Kamtschatka – unterwegs in Russlands Fernem Osten - Tatjana Kuschtewskaja

Kamtschatka – unterwegs in Russlands Fernem Osten

Geschichte und Geschichten von Menschen, Tieren, Vulkanen und Geysiren
Buch | Softcover
208 Seiten
2017 | 1., Aufl.
Wostok (Verlag)
978-3-932916-66-3 (ISBN)
15,00 inkl. MwSt
Einmal zeigte meine Geografielehrerin mit dem Zeigestock an die Seite einer großen Karte und forderte uns auf: "Stellt euch Russland als ein großes Haus vor! Habt ihr das Bild vor Augen? Gut. Im Osten endet dieses Haus mit einem Balkon, der auf den Stillen Ozean hinausgeht. Und dieser Balkon, das ist die Halbinsel Kamtschatka ..." Von da an träumte ich davon, Kamtschatkas 30 aktive und 300 erloschene Vulkane mit eigenen Augen zu sehen. Und dann waren da auch noch die Geysire, die riesigen vulkanischen Lavafelder, die Schwefelquellen, gefüllt mit einer glucksenden bläulich-grauen Flüssigkeit, auch Berge, Wälder, Bären, Vogelkolonien, Wasserfälle, Seehunde, Robben, Delfine, Wale. Kurzum, Kamtschatka bietet unendlich viele interessante Dinge. Dazu die Siedlungen der Itelmenen, Korjaken und Aleuten. Das Flugzeug fliegt neun Stunden ohne Zwischenstopp von Moskau nach Jelisowo, dem Flughafen von Kamtschatka, der 30 Kilometer von der Hauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski entfernt liegt. Der Kamtschatski Krai ist 472300 Quadratkilometer groß, das sind drei Prozent des gesamten russischen Territoriums. Es gibt 88 bewohnte Orte: drei Städte - neben der Hauptstadt sind es Jelisowo und Wiljutschinsk -, 29 Siedlungen und 56 Dörfer. Die Entfernung von Petropawlowsk-Kamtschatski nach Moskau beträgt 11876 Kilometer. Neun Zeitzonen liegen dazwischen.

Tatjana Kuschtewskaja, geboren 1947 in der Turkmenischen SSR in der Wüstenoase Dargan-Ata; verbrachte ihre Jugend in der Ukraine; Studium der Musikpädagogik an der Musikhochschule von Artjomowsk (Diplom); arbeitete acht Jahre lang als Musikpädagogin in Jakutien; 1976 bis 1981 Studium an der Fakultät für Drehbuchautoren der Filmhochschule Moskau (Diplom), wo sie 1983 bis 1991 einen Meisterkurs für Drehbuchautoren leitete und als freie Journalistin tätig war; verfasste zahlreiche Drehbücher und Reportagen; unternahm Reisen durch alle Regionen der ehemaligen UdSSR; lebt seit 1991 in Deutschland. Zahlreiche Veröffentlichungen in deutscher Sprache

Kamtschatkazeit...................................................................................................................................5
Petropawlowsk-Kamtschatski – die Hauptstadt...........................................................9
Die Umgebung der Hauptstadt...................................................................................................27
Das Tal der Geysire............................................................................................................................43
Land der Vulkane..............................................................................................................................53
Im Bärenrevier.....................................................................................................................................75
Die Siedlung Esso – die Schweiz Kamtschatkas...............................................................89
Die Kamtschatka hinab.................................................................................................................101
Der Kurilensee – Kamtschatkas südlichster See............................................................113
Der Norden Kamtschatkas............................................................................................129
Die geschlossene Stadt Wiljutschinsk....................................................................................153
Die Siedlung Oktjabrski................................................................................................................159
Die Kommandeurinseln................................................................................................................169
Das Fernöstliche Meeresnaturreservat..................................................................................183
Kamtschatka heute........................................................................................................................191

Anhang
Kurze Geschichte Kamtschatkas.............................................................................................193
Praktische Informationen für die Reise................................................................................196
Karten...................................................................................................................................................208

