Im Rollstuhl zu den Orang-Utans (eBook)

Mit einem Vorwort von Claus Kleber. Eine Reise um die halbe Welt, um den Regenwald zu retten.
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
188 Seiten
Papierfresserchens MTM-Verlag
978-3-86196-968-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Rollstuhl zu den Orang-Utans -  Christina Schott,  Benni Over,  Claus Kleber
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Mit einem Vorwort von Claus Kleber und zahlreichen farbigen Fotos: Benni kommt aus Rheinland-Pfalz und reist für sein Leben gern. Und er liebt Orang-Utans. So sehr, dass er die rothaarigen Menschenaffen unbedingt einmal in ihrer Heimat auf der Insel Borneo besuchen will. Das wäre nicht so erstaunlich, würde er nicht an der unheilbaren Erbkrankheit Muskeldystrophie Duchenne leiden: Der 27-Jährige ist seit seiner Pubertät völlig gelähmt.Wie Benni dennoch 15.000 Kilometer weit im Rollstuhl nach Indonesien reist, davon erzählt dieses Buch. Seine Familie und Helfer machen das Unmögliche möglich und so besucht er Orang-Utan-Camps, trifft Umweltschützer, begegnet den einheimischen Dayak und begeistert ganze Schulklassen mit seinem intensiven Lebensmut. Selbst schlammige Plantagenwege und eine zusammengebrochene Brücke halten ihn nicht davon ab, in ein Urwald-Dorf zu reisen, um selbst zu erfahren, wie Menschen und Tiere dort leben. Am Ende wird Benni zum Orangutan Warrior ernannt und will sein Patenkind Henry treffen: einen Affenjungen, dem er bereits das Bilderbuch Henry rettet den Regenwald gewidmet hat.Claus Kleber im August 2019:Was die Orang-Utans erleben, muss uns eine Warnung sein. Wir haben keinen anderen Lebensraum als sie, wir teilen ein und denselben Planeten. Sie gehen uns mit ihrem Schicksal nur voran. Wenn wir die Ausbeutung der Natur so weitertreiben, wird uns niemand mehr zu Hilfe kommen. Benni Over ist uns auf dem Weg dieser Erkenntnis einen großen Schritt voraus. Im Rollstuhl, mit Atemhilfe und seinem großen Herzen. Er und seine wunderbare Familie sollen uns allen ein Ansporn sein. Dieses Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise in eine faszinierende, jedoch bedrohte Welt und motiviert zu einem bewussteren Leben, wenn man es mit dem Herzen liest.

Christina Schott lebt und arbeitet seit 2002 als freie Journalistin und Buchautorin in Indonesien. Seither beobachtet die Mitbegründerin des Korrespondentennetzwerks Weltreporter.net intensiv die sozialen und politischen Veränderungen in Südostasien. Ihr besonderes Interesse gilt den Themen Umwelt, Energie und Klimawandel sowie Gesellschaft, Kultur und Reise. Bevor sie mit einem Stipendium der Internationalen Journalistenprogramme nach Jakarta ging, absolvierte Christina Schott die Henri-Nannen-Journalistenschule und arbeitete als Redakteurin bei den Wochenmagazinen Stern und Hörzu. Ihre Reportagen erscheinen vor allem in Print- und Online-Magazinen, unter anderem in Stern, Zeit, Deutsche Welle online, qantara.de und der englischsprachigen Jakarta Post.

Christina Schott lebt und arbeitet seit 2002 als freie Journalistin und Buchautorin in Indonesien. Seither beobachtet die Mitbegründerin des Korrespondentennetzwerks Weltreporter.net intensiv die sozialen und politischen Veränderungen in Südostasien. Ihr besonderes Interesse gilt den Themen Umwelt, Energie und Klimawandel sowie Gesellschaft, Kultur und Reise. Bevor sie mit einem Stipendium der Internationalen Journalistenprogramme nach Jakarta ging, absolvierte Christina Schott die Henri-Nannen-Journalistenschule und arbeitete als Redakteurin bei den Wochenmagazinen Stern und Hörzu. Ihre Reportagen erscheinen vor allem in Print- und Online-Magazinen, unter anderem in Stern, Zeit, Deutsche Welle online, qantara.de und der englischsprachigen Jakarta Post.

