Usbekistan (eBook)
320 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7504-9186-1 (ISBN)
Als ich 1996 mit einer schon recht betagten Ente (Citroën 2CV) zu meiner ersten Reise nach Zentralasien aufbrach, hatte ich nur eine sehr vage Vorstellung von Usbekistan. Mit eher rudimentärer Reiseliteratur und einem sowjetischen Autoatlas ausgestattet, navigierte ich kreuz und quer durch das Land. Als die Menschen mir vor Ort mit großer Offenheit und Gastfreundschaft begegneten wurde mir schnell klar, dahin möchte ich nochmals reisen. Auf diese frühen Erkundungstouren per Auto folgten zahlreiche weitere Reisen und auch längere Aufenthalte in Usbekistan. Die gesammelten Erkenntnisse fasste ich in dem 2007 erstmalig herausgegebenen Reiseführer "Usbekistan und die zentralasiatischen Republiken" zusammen. Nach sechs aktualisierten Auflagen folgt nun dieser von Grund auf neu gestalteter Reiseführer der das Land Usbekistan in den Fokus nimmt und im Detail beleuchtet. Viel Freude beim Reisen und Entdecken mit diesem Reiseführer wünscht Ihnen Gerald Sorg
Land und Leute
Ko'pkari Reiterspiel
Naturraum Usbekistan
Die Geographie Usbekistans
Die Republik Usbekistan in ihren heutigen Grenzen liegt im zentralen Bereich des asiatischen Kontinents. Weite Teile des Landes können dem Tiefland von Turan zugeordnet werden.
Die nördliche Grenze Usbekistan verläuft größtenteils durch die Qizilqum Wüste, welche sich in Kasachstan fortsetzt. Im Westen teilt die Landesgrenze das Ustyurt Plateau, das teilweise auch in Kasachstan und Turkmenistan liegt. Die südliche Grenze des Landes folgt in etwa dem Fluss Amudaryo. Im Osten reicht das Staatsgebiet Usbekistans in den Talkessel des Farg‘ona Tales hinein und durchschneidet einige Ausläufer des Zarafshon- und Hisor-Gebirges. Damit ergibt sich ein sehr abwechselungsreicher Naturraum, welcher von der Mingbuloq Senke mit 12.8m unter dem Meeresspiegel bis zum Berg Hazrat Sulton mit 4643m Höhe reicht.
Gebirgsregionen
Die Bergregionen Usbekistans können in Hoch- und Mittelgebirge unterteilt werden.
Alle Gebirge sind weitgehend frei von Bäumen oder Wald, weisen jedoch in großer Höhe eine alpine Fauna und Flora auf.
Touristisch erschlossen ist das Chimgan Massiv mit dem großen Chimgan (3276m) nördlich der Hauptstadt Toshkent. Hier gibt es auch einige Liftanlagen die im Winter und zum Teil auch im Sommer in Betrieb sind. Die weiter nördlich liegenden Ugom und Piskom Berge sind nicht erschlossen und nur in mehrtägigen Bergtouren erreichbar.
Die territoriale Verbindung zwischen dem Farg‘ona Becken und dem restlichen Landesteil wird über einen gebirgigen Korridor im Bereich des Kamchiq Passes hergestellt. Hoch über Angren erhebt sich der 3555m hohe Babaytog den man von der Straße und der Bahnlinie ins Farg‘ona Tal gut sehen kann.
Weiter im Süden des Landes befindet sich der südliche Teil des Hisorgebirges. Im Gegensatz zum nördlichen, tadschikischen Teil gibt es hier keine Infrastruktur für Bergsteiger oder Bergwanderer.
Das langgezogene Nurota Mittelgebirge ist weitgehend kahl da es in einer ariden Zone liegt. An dessen Nordhängen ist ein sanfter Ökotourismus entstanden. Zwischen den kahlen Hügelketten drängen sich in den Tälern alte Nußbäume und Bergdörfer.