Kamtschatkazeit Eine alte Frau aus dem Volk der Korjaken, den nomadischen Ureinwohnern der Halbinsel Kamtschatka, erzählte mir beim „Kojanajtatyk“-Fest, was soviel bedeutet wie „Die Rentiere werden an den neuen Weideplatz getrieben“, eine korjakische Sage: „Einmal trafen drei Freunde das Glück, das in einer Grube saß. Der erste der Freunde ging zur Grube und bat das Glück um viele Rentiere. Das Glück schenkte ihm eine große Rentierherde, und der Mann zog glücklich von dannen. Der zweite bat um ein schönes, sanftmütiges Mädchen aus einem alten und angesehenen korjakischen Geschlecht. Und sofort bekam er sein Mädchen und lief mit ihr außer sich vor Glück davon. Der dritte Freund beugte sich über die Grube. ,Was brauchst du?’, fragte das Glück. ,Und was brauchst du?’, fragte der junge Mann. ,Zieh mich aus der Grube!’, bat das Glück. Der Mann reichte ihm die Hand, zog das Glück aus der Grube und ging seines Weges. Und das Glück folgte ihm, und er wurde es nicht mehr los.“ Ich erinnere mich oft an diese alte, weise Frau, weil auch ich überzeugt bin, dass das Leben jedem Menschen das schenkt, um das er bittet, und diejenigen, die um nichts bitten, beschenkt es hundertfach. Meine Sache ist es nicht, „um nichts zu bitten“. Ich bat das Schicksal, mir Kamtschatka zu schenken. Und nicht einfach nur für einen weiteren Kurzbesuch, nachdem ich bereits mehrere Male auf der Halbinsel war. Nein, ich wollte eine echte Reise, eine „langsame“ Reise. Was das heißt? Das bedeutet, du bleibst für einen längeren Zeitraum, für zwei, drei oder mehr Monate. Zunächst findest du heraus, wo du ein Zimmer mieten kannst. Man führt dich zur Leninstraße in Petropawlowsk-Kamtschatski, das ist die Hauptstraße der Kamtschatka-Hauptstadt, und an der liegt das Hauptpostamt, und in eben diesem Postamt findet sich das Büro der Zimmervermittlung. Du spazierst durch die Stadt, gehst auf den Markt, kaufst im Fabrikverkauf der Petropawlowsker Molkerei die schmackhaftesten Milchprodukte, diskutierst mit deinen Nachbarn über das regionale Fernsehprogramm, liest die örtlichen Zeitungen, drückst der örtlichen Fußballmannschaft die Daumen, kochst Fischsuppe aus dem örtlichen Lachs, unternimmst mit dem hiesigen Wanderverein Exkursionen zu den „Hausvulkanen“, erkundigst dich nach einer Restkarte an der Abendkasse der Philharmonie, wenn diese zum Bardenfestival „Gitarre von Kamtschatka“ einlädt, und, nachdem du lange überlegt hast, entscheidest du dich für ein Amulett und eine der Figurinen aus Walrossknochen im Kunstsalon „Nordlicht“ an der Sowjetskaja-Straße, spazierst über den Nikolski-Hügel, der auch „Hügel der Liebe“ genannt wird. Man sagt, dass sich die Menschen, die sich hier zufällig treffen, unausweichlich ineinander verlieben ... Weil sich enge Freunde nicht so schnell finden lassen, ich aber gerne mit jemandem meine Eindrücke und Erlebnisse teilen möchte, fange ich an, mir zu schreiben, jeden Tag einen Brief, aber die Briefe öffnen und lesen, wollte ich erst ein Jahr später. Und welch ein Vergnügen das dann war. Denn gerade diese Briefe bestätigen die alte Weisheit, dass ohne Liebe alles gleichgültig ist. Mit Liebe aber kann man sich noch für das kleinste Detail begeistern. Ich verliebte mich in Kamtschatka, und jeden Tag wurde diese Liebe stärker und stärker, sie steigerte sich von Woche zu Woche. Kamtschatka, das ist für mich ein Raum, den ich „gezähmt“ habe, indem ich ihn in einen Text verwandelte. In den Monaten, die ich dort verbrachte, haben sich persönliche Beziehungen zu diesem Raum entwickelt. Inmitten der „geografischen Dekorationen“ haben auch Empfindungen ihren Platz, seien es Gefühle der Verzauberung oder der