Architektenhaftung

Dr. Peter Sohn ist Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht sowie für Versicherungsrecht. Seit über dreißig Jahren beschäftigt er sich als Anwalt, Autor und Referent mit Fragen der Architektenhaftpflichtversicherung. Er ist Vorsitzender der ARGE BauR im DAV sowie Mitherausgeber der Zeitschrift "Baurecht".

Die fachlichen Anforderungen an die Planung und Überwachung von Bauvorhaben steigen stetig – mit ihnen wächst das Haftungsrisiko der Architekten und Ingenieure. Auch das zum 1. 1. 2018 in Kraft getretene Gesetz zur Reform des Bauvertragsrechts, zur Änderung der kaufrechtlichen Mängelhaftung, zur Stärkung des zivilprozessualen Rechtsschutzes und zum maschinellen Siegel im Grundbuch- und Schiffsregisterverfahren wird wohl nicht zu den erhofften wesentlichen Entlastungen zugunsten der Planer und Bauüberwacher führen.
Daher stellen sich gerade für diesen Personenkreis unverändert zwei Fragen: Wie weit reicht die zivilrechtliche Haftung und welche Schäden sind von der Haftpflichtversicherung abgedeckt? Die Antwort hierauf ist allerdings nicht nur für Architekten von Interesse, sondern stellt sich Bauherren, ausführenden Bauunternehmern sowie deren Beratern gleichermaßen.
Sohn widmet sich diesen Fragen in der Zweitauflage seines bewährten Werks „Architektenhaftung, Grundstrukturen in Haftpflicht und Deckung“ und gibt den Lesern einen detaillierten Praxisratgeber an die Hand. Gefällig gelingt es ihm, auf 106 Seiten die wichtigsten Fragestellungen sowohl des Haftpflicht- als auch des Deckungsverhältnisses zu beantworten und die hierbei für die Praxis entscheidenden Punkte hervorzuheben. Berücksichtigung finden insbesondere die mit der Novellierung des Werkvertragsrechts zum 1. 1. 2018 verbundenen Neuerungen, mit denen sich auch erfahrene Praktiker beschäftigen und voraussichtlich so manches neu werden „lernen“ müssen. Sohn überzeugt vor allem mit eingängigen Darstellungen zu verschiedenen Grenzfragen und komplexen, aber zugleich nicht unüblichen Konstellationen, wie etwa der Haftung des Architekten für unzureichende Rechtsberatung, der gesamtschuldnerischen Haftung der Baubeteiligten und verschiedenen Konstellationen der Streitverkündung. Es gelingt ihm jeweils, nicht nur die theoretischen
Aspekte anschaulich darzustellen; Praktiker überzeugt das Werk vor allem mit wertvollen Handlungsempfehlungen für
verschiedene (Prozess-)Situationen. Die entscheidenden Fragen zur der Reichweite des Versicherungsschutzes
lassen sich mit diesem Werk ebenfalls schnell beantworten. Sohn gelingt es auch hier, nicht nur die mitunter komplexen versicherungsrechtlichen Grundlagen zu erklären, sondern darüber hinaus auf die wichtigsten Fallstricke in der
Praxis aufmerksam zu machen. Hierbei helfen zahlreiche Beispiele, die Sohn geschickt in das Werk einbettet und ausführlich erläutert.
Insgesamt spiegelt die Zweitauflage die über dreißigjährige Erfahrung des Autors als Fachanwalt für Bau und Architektenrecht sowie Versicherungsrecht wider und präsentiert sich somit als wertvoller Leitfaden für alle Baubeteiligten, der für den ersten Überblick uneingeschränkt empfohlen werden kann. Einziges Manko aus Sicht des Rezensenten: Fehlende Randnummern und insbesondere ein fehlendes Stichwortverzeichnis erschweren gelegentlich den schnellen Überblick.

Der Rezensent, Dr. Martin Stelzner, ist Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht und Partner am Mönchengladbacher Standort der Kapellmann und Partner Rechtsanwälte mbB. Er ist schwerpunktmäßigim Bau- und Architektenrecht sowie im Bereich der „Versicherung am Bau“ tätig.
Quelle: VersR 2018, Heft 15, S. 914