Der Suizid im Strafrecht

Die Dissertation beschäftigt sich mit der Sterbehilfe und dem assistierten Suizid. In den ersten Kapiteln werden die §§ 77 und 78 StGB rechtsdogmatisch analysiert, in Beziehung zur allgemeinen Beteiligungslehre nach § 12 StGB gesetzt sowie zueinander und zu anderen Delikten abgegrenzt. Außerdem werden die bis zum 31.12.2021 zulässigen Arten der Sterbehilfe in Österreich, der Patientenwille im Zusammenhang mit der medizinischen Behandlung sowie die Vorsorgevollmacht und die Patientenverfügung dargestellt. Die wichtigsten Urteile des EGMR zur Sterbehilfe werden ebenso umfassend analysiert wie das Urteil des deutschen Bundesverwaltungsgerichts zur Frage der Zulässigkeit des Erwerbs tödlicher Substanzen zur Selbsttötung sowie das Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts zur Verfassungswidrigkeit des § 217 dStGB.
Besonderes Augenmerk wird auf die verfassungsrechtliche Beurteilung der § 77 StGB und § 78 aF StGB. In diesem Zusammenhang werden die beiden hierzu ergangenen Erkenntnisse des VfGH umfassend analysiert. Hierbei nimmt das aktuelle Erkenntnis vom 11.12.2020 eine besonders wichtige Stellung ein.
Darüber hinaus werden die ausländischen Rechtslagen (Deutschland, Schweiz, Benelux-Staaten) zur Sterbehilfe dargestellt - mit dem Ziel, eine Orientierung für eine sachgerechte Novellierung des § 78 StGB (bzw des § 77 StGB) zu finden. Weiters werden die Art 2 EMRK und Art 8 EMRK im Hinblick auf eine Novellierung des § 78 StGB (bzw des § 77 StGB) gegeneinander abgewogen, um anschließend jeweils einen konkreten Reformvorschlag (sowohl zu § 78 StGB als auch zu § 77 StGB und im Zusammenhang mit der zweitgenannten Norm auch zum PatVG bzw zu der in diesem Zusammenhang vorgesehenen Etablierung einer Sterbeverfügung) zu präsentieren, der beiden Grundrechten gerecht werden soll.