Kindesmisshandlung (eBook)
XX, 349 Seiten
Springer Berlin (Verlag)
978-3-642-10206-6 (ISBN)
Nicht nur für Ärzte ist die Konfrontation mit Gewalt ein belastendes und mit Unsicherheiten behaftetes Thema. Das Handbuch liefert geeignete Strategien für den Umgang mit Verdachtsfällen, fundierte Grundlagen für die Diagnose gemäß den aktuellen Leitlinien der pädiatrischen Fachgesellschaften, Antworten auf gesellschaftliche und rechtliche Fragen sowie umsichtige Konzepte für die Intervention und Prävention. Es dient als Ratgeber für Fachleute im Kinderschutz und enthält viele Abbildungen und Tabellen, Merkblätter, Checklisten und Praxistipps.
Title Page 3
Copyright Page 4
Geleitwort des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) 5
Geleitwort des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (DGRM) 6
Vorwort zur 2. Auflage 8
Vorwort zur 1. Auflage 9
Die Autoren 11
Table of Contents 13
1 Einleitung 18
1.1 Die Rolle der Ärzte im Kinderschutz 19
1.2 Epidemiologie und Gesellschaft 21
1.3 Gewalt gegen Kinder in der Geschichte und die Rolle der Medizin im Kinderschutz 21
1.4 Entwicklung des allgemeinen Kinderschutzes 23
1.5 Entwicklung des medizinischen Kinderschutzes 26
Literatur 32
A Körperliche Kindesmisshandlung 33
2 Diagnostik bei körperlicher Kindesmisshandlung und Vernachlässigung 34
2.1 Einführung – Diagnostische Hinweise 34
2.2 Anamnese bei Verdacht auf Kindesmisshandlung 36
2.2.1 Vorgeschichte und Umstände der Verletzungen 36
2.2.2 Medizinische Anamnese 36
2.2.3 Inspektion des Geschehens- bzw. Tatortes 37
2.3 Klinische Untersuchung und Diagnostik 38
2.3.1 Klinische körperliche Untersuchung des Kindes 38
2.3.2 Apparative und Laboruntersuchungen 40
2.4 Aussagekraft (»Spezifität«) von Verletzungen 44
2.4.1 Aussagekraft nicht-akzidenteller Verletzungen (ohne Frakturen) 44
Literatur 45
3 Nichtakzidentelle Kopfverletzungen und Schütteltrauma-Syndrom 46
3.1 Nicht durch Schütteltrauma verursachte ZNS-Verletzungen 47
3.2 Schütteltrauma-Syndrom (Shaken-Baby-Syndrom) 47
3.2.1 Epidemiologie 48
3.2.2 Historische Entwicklung 48
3.2.3 Diagnose, Definition, neurologische Präsentationen 49
3.2.4 Charakterisierung und Intensität des Schüttelns 50
3.2.5 Prädisposition 51
3.2.6 Ursachen, Anamnese, Täter 52
3.2.7 Klinische Symptomatik 52
3.3 Pathogenese, Pathophysiologie, zeitliche Abläufe (»Timing«) beim Schütteltrauma 52
3.3.1 Pathogenese 52
3.3.2 Pathophysiologie 54
3.3.3 Retinale Blutungen 55
3.4 Klinische und radiologische Diagnostik 55
3.5 Differenzialdiagnose retinaler Blutungen und subduraler Hämatome 57
3.5.1 Retinale Blutungen 57
3.5.2 Subdurale Hämatome 57
3.6 Prognose der Hirnschädigung beim Schütteltrauma 58
3.7 Kontroversen, Pseudokontroversen, offene Fragen 59
3.7.1 Wie gesichert ist das Konzept des Schütteltrauma-Syndroms? 59
3.7.2 Widerlegt die »Unified Hypothesis« von Geddes das Schütteltrauma- Syndrom? 59
3.7.3 Kann die Diagnose eines Schütteltraumas überhaupt gestellt werden? 60
3.7.4 Gibt es ein symptomfreies Intervall nach einem signifikanten Schütteltrauma? 60
3.7.5 Führen Stürze aus geringer Höhe zu tödlichen Kopfverletzungen? 60
3.7.6 Wissen Erwachsene, was sie tun, wenn sie ein Baby schütteln? 60
3.7.7 Können Re-Blutungen eine nichtakzidentelle Kopfverletzung imitieren? 61
3.7.8 Ist ein Aufprall/Anprall (»Impact«) des Schädels immer erforderlich, um die Konstellation eines Schütteltrauma-Syndroms zu erzeugen? 61
