Yukon River -  Jean Ufniarz

Yukon River (eBook)

1500 Kilometer auf Nordamerikas wohl legendärstem Strom.

(Autor)

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2017 | 1. Auflage
168 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7448-2496-5 (ISBN)
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Eine Flussreise vom Ursprung des Yukon River auf 1500 KM zur Dalton Brücke. Reise und Erlebnistagebuch vom wohl legendärsten Fluss Nordamerikas. Mit Planungslisten und Flusskarten gegen todesmutige Eichhörnchen vorbei an Schiffswracks und bärbeißigen Sourdoughs im Getümmel vom Yukon River Quest.

Das Abenteuer der Vergänglichkeit hat Jean Ufniarz 1970 in Deutschland begonnen. Auf seinem Weg der Ausbildung und mehrjährigem Dienst in militärischen und zivilen Sicherheits-Rettungsbereichen reiste er viele Jahre quer über den Erdball. Er ist geschäftsführender Inhaber von Xtrems.net im Bereich Notfallmedizin und Sicherheitsausbildung für Reisen quer durch die Welt. Mit seinen eigenen Expeditionen und Reisen unterstützte er humane Projekte, wie den Bau von Schulen in Nepal durch die Aktion GoNorth - zu Fuß auf dem Alaska Highway, welche auch in den Medien im In- und Ausland präsent war. Er sammelt auf seinen "Exkursionen" immer wieder Geschichten, Katastrophen sowie Schicksale und bringt seine Erlebnisse und Erfahrungen zu Papier um den Wert und Sinn des Lebens zu verstehen und zu beschreiben. Werke Alaska Highway - In 72 Tagen von Dawson Creek nach Fairbanks/AK. Yukon River - 1500 Kilometer auf Nordamerikas wohl legendärstem Strom. Unterwegs - Von Abenteuern, Katastrophen und Amüsantem!

4. Gen Whitehorse


Aber kaum aus der letzten Bar raus, erwartet mich am Flughafen auch schon das Chaos. Eine freundliche Lady knöpft mir knappe 75 US Dollar für mein Übergepäck ab. Wieder ärmer, aber mit Ticket fragt mich die etwas zierlich anmutende Stewardess auch noch, ob ich ihr helfen könne, das Gepäck zu verladen. Hier gingen jetzt meine Augen auf, ich? verladen? mein Gepäck? Häää?? Keine fünf Minuten später sah ich mich mit meinen Packsäcken auf dem Rollfeld des International Airport in Fairbanks stehen und diese eigenhändig in den Luftlochjumper laden. Na ja, gut, macht man hier wohl so ...

Kurze Zeit später saßen wir dann auch schon zu acht in einer kleinen Maschine gepresst auf dem Rollfeld, wo diese auch umgehend abhob. Ich dachte ja eigentlich, durch meine Fallschirmspringerei schon einiges gewohnt zu sein, aber das!!! Als grünlicher Schleier spiegelte sich das auf und ab aber auch in den Gesichtern der anderen Passagiere wider. Ich war also nicht der einzige der versuchte, sein Frühstück zu behalten. Die göttliche Pause wird von allen erhofft und herbeigesehnt. Endlich, die erholende Zwischenlandung in Dawson City für die Zollformalitäten erwartet uns, denn jetzt befinden wir uns schon in Kanada.

In einer kleinen Hütte am Rollfeld gelegen gibt es den Stempel in den Pass und schon geht es zurück in den Flieger. Vollkommen unkompliziert und im Vergleich zu den großen Flughäfen nicht mehr nachvollziehbar. Doch was soll's, ich bin wieder da, wieder in Kanada. Es ist wie ein Heimkehren, ein Heimkehren ins Abenteuer. Ein Eintauchen in die Vergangenheit, ein Eintauchen in ein Land riesiger Entfernungen.

Als zweitgrößtes Land der Erde erstreckt es sich über 5500 Kilometer vom Atlantischen zum Pazifischen Ozean und kreuzt dabei sechs Zeitzonen. In dieses Land würde Deutschland ganze 28 mal hineinpassen! Und das bei weit weniger Einwohnern. Echt beruhigend. Vielleicht auch deshalb so gefragt bei Touristen.

