Fuck Porn! (eBook)

Wider die Pornografisierung des Alltags
eBook Download: PDF | EPUB
2013 | 1. Auflage
176 Seiten
Tectum-Wissenschaftsverlag
978-3-8288-5671-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Fuck Porn! -  Verena Brunschweiger
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Wann haben wir, der Mainstream, die Frauen, eigentlich aufgehört uns aufzuregen? Über nackte Kalendermädels, Eva Herman und die Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt? Wann haben wir, die Problembewussten, resigniert vor der Pornografisierung unseres Alltags? Und: Soll das jetzt für immer so weitergehen? 'Fuck Porn!' schildert in deutlicher Sprache die chronischen Skandale einer noch immer frauenfeindlichen Gesellschaft. Es greift Beispiele der Gegenwart auf, die vorführen: Frauen sind immer noch vor allem als dekorative Objekte interessant. Sie geben sich immer noch mit niedrigerem Gehalt als Männer zufrieden. Sie schweigen und lächeln - immer noch? -, wenn Männer Pornografie oder Strip-Clubs der eigenen Partnerin vorziehen. Mit 'Fuck Porn!' scheucht uns die engagierte Autorin von der Couch der Resignation, auf der wir es uns viel zu bequem gemacht haben. Sie fordert: Frauen dürfen nicht schweigen, wenn die Uhren zurückgedreht werden und die Gesellschaft hinter die feministischen Erfolge der 1960er- und 1970er-Jahre zurückgeworfen wird. Die Autorin prangert Ungerechtigkeiten an und verschont weder die angeblich gleichberechtigte weibliche Sexualität, noch den Arbeitsmarkt oder den Kulturbereich. Sie zeigt Missstände auf, aber auch einen Weg aus der Misere. Ihr Aufruf: Frauen sollten sich wehren! Doch nicht nur die. Denn letztlich müssen wir alle runter von der Couch.

Verena Brunschweiger (Jahrgang 1980) studierte Germanistik und Anglistik in Regensburg. Sie beschäftigt sich wissenschaftlich und auch ganz konkret mit feministischen Anliegen. So ist sie seit 2002 in der SPD vor allem in Sachen Frauenpolitik aktiv. 2007 erschien ihre Dissertation, in der sie aus gendertheoretischer Perspektive literarische und musikalische Werke des Mittelalters und des 19. Jahrhunderts analysierte.

Verena Brunschweiger (Jahrgang 1980) studierte Germanistik und Anglistik in Regensburg. Sie beschäftigt sich wissenschaftlich und auch ganz konkret mit feministischen Anliegen. So ist sie seit 2002 in der SPD vor allem in Sachen Frauenpolitik aktiv. 2007 erschien ihre Dissertation, in der sie aus gendertheoretischer Perspektive literarische und musikalische Werke des Mittelalters und des 19. Jahrhunderts analysierte.

1. Feminismus und Gender Studies


Frauengeschichte im Licht der Gender Studies


Vor dem 20. Jahrhundert gab es bekanntlich wenig zu lachen für die weibliche Hälfte der Bevölkerung. Selbst die adeligen Damen des 19. Jahrhunderts bewegten sich in eng gesteckten Kreisen und waren in der Regel in ihren Entscheidungen und Taten nur bedingt frei. Im 18. Jahrhundert, also zur Zeit der Aufklärung, wurde die Menschheit von großen Philosophen wie Immanuel Kant dazu aufgerufen, sich aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien, das heißt, selbständig zu denken und sich somit zu emanzipieren. Leider galt das nur für eine Hälfte der Bevölkerung – die männliche. Kant und andere Philosophen und Schriftsteller, zum Beispiel Friedrich Christian Daniel Schubart und Joachim Heinrich Campe, zeigen sich zu dieser Zeit wenig überzeugt von weiblichen Fähigkeiten und fordern eine gesonderte, auf ihre Bedürfnisse und ihre reale Zukunft ausgerichtete Erziehung für Frauen. Campe rät seiner eigenen Tochter, ihre Zeit nicht unnütz mit dem Erlernen von Fremdsprachen zu verschwenden, die ihr in ihrer Rolle als bürgerlicher Hausmutter nicht weiterhelfen werden. Nicht nur sinnlos, sondern sogar schädlich könne sich beispielsweise das Französischlernen auf die junge Frau auswirken! Schubart seinerseits macht sich über die »Gelehrten Weiber« lustig, die sich zu Kritikerinnen der Literatur und Kunst aufschwingen wollen – eine Anmaßung, die er unverschämt findet und daher unterbinden möchte.

