Betriebliche, kulturelle und soziale Integration ausländischer Pflegekräfte - Olivia Prauss, Maja Roedenbeck Schäfer

Betriebliche, kulturelle und soziale Integration ausländischer Pflegekräfte (eBook)

Nicht nur finden, sondern binden - Wie ausländisches und einheimisches Personal nachhaltig zusammenfindet
eBook Download: EPUB
2023 | 2. Auflage
224 Seiten
Walhalla Digital (Verlag)
978-3-8029-5751-2 (ISBN)
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Erfolgreiche Mitarbeiterbindung durch interkulturelles Teambuilding und Integrationsmaßnahmen

Aufgrund des hohen Personalmangels in der Pflege setzen immer mehr Einrichtungen auf die Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland. Mit der Anwerbung allein ist es allerdings nicht getan. Im Fokus steht vermehrt die Integration dieser Kräfte, denn sonst droht eine hohe Fluktuation.

Vielen Personalverantwortlichen in Pflegeeinrichtungen ist dies bewusst, was aber oft fehlt, sind geeignete Werkzeuge, Methoden und Strategien zur betrieblichen, kulturellen und sozialen Integration. Hier hilft das Praxishandbuch Betriebliche, kulturelle und soziale Integration ausländischer Pflegekräfte weiter:

  • Das Aufzeigen von Hürden bei der betrieblichen Integration und das Verstehen interkultureller Unterschiede helfen, von Anfang an Missverständnissen vorzubeugen.
  • Übungen und Fallbeispiele zeigen, wie Gesundheitsunternehmen das interkulturelle Verständnis ihrer Mitarbeitenden fördern können.
  • Tipps und Hinweise zu unkomplizierten Integrationsmaßnahmen unterstützen das Ankommen und die Bindung der ausländischen Pflegekräfte gut zu gestalten.
  • Checklisten helfen, den Stand der bereits getroffenen Maßnahmen realistisch einzuschätzen und weiterzuentwickeln.

Interviews mit Vertretern von Pflegeeinrichtungen, internationalen Fachkräften, Mentoren ausländischer Pflegekräfte, Integrationscoaches und anderen beteiligten Akteuren geben einen breiten Einblick in die Praxis und runden diese Arbeitshilfe ab.



Maja Roedenbeck Schäfer ist seit 2020 als Leitung Strategisches Recruitment bei den DRK Kliniken Berlin tätig. Von 2011 bis 2019 verantwortete sie als Projektleiterin das mehrfach ausgezeichnete Personalmarketing und Recruiting der Diakonie Deutschland.

Nebenberuflich schreibt sie Sach- und Fachbücher. Bei Walhalla erhältlich: 'Generation Z to go für Sozial- und Pflegeeinrichtungen' (2020), 'Wie die Anwerbung von ausländischen Fachkräften gut gelingen kann' (2018) und 'Recruiting to go für Sozial- und Pflegeeinrichtungen (2017). Über ihr Spezialgebiet bloggt sie unter: www.recruiting2go.de.

Seit 2014 ist sie Dozentin u.a. für die Quadriga Hochschule und das Fortbildungsprogramm des WALHALLA Fachverlags. Als Speakerin referierte sie auf den Social Recruiting Days, der Zukunft Personal Europe, dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit und dem Personalmanagementkongress.

Olivia Prauss ist Gründerin und Geschäftsführerin des Personalvermittlungsunternehmens YANGLAO GmbH und context YELLOWS GmbH. Ihr Schwerpunkt ist die Rekrutierung und Vermittlung von asiatischen Pflegekräften nach Deutschland.

Zudem ist sie als interkulturelle Trainerin im Bereich Relocation Trainings für internationale Unternehmen tätig und führt interkulturelle Teambuildings für Firmen und Universitäten durch.

Unser Handbuch als Leitfaden für die Praxis


Das vorliegende Praxishandbuch soll als Leitfaden für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, die Pflegepersonal aus dem Ausland anwerben und beschäftigen, dienen. Die wichtigsten und häufigsten Schwierigkeiten bei der Integration ausländischer Pflegefachkräfte werden beleuchtet und mit Lösungsansätzen hinterlegt. Es gibt zwar in der Literatur verschiedene Werke, in denen spezifische Aspekte aus dem Bereich der Integration bearbeitet werden. Hier sind die Herausforderungen und Lösungsansätze aber erstmals gebündelt und konkret auf die Pflegebranche fokussiert zu finden.

Das Buch soll auf Hürden bei der betrieblichen, kulturellen und sozialen Integration vorbereiten sowie Missverständnissen vorbeugen. Es will Verständnis für kulturelle Unterschiede schaffen und Hilfestellungen für das Management in Gesundheitseinrichtungen, aber auch für Mitarbeiter in Personalabteilungen, für Projektverantwortliche, für ausländische Pflegekräfte und einheimische Pflegeteams geben. Wir werden konkrete Übungen und Methoden vorstellen, mit denen Gesundheitsunternehmen das interkulturelle Verständnis ihrer Mitarbeitenden fördern können. Und wir werden Führungskräften und Projektverantwortlichen Checklisten an die Hand geben, mittels derer sie den Stand ihrer Strategie realistisch einschätzen und diese weiterentwickeln können. Interviews mit Vertretern von Gesundheitseinrichtungen, internationalen Fachkräften, Mentoren ausländischer Pflegekräfte, Integrationscoaches und anderen beteiligten Akteuren geben Einblicke in die Praxis.

