Wildes Paraguay

Zweifellos ist Paraguay ein wildes Land im Herzen eines wilden Kontinents. Den Anden vorgelagert und fern vom Meer liegt Paraguay nicht auf der Route der großen Touristenströme. Doch gerade das birgt eine einmalige Chance. Nirgendwo sonst kann man eine solch grandiose, oft noch unverfälschte Natur bereisen, und das ist sicherlich mehr als nur eine Reise wert. Paraguay ist ein Land der Vielfalt, dessen verschiedene Landesteile sich in allen Aspekten deutlich unterscheiden – unabhängig davon, ob man das Land nun aus geologischer, klimatischer, biologischer oder ökologischer Sicht betrachtet. Obwohl ein Großteil Paraguays im Tropengürtel liegt und der südliche Wendekreis das Land in seiner gesamten Breite in den Departements Amambay, San Pedro, Concepción, Presidente Hayes und Boquerón kreuzt, ist es klimatisch den Subtropen zuzuordnen. Denn das Wettergeschehen ist so vielfältig wie das Land. Sommertage mit Schattentemperaturen von über 45 °C, wie auch Winternächte mit Frostgraden gehören in das landestypische Spektrum. Die Niederschläge sind oft von tropischem Ungestüm, jedoch sehr ungleich verteilt. Der aride Westen erhält auch während der sommerlichen Regenzeit nur an wenigen Tagen das lebenspendende Nass, wohingegen der feuchtere Osten des Landes selbst in der winterlichen Trockenzeit ab und zu von willkommenen Schauern profitieren kann. In der unendlich scheinenden Ebene des Gran Chaco sucht man außer im äußersten Norden am Cerro León und am Cerro Cabrera vergeblich nach irgendeiner Erhebung oder auch nur nach Steinen, denn der Chaco-Boden besteht ausschließlich aus sandigen oder lehmigen Böden. Die östlich des Río Paraguay gelegenen Landesteile sind von den verschiedensten Hügelketten und unzähligen in ihnen entspringenden Flüssen geprägt. In diesen so unterschiedlichen Landschaften mit ihren teilweise extremen Bedingungen beherbergt Paraguay eine Vielzahl von Naturparadiesen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Extreme wie die staubtrockenen und dornenstarrenden Buschwälder des Chaco, die salzverkrustete Landschaft der Salzlagunen und die weitläufigen und nahezu unbesiedelten Sümpfe des Pantanals sind unverfälschte Lebensräume für viele hoch spezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Die Ufer der sauberen Flüsse werden von teil-immergrünen Galeriewäldern gesäumt, in deren verschiedenen Etagen eine grandiose Flora und Fauna zu bewundern ist. In Paraguay gibt es rund 1.300 verschiedene Wirbeltierarten, darunter 170 Säugetier-, 400 Fisch- und 470 Vogelarten, beinahe 170 Reptilien-und 85 Amphibienarten. Viele davon sind endemisch, ganz zu schweigen von den Wirbellosen und der atemberaubenden Vielfalt der Pflanzen. Auch heute werden noch immer neue Arten in Paraguay entdeckt, und so birgt das Land für jeden Besucher Überraschungen. Seit nunmehr drei Jahren produzieren wir die Fernsehserie „Wildes Paraguay (Paraguay Salvaje)“ und bereisen während der Produktion das ganze Land. Für dieses Buch haben wir zehn der schönsten Naturparadiese Paraguays ausgewählt und stellen sie gemeinsam mit ihren typischen Bewohnern vor. Thomas und Sabine Vinke