Wasser - Kommune - Klima (eBook)
102 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-6331-0 (ISBN)
2.2 Wer hat Vorrang bei der Wasserversorgung?
Kapitelübersicht
1. Wasserwirtschaft in Deutschland
2. Wasserverfügbarkeit und - Entnahme
2.1 Wasserverfügbarkeit in Deutschland
2.2 Wasserentnahme in Deutschland
3. Wassergewinnung,- Nutzung und -Verbrauch
4. Rechtliche, politische und versorgungsseitige Rahmenbedingungen für die Wasserwirtschaft
1. Wasserwirtschaft in Deutschland
Wasser ist die essentielle Grundlage für das Leben auf der Erde. Es ist unverzichtbar für Menschen, Tiere und Pflanzen, um zu überleben. Aus diesem Grund hat die UN am 28. Juli 2010 den Zugang zu sauberem Wasser offiziell als Menschenrecht anerkannt (United Nations 2010). Doch Wasser ist nicht nur lebensnotwendig, sondern erfüllt auch eine Vielzahl anderer Funktionen. Im Haushalt wird es für Hygiene und Reinigung verwendet, in der Industrie dient es als Rohstoff für die Produktion und als Kühl- und Energieträger, und in der Landwirtschaft spielt es eine entscheidende Rolle bei der Bewässerung. Damit eine ausreichende Wasserversorgung gewährleistet und gleichzeitig eine nachhaltige Nutzung der Ressource sichergestellt werden kann, ist eine gut funktionierende und integrierte Wasserwirtschaft von großer Bedeutung. Im internationalen Vergleich verfügt Deutschland über ein gut entwickeltes und reguliertes Wassermanagement (Wackerbauer 2011). Die Wasserwirtschaft umfasst die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser, die sichere Entsorgung von Abwasser, die nachhaltige Bewirtschaftung von Gewässern und den Schutz vor Hochwasser (Bormann et al. 2019). Dabei ist es das Ziel, die Bedürfnisse der Gesellschaft mit dem Schutz der Ökosysteme und der Erhaltung der Biodiversität in Einklang zu bringen. Aufgrund des Klimawandels und der vielfältigen Nutzung von Wasser entstehen auch in Deutschland zunehmend Konflikte um diese kostbare Ressource (BMUV 2023).
2. Wasserverfügbarkeit und -Entnahme
2.1 Wasserverfügbarkeit in Deutschland
Die globale Wassermenge wird auf etwa 1,4 Milliarden Kubikkilometer geschätzt, wie aus einer Schätzung des BMU/UBA aus dem Jahr 2017 hervorgeht. Diese Menge umfasst das Wasser der Meere, das unterirdische Wasser, das Oberflächenwasser und das in Eis und Gletschern gebundene Wasser. Allerdings sind 97,5 % dieses Wassers Salz- oder Brackwasser, das für die meisten menschlichen Bedürfnisse ohne erheblichen Aufwand nicht verwendbar ist. Es gibt seit einiger Zeit Verfahren zur Entsalzung dieses Wassers, z.B. durch Umkehrosmose, wie Glade und Peters (2006) feststellen. Diese Verfahren sind jedoch energieintensiv und produzieren Rückstände wie hochkonzentrierte Salzlauge, die größtenteils ins Meer zurückgeleitet wird und dadurch ökologische Auswirkungen hat. Nur etwa 2,5 % der weltweiten Wassermenge existiert als natürliches Süßwasser. Großteils ist dieses Süßwasser entweder als Eis gebunden (69 %) oder als Grundwasser tief unter der Erdoberfläche vorhanden (30 %). Lediglich 0,3 % davon ist als leicht zugängliches Oberflächenwasser in Flüssen, Seen und Talsperren verfügbar und beläuft sich auf etwa 105.000 km3 (bpb 2017). Wenn diese Menge gleichmäßig aufgeteilt wäre, könnte sie theoretisch den Wasserbedarf von 20 Milliarden Menschen decken. Leider ist dies nicht der Fall. Einige Länder wie Kanada oder Norwegen verfügen über reichlich Wasser, während andere Länder wie Uganda oder Äthiopien unter erheblichem Wassermangel leiden (Piel 2022). Wassermangel liegt vor, wenn entweder die Wasserverfügbarkeit in einem Land unter 1.000 m3 pro Jahr und pro Kopf liegt oder die Wasserentnahme 20 % der erneuerbaren Wasservorräte übersteigt (IPCC 2008). Deutschland wird aufgrund seines gemäßigten humiden Klimas mit häufigem Regen im internationalen Vergleich als vergleichsweise wasserreiches Land angesehen. Das mittlere Wasserdargebot, also die tatsächlich nutzbare Menge an erneuerbarem Grund- und Oberflächenwasser, beträgt in Deutschland etwa 176 Milliarden m3 (UBA 2022). Dies wird aus Niederschlag, Verdunstung sowie Zufluss und Abfluss berechnet (BMU/UBA 2017). In den letzten Jahren gab es jedoch Zeiten wie z.B. 2018, in denen aufgrund geringer Niederschläge und extremer Hitze das Wasserdargebot deutlich unter dem Durchschnitt von 116 Milliarden m3 lag. Durch die Messungen des Geoforschungszentrums Potsdam konnte der Rückgang der Wassermassen in Deutschland quantitativ ermittelt werden. Insgesamt hat Deutschland in den letzten 20 Jahren Wasser im Volumen des Bodensees verloren (DLR 2022). Damit gehört Deutschland zu den Regionen weltweit mit dem größten Wasserverlust.