3.7.9 Beweisen retinale Blutungen ein Schütteltrauma-Syndrom? 61
3.7.10 Ausblick 61
3.8 Therapie, Intervention, Prävention 62
Literatur 63
4 Hautbefunde 65
4.1 Hämatome 66
4.1.1 Epidemiologie 66
4.1.2 Heilungsverlauf, Mehrzeitigkeit 66
4.1.3 Lokalisation, Verteilung, Größe und Häufung 68
4.1.4 Art: Muster, Formung, Größe 70
4.1.5 Assoziierte innere Verletzungen 73
4.1.6 Begleitverletzungen 73
4.1.7 Differenzialdiagnosen Hämatome 73
4.2 Thermische Verletzungen: Verbrühungen, Verbrennungen 76
4.2.1 Verbrühungen 78
4.2.2 Trockene Verbrennungen 81
4.2.3 Differenzialdiagnosen 84
Literatur 85
5 Knochenverletzungen 86
5.1 Überblick und Epidemiologie 86
5.2 Allgemeine Kennzeichen, klinische Konstellationen 87
5.3 Typische Anamnesen und Schutzbehauptungen 88
5.4 Skelettuntersuchungen in Verdachtsfällen 89
5.5 Frakturdatierung 90
5.6 Frakturarten 92
5.6.1 Metaphysäre und epiphysäre Frakturen 92
5.6.2 Periostale Reaktionen 94
5.6.3 Diaphysäre Frakturen 95
5.6.4 Spiralfrakturen 95
5.7 Frakturlokalisation 96
5.7.1 Schädelfrakturen 96
5.7.2 Rippenfrakturen 97
5.7.3 Weitere Frakturen 97
5.8 Differenzialdiagnose 99
5.8.1 Frakturen durch Unfälle 99
Literatur 100
6 Thorakale, abdominelle und HNO-Verletzungen sowie seltene Formen der Kindesmisshandlung 102
6.1 Verletzungen der Hals-, Nasen und Ohrenregion sowie der Zähne und der Mundhöhle 102
6.2 Thorakale und abdominelle Verletzungen 105
6.2.1 Thorakale Verletzungen 106
6.2.2 Intraabdominelle Verletzungen 106
6.3 Spezielle, seltene und ungewöhnliche Formen der Kindesmisshandlung 108
6.3.1 Seltene und ungewöhnliche Manifestationen (Übersicht) 108
6.3.2 Ungewöhnliche Manifestationen körperlicher Misshandlung 109
6.3.3 Ungewöhnliche Manifestationen sexueller Misshandlung 110
6.4 Münchhausen-Syndrom-by-Proxy (MSbP) 110
6.4.1 Epidemiologie und Prognose 110
6.4.2 Kennzeichen 110
6.4.3 Symptome und Warnhinweise 111
6.4.4 Intervention beim MSbP 113
6.4.5 Verdeckte Videobeobachtung– Covert Video Surveillance (CVS) – beim Münchhausen-Syndrom by-Proxy 114
6.5 Absichtlich beigebrachte Intoxikationen 114
6.5.1 Überblick und Kennzeichen 114
6.5.2 Weitere häufiger verwendete Toxine 115
6.5.3 Sog. K.-o.-Tropfen bei sexuellem Missbrauch von Jugendlichen 117
6.6 Genitalverstümmelung, Female Genital Mutilation (FGM) 117
6.6.1 Begründungen bzw. Erklärungen und Arten 118
6.6.2 Komplikationen der Genitalverstümmelung 119
6.6.3 Rechtslage 121
6.6.4 Geforderte Präventionsmaßnahmen 122
Literatur 122
B Sexueller Kindesmissbrauch 124
7 Grundlagen 125
7.1 Einleitung 125
7.2 Definition, Umstände, Folgen 126
7.3 Medizinische Aspekte 127
7.4 Möglichkeiten und Grenzen des medizinischen Ansatzes 129
Literatur 131
8 Anamnese und Untersuchung bei sexuellem Missbrauch eines Kindes 132
8.1 Anamneseerhebung 132
8.2 Medizinische Untersuchung 134
8.2.1 Ablauf der anogenitalen Untersuchung, Positionen und Techniken 137
8.2.2 Labor- und weitere Diagnostik 140
Literatur 140
9 Befunde und Klassifikation 142
9.1 Anogenitale Befunde 142
9.1.1 Grundlagen, Anatomie und Terminologie 142
9.1.2 Hymen – Anatomie und Variationen 144
9.1.3 Klassifizierung von Befunden 148
9.2 Normale und medizinisch anderweitig erklärbare Befunde (Befunde der Klasse Adams I) 149
9.2.1 Genitale Befunde 149
9.2.2 Anale Normalbefunde 152
9.2.3 Weitere medizinisch erklärbare Normalbefunde (Klasse Adams I) 153
9.3 Befunde bei sexuellem Kindesmissbrauch 155
