Spanien, wie wir es lieben

Kastilien und Estremadura - Städte und Landschaften
Buch
140 Seiten
2013 | 1., Aufl.
Interconnections medien & reise e.K. (Verlag)
978-3-86040-194-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Spanien, wie wir es lieben - Barbara Hölz-Fernbach
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Spanienreise durch Kastilien und die Extremadura.
Reise durch eines der beliebtesten Urlausländer - Spanien.
Die Autorin ist im wesentlichen im Kern des Landes unterwegs, Madrid, Kastilien gefolgt von einen Abstecher durch die Extremadura.

Barbara Hölz-Fernbach, geboren 1947 in Wangen im Allgäu, lebt seit ihrem Studium der Germanistik, Romanistik und Psychologie in Freiburg im Breisgau. Sie hat zwei erwachsene Töchter und ist als Psychotherapeutin für Erwachsene, Kinder und Jugendliche in eigener Praxis in Freiburg tätig. Interessen: Fremdsprachen, Literatur, vorwiegend klassische Weltliteratur, Wandern, Städtereisen, Hobby: Japanisches Papierfalten. Seit 2000 Fernreisen mit großer Begeisterung nach Asien, nach Thailand, Ceylon, Indien, Vietnam und Bali, zum Teil in Begleitung ihrer Kinder. Ihr Ehemann, mit dem sie die Reise unternahm, Reinhard Fernbach, wurde 1953 in Wuppertal geboren, studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte und ist Lehrer an einem Freiburger Gymnasium.

Bewegungen und Begegnungen, movimientos y encuentros, wo gibt es das mehr als im Sommer in Spanien? Mit dem Bus und zu Fuß in und durch die Städte Kastiliens, kreuz und quer durch Madrid, Segovia, Àvila, Salamanca, Toledo, Caceres, Mérida, das war unser Sommer im Monat August 2011. Während dreier langen Wochen jeweils ein Treibenlassen für ein paar Tage durch Madrid, die Städte und Städtchen Kastiliens und der Estremadura, durch die Orte, für die das Herz schlug, bis die Füße weh taten. Bewegungen und Begegnungen auch durch die Presselandschaft, denn Kastiliens Feste sollten wenigstens virtuell erlebt werden, die vielen Wasser-, Krach- und Lärmfeste, die Stier- und Himmelfahrtsfeste, den Papstbesuch. "El papa" war in diesem Sommer besonders präsent, und die Ausstrahlungen seines Besuchs spürte man bereits im Vorfeld und dann in der Presse, als el benedicto vier Tage anlässlich des Weltjugendtags der katholischen Jugend in Madrid weilte. Bis nach Segovia, Ávila, Toledo und Cáceres reichte seine Wirkung, und das Großereignis war für viele Jugendliche aus aller Welt die Gelegenheit, einen Spanienurlaub in Gruppen Gleichgesinnter voranzustellen oder anzuschließen. Scharen von Pilgern aus allen Ländern fanden sich in Madrid, Segovia, Toledo und besonders in Ávila, der Hauptstadt der Heiligen Teresa ein, mit Trommeln, Gitarren, bunten Fahnen, glaubenssprüchentragenden Transparenten, Monstranzen, Kreuzigungsstangen und vor allem mit den abenteuerlichsten Sonnenhüten bestückt, die einer Witwe Bolte hätten Konkurrenz machen können. Die Straßen der kastilischen Städte waren in unablässiger Bewegung, die Kirchen und Klöster vibrierten von Musik und Gesang, nie waren so viel Nonnen und Priester in Bewegung zu sehen gewesen. Und keine Zeit lud wie diese zu Begegnungen aller Art ein.