Enttäuschung. Mit zwölf Jahren war ich in meine Geografielehrerin verliebt. Sie erzählte so lebendig über geografische Entdeckungen, dass förmlich alles vor unseren Augen entstand. Und wir alle in der Klasse träumten von weiten Reisen, von großen Entdeckungen. Einmal zeigte sie mit dem Zeigestock auf die rechte Seite einer großen Karte und forderte uns auf: „Stellt euch Russland als ein großes Haus vor! Habt ihr das Bild vor Augen? Gut. Im Osten endet das Haus mit einem Balkon, der auf den Pazifik hinausgeht. Und dieser Balkon, das ist die Halbinsel Kamtschatka ...“ Von da an träumte ich davon, Kamtschatkas 30 aktive und 300 erloschene Vulkane mit eigenen Augen zu sehen. Und dann waren da auch noch die Geysire, die riesigen vulkanischen Lavafelder, die Schwefelquellen, gefüllt mit einer glucksenden bläulich-grauen Flüssigkeit, auch Berge, Wälder, Bären, Vogelkolonien, Wasserfälle, Seehunde, Robben, Delfine, Wale. Kurzum, Kamtschatka bietet unendlich viele interessante Dinge. Dazu die Siedlungen der Itelmenen, Korjaken und Aleuten. Ich rege an, in der Schule das Unterrichtsfach „Die kleinen Völker Russlands“ einzuführen. Denn viele der Völker haben ihre Eigenständigkeit und ihre Kultur bewahrt. Dieser ersten Geografielehrerin war es auch geschuldet, dass ich anfing, Tagebuch zu schreiben. Ich notierte alles, was mir für meine zukünftigen großen Entdeckungsreisen von Nutzen sein konnte. Es gibt dort den Eintrag: „Nicht vergessen, dass das Fleisch von Robben und Hunden Ascorbinsäure enthält. Die hat Amundsen geholfen, sich vor Skorbut zu schützen, so erreichte er als Erster den Südpol.“ Wenn ich diese kindlichen Zeilen lese, muss ich lächeln. Aber von dort, aus der Kindheit, stammt der Traum von Kamtschatka. Als Jugendliche habe ich eine Wunschliste erstellt: Was würde ich tun, wenn ich im Lotto gewinnen würde? Ganz oben auf der Liste stand die Reise nach Kamtschatka. Viele Jahre später erinnerten wir uns bei einem Klassentreffen in unserer kleinen ukrainischen Siedlung an folgende Episode: „Erinnert ihr euch, als die Lehrerin in die Klasse kam und uns aufforderte, einen Aufsatz zum Thema ,Wenn ich eine Million gewinnen würde’ zu schreiben? Und nach einer halben Stunde meldete sich Tanja und fragte: ,Könnte ich noch eine halbe Million dazu bekommen?’ Es standen so viele Länder auf ihrer Liste.“ Es soll einmal jemand behaupten, es gäbe keine geheimnisvollen Geister, die unsere Wünsche belauschen und erfüllen. Alle Länder, die ich damals auf der Liste hatte, habe ich tatsächlich besucht. Ich bereiste Kamtschatka oft. Manchmal in Begleitung von Freunden, dann waren wir zu zweit, zu dritt, manchmal mit einer vom Touristenbüro auf Kamtschatka organisierten Touristengruppe. Ich fand Unterkunft auf Campingplätzen, in Tourbasen, in Hotels, in Geologenlagern, in Wetterstationen, bei den Vulkanforschern, die Reisenden ebenfalls ab und an ein Nachtlager anboten. Einmal übernachtete ich sogar in einer Grenzschutzfestung. Es gab auch Nächte am Wegesrand, und am Lagerfeuer war es stets das gleiche: Die eine Körperseite kühlt vollständig aus, die andere verbrennt fast. Mit sehr viel Dankbarkeit erinnere ich mich an die Kapitäne von Kamtschatka. Auf der „Maria Sawina“ reiste unsere kleine Touristengruppe entlang der Kamtschatka-Küste nach Sachalin. Weil es keine freien Kabinen gab, durften wir unser Nachtlager im Kinosaal aufgeschlagen. Doch wir waren dankbar. Wir hätten auch gar nicht aufs Schiff gelangen können. Aber der Kapitän der „Maria Sawina“ hatte sich unser erbarmt und uns mitgenommen. Und dann der Dampfer „Olga Androwskaja“! Ah, dort arbeitete in den 1980-er Jahren der Chefkoch Wolodja, der