Neustart für Hunde -  Katrien Lismont

Neustart für Hunde (eBook)

Problemkreisläufe erfolgreich durchbrechen
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2022 | 1. Auflage
128 Seiten
Cadmos Verlag
978-3-8404-6735-6 (ISBN)
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Allzu oft wird ein Hund zu einem 'wandelnden Experiment'. Etliche Methoden werden ausprobiert, es wird viel trainiert, manchmal kommen auch Medikamente zum Einsatz. All das bleibt letztendlich ohne Erfolg, denn diese Hunde haben zwar manches gelernt, aber eines sicherlich nicht: mit dem Leben klarzukommen. Die verzweifelten und frustrierten Hundehalter stehen oft kurz davor zu kapitulieren und sich entweder mit dem Problem und ihrem gestressten Hund zu arrangieren oder ihn abzugeben. Dieses Buch zeigt einen neuen Ansatz auf, bei dem das eigentliche Problemverhalten zunächst einmal bewusst außen vor bleibt. Es geht zunächst darum, den Hund ganzheitlich zu betrachten: Wie liegt, sitzt, geht und steht er? Was kann er, was tut er und was meidet er? Bei den ersten Maßnahmen ist eine aktive Beteiligung des Hundes in aller Regel noch nicht notwendig. Ziel ist im wahrsten Wortsinn ein 'Reset': Indem wir für mehr Wohlbefinden, mehr Entspannung und einen insgesamt besseren Allgemeinzustand sorgen, kann der Hund zur Ruhe kommen. Durch besser abgestimmtes Futter, mehr Schlaf, weniger Stress, weniger Angst und vieles mehr entsteht Stück für Stück eine Basis, auf der erfolgreiches Training aufbauen kann. Der Neustart wird endlich möglich!

Katrien Lismont betreibt die Hundeschule DOGood in Bretzfeld bei Heilbronn. Sie ist Tellington TTouch Practitioner (P2), zertifizierte BAT-Instruktorin und Cumcane®- Trainerin. Sie bietet Verhaltenstraining sowie Erziehungs- und Beschäftigungskurse an. Dabei kombiniert sie das Markertraining mit Elementen aus der Tellington-TTouch®- Methode und einer ganzheitlichen Begleitung des Mensch-Hund-Teams.

DER RESET

Eine Reset-Taste für Hunde wie bei elektronischen Geräten, um alles auf null zu setzen und dann neu hochzufahren – das wäre praktisch, aber es ist wohl jedem klar, dass dies bei Lebewesen nicht funktioniert. Ich meine mit Reset, dass wir alle Funktionen des „Systems Hund“ einzeln überprüfen und in diversen Vorgängen optimieren, sodass diese wieder geschmeidig ineinandergreifen können. Denn unsere Hunde bestehen nicht nur aus dem Verhalten, das uns stört. Wenn man genauer hinschaut, gibt es viel mehr Facetten, die alle einen Einfluss auf das Wohlbefinden, das Leben, die Körperfunktionen und auf die emotionalen Befindlichkeiten haben. Reset bedeutet für mich: Jeder Stein wird umgedreht und nicht nur betrachtet, sondern auch bearbeitet oder zumindest positiv beeinflusst.

Die systematische Vorgehensweise, die ich hierfür empfehle und später in diesem Buch detailliert vorstelle, ist die „DOGood Feelgood Matrix“. Denn es sind oftmals viele kleine Ursachen, die das Fass zum Überlaufen bringen, aber unserer Aufmerksamkeit entgehen. Bevor wir zur Matrix kommen, schauen wir uns zunächst genauer an, wie Probleme überhaupt entstehen.

Die Kerzenanalogie: Wenn sich Stressoren häufen

Die „Kerzenanalogie“ ist ein wunderbares Bild der Tellington TTouch® Instruktorin Edie-Jane Eaton, um zu verdeutlichen, was passiert, wenn sich Stressoren häufen. Ich danke ihr von ganzem Herzen dafür, dass sie mir erlaubt hat, ihre Idee in entsprechend angepasster Form in mein Buch einzubauen.

