Cavendon Hall – Tage des Aufbruchs (eBook)
484 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7325-7611-1 (ISBN)
1949: Der Zweite Weltkrieg hat auf Cavendon Hall verheerende Folgen hinterlassen, und die Familie steht kurz vor dem Ruin. Alle Familienmitglieder haben ihre eigene Art, mit dem Schrecken fertig zu werden.
In diesen aufwühlenden Zeiten findet Alicia Stenton, die Tochter von Lady Daphne, endlich ihre große Liebe - den Filmproduzenten Adam Fenel. Trotz aller Widerstände gegen diese nicht standesgemäße Verbindung scheint ihr Glück perfekt. Doch nach und nach zeigt sich, dass Adam nicht der Mann ist, für den Alicia ihn gehalten hat.
Die beliebte Bestsellerautorin Barbara Taylor Bradford begeistert mit ihrer Cavendon-Hall-Saga weiterhin ihre Leserinnen. Nun, da die Welt sich gewandelt hat: Was wird aus den aristokratischen Inghams und der hingebungsvollen Swann-Familie, die ihnen dient?
Der letzte Band der Cavendon-Hall-Saga fesselt die Leserin mit Romantik, Verrat, Herzschmerz und Mord bis zur letzten Seite.
<p>Barbara Taylor Bradford verbrachte ihre Kindheit und Jugend in England. Sie arbeitete als Journalistin, bevor sie im Alter von achtzehn Jahren begann, Kinderbücher zu schreiben. Schon bald folgten Romane, der Durchbruch gelang ihr mit »Des Lebens bittere Süße«. Seitdem hat sie fünfundzwanzig Bücher geschrieben, die allesamt Bestseller wurden. Sie widmet alle Werke ihrem Mann, mit dem sie in New York lebt.</p>
Kapitel 1
Cecily Swann Ingham, die Siebte Countess von Mowbray, stand auf den Stufen des Büroanbaus und blickte über die Stallungen hinweg zu Cavendon Hall, das sich auf dem Hügel vor ihr erhob.
Es war ein schöner Junimorgen, und das helle Licht, das für Englands Norden so typisch war, warf einen Schimmer über das hohe Dach und die Schornsteine, die unter dem klaren, strahlenden Himmel zu leuchten schienen.
Wie herrlich das Haus heute aussieht, dachte sie: vornehm, stattlich, stark und sicher. Sie lächelte gequält. In Wirklichkeit war es ihrer Meinung nach überhaupt nicht sicher.
Traurigerweise war das altehrwürdige Haus, so prachtvoll es an diesem Morgen auch aussah, wieder einmal ernsthaften Schwierigkeiten ausgesetzt. Cecily war um seine Zukunft ehrlich besorgt, und auch um die des Anwesens, des Moores und die der Familie Ingham.
Sie seufzte und verschloss die Augen vor dem Anblick. Cavendon verschlang schon seit Jahren immens viel Geld und Kraft und kostete sie alle viel Zeit. Jeder von ihnen hatte große Opfer dafür gebracht, hatte Geld in das Fass ohne Boden geworfen, zu dem das Haus geworden war, vor allem Cecily selbst.
Schließlich öffnete sie die Augen, richtete sich auf und fragte sich, wie um alles in der Welt es ihnen gelingen sollte, die Probleme abzuwenden, die sie alle langsam, aber sicher zu überwältigen drohten. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie keine Ahnung hatte. Ausnahmsweise einmal fühlte sie sich vollkommen hilflos, außerstande, einen narrensicheren Schlachtplan zu entwerfen.
Hufgeklapper drang in ihre trüben Gedanken, und sie schaute auf. Harry, ihr Bruder, durchquerte den gepflasterten Stallhof, begleitet von Miles, der neben dem Pferd herging.
Als ihr Mann sie erblickte, hob er zum Gruß die Hand und lächelte sie an – dieses ganz besondere Lächeln, das nur ihr allein vorbehalten war. Bei dem erfreuten Ausdruck, der über seine Züge ging, zog sich ihr das Herz zusammen, denn er hatte nicht erwartet, sie zu sehen.
Harry winkte; sie erwiderte den Gruß und sah ihrem Bruder nach, wie er den Stallhof verließ. Er brach zu seinem samstäglichen Kontrollritt über das Anwesen auf. Harry liebte seine Stellung als Verwalter des Besitzes und hatte in vieler Hinsicht Großes bewirkt. Die neuen Gärten, die er angelegt hatte, nachdem er als Invalide aus der Air Force ausgeschieden war, waren atemberaubend schön und hatten viele Besucher angelockt.
Miles trat zu ihr auf die Treppe und legte einen Arm um sie. »Ich habe dich beim Frühstück vermisst. So süß und unterhaltsam unsere Kinder auch sind, sie können dich nicht ersetzen, meine Liebste.«
»Ich musste an den Schreibtisch und die letzten Zahlen durchgehen, die Tante Dottie aus London geschickt hat, bevor ich zu dem Treffen gehe.«
»Oh, verflixt! Das hatte ich ja ganz vergessen«, rief Miles. Er klang verärgert.
