Die Reise durch Franken

Buch | Hardcover
352 Seiten
2014
Malik (Verlag)
978-3-89029-445-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Reise durch Franken - Matthias Egersdörfer, Jürgen Roth
22,99 inkl. MwSt
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Die Franken, die "Freien" und "Kühnen", einst die Gründer des Heiligen Römischen Reiches und Frankreichs. Und heute? Roth und Egersdörfer reisen kreuz und quer durch dieses Land, zu dem sie seit ihrer Geburt eine starke, von wechselnden Gefühlen begleitete Bindung haben. Mit genauem, liebevoll zynischem Blick suchen und besuchen sie Denkmäler und Bausünden, Wirtshäuser und Metzgereien, Waldschwimmbäder und andere verschwindende Orte der Kindheit. Zwischen Aschaffenburg und Hof, Coburg und Gunzenhausen entdecken sie Geschichte und Geschichten, Dialekte und Charaktere. Sie ergründen das Verhältnis der Franken zum Fußball, zu Oberbayern und Oberpfälzern. Und huldigen - jenseits von Bratwürsten und Lebkuchen - regionalen Spezialitäten wie Krautwickerla und Fleischküchla.

Matthias Egersdörfer, geboren 1969, studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Philosophie sowie freie Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg. Für sein Schaffen wurde er mit zahllosen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Passauer Scharfrichterbeil, dem Münchner Kabarettkaktus und dem Hamburger Comedy Pokal. 2010 wird er den Bayerischen Kabarettpreis (Kategorie Senkrechtstarter) und den Deutschen Kleinkunstpreis erhalten.

Jürgen Roth, 1968 in Bad Berleburg geboren und in Franken aufgewachsen, lebt als Schriftsteller und Journalist in Frankfurt a. M. Schwerpunkte seiner Publikationen (konkret, taz, Titanic u.a.) sind Kulturkritik, Satire u. Fußball. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und CDs, u.a. mit Hans Well.

"Man möchte dieses Buch jedem Franken in die Hand drücken und sagen: 'Bassd scho.'", Neue Presse Lichtenfels, 31.07.2014 20151120

Frühe Klage
Fürth, den 18. 6.
Sehr geehrter Herr Dr. Roth,
wie Sie sich hoffentlich entsinnen wollen, beabsichtigen wir, ein Buch über Franken zu schreiben. Fernmündlich haben wir deshalb vereinbart, diesen Landstrich, in dem die ostfränkische Dialektgruppe beheimatet ist, gemeinsam zu bereisen, um im Nachgang aus dem Gehörten und Gesehenen, aber auch aus den Archiven des Erinnerten nicht zu vergessen sind freilich auch das Geschmeckte und Gerochene , kurz gesagt: aus den umfassenden Erlebnissen dieser Reise einen schäumenden Sud zu brauen, aus welchem ein Destillat aus Buchstaben gewonnen und sodann ein Buch verfertigt werden soll.
In meinem Kalender zieht sich ein langer Strich über viele Tage und Wochen. Mit Wonne habe ich diesen Strich gezogen. Dieser Strich kennt keinen Unterschied zwischen Wochentagen, Wochenenden und Feiertagen. Dieser Strich negiert die Überstunden, nimmt etwaige Entbehrungen wacker in Kauf und ignoriert sämtlichen Kummer. Neben dem Strich steht in strammen Versalien: "MIT JÜRGEN ROTH DURCH FRANKEN".
Als ich das schrieb, habe ich den Satz gesungen beinahe wie der Tannhäuser beim Sängerwettstreit auf der Wartburg. Mein Weib hat gejammert und schlimm geklagt. Allein, es war nicht zu hören in meinem donnernden Kehlbrausen. Jetzt verhält es sich so, daß dieser erwähnte blaue Tintenstrich genau am heutigen Tage seinen Anfang findet. Aber offensichtlich fängt hier nur eine dünne Linie an. Ohne Bedeutung und Zweck habe ich mein Jahrbuch verschmiert, denn ohne jeden Zweifel fehlt von meinem Kompagnon jede Spur. Hier und jetzt beginnt keine Reise, geschweige denn ein Abenteuer oder eine Expedition. Wie ein ausgelöffeltes Frühstücksei steh ich kopflos am Fenster und glotze in den Fürther Hinterhof.
Kein Vogel hatte heute morgen auch nur den Hauch einer Chance, mich wachzupfeifen. Ich persönlich weckte den Wecker. Meine Frau jammerte, als ich meine Sachen packte. Übermütig strömte das Blut durch meine Adern, als ich mein Bündel schnürte. Und alles, was ich brauchte, fand ich, und was ich nicht fand, brauchte ich nicht.
Dampfenden Kaffee goß ich mir in den aufgesperrten Rachen, biß in eine bernsteinfarbene Hirnwurst aus Göring und riß mir einen Fetzen aus einem Brotlaib von der herzensguten Bäckerei Fehr. Ich war gerüstet und voller Kraft, und jetzt hätte es losgehen können.
11 Uhr hatten wir als Zeitpunkt vereinbart. Dann wurde es 11 Uhr, und ich wartete. Ich wartete immer mehr, immer mehr Zeit verstrich. Kein Klingeln erlöste mich. Roth klingelte nicht. Kein Roth weit und breit. Das können Sie nicht bestreiten, Herr Doktor Roth! Sie haben auch um 12 Uhr nicht geklingelt!
Ich konnte noch so schnell und kraftvoll warten, es änderte sich nichts. Die Warterei wurde zum Gift und zermarterte mich. Jetzt wurde es immer offensichtlicher: Der einzige, der wartete, war ich. Der einzige, der etwas erwartete, war auch ich.
Ich schreibe jetzt diesen Brief an Sie und frage ohne weitere Umschweife: Wollen Sie Franken nicht mehr bereisen? Ist Ihnen zwischenzeitlich klargeworden, daß Sie mit einer derart einfältigen Person wie mir nirgendwohin fahren möchten? Ist Ihnen etwas passiert? Sind Sie im Keller gestürzt oder von einem hessischen Hund gebissen worden?
Das Warten fühlt sich, wenn ich ehrlich bin, so an, als hätten Sie gänzlich die Lust verloren. Sagen Sie es kalt und streng, wenn es sein muß, gerade so, wie man ein Pflaster von der Haut reißt: schnell und kraftvoll. An Franken liegt Ihnen nichts mehr. Sie haben nunmehr anderweitige, dringendere Verpflichtungen. Eine SMS mit dem Text "Sic!" genügt.
Immer noch hochachtungsvoll:
M. Egersdörfer

Verspäteter Beginn
Frankfurt am Main, den 22. 6.
Sehr geehrter Herr Egersdörfer,
vorab möchte ich nicht verhehlen: Es fällt mir nicht leicht, die Contenance zu wahren und diese manierliche Anrede zu wählen. Zunächst kamen mir da ganz andere Worte in den Sinn. Ich verschweige sie, der Schicklichkeit halber.

Sprache deutsch
Maße 128 x 210 mm
Gewicht 488 g
Themenwelt Reisen Reiseberichte Deutschland
Schlagworte Aschaffenburg • Bamberg • Bayern • Bayreuth • Coburg • Erinnerung • Franken • Franken; Reisebericht/Erlebnisbericht • Franken; Reise-/Erlebnisberichte • Fürth • Gunzenhausen • Heimat • Hof • Humor • Jugend • Kindheit • Mittelfranken • Nürnberg • Oberfranken • Reise • Unterfranken • Würzburg
ISBN-10 3-89029-445-6 / 3890294456
ISBN-13 978-3-89029-445-2 / 9783890294452
Zustand Neuware
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