Mein Blick auf Griechenland
Verlag der Griechenland Zeitung – Hellasproducts GmbH
978-3-99021-006-2 (ISBN)
Athen ist nicht Griechenland und Griechenland nicht nur Krise. Natürlich kommt man um sie nicht herum. Aber wenn jemand wie Dr. Ursula Spindler-Niros mehr als drei Jahrzehnte in Hellas lebt, dann gibt es natürlich viel mehr zu berichten. Auch als Autorin mehrerer Reiseführer und als Journalistin kennt sie sich bestens aus bei Festen, Bräuchen, Essen und Trinken, in Mentalität, Natur und Politik, in der Stadt und auf dem Land. Ihre treffsicheren Beobachtungen werden in den Texten, aber auch durch die 120 Farbfotos in diesem Buch lebendig. Sie nähert sich zwar ihrer zweiten Heimat wie mit einem Blick durch das Kaleidoskop, was wörtlich ja schöne Formen sehen bedeutet. Gleichzeitig beschreibt sie aber auch die Veränderungen, die die komplizierte Gegenwart mit sich gebracht hat. Nach der Lektüre fragt sich der Leser jedenfalls nicht mehr, warum man sich in Hellas mitten im Sommer einen Guten Winter wünscht und weshalb der vermeintlich solide Wohlstand vielen Bürgern im Krisenland plötzlich wie Sand zwischen den Fingern zerrinnen konnte.
Aus dem Inhalt:
Die Gegensätze, die einen anziehen
In der Hauptstadt
Die Farbe Blau
Ein Spaziergang durch die Pláka im Sommer 2012
Vögel der Großstadt
Die Evripídou - duftende Basarstraße Athens
Die Patissíon - eine Straße voller Zahnlücken
Gespräch am Straßenrand
Versuchungen im Bauch der Stadt
Papierflut
Fahrrad-Explosion
Götter, Menschen, Fabelwesen
Wachsoldaten: die Unerschütterlichen
Das Kafeníon
Der Kiosk
Über Land
Die veränderte Stadt
Über die räuberischen Klippen
Ein Athener in Thessaloniki
Jede Insel eine Welt
Nicht an jedem Bahnhof steht ein Parthenon!
Ta Ekklisákia - Die Kirchlein
Sprechende Stühle
Taubenhäuser: Dekorative Türme zwischen Feldern und Weiden
Der Koloss von Rhodos
Auf Rhodos in Zeiten der Wirtschaftskrise
Der Ölbaum und seine Frucht
Die Olive in Antike und Religion
Backhäuser als Küchenhilfe
Der Feigenbaum
Von Eseln und Maultieren
Steine und Mauern
To Chorió mou - Mein Dorf
Das Pantopolíon - kein Tante-Emma-Laden
Rückreise vom Wochenende
Durch das Jahr
Tageszeiten - Apó to proï os to vrády
Vier Jahreszeiten - Tésseris Epochés
Der Granatapfel
Die Mimose
Die Sammelleidenschaft oder: Die Gaben der Natur
Der Adventskranz oder grasgrüne Ostereier
Saisonbedingt - ein besonderer Jahresüberblick
Rund ums rote griechische Ei
Der Osterbraten
Teure Ostern
Die Ballade von den Katzen
Was da kreucht und fleucht
O Ánemos - der Wind
Die Farben des Sommers
Athener Strandleben oder der tägliche Bus zum Meer
Die Jalousie oder: Siesta
Die Zikaden
Ende der Saison
Der Winter ist anders
Die Hesperiden
Vor Weihnachten am Flughafen
Der erste Weihnachtsbaum - Wie aus einer anderen Welt
Und noch einmal Weihnachten - globalisiert
Auf gastronomischer Reise
Regen am Heiligen Abend
Vorweihnachtsstimmung in Zeiten des Notstands
Manches gibt es überall ... und dann doch ganz anders
Das Olivenöl - heute so unentbehrlich wie einst
Wasser und Brot
Die Süßigkeit
Küchenmythologie
Heiß und Kalt bei 37 Grad im Schatten
Saison für edles Gemüse
Last und Lust der Sommerfrucht
Die Píta aus den Zagorachória
Die Pistazien aus Ägina
Zitrusfrüchte
Lesbos: Und zum Oúzo Sardinen
Aale aus Messolóngi
Land und Leute
Unsterbliche Traditionen
Sein und Schein
Ti na kánoume? - Was können wir da machen?
Schöne Hässlichkeit
Grüße und Wünsche
Feierliche Handlungen
Der Namenstag
Die Paréa - Clique oder Gesellschaft?
Der Tanz: Individualkunst in Gemeinschaft
Der Müßiggang
Heimkehr
Von Menschen, Ereignissen und Orten
Kyra-Ànna und ihre Hühner
Unser Freund Nóndas
Das Wasser war viel zu tief
Gemütlicher Sonntag
Von Röcken und Hosen
Die zwei Seiten des Egoismus
In unendlicher Reihe...