Cecily nickte ihm zu und verzog das Gesicht.
»Wohlan, Madam«, sagte Miles. »Nun sputet Euch! Gürtet das Schwert und macht Euch bereit für den Kampf, denn Ihr habt keine Wahl. Die Würfel sind gefallen!«
»Das sind sie in der Tat.« Sie lachte. »Ich bin weg«, fügte sie hinzu, »Einen Kampf wird es nicht geben, höchstens ein bisschen Gejammer und Gemurre, das ist jedoch alles.« Sie warf ihm eine Kusshand zu.
»Das weiß ich doch. Aber nächste Woche sind wir mit unserer kleinen Rasselbande und Tante Charlotte endlich allein. Der Rest der Familie ist dann Gott sei Dank in Urlaub.«
»Ich kann es auch kaum erwarten«, antwortete sie und ließ ihn auf den Stufen des Anbaus stehen. Sie überquerte den Stallhof und ging zu der Terrasse, die sich an der Rückseite des Hauses entlangzog.
Als Cecily wenige Augenblicke später die Terrasse betrat, warf sie einen Blick durch die offenen Glastüren und sah, dass ihre drei Schwägerinnen und ihre Tante noch nicht zu dem regelmäßigen wöchentlichen Austausch erschienen waren. Sie setzte sich in einen Korbsessel und betrachtete den üppigen Park, der bis an den Rand des Dorfes Little Skell reichte.
Links glitten zwei weiße Schwäne über den See, ein Paar, das wie alle Schwäne ein Leben lang zusammenblieb. Humphrey Ingham, der Erste Earl, hatte zu Ehren seines Lehnsmannes James Swann verfügt, dass es in Cavendon immer Schwäne geben sollte.
Die atemberaubende Aussicht war im Laufe der vielen Jahre unverändert geblieben, seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, um genau zu sein, als das Haus erbaut worden war. Aber alles andere hatte sich verändert. Nichts war mehr wie früher, nirgendwo.
Cecily ließ ihren Gedanken freien Lauf und dachte an die vergangenen vier Jahre zurück. 1945, als der Krieg mit einem Sieg geendet hatte, waren die Menschen euphorisch gewesen. Doch das Gefühl von Stolz, Triumph und Erleichterung war bald verflogen, und es ging bergab. Das Land war bankrott, das große britische Reich schrumpfte, löste sich in nichts auf, und die Leute murrten und jammerten und warteten ungeduldig darauf, dass alles besser wurde. Nichts wurde besser. Das Schlimmste war, dass Churchill nicht mehr im Amt war; die Labour-Partei hatte die Wahl gewonnen und Clement Attlee war zum Premierminister ernannt worden.
Den Stadträten waren die Hände gebunden, da ihnen die Mittel fehlten. Bombenkrater – große, klaffende Löcher im Boden – verschandelten aus Geld- und Materialmangel noch immer die Großstädte. Das Gleiche galt für zerstörte Gebäude; überall sah man Schutthaufen, die für eine gedrückte Stimmung sorgten, weil sie ständig an den Krieg erinnerten. Das Land litt noch immer an der Rationierung vieler Nahrungsmittel und Dinge des täglichen Bedarfs.
Es kam Cecily so vor, als hätte Großbritannien einfach stillgestanden. Jetzt, im Jahre 1949, hoffte sie, dass sich die Lage bessern würde: Die Menschen wurden wieder optimistischer, und Fröhlichkeit lag in der Luft. Prinzessin Elizabeths Hochzeit vor etwas mehr als achtzehn Monaten hatte die Stimmung des Landes gehoben.
Andererseits war Großbritannien immer noch ein Land, das überwiegend aus alten Männern, Frauen und Kindern bestand. Hunderttausende junger Soldaten waren nicht aus dem Krieg zurückgekehrt, waren in fremden Ländern gestorben. Sie wusste, dass Cavendon davon stark betroffen war. Viele der jungen Männer von den Pachtfarmen und aus den Dörfern waren gefallen. Die Familien trauerten zum zweiten Mal innerhalb einer Generation um ihren Verlust. Cavendon war ein großer landwirtschaftlicher Betrieb, der kräftige Männer brauchte, um das Land zu bestellen, die Ernte einzubringen und sich um die Rinder und Schafe zu kümmern.
Miles sagte, sie könnten froh sein, dass zwei der Mädchen der Land Army geblieben waren und mehrere der Pachtfarmen führten. Durch Anzeigen in der Lokalzeitung war es Harry gelungen, drei Familien einzustellen, die in die Pachtfarmen in den nahen Dörfern Mowbray und High Clough einzogen.
