Carl Schmitt als politischer Philosoph. (eBook)
143 Seiten
Duncker & Humblot GmbH (Verlag)
978-3-428-53399-2 (ISBN)
Hugo Eduardo Herrera (Viña del Mar 1974) ist Professor am Philosophischen Institut der Universidad de los Andes (Santiago de Chile). Er studierte Rechtswissenschaft und Philosophie an der Universidad de Valparaíso, promovierte zum Dr. Phil in 2004 an der Philosophischen Fakultät der Universität Würzburg. Er ist Autor von 5 Büchern und mehr als 20 Aufsätzen über politische Philosophie, Idealismus und kritische Philosophie.
Inhaltsverzeichnis 8
Einleitung 10
A. Schwierigkeiten bei der Auslegung des Werkes Carl Schmitts 10
I. Methodische Haltung 10
II. Nähe zum Nationalsozialismus 18
B. Ist Carl Schmitt als praktischer Philosoph zu verstehen? 20
Erstes Kapitel: Frühe Werke (1912–1927) 24
A. Gesetz und Urteil (1912) 24
B. Der Wert des Staates und die Bedeutung des Einzelnen (1914) 26
C. Theodor Däublers „Nordlicht“ (1916) 32
D. Die Sichtbarkeit der Kirche (1917) 34
E. Politische Theologie (1922) 36
F. Römischer Katholizismus und politische Form (1923) 43
G. Politische Romantik (Vorwort von 1925) 44
Zweites Kapitel: Der Begriff des Politischen (1927–1932) 46
A. Menschliche Bereiche und politische Kriterien 46
B. Kritische Anmerkungen 50
C. Besprechung der Kritiken 57
Drittes Kapitel: Das Recht als Ordnung (1933–1945) 76
A. Vorgeschichte, Geschichte und Rezeption der Theorie der Ordnung 76
B. Dezisionismus 86
C. Normativismus 87
I. Grundlegende Aspekte des Normativismus Hans Kelsens 87
II. Konkretes Ordnungsdenken und Normativismus 91
III. Positive Bestimmung der Theorie der Ordnung 96
IV. Ein verbleibendes Problem 98
Viertes Kapitel: Der Historismus (seit etwa 1945) 103
Schlussfolgerungen 110
A. Ursprünglichkeit des Sinns und Transzendenz 110
B. Eher rationale Rechtfertigungen als Dogmatismus 111
C. Praktische Prinzipien 113
D. Unzulänglichkeit? 115
Literaturverzeichnis 118
I. Werke von Carl Schmitt 118
II. Weitere Literatur 119
Personenregister 128
Sachregister 131
Viertes Kapitel Der Historismus (seit etwa 1945) (S. 102-103)
In der Rezeptionsgeschichte von Schmitts Texten ist verschiedentlich zu hören, dass er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zum Historismus tendiert habe. Nach Helmut Kuhn z.B. sei Schmitt – besonders nach dem Krieg – als Historist zu bezeichnen, weil er den Staat als einen geschichtlichen Begriff, jedoch nicht als ein Wesen (also als eine suprahistorische und universale Struktur) versteht.
Hasso Hofmann meint andererseits, dass Schmitt auf die Frage nach der politischen Ordnung nicht nach den Kriterien der „Wahrheit und Richtigkeit“, sondern nach der existenziellen Angemessenheit an die geschichtliche Situation antworte. Die menschliche Kenntnis sei nach Schmitt durch Raumordnungen und durch die geschichtliche Situation bedingt. Sein Denken entfalte sich bis hin zu der Behauptung der „absolute[n] Kontingenz des menschlichen Daseins mit allen Konsequenzen“, „nämlich der geschichtlichen Bedingtheit des Denkens und der absoluten Geschichtlichkeit von Wahrheit und Recht“.
Im selben Sinne schreibt Heinrich Meier über das Denken Schmitts im Allgemeinen, dass für ihn „das Moralische ,wie alles‘ in dieser Welt geschichtlich sei und geschichtlich verstanden werden müsse: Was für den geschichtlich Handelnden moralisch geboten ist, kann nur aus seiner konkreten Lage heraus entschieden werden“. Das Ziel des schmittschen Denkens „ist nicht die Erkenntnis dessen, was immer gilt, sondern das Handeln, das dem Anruf des geschichtlichen Augenblicks gehorcht“.
Später führt Meier einen Text an, in dem Schmitt erklärt, die politische Entscheidung in der Krise dürfe nicht von jemandem getroffen werden, der nicht Teil der politischen Einheit ist.479 Dieser Text lässt für Meier den Schluss zu, dass Schmitt so etwas wie ein Historist sei. Sein Historismus sei aber merkwürdigerweise auf der dogmatischen christlichen Theologie gegründet. „Was den Historismus Schmitts vom Historismus seiner liberalen Zeitgenossen allein trennt und allerdings trennt, ist Schmitts Glaube“.480 Obwohl die Beachtung des konkreten Situationscharakters bei Schmitt oftmals die Zurückstellung der „allgemeinen Prinzipien“ bedeutet, bleibt doch die Anerkennung eines moralischen übergeschichtlichen Rahmens bestehen.
Es trifft nicht zu behaupten, dass bei Schmitt das Handeln nur aus der geschichtlichen, als empirisch verstandenen Lage heraus zu entscheiden ist.481 Um Schmitts Texte richtig zu verstehen, muss man, wie bereits in der Einleitung erwähnt, auf seine Methode achten. Er will das konkrete Leben in seiner praktischen Lebendigkeit begreifen. Erst später und als Ergebnis der Analyse des Konkreten bestimmt er Prinzipien. Schmitt identifiziert verschiedene geschichtliche Ordnungen, dringt in diese ein und erfasst sie wie von innen heraus, entdeckt aber in ihnen Prinzipien und Bedingungen, von denen manche allgemeingültig sind.
Damit vermag er die Wirklichkeit als Ganzes zu betrachten. Diese umfassendere Betrachtungsweise ist allerdings praktisch. Schmitt stellt genau in diesem Gesamtrahmen praktische Überlegungen an (und entscheidet sich z.B. gegen den Geist des Technizismus). Wenn man sich die in diesem Zusammenhang formulierten Behauptungen ansieht, kann man feststellen, dass Schmitt vom Historismus, so wie dieser üblicherweise verstanden wird, weit entfernt ist.
Erscheint lt. Verlag | 23.11.2010 |
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Reihe/Serie | Beiträge zur Politischen Wissenschaft |
Zusatzinfo | 143 S. |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Geschichte der Philosophie |
Recht / Steuern | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung ► Politische Theorie | |
Schlagworte | Carl Schmitt • Phänomenologie des konkreten Lebens • Praktische Philosophie |
ISBN-10 | 3-428-53399-2 / 3428533992 |
ISBN-13 | 978-3-428-53399-2 / 9783428533992 |
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