Provinz Einwohner Grösse (km2) Einw. (km2)
British Columbia 3132 000 947 800 3,30
NW Territories 54 000 3 426 320 0,02
Yukon Territory 26 000 483 450 0,05
Kanada 26 584 000 9 970 610 2,70
Alaska / USA 550 000 1 530 700 0,40
BRD 82 000 000 357 020 229,70

Kanada gilt mit als eine der wirtschaftlich führenden Nationen. Bodenschätze, Energieproduktion, pflanzliche Rohstoffe, Forst-Landwirtschaft, ...

Wer sich von der klimatischen Vielfalt nicht abschrecken lässt, den erwartet hier das pure Leben, ein relativ kurzer Sommer, tiefe Wintertemperaturen und der ewige Permafrost. Warme, wasser- sowie winddichte Bekleidung und festes Schuhwerk sind somit Pflicht.

Die meisten Einwohner findet man in einem ca. 300 Kilometer breiten Gürtel entlang der Grenze der USA, denn je härter das Klima, desto weniger Einwohner. Trotzdem lässt sich neben den Kanadiern eine große Bandbreite an Nationen wie Deutscher (und davon immer mehr), Italiener, Ukrainer und Chinesen auffinden. Die Ureinwohner, Indianer, auch Natives, Dene oder First People genannt, sowie die Inuit (Eskimos) halten derzeit nur noch ca. 2,7 % der Gesamteinwohnerzahl. Somit stirbt auch langsam ihr religiöses Verhältnis mit der Natur aus. Seien es Athabaskan, Iroquios, Blackfeet oder Inuit. Sie alle werden mit ihrem ursprünglichen Lebensstil verdrängt.

Gerade im Bereich des Wassers trifft man immer wieder auf ihre Naturverbundenheit. So sind die Tlingit beispielsweise davon überzeugt, wenn sie ertrinken, als Otter (Kru’da) wiedergeboren zu werden.

Doch schnell sind die neuen Zoll-Erlebnisse wieder vergessen, denn Erinnerungen überraschen und überwältigen. Wieder hier, hier in Whitehorse. Letztes Jahr als Hälfte der Strecke (Burned - In 72 Tagen von Dawson Creek nach Fairbanks/Alaska), dieses Jahr als Beginn. Der Robert Service Campground hat mich wieder und des Abends steigt eine Pizza Party unbekannten Ausmaßes. Holger ist auch wieder hier und, wie angenehm, es gibt hier weniger Moskitos.

Whitehorse ist übrigens indianischen Ursprunges und entstand in früheren Zeiten aus mehreren Fischlagern. Der Name der Stadt kommt vom ungebändigten „weißen Pferd“, den Stromschnellen des Yukon River. Diese mussten jedoch bis auf einige wenige Meter durch den Bau des Whitehorse Rapids Damm dem Zivilisationsdrang der Menschheit weichen.

Die Lower Suspension Bridge mit dem Miles Canyon im Hintergrund. Auf einer Trainingsfahrt mit Sunshine südlich von Whitehorse.

Whitehorse ist die Hauptstadt des Yukon Terrytory und mit die westlichste Hauptstadt in Kanada. Das Mc Bride Museum, das Haus von Sam McGee, Schaufelraddampfer, die Frantic Follies, das Yukon Transportation Museum, das Yukon Beringia Besucherzentrum, die Fischtreppe am Rapids Damm, Schwatka Lake und der Miles Canyon mit der Robert Lowe Suspension Brücke sind nur einige der wenigen sehenswerten Stücke der Zeitgeschichte.

Bekannter als Sam McGees Haus dürfte wohl das Gedicht über ihn sein. Geschrieben von dem kanadischen Poeten Robert Service, geboren in Preston/England im Jahre 1894, handelt es von Kälte, Tod, Abenteuer und natürlich Sam McGee. Jeder, der schon Erfahrung mit Kälte gemacht hat, wird diesem Gedicht auch zustimmen und sich darin selbst wiederfinden.

