Die Moselreise

Roman eines Kindes
Buch | Hardcover
224 Seiten
2010 | Originalausgabe
Luchterhand (Verlag)
978-3-630-87343-5 (ISBN)
16,99 inkl. MwSt
Im Zentrum dieses ungewöhnlichen Buchs steht das Tagebuch einer Moselreise, das Hanns-Josef Ortheil als Elfjähriger verfasst hat und das erkennen lässt, wie wichtig für den kleinen Jungen schon das Reisen, die Sprache und das Schreiben waren. Ergänzt wird dieses beeindruckende Dokument, das eine wichtige Weiterführung von Ortheils großem autobiographischen Roman »Die Erfindung des Lebens« (2009) darstellt, durch die Beschreibung derselben Reise, die der Autor Jahrzehnte später unternommen hat. Den Abschluss des Buchs macht eine Erzählung darüber, warum Ortheil in seinem Leben bestimmte Landschaften und Gegenden immer wieder aufsucht.
Auf den Spuren der »Erfindung des Lebens«

Im Zentrum dieses ungewöhnlichen Buchs steht das Tagebuch einer Moselreise, das Hanns-Josef Ortheil als Elfjähriger verfasst hat und das erkennen lässt, wie wichtig für den kleinen Jungen schon das Reisen, die Sprache und das Schreiben waren. Ergänzt wird dieses beeindruckende Dokument, das eine wichtige Weiterführung von Ortheils großem autobiographischen Roman »Die Erfindung des Lebens« (2009) darstellt, durch die Beschreibung derselben Reise, die der Autor Jahrzehnte später unternommen hat. Den Abschluss des Buchs macht eine Erzählung darüber, warum Ortheil in seinem Leben bestimmte Landschaften und Gegenden immer wieder aufsucht.

In seinem im Herbst 2009 erschienenen autobiographischen Roman »Die Erfindung des Lebens« hat Hanns-Josef Ortheil die Geschichte eines in seinen ersten Kinderjahren stummen Kindes erzählt, das sich mit Hilfe der Musik, der Sprache und des Schreibens aus der frühkindlichen Isolation befreit.

Mit der »Moselreise«, der Mitschrift einer Wanderung, die er als Elfjähriger zusammen mit dem Vater gemacht hat, legt der Autor nun ein autobiographisches Dokument vor, das auf eindrucksvolle Weise erkennen lässt, wie der junge Ortheil durch seine danach früh erwachte Obsession für die Sprache und das Schreiben aus dem Stummsein in die Welt fand. Gespiegelt wird diese Mitschrift durch die Beschreibung derselben Reise Jahrzehnte später, und zum »Roman eines Kindes« wird sie durch eine dritte Erzählung, in der Ortheil versucht, zu den geheimen Hintergründen seiner manischen Faszination durch bestimmte Städte und Landschaften vorzudringen.

So führt die Erzähltrias der »Moselreise« den grandiosen Künstlerroman »Die Erfindung des Lebens« fort und gibt faszinierende Einblicke in die Geheimnisse jener frühsten, familiären Bindungen, die einen Menschen lebenslang prägen.

Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Er ist Schriftsteller, Pianist und Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Seit vielen Jahren gehört er zu den beliebtesten und meistgelesenen deutschen Autoren der Gegenwart. Sein Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Thomas-Mann-Preis, dem Nicolas-Born-Preis, dem Stefan-Andres-Preis und dem Hannelore-Greve-Literaturpreis. Seine Romane wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt.

"Ein zauberhaftes Kleinod, das wie aus der Zeit gefallen wirkt". Der Spiegel

„Ein zauberhaftes Kleinod, das wie aus der Zeit gefallen wirkt“.