uns mit unglaublich leckeren Mahlzeiten versorgte. Ich reiste auch mit einem riesigen Fischtrawler und mit anderen Schiffen, aber mein Lieblingsdampfer war die „Antonina Neschdanowa“. Einst war der Dampfer für die Baltische Seereederei auf der Ostsee gefahren, und ich kannte die Besatzung bereits von einer Reise durch das Baltikum. Dann wurde das Schiff der Fernöstlichen Seereederei übergeben. Zu meinem großen Bedauern gibt es die „Antonina Neschdanowa“ nicht mehr. Der Dampfer sank am 21. Oktober 2004 bei einem Taifun im japanischen Hafen Fusaki. Zu meiner Zeit arbeitete auf der „Antonina Neschdanowa“ Juri Afanassjew als Erster Offizier – ein wirklich guter Mensch. Wir wurden mit einem Boot zum Schiff gebracht, am Fallreep kletterten wir an Bord. Der Wind riss mir die Mütze vom Kopf, der Rucksack zog mich nach unten. Die Strickleiter schwankte im Wind, das Boot schlug beängstigend an die Schiffswand, und unter mir tosende Wellen. Ächzend kletterte ich an Bord. Unsere Einschiffung leitete besagter Juri Afanassjew. Und er gab ehrlich und unumwunden zu: „Bei diesem Wetter hätten wir Ust-Kamtschatski eigentlich nicht angelaufen. Das Boot in stürmischer See am Schiff anlegen zu lassen und die Passagiere über die Strickleiter einzuschiffen, ist sehr schwierig. Wärt ihr nicht alte Bekannte, dann hätten wir das nicht gemacht.“ Ich bin all diesen Menschen dankbar, bin den Kapitänen, Geologen, Vulkanologen, Meteorologen und Grenzschützern dankbar dafür, dass sie mich beherbergt, mich mit Ratschlägen und Karten versorgt haben. Mein Verhältnis zu Reisen war immer sehr ernsthaft. Es gibt für mich nichts Interessanteres auf der Welt als zu reisen. Reisen sind immer interessant. Es kam nie vor, dass ich von einer Reise enttäuscht zurückkehrte. Natürlich, es gab mehr oder weniger aufregende Reisen, aber wenn ich doch einmal eine leise Unzufriedenheit verspürte, dann lag es daran, dass ich selbst an einem Ort nichts Interessantes entdecken konnte. Vielleicht, weil ich „nicht in Stimmung“ war oder mich auf den Ort nicht wirklich einlassen konnte. Dann schimpfst du auf den Ort, die Menschen und das Wetter. Tatsächlich aber liegt alles bei dir, du hattest einfach miese Laune. Doch so etwas passierte mir sehr selten. Das Flugzeug fliegt neun Stunden ohne Zwischenstopp von Moskau nach Jelisowo, dem Flughafen der Halbinsel, der 30 Kilometer von Petropawlowsk-Kamtschatski entfernt liegt. Der Kamtschatski Krai ist 472300 Quadratkilometer groß, das sind drei Prozent des gesamten russischen Territoriums. Es gibt 88 bewohnte Orte: drei Städte – neben der Hauptstadt sind es Jelisowo und Wiljutschinsk –, 29 Siedlungen und 56 Dörfer. Die Entfernung von Petropawlowsk-Kamtschatski nach Moskau beträgt 11876 Kilometer. Neun Zeitzonen liegen dazwischen. Das in einer Bucht am Stillen Ozean liegende Petropawlowsk-Kamtschatski ist von architektonischem Irrsinn. Man kann es nicht schildern, man muss es gesehen haben. Und unweigerlich kommt man auf den Gedanken: Wo sonst in der Welt könnte man so etwas bauen, wenn nicht auf Kamtschatka, das selbst weltweit nichts Ähnliches kennt. Ein kleines Beispiel dafür sind die Uhren. In der Eingangshalle eines Hotels hingen wie in allen Hotels der Welt fünf große Uhren. Doch anstelle der traditionellen Zeiten von London, Moskau, Tokio, New York ... war auf allen fünf Zifferblättern nur eine Zeit abzulesen, nämlich die örtliche. Fünf Zifferblätter – und darunter die Aufschrift Petropawlowsk-Kamtschatski. Wen interessiert hier, wie spät es in London ist? Das heimatliche Petropawlowsk ist für die humorvollen, selbstironischen und kreativen Kamtschatka-Bewohner der Nabel der Welt.