Zu erreichen ist Whitehorse mit dem Flugzeug oder dem Fahrzeug über den 1942 in nur 8 Monaten und 12 Tagen gebauten weltbekannten Alaska Highway. Zuallererst nur eine Schotterpiste, ein 30 Meter breiter Korridor auf einer Länge von 1522 Meilen von Dawson Creek nach Fairbanks in Alaska. Heute eine gut ausgebaute Landverbindung nach Norden. Eine Fahrt wert - man kann ihn aber auch laufen! Als Armeestraße gedacht, verwandelte diese Nord-Süd Route Alaska im Jahre 1959 in den 49th Bundesstaat.

Doch mir steht noch ein ganz anderer Oldie ins Haus. Es wird Zeit, den spanischen Beruhiger von 2001 aus seinem Grab zu holen. So geht es mit grimmigem Gesicht wieder gute 100 Meilen gen Norden, um mit der Schatzkarte die spanische Schrotflinte aus ihrem Kältegrab zu erlösen und zu reaktivieren. Aber nicht nur die Reaktivierung der spritzenden Bleikanone, auch die Auffüllung der Reisekasse ist angesagt. Kurzum finde ich mich beim Streichen, Plattformbau und Baumfällen wieder. So warte ich nun mit Holger auf das Eintreffen von Chris, welcher mit seiner Ankunft in einigen Tagen den Startschuss für die Tour geben wird.

Whitehorse ist gerade im Sommer ein Verkehrsknotenpunkt jeglicher Art. Traveller, Motorradfahrer, welche hier ihre Tour beginnen, Kanuten oder Kajakfahrer, Studenten die den Sommer hier logieren und arbeiten, Durchgangsverkehr nach Norden oder Süden sowie ein dummer Deutscher, der sich den rechten Mittelfinger quetscht. Ich bin doch echt zu blöd zum Garagentorschließen – aber Strafe muss sein!

Der Yukon River, direkt hinter dem Robert Service Campground in Whitehorse. Ruhig fließt er in Richtung Norden, der Wildnis entgegen.

Leider gab es dieses Jahr schon zwei Todesfälle auf dem Lake Laberge, einem über 60 Kilometer langem und bis zu fünf Kilometer breiten See, welcher vom Yukon River gespeist wird. Hier starben vor zwei Tagen ein paar Kanuten. Sie versuchten, den See mittig zu queren und sind dabei in Schlechtwetter gekommen. Nicht umsonst ist dieser See durch seine Fallwinde in Süd-Nordrichtung bekannt.

Auf ihm kann es in Extremsituationen zu Wellenbewegung von bis zu zwei Metern Höhe kommen. Die Unglücklichen kippten mittig des Sees, haben es aber dank der Rettungswesten noch geschafft, herauszuschwimmen. Jedoch sind sie allem Anschein nach am Ufer durch Entkräftung liegen geblieben und an Unterkühlung verstorben.

Wassertemperatur / Überlebenszeitraum
Wassertemperatur in ° Celsius Zeitraum bis Erschöpfung / Bewusstlosigkeit Zu erwartender Überlebenszeitraum
0,3°C Unter 15 min. Unter 15 min.
0,3° – 4,5°C 15 – 30 min. 30 – 90 min.
4,5° – 10°C 30 – 60 min. 1 – 3 hr.
10° – 15,5°C 1– 2 hr. 1 – 6 hr.
15.5° – 21°C 2– 7 hr. 2 – 40 hr.
21° – 26,5°C 3– 12 hr. 3 - unbestimmbar
über 26,5°C unbeschränkt unbestimmbar
Bei dieser Aufstellung wurde der Faktor Wind und der Zustand der Person nicht berücksichtigt! C = Celsius / min. = Minuten / hr. =...

Erscheint lt. Verlag 22.5.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
Reisen
ISBN-10 3-7448-2496-9 / 3744824969
ISBN-13 978-3-7448-2496-5 / 9783744824965
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