18. Jhdt. – »Erfindung« des weiblichen Geschlechts

Der Gebärmutter gibt man die Schuld an dem oft irrationalen Verhalten der Frauen, weshalb man letztere auch nicht zum Studium zulassen möchte. Diese Erkenntnis wird von den Medizinern ihren Fachkollegen aus anderen Wissenschaften (wie eben der Philosophie) zur Verfügung gestellt. Einig sind sich die führenden Köpfe der Zeit in ihrer Abwertung des Weiblichen, das sie als grundsätzlich anders und damit leider untauglich für anspruchsvollere geistige Tätigkeiten ansehen. Der neutrale, normale Raum des Wissens ist der des Mannes, der als moderner Mensch auftritt. Oft wird vergessen, dass jahrhundertelang das so genannte Ein-Geschlecht-Modell vorherrschte, wonach die Frau eine Variante eines grundlegenden Typus von Mensch darstellte: nur dass bei ihrem Körper das beim Mann nach außen gekehrte Geschlechtsorgan nach innen gestülpt ist.

Im 18. Jahrhundert aber setzt sich die Aufteilung auf exakt zwei Geschlechter, die ganz unterschiedlich sind, durch. Dies gelang, indem Natur- und Geisteswissenschaften, Bildungssystem und Kultur – allesamt unter männlicher Führung – eng zusammenarbeiteten, um »wissenschaftlich« zu belegen, dass Frauen anders und vor allem weniger wert seien. Angesichts der sich verändernden Gesellschaft war dies notwendig, um die Frauen kontrollieren zu können. Zwar sollte der Bürger jetzt an der Regierungsgewalt beteiligt werden, nicht aber die Bürgerin! Von ihr wünschten sich selbst ansonsten sehr fortschrittlich gesonnene Denker der Aufklärung nach wie vor eine Beschränkung auf die heimisch-häusliche Sphäre. Freiheit und Gleichheit betrafen die Männer und den angestrebten Abbau der starken Schichtunterschiede, nicht aber die Kategorie Geschlecht.

19. Jhdt. – Prägung kultureller Kategorien

Das neue Interesse an einem eigenständigen weiblichen Geschlecht spiegelt sich auch in der Entstehung einer neuen Disziplin – der Gynäkologie. Sie spaltet sich circa 1820 von der Anthropologie ab. Davor hatte man, wie teilweise noch heute, den Mann als Norm im Kopf, wenn man »ganz allgemein« vom Menschen sprach. In den 1860er-Jahren trennt man Sexualität, Fortpflanzung und Biologie, sodass Sexualität und Geschlecht jetzt auch kulturelle Kategorien werden konnten. Es kündigte sich so also bereits die unheilvolle Spaltung der Frauen an, die im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt findet und in der Zweiteilung Hure-Heilige gipfelt. Sexualität ist nicht mehr zwangsweise mit der Reproduktion gekoppelt. Das heißt, es gibt Frauen, die geheiratet werden, mit denen eine Familie gegründet wird und es gibt die andere Gruppe, der alle Unverheirateten angehören und natürlich die, welche man nicht heiraten kann oder will, die Prostituierten beispielsweise. Dazu passt perfekt das Zwei-Geschlechter-Modell, das die leidenschaftslose Empfängnis propagiert, was das Bild der bürgerlichen Frau bestätigt, die (wenn überhaupt) eine eher geistige Auffassung des Sexuellen vertreten sollte.

Noch Ende des 19. Jahrhunderts befinden sich Frauen aufgrund dieser Vorgeschichten in einer Situation, die es ihnen anders als den Männern nicht erlaubt, an allen Lebensbereichen teilzuhaben. Sie haben oft überhaupt keine Wahlmöglichkeiten und werden aufgrund ihrer Herkunft in die Rollen gepresst, die schon ihre Mütter leben mussten. Bürgerliche Mädchen blieben Jungfrau, bis ein nach Bordellbesuchen und anderen unehelichen Beziehungen müder Mann sich ihrer erbarmte und sie vor den Altar führte. Dies heißt nicht, dass er sich danach der Treue verschrieb, im Gegenteil, außereheliche Vergnügungen der Männer waren an der Tagesordnung und auch absolut akzeptiert. Arbeit außerhalb des Hauses kam für die wenigsten Frauen in Frage. Kinder, Küche und Kirche sollten ihre Zeit ausfüllen.