Als Cecily Stimmen hörte, drehte sie sich um und stand sofort auf. Durch die Terrassentüren sah sie Tante Charlotte, die sich mit Eric Swann unterhielt, dem Butler von Cavendon.
Cecily ging in die Bibliothek, um ihre Tante zu begrüßen. Sie rief: »Guten Morgen! Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass du heute kommst, Tante Charlotte.« Wie sie war ihre Großtante eine Swann, die einen Ingham geheiratet hatte – wenn auch in Charlottes Fall erst spät im Leben. Jetzt, als Dowager Countess von Mowbray, bewahrte sie noch immer die aufrechte und würdevolle Haltung, die sie schon als Mädchen ausgezeichnet hatte. Ihr Gesicht war jetzt von den Jahren gezeichnet, ihr Haar war weiß.
»Hallo, Ceci – warum denn nicht? Es ist das letzte Treffen für den Sommer, da sollte ich dabei sein.«
Cecily blickte zu Eric und sagte: »Ich sehe, Sie haben Kaffee gebracht, Eric. Ich hätte gern eine Tasse, bitte. Was ist mit dir, Tante Charlotte?«
»Ja, ich werde mich dir anschließen. Wir können ein wenig plaudern, bevor die anderen eintreffen.«
»Kommt sofort, Mylady«, erklärte Eric und drehte sich zu dem Tablett auf dem Tisch um.
Charlotte ging zum Kamin, nahm Platz und bedeutete Cecily, sich zu ihr zu setzen. »Es gibt da etwas, was ich dir sagen muss … unter vier Augen.«
Doch bevor sie noch etwas hinzufügen konnte, wurde die Tür zur Bibliothek geöffnet, und Lady Diedre kam herein. Die älteste der Ingham-Schwestern war eine elegante Frau von sechsundfünfzig Jahren. Ihr blondes Haar war jetzt von grauen Strähnen durchzogen, aber sie war wie gewohnt nach der neuesten Mode gekleidet. Heute trug sie eine der schicken Hosen mit weitem Bein, die sie so mochte, zusammen mit einer zwanglosen Seidenbluse.
Cecily sah Charlotte mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ihr vertrauliches Gespräch würde warten müssen. Sie stand auf, um ihre Schwägerin zu begrüßen. Diedre galt allgemein als die Klügste der Geschwister, da sie schon seit Jahren im Kriegsministerium arbeitete. Sie ertrug keine Dummköpfe, aber ihr scharfer Verstand belebte jede Zusammenkunft. Cecily gab ihr einen liebevollen Kuss und wies auf den Kaffee.
Auf Lady Diedre folgte Lady Dulcie, die jüngste Schwester der Inghams, die jetzt Anfang vierzig war. Dulcie mochte zwar als Mutter dreier Kinder etwas rundlicher geworden sein, doch sie galt nach wie vor als Nesthäkchen der Familie.
Als sie Platz nahmen, beugte Diedre sich zu Cecily vor und bemerkte: »Ich wollte dir nur zum Erfolg des Souvenirladens gratulieren. Das hast du großartig gemacht, und die Einkünfte aus dem Laden erweisen sich als sehr nützlich.«
»Vielen Dank«, antwortete Cecily und...
Erscheint lt. Verlag | 1.4.2020 |
---|---|
Reihe/Serie | Die Yorkshire-Saga | Die Yorkshire-Saga |
Übersetzer | Michaela Link |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Secrets of Cavendon |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Reisen ► Reiseführer ► Europa | |
Schlagworte | 20. - 21. Jahrhundert • Bestseller • Beziehung • blaue Augen • Bridgerton • Das fremde Mädchen • Das geheime Vermächtnis • Das Haus der vergessenen Träume • das mohnblütenjahr • Das Seehaus • Der Lavendelgarten • Der Mondscheingarte • Der verborgene Garten • Des Lebens bittere Süße • Die Jasminschwestern • Die Mitternachtsrose • Die Nachtigall • Die Schmetterlingsinsel • Die Sieben Schwestern • Die Sturmrose • Die Tuchvilla • Die verlorenen Spuren • Drama • Emma Harte Saga • England / Großbritannien • Erbe • Familie • Familiendynastie • Familienerbe • Familiengeheimnis • Familiengeheimnisse Roman • Familiengeschichte • Familiengeschichten Romane • Familiensaga • Frauenroman • Freundschaft • Gefühle • Historische Liebesromane • Jugenderinnerungen • Kate Morton • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesleben • Liebesroman • Liebesromane • Liebesromane für Frauen • Liebhaber • Nähe • Roman • Romance • Romantik • Romanze • Saga • Schicksal • Trennung • Vorfahren • Zwischenmenschliche Beziehung |
ISBN-10 | 3-7325-7611-6 / 3732576116 |
ISBN-13 | 978-3-7325-7611-1 / 9783732576111 |
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