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Bennis Reise – Teil 1:


„Mach mal was klar, Papa!“


Von Niederbreitbach nach Kalimantan: Warum reist jemand 15.000 Kilometer mit dem Rollstuhl mitten in den indonesischen Regenwald? Über die Liebe zu Orang-Utans, Aktionismus und das Familienunternehmen Over, das Unmögliches möglich macht.

Benni ist 27 Jahre alt und wohnt in Niederbreitbach in Rheinland-Pfalz. Er trägt gern Sneakers von Nike und hat eine Vorliebe für frische Gemüselasagne. Und er reist für sein Leben gern. In seinem Zimmer hängt eine Magnetwand mit Andenken aus aller Welt, daneben stecken in einer Weltkarte Dutzende Fähnchen, die markieren, in welchen Ländern er schon war: den Vereinigten Staaten von Ost nach West, Kanada, Israel, Jordanien, Ägypten und in fast jedem Land Europas.

Mit Blick auf den großen Haufen Kuscheltiere, der sich auf seinem Schrank türmt, murmelt der Internet-Fan verlegen: „Die müssten mal entsorgt werden.“ Doch unter den ausrangierten Stofftieren befinden sich zahlreiche Orang-Utans. Und Benni mag Orang-Utans. So sehr, dass er die rothaarigen Menschenaffen unbedingt einmal in ihrem natürlichen Lebensraum auf der Insel Borneo besuchen will.

Das wäre in unserer globalisierten Welt heute gar nicht so ungewöhnlich, wenn ... ja, wenn Benni nicht an Muskeldystrophie Duchenne leiden würde: einer unheilbaren Erbkrankheit, die bereits ab der Pubertät zur völligen Lähmung führt.

Benni Over war vier Jahre alt, als die Ärzte feststellten, dass er unter schleichendem Muskelschwund leidet. Als Kind baute er mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Florian noch Baumhäuser oder Staudämme im Fockenbachtal, einem Naturschutzgebiet nahe seinem Heimatdorf. Niederbreitbach selbst ist ein idyllischer 1.582-Einwohner-Ort in der rheinland-pfälzischen Ausflugsregion Wiedtal, 45 Kilometer von Koblenz entfernt. „Seine Krankheit habe ich immer ausgeblendet, als sei er nicht krank“, erzählt Florian von der gemeinsamen Kindheit.

Seit dem Alter von elf Jahren ist Benni auf den Rollstuhl angewiesen, den er allerdings lange selbst bedienen konnte. Dennoch ging der kleinwüchsige Junge immer auf normale Regelschulen in der Umgebung, dafür haben seine Eltern sich mit viel Energie eingesetzt. Heute kann Benni nur noch sein Gesicht und seine Fingerspitzen bewegen. Seit einem dramatischen Herzstillstand im Dezember 2016 fällt es ihm schwer zu atmen, daher braucht er die meiste Zeit ein Beatmungsgerät, das er zuvor nur beim Schlafen benutzte. Das alles jedoch hindert den jungen Mann nicht daran, eine überwältigende Lebensenergie zu versprühen und einen enormen Taten- und Wissensdrang zu entwickeln – ganz besonders, wenn es um seine rothaarigen Freunde in Fernost geht.