Weitgehend unbekannt und von Touristen kaum besucht werden die bunten Gebirgsausläufer im Süden Usbekistans. Hier gibt es einige sehr tiefe Höhlensysteme.
Oasengebiete
Da es in Usbekistan über weite Teile des Jahres kaum Niederschläge gibt, ist Ackerbau nur mit Bewässerung möglich. So entstanden Oasengebiete großen Ausmaßes wie Beispielsweise die ehemalige Mirzacho‘l Steppe. Das auch als Hungersteppe bekannte Gebiet hat eine Fläche von 500.000 Hektar und liegt zwischen Toshkent und Jizzax. Heute wird hier Baumwolle und Getreide angebaut. Mehrere in den 1950er und 1960er Jahren erbaute Kanäle leiten Wasser vom Fluß Sirdaryo auf die Felder.
Die von hohen Gebirgsketten umschlossene Farg‘ona Taloase bezieht ihr Wasser hauptsächlich von den zahlreichen kleineren Gebirgsflüssen. Auch hier gibt es unzählige Kanäle welche die Versorgung der Felder bewerkstelligen. Daher wird der Talboden heute fast vollständig landwirtschaftlich genutzt.
Wesentlich älter sind die Flußendoasen am Zarafshon um Buxoro, am Amudaryo bei Urganch und bei No‘kis/Nukus. Bereits vor 5000 Jahren entstanden hier große Städte mit Oasenfeldern.
Bewässert wird immer stoßweise, um den Boden feucht zu halten. Überschüssiges "Spülwasser" das für die Entsalzung benötigt wird, fließt über Kollektoren in die nahegelegene Wüste ab. Die wesentlich effizientere Tröpfchenbewässerung ist bisher noch kaum verbreitet.
Wüsten- und Steppengebiete
Die überwiegende Fläche Usbekistans besteht aus Wüstengebieten. Dabei gleicht die usbekische Wüste sicher nicht dem Klischee endloser, vegetationsloser Sanddünen. Vielmehr ist sie gesprenkelt mit Büschen, Sträuchern und Stauden und erscheint daher vergleichsweise grün. Aus der Luft betrachtet werden die sichelförmigen Sanddünen sichtbar, die entsprechend der vorherrschenden Windrichtung angeordnet sind. Die Berge bei Uchquduq und Zarafshon ragen dabei wie Inseln aus dem Dünenmeer der Qizilqum hervor. Erlebbar wird die Wüste für Touristen beispielsweise in den Jurtencamps nahe dem Aydarko‘l See. Auch entlang der Straße von Buxoro nach Xiva erhält man einen guten Eindruck von der Qizilqum Wüste.
Im äußersten Westen des Landes breitet sich eine extrem flache Lößebene, das Ustyurt Plateau aus. Es umschließt zwei abflusslose Senken, die Borsakelmas und Og‘iyn Salzpfanne. Die Ebene bricht nach Osten abrupt an einer bis zu 100m hohen Abbruchkarte zum Aralsee und dem Turan Tiefland hin ab.
Flüsse und Seen
Das Gewässernetz Usbekistans wird bestimmt von den großen Strömen Amudaryo und Sirdayo. Ebenfalls eine sehr große Rolle spielt der Zarafshon. Auch die Hauptstadt Toshkent liegt an einem Fluss, dem Chirchiq, von welchem das Wasser des stadtbildprägenden Anhor Kanals stammt. Alle diese Flüsse unterliegen starken Schwankung durch Trockenperioden im Sommer und Herbst sowie Regen und Schneeschmelze im Winter und Frühjahr. Menschliche Eingriffe in diesen natürlichen Wasserhaushalt durch Talsperren, die Entnahme großer Wassermengen für die Bewässerung von Feldern haben dramatische Veränderungen bewirkt.
Das einstmals größte Gewässer des Landes, der Aralsee hat insbesondere im usbekischen Teil seit den 1960er Jahren massiv an Fläche verloren und ist daher im östlichen Bereich heute eher eine Salzpfanne dessen Wasser zeitweise vollständig verdunstet. Es fällt schwer sich vorzustellen, dass hier einstmals in großem Maßstab Fischfang betrieben wurde.