Die erste Abbildung zeigt eine Schüssel mit Wasser, die einen Organismus symbolisiert. Das Wasser wird in blauer Farbe dargestellt. Es hat eine optimale Temperatur, was bedeutet, dass es kühl, still und klar ist. Der Organismus ist gesund und hat ideale Lebensumstände. Unter der Schüssel befinden sich Kerzen: hier in etwas größerem Abstand zum Boden der Schüssel eine kurze dicke Kerze und eine etwas längere schmale Kerze. Kurz steht für einen Stressor, der nur kurz vorhanden ist, lang für einen, der länger anhält. Auf den Hund übertragen bedeutet das: Bei diesem Hund ist alles im Lot. Es gibt wenig Gründe für Stress, und wenn doch einmal ein Stressor einwirkt, hat der Hund anschließend genügend Zeit, sich davon zu erholen. Die kurze dicke Kerze könnte für das tägliche Vorbeigehen an einem Garten stehen, in dem ein Hund fürchterlich am Zaun tobt. Dies stört unseren Hund in dem Moment sehr und er reagiert heftig darauf, aber sobald der Garten hinter uns liegt, ist der Spuk vorbei. Die schmale und etwas längere Kerze könnte für eine leichte Allergie oder Unverträglichkeit stehen, die nach jeder Mahlzeit auftritt, also mindestens zweimal täglich. Auch diese Unannehmlichkeit hat jedoch noch ein Ausmaß, mit dem der Hund zurechtkommt, ohne dass sein Verhalten oder sein allgemeines Wohlbefinden leidet. Es ist alles in Ordnung und unauffällig. Die Kerzen brennen zwar, erhitzen das Wasser jedoch nicht so stark, dass die optimale Temperatur maßgeblich beeinflusst wird.

Die Kerzenanalogie

Abb. 1: Hier ist alles in Ordnung. Die von Kerzen symbolisierten Stressoren wirken sich nicht nachhaltig negativ auf den Organismus (Schüssel mit Wasser) aus. (Abbildung: Archiv Lismont)

Abb. 2: Die Stressoren beginnen überhandzunehmen, und der Organismus reagiert merklich. (Abbildung: Archiv Lismont)

Abb. 3: Hier ist die Stressbelastung viel zu hoch. Der Organismus kann sie nicht mehr bewältigen – das Wasser kocht über. (Abbildung: Archiv Lismont)

Auf der zweiten Abbildung sind zwei Kerzen hinzugekommen. Links eine sehr dicke und lange Kerze, deren starke Flamme bis direkt unter die Schüssel reicht, und rechts eine mittellange, ebenfalls dicke Kerze. Die linke Kerze könnte für eine anhaltende Krankheit des Frauchens stehen, die zur Folge hat, dass der nette, aber eher fremde Nachbarsjunge die täglichen Spaziergänge mit dem Hund übernimmt. Bei diesem ist nun alles anders: Es gibt keinen Freilauf, Begegnungen mit anderen Hunden werden nicht so gut gemeistert, die Suchspiele unterwegs fehlen und der junge Mann geht ungeschickt mit der Leine um. Die rechte dicke Kerze steht für längere Zeiten, in denen der Hund nun allein bleiben muss, weil Frauchen im Krankenhaus ist. Das ist er nicht gewohnt und er leidet unter der Trennung. Beide Kerzen symbolisieren also Stressoren, die sich deutlich auf das Allgemeinbefinden des Hundes auswirken. Das Wasser wird wärmer und unruhiger. Es ist davon auszugehen, dass der Hund erste Anzeichen von entgleisendem Verhalten zeigt. Weil auch die Menschen im Umfeld gerade überfordert sind, werden diese Anzeichen womöglich gar nicht wahrgenommen.

Auf der dritten Abbildung sehen Sie, dass das Wasser mittlerweile regelrecht tobt. Es kocht über, ist sehr unruhig, trüb und in Rot abgebildet. Hinzugekommen sind zwei weitere Kerzen: eine enorm dicke und lange sowie eine dicke und mittellange. Erstere könnte einen ernsthaften Beißvorfall bei einer Gassirunde darstellen: Der Hund war angeleint, wurde von einem fremden Hund angegriffen und so heftig gebissen, dass er in der Tierklinik behandelt werden musste, mit allem, was damit verbunden ist – Schock, tierärztliche Behandlung in fremder Begleitung, Narkose, Eingriff, Schonkragen, Schmerzen. In der Folge muss der Hund beobachtet werden und kann tagsüber nicht mehr allein im eigenen Zuhause bleiben. Deshalb kommt er in eine auswärtige Betreuung, die ihm komplett unbekannt ist. Für diesen Stressor steht die zweite neue Kerze auf der Abbildung.