Bennis Faszination für Menschenaffen begann in einem Kino: 2012 sah er den Disney-Tierfilm Schimpansen, der die Geschichte des kleinen Schimpansenjungen Oskar erzählt, der seine Mutter verliert, aber dann von einem älteren Männchen desselben Clans adoptiert wird. Der Film erhielt sehr kontroverse Kritiken, weil er fiktiv ist, jedoch durch seinen dokumentarischen Charakter vorspiegelt, eine reale Geschichte zu erzählen – das Ganze im Disney-Stil mit emotionalen Effekten angereichert. Die Filmkritiken interessierten Benni allerdings nicht so sehr, vielmehr wollte er lieber mal einen Schimpansen „in echt“ sehen.

Also fuhr er mit Mutter Cornelia bei einem Besuch Berlins in den Zoo, um die Affen dort zu beobachten. Mama Cornelia erzählt davon so selbstverständlich, als handelte es sich um einen kleinen Tagesausflug, doch man bedenke: Jede noch so kleine Reise mit Benni erfordert eine logistische Meisterleistung. Es geht nicht nur um den Rollstuhltransport, sondern auch darum, wie viel von welchen Medikamenten und welche Ersatzgeräte für Atmung und andere Notfälle eingepackt werden müssen. Bei den Overs gehören solche Planungen wie selbstverständlich zur normalen Alltagsroutine, die sie ohne viel Aufhebens erledigen. Sicherlich hilft dabei auch ihr Gottvertrauen, denn die Familie ist tief verwurzelt in der katholischen Tradition ihrer rheinland-pfälzischen Heimat.

Von Menschen und Affen

Im Berliner Zoo kamen Mutter und Sohn nicht weiter als bis zum Orang-Utan-Haus.

„Da war so ein kleiner Orang-Utan, Bulan, der hat so viel Quatsch gemacht, dass wir uns einfach nicht mehr losreißen konnten. Wir saßen stundenlang dort vor der Glasscheibe und haben zugeschaut. Bis wir wieder gehen mussten.“ Benni war fasziniert von den Menschenaffen aus Südostasien. „Wie die kleinen Orang-Utans geklettert sind ... die sind Menschenkindern so ähnlich! Und wie sie gespielt haben ... ich wollte ihnen so gern näher kommen.“

Natürlich war klar, dass das nicht ging. Genauso klar war der Familie, dass Affen – auch Menschenaffen – eben keine Menschen sind, auch wenn sie ihnen manchmal noch so ähnlich zu sein scheinen. Trotzdem hatten die Orang-Utans Benni tief berührt, er fühlte sich ihnen verbunden und in gewisser Hinsicht durch seine Krankheit vielleicht ähnlich eingeengt wie die Primaten im Zoo. Der Besuch hatte etwas ausgelöst, was selbst seine Eltern nicht vorhersehen konnten und was nicht mehr einfach so rückgängig zu machen war.

Weil eine physische Annäherung nicht möglich war, fing Benni an, im Internet zu recherchieren: Woher kommen die Orang-Utans, wie leben sie, was essen sie? Was Benni herausfand, faszinierte ihn immer mehr. Mit 97 Prozent derselben DNA gehören sie zu den engsten Verwandten der Menschen. Sie sind überaus intelligent und empfindsam und gelten noch dazu als äußerst sanftmütig. Ihre Kinder ziehen sie liebevoll auf, manche Jungtiere trennen sich erst mit acht Jahren von ihren Müttern. Diese haben ihnen zuvor ihr umfangreiches Wissen über Leben und Überleben im Regenwald vermittelt.

Wenig später machte sich Familie Over auf in den Kölner Zoo – von Niederbreitbach aus gesehen der nächstgelegene Tiergarten, der Orang-Utans hält. Dort lebten damals die Affenmädchen Cinta und Ciri.