Beleuchtete Beichtstühle Wir betraten San Gines mit seinen beleuchteten Beichtstühlen. Es gab keine Beichtkundschaft, der Pfarrer saß bei offener Tür und in Shorts im Beichtstuhl wie in einem Strandkorb und las in einem Buch. In der Bibel? In einem Roman? Oder gar einen Krimi? Wer weiß? Erst als dann doch ein Beichtling kam, legte er das Buch beiseite, setzte sich ordnungsgemäß auf seinen Beichtsitz und lauschte. Tanz auf der Puerta del Sol Von der Puerta del Sol, dem zentralen Platz des alten Madrid, dröhnte eine Band, wir folgten der Musik und trafen auf südamerikanische Musiker mit dem strengen Blick kastilischer Caballeros. Sie trugen ausladende Sombreros auf dem Kopf und erzeugten auf großen Instrumenten Latinostimmung. Eine Alte in schriller Kleidung schwang das Tanzbein, auf dem schon schütteren Haupt ringelten sich lilafarbene Locken und die weiße, filigrane Spitzenunterhose sah frech unter dem eng anliegenden türkisfarbenen Trikotkleid hervor. In kleinen Schritten über den Platz tänzelnd hob sie das Kleid beim Tanzen etwas hoch, so dass die Spitzen ihrer Unterwäsche noch besser zum Vorschein kamen. Ein älterer Mann mit vom Blutdruck roten Bäckchen - er sah aus wie ein Brite- pirschte sich von hinten an die Dame heran und versuchte, indem er den Spazierstock in ihrem Kragen einhängte, sie zu sich heran zu ziehen. Doch diese wich dem Stock aus und setzte, ungerührt des Angebots des Alten, ihr flottes Solo auf dem Pflaster fort. Sie hätte einem Film von Almodóvar entsprungen sein können, so verrückt sah das aus. Es gab kollektiven Applaus. Vieles ist hier möglich, man gibt sich tolerant. Das Schrille gehört in Spanien zum ganz normalen Alltag. Bei uns wäre man bei einer solchen Szene rasch mit Etiketten wie alte Ziege oder alte Schachtel bei der Hand. Standing woman Auf dem Platz waren auch die Statuenkünstler, die es inzwischen weltweit in den Innenstädten gibt. Sie verharren viele Stunden in ein und derselben Position, ohne mit der Wimper oder dem kleinsten Muskel zu zucken. Meist stellen sie irgendwelche Sozialtypen oder historische Personen dar. Lidia Jorge, die portugiesische Schriftstellerin, hat einem dieser Verharrungspantomimen in ihrem wunderbaren Roman: „Grenzen des Paradieses“ (jardím sin fin) ein bleibendes Denkmal gesetzt. Wir bekamen heute von einer dieser Straßenkünstler die Nummer Opfer des Vesuvausbruchs geboten: Darstellerin war eine junge, muskulöse Frau, in Lappen gewickelt. Ihr Gesicht mitsamt dem kurzen Struppelhaar war ganz mit brauner Farbe eingesprüht. Um ihren Körper hatte sie einen braunen Berg aus Pappmachée gebaut, in welchem sie feststeckte. Der Körper mit den Lappen war mit einer roten Farbschicht bedeckt, die Augen und die langen Wimpern mit Tonmasse verklebt. Sobald sie ein paar Münzen in den zu ihren Füßen aufgestellten Blechkasten rollen hörte, riss sie die Augen weit auf, und ihre großen Glotzaugen mit den verklebten Wimpern kamen hinter der Schmutzschicht zum Vorschein. Dann verschwanden sie wieder hinter der dicken klebrigen braunen Paste. Die Leute blieben fasziniert vor diesem Bauwerk stehen. Die ganze Erfindung hatte etwas Abstoßendes und Anziehendes zugleich, wahrscheinlich weil alles so lebensecht wirkte. Der Lottozwerg Auf der anderen Seite der Straße verkaufte ein Zwerg die gordos, die Dicken, wie in Spanien die Lose der Weihnachtslotterie genannt werden. Viel Volk stand um ihn herum, ein Fluidum von Sympathie umgab den kleinen Mann. Die Lottoscheine hingen ihm von der Schulter bis zum Hosenbund. Er schien ausgesprochen guter Laune zu sein, und viele Leute kauften ihm Lose ab. .

