderne Siedlungen zeigen sich in prominenter Lage, ebenso alte Windmühlen und Burgen. Die alten Höfe aber lagen inmitten ihrer Felder windgeschützt in Senken, versteckt vor Piraten und feindlichen Nachbarn. Viele Güter umgaben sich seinerzeit mit Mauern. Selbst im Vorbeifahren bemerkt man den Aufbau in Streifen, denn dies war das Maß für den Lohn der Maurer. Ein hohes Tor gewährte Durchfahrt für Ochsen- oder Pferdefuhrwerke, durch ein kleines gingen die Bewohner ein und aus. Nicht zu vergessen an der Außenwand die Aufsteighilfe, das Treppchen aus Granit, für alle, die hoch zu Pferd unterwegs waren. Mustergültige Beispiele hierfür sind Hamptonne und Morel Farm in Jersey oder Les Caches in Guernsey, auch für die Konstruktion der steingefassten Haustüren. Die Bauleute in Jersey wölbten den Bogen mit fünf Steinen, in Guernsey hingegen waren es sieben und mehr.

Etwa ab dem Jahr 1700 wurden die Portale eckig, und die typischen Hebefenster mit zwölf Scheiben ersetzten kleine Fenster mit abgeschrägten Laibungen. Die Reetdächer verschwanden damals. Geblieben sind die witches’ stones, die Hexensteine: am unteren Ende der Kamine horizontal vorspringende Platten, die das ablaufende Wasser auf die Oberseite des Daches leiteten und damit eine Durchfeuchtung des Reets verhinderten. Die Story für die Kinder: ein guter Sitzplatz für die Hexen, damit sie nicht durch den Kamin einfahren …

© Huber Images: Reinhard Schmid

Fischerboote verleihen dem Hafen von St. Peter Port, der Hauptstadt Guernseys, Lokalkolorit. Die große Zeit des Fischfangs jedoch war das 18./19. Jahrhundert.

Nobles im Zeichen des Meeres


Wie die Stufen eines Amphitheaters staffeln sich schmucke Häuser um die Hafenbucht von St. Peter Port. Die schützenden bulwarks am Hafen von St. Aubin und dessen schmale High Street säumen nicht weniger edle Bauten. Ihre Bewohner hatten ihr Vermögen auf dem Meer gemacht, mit Fischfang, Handel, Schiffbau und dem Vorteil der Zollfreiheit der Häfen. Man nannte die Kanalinseln die conger islands, die Inseln der Meeraale, so zahlreich war die Art im Archipel vertreten und so lukrativ ihr Export nach Frankreich und England.

Produktion und Handel von Strümpfen und vor allem in Jersey der Kabeljaufang vor Neufundland legten im 18. Jahrhundert den Grundstein für beachtliche Vermögen (>). In Konkurrenz zu den alten Lehnsgütern der Seigneurs nahmen repräsentative cod houses Gestalt an. Eines davon, Mon Plaisir am östlichen Ortsrand von St. Aubin, überblickt selbstbewusst die Küste. Das Handelsbürgertum von St. Peter Port orientierte sich am georgian style mit verputzten Steinmauern und täuschte Wände aus teurem Sandstein mit Pseudofugen im Putz vor – der Wohlstand suchte seinen Ausdruck.

Eau de Vie


Stets ausreichend Wasser für Mensch und Tier verfügbar zu haben stellte Bauern wie öffentliche Institutionen vor schwierige Aufgaben. Pierre Le Sueur (1811–1853) wurde in St. Helier fünfmal zum Bürgermeister gewählt, da er nicht nur die Dringlichkeit der Sanierung der Stadtbäche und Abwasserkanäle erkannt hatte, sondern nach einer Choleraepidemie auch die Wasserversorgung in die Hand nahm. Am French Harbour von St. Helier, in St. Peter Port in The Pollet sowie in den Dorfkernen, ebenso in Sark neben dem Gefängnis blieben öffentliche Wasserpumpen erhalten. Dort...

Erscheint lt. Verlag 20.11.2020
Reihe/Serie MERIAN Reiseführer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseführer Europa
Schlagworte Ärmelkanal • Belvoir Bay • Durrell Wildlife Park • Frankreich • Guernsey • Hauteville House • Herm • Inselhopping • Jersey • La Seigneurie Gardens • Mont Orgueil Castle • Nordsee • Normandie • Normannische Inseln • Sark • Schweiz • St. Peter Port • Strandurlaub • Vogelbeobachtung • White House Hotel
ISBN-10 3-8342-3202-5 / 3834232025
ISBN-13 978-3-8342-3202-1 / 9783834232021
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