2.2 Wasserentnahmen in Deutschland
Die Wasserentnahmen in Deutschland sind seit 1991 kontinuierlich zurückgegangen. Im Jahr 1991 betrug die Wassernutzung noch 46,3 Milliarden m3 und machte somit 26,3 % des gesamten Wasserdargebots aus. Bis 2019 ist die Wasserentnahme aufgrund wassersparender Technologien im Industrie- und Energiesektor um etwa 57 % auf 20 Milliarden m3 gesunken, was einem Anteil von 11,4 % entspricht (UBA 2022). Das Verhältnis liegt also weit unter der 20 %-Schwelle und lässt zunächst darauf schließen, dass Deutschland im Durchschnitt keinen Wassermangel hat. Das regionale und lokale Wasserdargebot ist jedoch auch in Deutschland sehr unterschiedlich und wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Dazu gehören die Bevölkerungsdichte, die Industrialisierung und die landwirtschaftliche Flächennutzung.
Im Verhältnis zum verfügbaren erneuerbaren Wasserdargebot in einer Region kann auch Änderungen, wie Verschmutzung durch den Eintrag von Nährstoffen und Chemikalien dazu führen, dass ein Teil der vorhandenen Ressourcen nicht oder nur schwer nutzbar wird (BMU/UBA 2017). Wenn dann noch saisonale Trockenheit und weniger Regen hinzukommen, wie es beispielsweise im Sommer 2018 in Mitteleuropa der Fall war, kann es auch in Deutschland zu vorübergehendem Wassermangel kommen und somit zu Konflikten um die Nutzung dieser Ressource führen (Mühr et al. 2018). Im Vergleich zum Zeitraum von 1881 bis 1910 hat die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge in Deutschland insgesamt um etwa 7 % zugenommen. Dieser Anstieg ist jedoch nicht gleichmäßig über die Jahreszeiten verteilt. Die Winter sind feuchter geworden, während der Regen im Sommer leicht zurückgegangen sind (UBA 2023). Insgesamt wurden in Deutschland seit 2011 einige sehr trockene Jahre beobachtet, einschließlich des Sommers und Frühlings 2022. Dieser Trend führt zu einer Veränderung des Wasserhaushalts und kann einerseits zu starken Hochwasserereignissen und andererseits zu extremer Dürre in den Sommermonaten führen.
3. Wassergewinnung, -Nutzung und -Verbrauch
Die Entnahme oder Nutzung bezieht sich auf die Gesamtmenge an Wasser, die aus Gewässern oder Grundwasser entnommen wird. Der Verbrauch bezieht sich hingegen auf die Menge des entnommenen Wassers, die aufgrund von Verdunstung, chemischer Umwandlung und anderen Gründen verloren geht und nicht weiter genutzt werden kann. Auch die Menge an Wasser, die verschmutzt wird und einer Abwasserbehandlung unterzogen werden muss, wird als Verbrauch gezählt. Ein Beispiel für die Nutzung von Wasser, ohne dass es insgesamt verbraucht wird, ist Kühlwasser. In Deutschland wird das meiste Kühlwasser aus Fließgewässern entnommen und für die Prozesskühlung in verschiedenen Industriebereichen verwendet (UBA 2022). Je nach Art der Kühlung und Verdunstungsrate wird ein unterschiedlich großer Teil des Wassers nach der Kühlung wieder an derselben Stelle dem Gewässer zugeführt. Das Kühlwasser ist oft wärmer und stärker mit Schadstoffen belastet als das zuvor entnommene Wasser, was zu ökologischen Problemen führt (Meyer 2000). Es bleibt jedoch als Menge im gleichen Abschnitt des Gewässers erhalten und stellt somit eine Nutzung der Ressource dar. In einigen Fällen wird Kühlwasser in Deutschland auch aus dem Grundwasser entnommen. Da dieses Wasser nicht an derselben Stelle dem Grundwasser wieder zugeführt wird, wird es als Wasserverbrauch definiert. Auch die öffentliche Trinkwasserversorgung führt das meiste Wasser nach der Abwasserreinigung dem Vorfluter zu, jedoch wurde dieses Wasser an einer anderen Stelle im Wasserkreislauf entnommen, weshalb auch diese Art der Nutzung als Verbrauch gilt.
Abbildung 1: Wasserentnahmen in Deutschland nach Sektoren im Jahr 2019 Quelle: Umwelt Bundesamt 2019
Die Wasserentnahmen in Deutschland werden in verschiedene Sektoren unterteilt, welche ihr Wasser teilweise aus unterschiedlichen Quellen und auf unterschiedliche Weise beziehen oder gewinnen. Zu den einzelnen Sektoren zählen die öffentliche Wasserversorgung, der Bergbau und das verarbeitende Gewerbe, die Energiegewinnung und die Landwirtschaft (BMU/UBA 2017). Abbildung 1 veranschaulicht die Verteilung des 20 Mrd. m3-Nutzungsvolumens in Deutschland. Die öffentliche Wasserversorgung bedient in Deutschland neben den privaten Haushalten auch das Kleingewerbe. Dazu zählen bspw....
Erscheint lt. Verlag | 1.7.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Recht / Steuern ► Allgemeines / Lexika |
ISBN-10 | 3-7597-6331-6 / 3759763316 |
ISBN-13 | 978-3-7597-6331-0 / 9783759763310 |
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