"Das Leben ist eine Nacht in einer schmutzigen Herberge
So jedenfalls stellte es Teresa von Avila im 16. Jahrhundert fest. Für die jungen Leute, die heute in Avila auf den Pfaden dieser urspanischen Heiligen wandelten, war das sicher nicht so. Für sie, das konnte man an dem lustigen Treiben heute sehen, war es eine saufröhliche Angelegenheit, mit Trommeln, Gitarren, Wein, Bier und belegten Broten und einem frischen, grasgrünen Glauben im Herzen.
Und schließlich lebte Teresa ja nicht nur in der Nacht, wo sie über die schmutzigen Seiten des Lebens grübeln konnte, sondern auch am Tag, wo sie alle Hände voll mit Arbeit, Beten und Orden gründen zu tun hatte. Die Biographen schildern sie als eine vielseitige, kreative, höchst empfängliche, mitleidige, starke, fröhliche, muntere, musikalische, spontane, organisationsbegabte, willensstarke und zur Entzückung fähige Natur, wenn auch oft krank und zerbrechlich. So konnte sie auf der einen Seite das Leben wie oben zitiert beklagen: La vida es una noche en una mala posada , sich aber genauso tagsüber über leckeres Essen und Trommeln und über das Singen mit ihren Schwestern freuen, wie sie die von ihr angeworbenen Nonnen zu bezeichnen pflegte, die sie mit ihren Ordensgründungen oft vor bitterster Armut bewahrt hat, und unter denen auch viele conversos waren, die sonst vielleicht unter die Räder der Inquisition gekommen wären. Teresas Mitleidsfähigkeit war so groß, dass sie, nachdem sie als sechsjähriges Kind mitbekommen hatte, dass man sich beim Kampf gegen die Mauren die Märtyrerkrone im Himmel verdienen konnte, mit ihrem kleinen Bruder aus dem Haus ihres Vaters ausbüchste, um ins Land der Mauren zu ziehen und sich dort für den Glauben töten zu lassen, mit der Aussicht auf den Lohn im Himmel. Natürlich wurde sie dann rechtzeitig mit ihrem Brüderchen aufgegabelt und konnte ihre kindlichen Überzeugungen später in ein religiöses Leben mit nicht weniger Begeisterung und Leidenschaft hinein sublimieren. Und nicht zuletzt wurde sie eine leidenschaftliche Schriftstellerin, die auch entscheidend zur Verfeinerung der spanischen Sprache im siglo de oro beigetragen hat und uns das schöne Taizélied Nichts soll Dich schrecken, nichts soll Dich verwirren geschenkt hat:
Sie kam ja aus adeligem Hause, entschied sich freiwillig für ein tätiges Leben in Armut und hat aus ihrer weltlichen Jugendzeit leckere Aspekte ins Klosterleben hinüber gerettet, stammt doch der Satz wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn, wenn Buße, dann Buße aus ihrer Feder. (Nach: Kastilien: Spaniens magische Mitte. Pincus Lesereisen, vgl. Literaturverzeichnis).
Und will man diese Persönlichkeit in ihrer Tiefe ermessen und als Kind ihrer Zeit verstehen, in der auch wegen der Inquisition das Leben höchst gefährlich war, so lese man ihre Hauptschrift: Die innere Burg , wahrscheinlich das meist gelesene, durchlittene und zerfledderte Buch einer Schriftstellerin der mystischen Epoche.
Übernachten im Palacio und Rittersachen
Unser Hotel in Avila, der Palast des Rittergeschlechts der Pos Velada, lag zentral auf dem Domplatz. Es ist ein alter Adelspalast aus dem 15. Jahrhundert und eine der ersten Adressen der Stadt. Der eisgekühlte überdachte Patio in der Mitte, mit den einladenden Rattansesseln und den über drei Stockwerke umlaufenden Galerien war dieser wegen der Kühle für uns leider nicht benutzbar. Wir hätten uns weiß Gott was für einen Schnupfen geholt. Alles hier im Ritterbau strahlte stolzes kastilisches Selbstbewusstsein aus der Zeit des reinen katholischen Bluts der Altchristen aus. Denn nur der war ein reiner Kastilier, also ein echter Spanier, der eine lange Genealogie katholischen Blutes vorweisen konnte. Also kein Maure, kein Moriske, kein Konvertit, habe er auch noch so innig zur heiligen Jungfrau gebetet. ..."

Erscheint lt. Verlag 25.3.2013
Reihe/Serie Reisetops ; 12
Sprache deutsch
Maße 145 x 215 mm
Gewicht 257 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Reisen Reiseberichte Europa
Schlagworte Essen und Trinken • Estremadura • Extremadura; Reisebericht/Erlebnisbericht • Extremadura; Reise-/Erlebnisberichte • Führer • Kastilien • Kastilien; Reise-/Erlebnisber. • Kultur • Mentalität • Reise • Reisen • Sehenswürdigkeiten • Spanien • Spanien; Führer • Spanier
ISBN-10 3-86040-194-7 / 3860401947
ISBN-13 978-3-86040-194-1 / 9783860401941
Zustand Neuware
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