Benni erinnert sich noch detailliert an Vorlieben und Streiche der kleinen Affen: Etwa als Cinta übte, einen Purzelbaum zu machen, oder als sie ihre kleine Freundin Ciri entführte und anschließend von beiden Mamas verfolgt wurde. Es folgten Besuche in weiteren Tiergärten. Es dauerte nicht lange, bis Benni die Namen sämtlicher Orang-Utans in den Zoos dieser Welt auswendig kannte, genauso wie ihre jeweiligen Eigenheiten. Wenn er nachts nicht schlafen konnte, beobachtete er übers Internet stundenlang das Affenbaby Aisha (geboren im Oktober 2013) im Zoo von San Diego – das fand er spannender als jeden Krimi.

Schließlich schrieb die Familie den Tierarzt des Berliner Zoos an, der Benni daraufhin tatsächlich zu einer persönlichen Führung mit Fütterung einlud. „Er hat unendlich viele Fragen beantwortet“, erzählt Cornelia Over, „aber Benni wollte immer noch mehr wissen.“

Hüter der Wälder

Es dauerte nicht lange, bis er bei der Recherche über Zoobewohner an deren Grenzen stieß, so surfte Benni weiter durchs Netz, um mehr über Orang-Utans in freier Wildbahn herauszufinden.

„Er ist mittlerweile selbst wie eine Internetplattform“, kommentiert sein Vater.

Benni lernte, dass die zotteligen Menschenaffen vor einer Million Jahren vermutlich den größten Teil von Südostasien bevölkerten, sogar im Süden Chinas wurden Knochen gefunden. Und was ihn fast am meisten beeindruckte: Orang-Utans gelten tatsächlich als Hüter der Wälder. Durch die Auswahl ihrer Nahrung und das anschließende Ausscheiden derselben tragen sie entscheidend dazu bei, dass sich die wichtigsten Bäume und Pflanzen gleichmäßig vermehren und das Ökosystem im Gleichgewicht bleibt. Zumindest war das so, bevor die Menschen anfingen, in die tropischen Regenwälder einzudringen.

Heute sind die Orang-Utans stark gefährdet, nur noch knapp 70.000 Tiere leben auf den Inseln Borneo und Sumatra, weil ihr Lebensraum in rasantem Tempo zerstört wird. Erst kamen die Holzbarone, dann die Palmöl-Unternehmen – die ehemaligen Regenwälder haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zu großen Teilen in eine grüne Wüste aus stacheligen Ölpalmen verwandelt, um die herum jedes andere Leben mit Pestiziden vernichtet wird. Noch dazu werden durch das Abholzen der Wälder die darunter befindlichen Torfschichten freigelegt, was zu einem enormen Ausstoß von Kohlendioxid führt: Die oft mehr als zehn Meter dicken Torfflöze speichern riesige Mengen an Kohlenstoff. Ganz besonders groß wird die Belastung für das Weltklima, wenn diese Böden durch Brandrodung urbar gemacht werden – die billigste Methode, um möglichst schnell Plantagen anpflanzen zu können.

„Erst als ich diese Zusammenhänge begriffen hatte, hat mich das Thema auch erreicht – davor hielt ich es für eine fixe Idee von Benni“, gesteht Vater Klaus Over. „Vorher hatte ich nie über Palmöl nachgedacht. Doch als ich verstand, dass es ohne Orang-Utans keinen Regenwald und ohne Regenwald keine Menschen mehr geben wird, da hat es mich auch gefangen.“

Natur, Wald und Erde liegen den Overs am Herzen – sie leben komfortabel, aber sehr bodenständig. Die Familie wohnt in einem lichtdurchfluteten Heim mit hellem Holzboden und weiß verputzten Natursteinwänden. Cornelia Over sorgt mit ihrer...

Erscheint lt. Verlag 12.3.2020
Verlagsort Vachendorf
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseführer Asien
Schlagworte Aussterben • Duchenne • Indonesien • Menschenaffen • Muskeldystrophie Duchenne • Orang Utan • Palmöl • Regenwald • Regenwaldschutz • Schutzprogramm • Umweltschutz
ISBN-10 3-86196-968-8 / 3861969688
ISBN-13 978-3-86196-968-6 / 9783861969686
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