Wir haben in diesem Buch eine Reihe unterschiedlicher Übungen und Tipps für die Integration Ihrer ausländischen Pflegekräfte zusammengestellt. Einige Übungen sind als Gruppenarbeit im Team gedacht, damit die Kollegen enger zusammenwachsen, indem sie gemeinsame Herangehensweisen für Probleme erarbeiten. Bedenken Sie bei der Durchführung der Übungen bitte, dass in manchen Ländern und Kulturen Gruppenarbeit und Präsentationen vor Publikum weniger verbreitet sind. Daher gilt es, mit Fingerspitzengefühl vorzugehen.

Ein Beispiel aus der Coaching-Praxis

In einer Gruppenarbeit mit Teilnehmern aus Deutschland und China sollte etwas in der Gruppe gemeinsam erarbeitet und anschließend sollten die Ergebnisse vorgestellt werden. Ein deutscher Teilnehmer wollte durch drängenden Zuspruch erwirken, dass eine chinesische Teilnehmerin das Ergebnis für ihre Gruppe vortrug. Die Chinesin mochte nicht präsentieren, wollte das aber nicht vor der Gruppe zugeben. Mit einer vagen Antwort zog sie sich aus der Affäre. Kurz bevor die Gruppe mit der Präsentation an der Reihe war, verließ die Chinesin den Raum und tauchte erst Stunden später wieder auf. Sie war von der nachdrücklichen Aufforderung abgeschreckt gewesen und hatte sich lieber aus der Gruppenarbeit herausgezogen und die Gruppe gemieden. Das ist für eine Gruppenarbeit mit dem Ziel, enger zusammenzuwachsen, ein wenig wünschenswerter Ausgang. Daher sollten Sie bei der Durchführung von Übungen im Auge behalten, dass die Teams zwar versuchen sollten, alle Personen an Gruppendiskussionen zu beteiligen, dass aber niemand dazu gezwungen werden sollte.

Für die Übungen benötigen Sie Stifte, Papier und ein Flipchart. Sie eignen sich für Gruppen bis zu 15 Pflegekräften, die für die Bearbeitung der Aufgaben in Kleingruppen von drei bis fünf Pflegekräften unterteilt werden. Auf Zeitangaben zu den Übungen haben wir verzichtet. Die Dauer hängt davon ab, wie gerne die Teilnehmer diskutieren und wie sehr ihnen ein Thema am Herzen liegt. Ein wichtiger Faktor ist dabei, das Deutschniveau der Pflegekräfte mit zu bedenken. Wenn das Sprachniveau nicht sehr fortgeschritten ist, müssen die Anleitungen langsam und möglicherweise zwei Mal erklärt werden. Fragen Sie noch einmal nach, ob die Aufgabenstellung klar ist, und stellen Sie sicher, dass etwa Fallbeispiele wirklich verstanden wurden. Wenn Sie mehrere Übungen durchführen, werden Sie nach einer Weile ein gutes Gespür dafür bekommen, wie lange das Team für Übungen braucht.

Und noch ein letzter Hinweis: Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir im Buch auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet, ohne damit jedoch eine Diskriminierung zum Ausdruck bringen zu wollen.

Fallbeispiel 1: „Man darf es nicht so organisieren, wie es für das Unternehmen am einfachsten ist.“

Im Haus der Generationen im bayerischen Wolnzach, einer vollstationären Altenpflege-Einrichtung mit 125 Betten, haben weder die Bewohner noch die Teams Berührungsängste gegenüber ausländischen Mitarbeitenden. Kommt doch ein Drittel der Pflegekräfte und Auszubildenden aus Madagaskar, vom Westbalkan oder aus Tunesien. „Ohne sie wären wir heute mit unserer Pflegeeinrichtung nicht da, wo wir sind“, sagt Inhaber Andreas Röhrich. Im Interview berichtet er über die betriebliche Integration der internationalen Pflegekräfte und entsprechende Maßnahmen. Alles begann vor sechs Jahren mit einem Au-Pair-Mädchen aus Madagaskar, das nicht in die Heimat zurückkehren wollte und stattdessen eine Pflegeausbildung in Wolnzach begann.

Wie kommen deutsche Mitarbeitende und Pflegekräfte aus dem Ausland miteinander klar?