9.3.1 Grundlagen, Entstehung und Heilung von Befunden 155
9.3.2 Genitalbefunde bei Mädchen 155
9.3.3 Genitalbefunde bei Jungen 159
9.3.4 Anale Befunde 159
9.3.5 Aktuelle Studienlage: anogenitale Befunde nach sexuellem Missbrauch 161
9.3.6 Extragenitale Zeichen von sexuellem Missbrauch 162
9.3.7 Befunde unklarer Signifikanz, verdächtig auf sexuellen Kindesmissbrauch (Adams II) 162
9.3.8 Diagnostische Befunde bei sexuellem Missbrauch – Adams III 163
Literatur 165
10 Sexuell übertragbare Erkrankunge nund prophylaktische Maßnahmen 167
10.1 Diagnostik sexuell übertragbarer Erkrankungen 169
10.1.1 Abstrichentnahme bzw. Probengewinnung beim STD-Screening 169
10.1.2 Nachweismethoden 169
10.2 Infektionen im Einzelnen 170
10.3 Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach sexuellen Übergriffen 176
10.4 Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtige sexuell übertragbare Krankheiten 177
Literatur 177
11 Differenzialdiagnosen bei Befunden nach sexuellem Missbrauch eines Kindes 179
11.1 Akzidentelle genitale Verletzungen 179
11.2 Infektiöse Erkrankungen 182
11.2.1 Infektionen mit ?-hämolysierenden Streptokokken 183
11.2.2 Weitere Infektionen oder Infestationen 183
11.3 Hauterkrankungen 183
11.4 Systemische Erkrankungen 184
11.5 Blutungen im Anogenitalbereich 184
11.6 Kongenitale und erworbene strukturelle Veränderungen 185
11.7 Differenzialdiagnose analer Befunde 186
Literatur 186
C Vernachlässigung und emotionale Misshandlung 187
12 Vernachlässigung von Kindern 188
12.1 Hintergrund und Begriffsbestimmung 188
12.2 Mangelnde Fürsorge und Aufsicht 191
12.3 Mangelnde Ernährung und nichtorganische Gedeihstörung 192
Literatur 197
13 Risikofaktoren, emotionale Misshandlung und psychische Folgen von Kindesmisshandlung und Vernachlässigung 198
13.1 Hintergrund 199
13.2 Entwicklungsbedürfnisse von Kindern 199
13.3 Eltern-Kind-Interaktion und -Bindung 200
13.3.1 Erforderliche Fähigkeiten der Eltern 200
13.3.2 Bindungstheorie 201
13.4 Risikofaktoren 201
13.4.1 Problemlagen von Familien 202
13.4.2 »Schwierige Kinder« mit Regulations- und Interaktionsstörungen 203
13.4.3 Elterliche Risikofaktoren 204
13.4.4 Partnergewalt/häusliche Gewalt 206
13.5 Emotionale Misshandlung und emotionale Vernachlässigung 207
13.6 Psychische Folgen von Kindesmisshandlung und Vernachlässigung 209
13.6.1 Neurobiologische Forschungsergebnisse 210
13.6.2 Sozial-emotionale Entwicklungsstörungen in verschiedenen Altersgruppen 210
13.6.3 Folgen körperlicher Vernachlässigung 212
13.6.4 Seelische Folgen sexueller Misshandlung 212
Literatur 214
D Kindstötung 215
14 Grundlagen 216
14.1 Körperliche Vernachlässigung mit Todesfoge 218
14.2 Suizide im Kindesalter 219
Literatur 219
15 Tötung von Neugeborenen und Säuglingen 220
15.1 Tötung unter und unmittelbar nach der Geburt (Neugeborenentötung) 220
15.1.1 Untersuchung der Kindesmutter 221
15.1.2 Untersuchung des Neugeborenen 222
15.1.3 Rechtslage bei Neugeborenentötung 225
15.1.4 Anonyme Geburt und Babyklappen 225
15.2 Tötung von Säuglingen 227
15.2.1 Heimtücke als Mordmerkmal bei der Tötung von Säuglingen 227
Literatur 228
16 Tötung von Kindern 229
Literatur zu Kap. 14–16 230
E Beweissicherung und gerichtliche Verfahren 232
17 Beweissicherung ohne polizeiliche Hilfe 233
17.1 Befunderhebung (Beschreibung, Entnahme von Abstrichen etc.) 234
17.2 Dokumentation und Asservierung 235