Kamtschatkazeit

Eine alte Frau aus dem Volk der Korjaken, den nomadischen Ureinwohnern der Halbinsel Kamtschatka, erzählte mir beim "Kojanajtatyk"-Fest, was soviel bedeutet wie "Die Rentiere werden an den neuen Weideplatz getrieben", eine korjakische Sage: "Einmal trafen drei Freunde das Glück, das in einer Grube saß. Der erste der Freunde ging zur Grube und bat das Glück um viele Rentiere. Das Glück schenkte ihm eine große Rentierherde, und der Mann zog glücklich von dannen. Der zweite bat um ein schönes, sanftmütiges Mädchen aus einem alten und angesehenen korjakischen Geschlecht. Und sofort bekam er sein Mädchen und lief mit ihr außer sich vor Glück davon. Der dritte Freund beugte sich über die Grube. ,Was brauchst du?', fragte das Glück. ,Und was brauchst du?', fragte der junge Mann. ,Zieh mich aus der Grube!', bat das Glück. Der Mann reichte ihm die Hand, zog das Glück aus der Grube und ging seines Weges. Und das Glück folgte ihm, und er wurde es nicht mehr los."
Ich erinnere mich oft an diese alte, weise Frau, weil auch ich überzeugt bin, dass das Leben jedem Menschen das schenkt, um das er bittet, und diejenigen, die um nichts bitten, beschenkt es hundertfach.
Meine Sache ist es nicht, "um nichts zu bitten". Ich bat das Schicksal, mir Kamtschatka zu schenken. Und nicht einfach nur für einen weiteren Kurzbesuch, nachdem ich bereits mehrere Male auf der Halbinsel war. Nein, ich wollte eine echte Reise, eine "langsame" Reise. Was das heißt? Das bedeutet, du bleibst für einen längeren Zeitraum, für zwei, drei oder mehr Monate. Zunächst findest du heraus, wo du ein Zimmer mieten kannst. Man führt dich zur Leninstraße in Petropawlowsk-Kamtschatski, das ist die Hauptstraße der Kamtschatka-Hauptstadt, und an der liegt das Hauptpostamt, und in eben diesem Postamt findet sich das Büro der Zimmervermittlung. Du spazierst durch die Stadt, gehst auf den Markt, kaufst im Fabrikverkauf der Petropawlowsker Molkerei die schmackhaftesten Milchprodukte, diskutierst mit deinen Nachbarn über das regionale Fernsehprogramm, liest die örtlichen Zeitungen, drückst der örtlichen Fußballmannschaft die Daumen, kochst Fischsuppe aus dem örtlichen Lachs, unternimmst mit dem hiesigen Wanderverein Exkursionen zu den "Hausvulkanen", erkundigst dich nach einer Restkarte an der Abendkasse der Philharmonie, wenn diese zum Bardenfestival "Gitarre von Kamtschatka" einlädt, und, nachdem du lange überlegt hast, entscheidest du dich für ein Amulett und eine der Figurinen aus Walrossknochen im Kunstsalon "Nordlicht" an der Sowjetskaja-Straße, spazierst über den Nikolski-Hügel, der auch "Hügel der Liebe" genannt wird. Man sagt, dass sich die Menschen, die sich hier zufällig treffen, unausweichlich ineinander verlieben ...
Weil sich enge Freunde nicht so schnell finden lassen, ich aber gerne mit jemandem meine Eindrücke und Erlebnisse teilen möchte, fange ich an, mir zu schreiben, jeden Tag einen Brief, aber die Briefe öffnen und lesen, wollte ich erst ein Jahr später. Und welch ein Vergnügen das dann war. Denn gerade diese Briefe bestätigen die alte Weisheit, dass ohne Liebe alles gleichgültig ist. Mit Liebe aber kann man sich noch für das kleinste Detail begeistern. Ich verliebte mich in Kamtschatka, und jeden Tag wurde diese Liebe stärker und stärker, sie steigerte sich von Woche zu Woche. Kamtschatka, das ist für mich ein Raum, den ich "gezähmt" habe, indem ich ihn in einen Text verwandelte. In den Monaten, die ich dort verbrachte, haben sich persönliche Beziehungen zu diesem Raum entwickelt. Inmitten der "geografischen Dekorationen" haben auch Empfindungen ihren Platz, seien es Gefühle der Verzauberung oder der Enttäuschung.
Mit zwölf Jahren war ich in meine Geografielehrerin verliebt. Sie erzählte so lebendig über geografische Entdeckungen, dass förmlich alles vor unseren Augen entstand. Und wir alle in der Klasse träumten von weiten Reisen, von großen Entdeckungen. Einmal zeigte sie mit

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo mit zahlreichen schwarz-weißen Abbildungen;
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 150 x 228 mm
Gewicht 342 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Reisen Reiseberichte
Schlagworte Aleuten • Awatscha-Bucht • Bären • Bering • Beringinsel • Ewenen • Fernöstliches Meeresnaturreservat • Geysire • Hundeschlittenrennen • Itelmenen • Kamtschatka • Kamtschatka; Reise-/Erlebnisber. • Kamtschatski Krai • Kljutschewski • Kommandeurinseln • Korjaken • Kurilensee • Petropawlowsk-Kamtschatski • Reiseberichte, Reiseliteratur • Vulkane
ISBN-10 3-932916-66-2 / 3932916662
ISBN-13 978-3-932916-66-3 / 9783932916663
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