Man kann sich leicht vorstellen, dass diese Häufung von Veränderungen, Konflikten und Beeinträchtigungen dem Hund zusetzt. Meine für die Kerzenanalogie gewählten Beispiele sollen möglichst deutlich zum Ausdruck bringen, wie sich Stressoren ansammeln und das „System Hund“ zum Überkochen bringen können. In der Realität kommt es individuell auf den Hund an, welche Stressoren er als stark oder schwach empfindet. Es gibt sicherlich Hunde, denen eine längere Trennung zunächst keine Probleme bereitet, die aber eine Futtermittelunverträglichkeit oder Begegnungen mit Hunden hinter einem Gartenzaun als ausgesprochen belastend empfinden. Für so manchen sensiblen Hund hätte eventuell bereits eine zusätzliche Kerze gereicht, um zur Explosion zu führen. Mögliche Stressoren müssen daher bei jedem Hund neu bewertet und eingeschätzt werden. Das ist die Aufgabe des Verhaltenstrainers in enger Zusammenarbeit mit dem Hundehalter.

„EGAL OB DER HUND ETWAS TUT, ETWAS ANDERS MACHT, ETWAS GAR NICHT MACHT: HINTERFRAGT ES. HINTERFRAGT ALLES, NUR NICHT DEN HUND, DENN ER HAT IMMER RECHT.“

Sarah Fisher, Tellington TTouch Instructor, UK

Die Kerzenanalogie in der Praxis

Wie lässt sich die Kerzenanalogie auf den Alltag übertragen? Zunächst gilt es, alle Kerzen zu erkennen und zu definieren: Sind sie lang oder kurz, dick oder dünn? Sehen Sie sich den Alltag Ihres Hundes hierfür genau an: Welches sind die Momente, die Nerven kosten, in denen das Verhalten laut und stark wird? Wann lässt sich der Hund nicht auf eine Kooperation ein? Möchte er zum Beispiel sein Brustgeschirr nicht anziehen, sich die Pfoten nicht abtrocknen lassen, nicht ins Auto einsteigen, beim Gassigehen nicht weiterlaufen, das Haus nicht verlassen, kein Sitz machen, keine körperliche Nähe zulassen …? Wie frisst er sein Hauptfutter, wie ist seine Verdauung? In welchen Situationen hilft er sich durch schnelle, kopflose und/oder unkoordiniert wirkende Bewegungen? Hat er Schwierigkeiten mit dem Treppenlaufen, drückt er sich schnell durch Türöffnungen oder schmale Durchgänge oder an Menschen vorbei? Machen ihn glatte Böden unsicher? In welchen Situationen entgleist das Verhalten dermaßen, dass Sie nicht weiterwissen? Überlegen Sie bei all diesen Momenten, welche Art von Kerze für sie stehen könnte, und überlegen Sie auch, wie Sie diese Stressoren, ob groß oder klein, lindern oder auflösen können. In den seltensten Fällen knirscht es nämlich an nur einer Stelle im Leben des Hundes, und die Wassertemperatur in unserer Analogie lässt sich bereits abkühlen, also positiv beeinflussen, wenn es Ihnen gelingt, auch nur eine Kerze zu löschen oder zumindest zu verkleinern. So kann man Kerze für Kerze vorgehen, um den Alltag so zu gestalten, dass das problematische Verhalten schwächer wird und sich reguliert.

Verhalten wird oft erst dann laut und deutlich, wenn die subtilen Zeichen längere Zeit nicht beachtet wurden. (Foto: Archiv Lismont)

Manche Hunde flüchten sich ins Buddeln. Es gilt herauszufinden, warum sie dieses Verhalten so dringend brauchen. (Foto: Archiv Lismont)

Selbstverständlich lässt sich nicht jeder Stressor leicht und auf Anhieb erkennen und beeinflussen. Es geht letztendlich um eine ausgewogene Kombination von Managementmaßnahmen und Training. Auf...

Erscheint lt. Verlag 16.9.2022
Sprache deutsch
ISBN-10 3-8404-6735-7 / 3840467357
ISBN-13 978-3-8404-6735-6 / 9783840467356
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