Wir haben eine sehr offene Unternehmenskultur. Natürlich gab es am Anfang, als die ersten dunkelhäutigen Mitarbeiter bei uns ankamen, auf beiden Seiten Unsicherheiten. Aber da haben wir mit intensiven Supervisionen gegengesteuert. Wir haben uns einfach zusammengesetzt und darüber gesprochen. Die Basis bildet die richtige Einstellung der Geschäftsführung: Ich sehe nicht nur die Arbeitskraft der Leute. Ich weiß, dass es ein Geben und Nehmen ist. Ich will etwas von ihnen, also muss ich auch etwas für sie tun. Wir bieten das komplette Unterstützungspaket an: zum Beispiel 40 Personalappartements, in denen die ausländischen Mitarbeitenden wohnen können. Bei Behördengängen schicken wir jemanden mit. Um manches kümmert sich auch unser Dienstleister AVS Forma/AVS Tunisia, z. B. das Thema Anerkennung. Die Tunesier haben alle ein Abitur, das hier als mittlerer Schulabschluss anerkannt werden kann. Die Migranten haben viele Vorteile bei uns und sie wissen das zu schätzen. Nach zwei, drei Jahren erleben wir Leute, die gerne bleiben.

Es gibt keine Abbrecher?

Die magische Grenze liegt meiner Erfahrung nach bei sechs Monaten. Es kommt vor, dass Pflegekräfte aus dem Ausland in dieser Zeit vor lauter Heimweh wieder in die Heimat zurückgehen. Wer es ein halbes Jahr geschafft hat, der ist über den Berg und bleibt.

Wie unterscheiden sich die Bedürfnisse der unterschiedlichen Kulturen?

Pflegekräfte aus dem Ausland haben unterschiedliche Vorkenntnisse. Die Tunesier haben schon ein halbes oder dreiviertel Jahr in der Pflege gearbeitet. Sie wissen, wo sie hinlangen müssen. Dafür ist ihr Deutsch noch sehr schwach. Die Madagassen dagegen haben fünf Jahre lang Deutschkurse im Goethe-Institut in ihrem Heimatland besucht und kommen mit einem sehr guten B2-Niveau hier an. Dafür haben sie keinerlei Pflegeerfahrung, wir fangen mit ihnen bei null an. Wenn ich einen Tipp geben sollte, würde ich sagen: Es ist wichtiger, dass sie schon Deutsch sprechen. Eine gute Pflegeausbildung nach deutschem Standard können wir ihnen hier vermitteln.

Ein weiterer Punkt ist die Religion: Die Tunesier sind muslimisch. Sie suchen Anschluss in der türkischen Gemeinde am Ort. Die Madagassen sind katholisch. Gemeinsam haben sie, dass ihnen der Glaube, der wöchentliche Gottesdienst und der Kontakt zum Pfarrer und zur Gemeinde viel wichtiger sind als den meisten Deutschen. Aber es sind eben unterschiedliche Religionen.

Der dritte Punkt ist das Essen. Zuerst bekamen die ausländischen Fachkräfte dasselbe Essen wie die Bewohner unseres Pflegeheims. Das hat ihnen nicht geschmeckt. Dann haben wir sie gefragt, was sie sich wünschen. Nun kochen wir landestypische Rezepte, zum Beispiel mit Couscous. Wir haben versucht, unsere Senioren dazu zu bringen, das einmal zu probieren, aber keinen Erfolg damit gehabt. Also kochen wir eben getrennt. Man darf es nicht so organisieren, wie es für das Unternehmen am einfachsten ist, sondern man muss es so gestalten, dass alle zufrieden sind.

Auf was muss man bei der Integration der Pflegekräfte aus dem Ausland noch achten?

Unser Ort Wolnzach hat 12.000 Einwohner und liegt recht gut zwischen Ingolstadt mit 120.000 Einwohnern in 35 km Entfernung im Norden und München in 60 km Entfernung im Süden. Das ist eine halbe Stunde beziehungsweise eine ganze Stunde mit Zug. Man muss den ausländischen Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, die Städte zu erreichen. Es gibt einen Bahnhof, aber wir stellen ihnen zusätzlich ein Fahrzeug zur Verfügung.

Wichtig ist auch, dass die ausländischen Mitarbeitenden zwei Ansprechpartner haben: einen Landsmann, der ihre Sprache spricht und ihre Kultur kennt, und einen aus dem Unternehmen. Bei uns sind das – für die Tunesier – Ben Said von AVS Forma/AVS Tunisia und unsere Mentorin hier im Haus. Sie ist seit 20 Jahren bei uns tätig und konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Pflege arbeiten. Da wir schon immer ein...

Erscheint lt. Verlag 22.8.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Recht / Steuern EU / Internationales Recht
Schlagworte Altenpflege • ausländische Fachkräfte • ausländische Pflegekräfte • Ausländisches Management • Betriebliche Integration • Diversity • Fachkräftemangel Pflege • Integration ausländischer Fachkräfte • Integrationsstrategie • Interkulturelle Kompetenz • Interkulturelles Teambuilding • Interkulturelles Training • Internationale Fachkräfe • Internationales Recruiting • Kulturelle Integration • Mitarbeiterbindung • Onboarding • Pflegeeinrichtungen • Pflegepersonal • Recruiting • willkommenskultur
ISBN-10 3-8029-5751-2 / 3802957512
ISBN-13 978-3-8029-5751-2 / 9783802957512
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