20. Jhdt. – Aufbegehren der Frauen

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber kam die erste Phase der Frauenbewegung. Die so genannten Suffragetten kämpften für das allgemeine Wahlrecht, damit nicht mehr nur männliche Bürger die Politik beeinflussen durften. Nach langem Ringen gewannen diese mutigen Frauen, gegen die teilweise unheimlich brutal vorgegangen wurde. Eine der wichtigsten und bekanntesten Pionierinnen ist Emmeline Pankhurst, die 1903 die Women’s Social and Political Union gründete. Diese Frauenbewegung, die in Manchester begann, praktizierte hauptsächlich gewaltlosen Widerstand. Manche Mitglieder, unter anderem Pankhursts eigene Tochter, griffen aber zu radikaleren Methoden, um sich Gehör zu verschaffen. Sie verübten beispielsweise Anschläge in London. Immer wieder wurden sie inhaftiert, beschimpft, bespitzelt und kriminalisiert. Viele »Rädelsführerinnen« bezahlten ihren Einsatz mit ihrer Gesundheit – physisch und psychisch. Pankhurst war wegen ihrer Hungerstreikaktionen sehr oft in äußerst schlechtem Zustand. Aber der Einsatz zeigte Wirkung: das Parlament in London beschäftigte sich mit der Frage der aufgebrachten Frauen und ab 1918 durften alle Frauen über 30 zur Wahlurne schreiten. Das Anliegen der Suffragetten wurde als Anmaßung und Angriff auf ein Privileg der Männer begriffen. Auch dieses Stigma haftete von Anfang an den Frauen, die sich für ihre eigene Sache engagierten, an: man versuchte sie zu demütigen, indem man ihnen »echte« Weiblichkeit absprach. Diese »Weiblichkeit« sah man darin, zu kuschen und den Zustand zu akzeptieren, in dem sich die Welt befand.

Frauenbildung

Bald sollten Frauen auch studieren dürfen, was im 19. Jahrhundert noch erbittert bekämpft wurde. Man bemühte bis ins 20. Jahrhundert hinein pseudowissenschaftliche Studien, die beweisen sollten, dass das Gehirn der Frauen dazu nicht ausreiche. Diese Studien behaupteten, dass sie durch ein Studium unfruchtbar werden könnten und ähnlichen Humbug.

Dennoch war der Drang von Frauen in die Bildungsinstitutionen unaufhaltsam. Sie eroberten die Universitäten in einem Maße, dass heute sogar ein leichtes Überwiegen der Studentinnenanzahl in Deutschland herrscht. Schon am Beginn des 20. Jahrhunderts also kämpften Frauen aktiv dafür, Dinge tun zu dürfen, die für Männer schon immer eine Selbstverständlichkeit waren. Sie wehrten sich dagegen, sich von Männern in Kategorien pressen zu lassen – Hexe, Hure, Heilige, Heimchen am Herd etc. Sie versuchten, Aspekte abzuschütteln, die im Laufe der langen Jahrhunderte mittels Zuschreibungen von Wissenschaft, Religion und Kultur Teil ihrer Identität geworden waren oder hätten sein sollen – zumindest wenn es nach der Mehrheit der Männer gegangen wäre.

Bestes Beispiel ist hier Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, der die Hysterie als vornehmlich weibliche Krankheit festschrieb. Die Verdrängung des sexuellen Erlebens sei typisch für die weibliche Sexualentwicklung, so Freud, und führe nicht selten zur Hysterie. Die Frauen, die dem bürgerlichen Ideal der reinen, tugendhaften Frau nicht entsprachen, wurden als bedrohliche Hysterikerinnen in Anstalten gesteckt, wo sie zu Untersuchungsobjekten von Psychiatern wurden. Freud sah sie als vom Unbewussten geleitet, ihren Trieben unterworfen und absolut irrational. Die Gender Studies analysieren nun Freud selbst dahingehend, dass seine Angst vor Frauen in Wirklichkeit mit seinen Irritationen aufgrund der modernen Lebenswelt zusammenhing. Seine Vorstellung von Weiblichkeit spiegelt jene Aspekte, die ihm selbst Angst machten. Mit seiner Erfindung der Hysterie als fest umrissenes und vorrangig weibliches Krankheitsbild bewältigte er auch die eigenen Unsicherheiten. Wenn man allen Frauen Hysterie unterstellt, kann man sich als Mann wieder zurücklehnen. Man geriert sich selbst als Rätsel lösender Ödipus, der in der Lage ist, verbindliche Weiblichkeitsbilder zu entwerfen. (Eine Urphantasie ist nach Freud der Inzest wie in der Ödipus-Sage. Dem griechischen Helden wird prophezeit, er werde seinen Vater töten und seine Mutter heiraten. Ihre Hand gewinnt er dadurch, dass er das Rätsel der Sphinx löst.) Freud schreibt ebenso wie sein Schüler C.G. Jung Geschlechterpositionen fest und...

Erscheint lt. Verlag 17.10.2013
Verlagsort Baden-Baden
Sprache deutsch
Themenwelt Recht / Steuern Allgemeines / Lexika
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Schlagworte Feminismus • Frauenemanzipation • Gender • Pornografie • Postfeminismus • Prostitution
ISBN-10 3-8288-5671-3 / 3828856713
ISBN-13 978-3-8288-5671-4 / 9783828856714
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