Die Entstehung der Moselreise

1
Es ist 5.45 Uhr. Wann immer es m glich ist, stehe ich in der Fr he zu dieser Zeit auf. Ich mache mir einen Kaffee und nehme ihn mit in mein Arbeitszimmer. Sp stens gegen 6 Uhr sitze ich an meinem Schreibtisch und beginne zu schreiben. Ich schreibe mit der Hand, ich notiere in einen Tages-Kalender, wie der vorige Tag verlaufen ist, ich notiere, was ich erlebt, mit wem ich gesprochen oder wor ber ich nachgedacht habe.
Diese Notizen zum Verlauf des vorigen Tages werden sp r in ein gro s Skizzenbuch kopiert. In dieses Skizzenbuch kommen dann noch weitere Aufzeichnungen, die ich am Tag zuvor w end der unterschiedlichsten Tageszeiten in kleinen Notizheften, Notizb chern oder auch nur auf losen Zetteln gemacht habe. Alle paar Stunden protokolliere ich, wo genau ich mich gerade aufhalte, oder ich notiere Stichworte zu meinen Lekt ren, oder ich halte einfach nur fest, was ich als N stes vorhabe oder woran ich denke.
Gleichzeitig sammle ich w end eines Tages die unterschiedlichsten Dokumente: Ausschnitte aus Zeitschriften und Zeitungen, Post- und Eintrittskarten, Texte, zu denen ich bei der ersten Lekt re irgendeine Art von innerem Bezug empfinde. Dann und wann fotografiere ich auch: Schnappsch sse von meinen Mahlzeiten, von R en, in denen ich mich bewege, von Menschen, denen ich begegne. Auch diese Dokumente kommen sp r in das gro ormatige Skizzenbuch, sie rahmen die schriftlichen Aufzeichnungen und erg en sie um Bilder, Zeichen und Hinweise.
So entsteht Tag f r Tag ein bunter Teppich aus Schriften und Bildern, es handelt sich um die Architektur eines Tages, um seine Komposition, um die Folge seiner Phasen, Erlebnisse und Atmosph n. Als Ganzes ergeben all diese Architekturen und Kompositionen ein gro s Schreibprojekt, das Projekt meiner Tagesmitschriften, die sich von konventionellen Tageb chern durch ihren protokollierenden Gestus stark unterscheiden. Ich res miere nicht, ich verfolge nicht meine Emotionen und Stimmungen, stattdessen geht es um das Festhalten des Augenblicks, um die Moment-Skizze, um das flackernde Denken und F hlen.
Auf den ersten Blick k nnte man denken, diesem gro n Projekt liegt eine Art Schreibzwang zugrunde. Ich empfinde dieses t iche Notieren und Schreiben aber nicht als einen unangenehmen oder sogar qu nden Zwang, das Schreiben geschieht vielmehr beinahe von selbst, wie nebenher, wie Essen und Trinken, wie Gehen und Sehen. Wenn ich, durch irgendeinen Umstand gezwungen, mit dem Schreiben aussetze, sp re ich das nach wenigen Stunden sofort. Ich werde unruhig, lustlos und streitbar, es ist, als litte ich unter einem Drogenentzug.
Ich brauche das t iche Notieren und Schreiben also lebensnotwendig, ich brauche es seit den fr hen Kindertagen, seither habe ich nicht aufgeh rt, Tag f r Tag notierend und skizzierend zu schreiben. Inzwischen f llen meine t ichen Notate und Skizzen Tausende von schwarzen Kladden.

2
Auf welch seltsame Weise dieses manische t iche Schreiben in meinen fr hen Kindertagen entstanden ist - davon handelt mein autobiographischer Roman Die Erfindung des Lebens . Ich erz e dort von dem jungen Johannes Catt, meinem Alter Ego, der zusammen mit seiner Mutter in einer stummen Symbiose aufw st. Vier S hne hat die Mutter in Kriegs- und Nachkriegszeiten verloren, durch diesen Verlust ist sie mit der Zeit immer sprachloser und schlie ich stumm geworden. In ihrer Hilflosigkeit klammert sie sich eng an den f nften Sohn, den jungen Johannes, der von seinem dritten Lebensjahr an ebenfalls immer sprachloser und schlie ich auch stumm wird. Als er in die Volksschule kommt, wird das Leben f r ihn unertr ich. Er lernt weder sprechen noch schreiben und wird schlie ich von dem besorgten Vater aus der Schule genommen.
F r einige Wochen geht der Vater mit dem hilflosen Kind auf das Land, dorthin, wo er selbst zusammen mit zehn Geschwistern aufgewachsen ist. In der weiten Natur rund um einen gro n Bauernhof ma

Erscheint lt. Verlag 27.9.2010
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 130 x 203 mm
Gewicht 316 g
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Briefe / Tagebücher
Reisen Reiseberichte Deutschland
Schlagworte 20.Jahrhundert • Autor • Buch • Bücher • Der Stift und das Papier • Deutschland • Die Berlinreise • "Die Erfindung des Lebens" • Familie • Mosel • Mosel; Romane/Erzähl. • Reise • Reisebericht • Reisen • Roman • Romane • Schreiben • Schriftsteller • Sprache • Tagebuch • Vater-Sohn-Beziehung
ISBN-10 3-630-87343-X / 363087343X
ISBN-13 978-3-630-87343-5 / 9783630873435
Zustand Neuware
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