17.3 Grenzen der ärztlichen Schweigepflicht 236
17.3.1 Innovative Ansätze 240
Literatur 240
18 Beweissicherung mit polizeilicher Hilfe 241
18.1 Rechtsgrundlagen 241
18.1.1 Ärztliche Untersuchung des Opfers bzw. Kindes 241
18.1.2 Ärztliche Untersuchung eines Beschuldigten 242
18.2 Mitteilung von Befunden mittels Attesten/Gutachten 243
18.3 Übergabe der ärztlichen Dokumentation 243
Literatur 243
19 Kindesmisshandlung und Kindesmissbrauch im Strafgesetzbuch 244
19.1 Körperverletzungsdelikte 244
19.2 Sexualstrafrecht zum Schutz von Minderjährigen 245
19.3 Beihilfe zum sexuellen Missbrauch durch Verschreibung der »Pille«? 254
19.3.1 Minderjährige Patientinne nunter 14 Jahre 254
19.3.2 Minderjährige Patientinnen ab dem 14. Lebensjahr 255
19.4 Tötungsdelikte 256
Literatur 257
20 Gesetzlicher Opferschutz 258
20.1 Zivilrechtliche Schutzmaßnahmen durch die Familiengerichte (Entzug des Sorgerechts, Unterbringung, Auflagen etc.) 262
20.2 Regelungen im Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) – SGB VIII 265
20.3 Bestimmungen in der Strafprozessordnung und zum Opferschutz in Strafverfahren 268
20.3.1 Anhörung des Arztes als sachverständiger Zeuge 276
20.3.2 Benennung und Anhörung eines medizinischen Sachverständigen 276
20.3.3 Prozessrechtliche Optionen: Vertretung des Opfers als Nebenkläger, Verlesen von Aussagen, Videoübertragung etc. 276
20.4 Verfahren in Kindschaftssachen gem. FamFG 278
20.5 Schutzmaßnahmen nach dem Gewaltschutzgesetz (GewSchG) 279
20.6 Hilfe nach dem Opferentschädigungsgesetz (OEG) 280
20.7 Regelungen zum Täter-Opfer- Ausgleich (TOA) 281
20.8 Hilfe für Opfer durch den Weißen Ring 281
Literatur zu Kap. 17–20 281
F Intervention und Prophylaxe 283
21 Intervention und Prävention bei Kindesmisshandlung und Kindesvernachlässigung 284
21.1 Einleitung 284
21.2 Kindeswohl und Elterninteresse 285
21.3 Berufsethik 285
21.4 Elternrecht und Kinderrechte 286
Literatur 287
22 Ärztlicher Umgang mit dem Verdacht auf Misshandlung und Vernachlässigung 288
22.1 Erster Kontakt 288
22.2 Anamneseerhebung 289
22.3 Untersuchung des Kindes 291
22.4 Eröffnung der Diagnose und erste Vorschläge zur Intervention 292
22.5 Intervention im somatischstationären Bereich 294
22.6 Rechtsmedizinische Untersuchungen 296
22.7 Kooperation 296
22.8 Psychosoziale Diagnostik und Intervention 298
Literatur 299
23 Spezielle Einrichtungen des Kinderschutzes 300
23.1 Hilfen für Familien und Kinder 300
23.2 Kinderschutz-Zentren, Kinderschutzgruppen und Beratungsstellen 301
Literatur 303
24 Prävention, Frühwarnsysteme, lokale Netzwerke 304
24.1 Primäre Prävention 305
24.2 Sekundäre Prävention und vorbeugende Beratung 308
24.3 Tertiäre Prävention, Therapie, Rehabilitation 309
Literatur zu Kap. 21–24 310
Anhang 312
I Terminologie und Übersetzungen 313
II Tabellen und Übersichten 315
III Literatur und Leitlinien 320
Bücher 320
Andere Medien 320
Internationale Leitlinien 321
Deutsche Leitlinien 322
IV Wichtige Links 323
Fachgesellschaften 323
Internationale Links 323
Allgemeine Links 324
Medizinische Informationen 325
Rechtliche und kriminalistische Informationen 325
Kinderpornografie im Internet 325
Polizeiliche Meldemöglichkeiten 325
Weitere Ressourcen 325
V Dokumentationsbögen1 326
Stichwortverzeichnis 339
"Diagnostik bei körperlicher Kindesmisshandlung und Vernachlässigung (S. 19-20)