In seiner heutigen Form menschengemacht ist der nahe gelegene Sariqamish See. In der Vergangenheit wurde er immer wieder auch vom Amudaryo gespeist. Dazwischen fiel er wieder trocken. Heute werden vor allem Abwässer der Bewässerungswirtschaft eingeleitet.
Weitgehend sowjetischen Ursprungs ist der Aydarko‘l See nördlich der Nurota Berge. Während der Sowjetperiode wurde der Shardara Stausee gebaut und als Überlauf die Senke der damaligen Tuzkan Salzpfanne genutzt. Bei den jährlichen Fluten infolge der Schneeschmelze wurden große Mengen überschüssigen Wassers in die Senke abgelassen, da sie der Stausee nicht fassen konnte. Damit bildete sich bis heute ein 180km langer, leicht salziger See.
Die Topographie Usbekistans
Die Geschichte Usbekistans
Das Gebiet der heutigen Republik Usbekistan befindet sich seit Jahrtausenden im Brennpunkt von Völkern und Kulturen aller Himmelsrichtungen. In kaum einem anderen Landstrich dieser Welt lösten sich so viele Religionen, Ideologien und herrschende Mächte ab wie hier im Land zwischen den Strömen des Oxus und Jaxartes. Unter diesen Namen waren die beiden Lebensadern Amudaryo und Sirdaryo in der Antike bekannt. Transoxanien, das Land jenseits des Oxus wurde zum Sinnbild der Mischkulturen; Einflüsse aus Persien, Griechenland, Arabien, Sibirien, der Mongolei, China und Russland formten die Gene, die Sprachen und die Kultur. Hier trafen verschiedenste Religionen aufeinander oder lösten sich ab. Hier prallten Ackerbau und Nomadentum zusammen. Aber auch Vasallentum, Feudalreiche, Kolonialismus und Kommunismus. Das Gebiet Usbekistans profitierte vom Austausch der Künste, der Wissenschaft und des Handels. Dadurch strahlte es auch kulturell aus, insbesondere nach Nordafghanistan und Nordindien.
Um die geschichtlichen Zusammenhänge besser zu verstehen, werden hier auch die an Usbekistan angrenzenden Länder in den Lauf der Geschichte mit einbezogen.
Urgeschichte
Trotz der Unwirtlichkeit weiter Gebiete Zentralasiens durchstreiften schon in der Zeit des Paläolithikum (120 000-35 000 v. Chr.) menschliche Wesen die Täler und Berghänge. Aus dieser Epoche stammen primitive Werkzeuge und Felsgravuren, die man in Höhlen und Grotten nahe des heutigen Shahrisabz fand. Das Skelett eines jungen Neandertalers, der dort in der Teshiktosh-Grotte verunglückte, gibt ebenfalls Auskunft über die Verhältnisse, in denen die Menschen damals lebten. Auch in der Gegend von Shahrisabz, westlich des Dörfchens Kasagar, entdeckte man Felsgravuren, die aus dem Mesolithikum (8000 v. Chr.) stammen. Das Farg‘ona Tal wurde bereits seit dem Paläolithikum besiedelt. Im Geschichtsmuseum in Farg‘ona dokumentieren die dortigen Funden anschaulich diese Zeit. Im Nebel von Mythen und Legenden uralter Überlieferungen des Altertums finden sich ebenfalls historische Zeugnisse; so soll zu Zeiten Abrahams am Fluss Zarafshon nahe Samarqand eine befestigte Stadt vom sechsten Herrscher nach der biblischen Sintflut errichtet worden sein. Erst durch eine systematische Geschichtsschreibung, wie sie von Herodot etwa ab 450 v....
Erscheint lt. Verlag | 20.4.2020 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Reisen |
ISBN-10 | 3-7504-9186-0 / 3750491860 |
ISBN-13 | 978-3-7504-9186-1 / 9783750491861 |
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Größe: 25,3 MB
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