Vermeintlich solider Wohlstand
Bildung des Herzens
Das Kafeníon: An dieser urgriechischen Institution entzündeten sich früher, d. h. in den ersten Jahren zunehmenden Fremdenverkehrs nach dem Fall der Diktatur, immer wieder Debatten, die man auch in Reiseführern nachlesen konnte und in denen ein hartnäckiges, aber mittlerweile ausgestorbenes Vorurteil zutage trat: In Griechenland seien Frauen aus den Cafés ausgesperrt und ins Haus verbannt. Der Irrtum beruhte schon auf der Fehlinterpretation, dass das Kafeníon ein Café sei. Das Kafenion war und ist kein Café, sondern das, was man anderswo unter einer Kneipe versteht. Mit einem wesentlichen Unterschied: Es geht dort selten um Alkoholgenuss - allenfalls einen kleinen Ouzo oder einen Tsípouro, einen nur, gönnt man sich -, sondern tatsächlich meist um ein Tässchen - wieder ein einziges - griechischen Kaffee, den Ellinikós, den man beileibe nicht mit dem türkischen verwechseln darf, obwohl er tatsächlich genau dasselbe ist! Im Kafeníon sieht man wirklich selten eine Frau, und wenn, dann ist sie oft die Wirtin. Aber auch junge Männer sind hier rar. Das klassische Kafeníon ist eine Domäne der alten Herren. Hier sitzen sie, zu jeder Tages- und Abendzeit, die Stunden der Mittagsruhe ausgenommen, allein mit der Zeitung, öfter aber in geselliger Runde, spielen Karten oder Távli, diskutieren oder beobachten das Treiben auf der Straße. Deshalb haben die traditionellen Kafenía riesige Fenster ohne Vorhänge: Die drinnen Sitzenden können am Leben draußen teilhaben und die draußen Stehenden können sehen, wer von ihren Nachbarn und Freunden anwesend ist. Dabei ist das klassische Kafeníon der ungemütlichste Ort, den man sich vorstellen kann: Kahle Fenster, schlichte Holztische und -stühle, ein Tresen, hartes Neonlicht, Rauchschwaden selbst noch in Zeiten des Rauchverbots. Natürlich ist die Gemütlichkeit Ansichtssache. Die alten Herren flüchten vielleicht allzu gern aus den mit Spitzendeckchen und Nippes überfüllten Wohnzimmern ihrer Ehefrauen in diese zweckorientierte Kargheit. Und sind mit ihrem Tässchen Kaffee und einem Glas Wasser bei Ihresgleichen - stundenlang. Es ist typisch für Griechenland, besonders auf dem Land, aber auch in der Stadt, in die einst viele vom Dorf hinzugezogen sind, dass Rentner der ältesten Generation fast ihre ganze Zeit im Kafeníon zubringen. Es scheint die einzige Muße zu sein, die sie während ihres Arbeitslebens kennengelernt haben. Inzwischen aber ändert sich das merklich. Nachrückende, in der Großstadt Aufgewachsene haben mehr Interessen für ihre Freizeit entwickelt, und so scheint das eben als charakteristisch beschriebene Kafeníon in Athen langsam auszusterben bzw. seinen Stil zu ändern. Seit einigen Jahren sind neu eingerichtete Kafenía hübscher geworden. Schon über der Tür liest man auf schön bemalten Holzschilden die Bezeichnung Kafeníon, innen sind die Wände mit Bildern geschmückt und wird der Ellinikós nun gern im kupfernen Bríki, dem Stielkännchen, serviert, in dem er auch gekocht wird Aber - dies nur nebenbei - er wird gar nicht gekocht, sondern man sagt: O Kafés psínetai - er wird gebraten, geschmort, was sein langsames, mit Geduld bewachtes, Bläschen über Bläschen gebärendes Köcheln beschreibt, dessen aromareiche Wirkung sich am effektivsten in künstlich erhitztem Meeressand entfaltet. In den nostalgisch auf traditionell gemodelten neuen Kaffeehäusern - ein echtes, angestammtes Kafeníon war und ist wie gesagt nie hübsch - sieht man dann auch jüngere Männer und sogar Paare sowie Touristen! Viel eher handelt es sich bei einer solchen Einrichtung jedoch um eine falsch benannte Cafeteria. Und dorthin gehen seit eh und je auch die Frauen!
Erscheint lt. Verlag | 6.11.2012 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 170 x 240 mm |
Gewicht | 628 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Reisen ► Reiseberichte ► Europa |
Schlagworte | Biografisch • Griechenland; Berichte/Erinnerungen • Griechenland, Krise, Reise, Land, Leute, Brauchtum, Essen, Trinken, Feta, Ostern, Athen, Korfu • Griechenland; Politik/Zeitgeschichte |
ISBN-10 | 3-99021-006-8 / 3990210068 |
ISBN-13 | 978-3-99021-006-2 / 9783990210062 |
Zustand | Neuware |
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