Körperliche Befunde sind zumeist der Ausgangspunkt des Verdachtes auf eine körperliche Kindesmisshandlung. Bei der Diagnosefindung sind sie einer der »härtesten« und im sozio-legalen System best angesehenen Parameter. Die fachgerechte und wissenschaftlich abgesicherte Befunderhebung, Interpretation, Diagnose und Differenzialdiagnose sind elementare Voraussetzungen, um aus einem körperlichen Befund die Diagnose einer Kindesmisshandlung abzuleiten. Diese Diagnose kann weitreichende Folgen haben, wie z.B. die Einbeziehung des Jugendamtes, familienrechtliche Eingriffe (einschließlich der Einschränkung der elterlichen Sorge oder andere Kindesschutzmaßnahmen) oder strafrechtliche Konsequenzen.
2.1 Einführung – Diagnostische Hinweise
Der ärztliche Beitrag und die ärztliche Verantwortung für die Diagnose sowie für das Gelingen einer adäquaten Intervention haben bei der körperlichen Misshandlung von Kindern einen wichtigen Stellenwert im multiprofessionellen Hilfesystem des Umgangs mit Fällen von Kindesmisshandlung. Dies erfordert die Aneignung spezieller Kenntnisse über die biomechanischen und physiologischen Grundlagen nichtakzidenteller Verletzungen und ihrer Abgrenzung von echten Unfällen und weiteren Differenzialdiagnosen.
Terminologie Der für die Kindesmisshandlung häufig synonym verwendete Begriff »Battered child« (Kempe 1962) sollte zugunsten von nichtakzidentelle Verletzung (»Non accidental injury, NAI«) oder Misshandlungsverletzung (»Abusive injury« oder »Inflicted injury«) verlassen werden. Der Begriff »Battered child« skizziert begrifflich nur eine umschriebene Befundkonstellation, die dem heute anerkannten, weiten Spektrum misshandlungsbedingter Befunde nicht mehr gerecht wird.
! Plausibilität des Verletzungsgeschehens Bei der Bewertung einer möglichen Misshandlung ist kritisch die Plausibilität zu prüfen, mit der ein angegebener Mechanismus kausal für die Verletzung oder Verletzungskonstellation sein könnte. Die Diskrepanz zwischen angegebenem Vorfall und dem vorliegenden klinischen Verletzungsbefund ist der Kardinalhinweis auf eine Kindesmisshandlung.
Anamnestische Hinweise
Bei echten Unfällen gibt es nahezu immer eine nachvollziehbare Erklärung des Unfallgeschehens. Bei Misshandlungen von Kindern fehlt sie in etwa 40% der Fälle. Unpassende, unpräzise, vage oder fehlende Erklärungen sind zunächst generell verdächtig. Dies gilt auch für im Verlauf wiederholter Befragungen oder, bei Befragungen durch unterschiedliche Personen, wechselnde Erklärungen, ebenso wenn verschiedene Betreuer sich widersprechende Erklärungen abgeben."
Erscheint lt. Verlag | 15.4.2010 |
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Zusatzinfo | XX, 349 S. 177 Abb., 138 Abb. in Farbe. |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Allgemeinmedizin |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Innere Medizin | |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Pädiatrie | |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Psychiatrie / Psychotherapie | |
Recht / Steuern | |
Schlagworte | Anamnese • Befunde • Diagnostik • Gesprächsführung • Gewalt • Intervention • Kinder • Kindesmisshandlung • Körperliche Kindesmisshandlung • Medizinische Diagnostik • Misshandlung • Recht • Rechtliche Grundlagen • Untersuchung • Vernachlässigung |
ISBN-10 | 3-642-10206-9 / 3642102069 |
ISBN-13 | 978-3-642-10206-6 / 9783642102066 |
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