Sechs Räder für ein Halleluja -  Felix Büter

Sechs Räder für ein Halleluja (eBook)

Mit dem Drahtesel den Jakobsweg erfahren

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
296 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-4842-6 (ISBN)
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Sechs teils schon ergraute Radler werfen sich ins Abenteuer und machen sich mit ihrem Drahtesel auf den Weg. Von der Haustür in Ahaus, im westlichen Münsterland aus starten sie mit riesigem Respekt, eine 2.600 Kilometer lange Tour durch die Niederlande, Belgien und Frankreich und anschließend durch Spanien auf dem berühmten Camino Frances. Bei teils widrigen Wetterverhältnissen, Hitze und Kälte, schneidigem Gegenwind folgen sie durch blühende Landschaften und urbane Städte, über schneebedeckte Berge den Millionen Pilgern aus aller Welt, die seit mehr als tausend Jahren nach Santiago de Compostela und weiter bis Finisterre aufgebrochen sind. Mit Sattelfestigkeit und Pedaltreue überwinden sie Erschöpfung und Aufgabegedanken. Und Gott? Am Ende stellen sie fest, dass Radpilgern etwas anderes ist als nur Radwandern. Der Autor erzählt unbefangen und manchmal augenzwinkernd von religiösen Stätten mit ihren Geschichten und Legenden, Wegeerfahrungen in der Gruppe und emotionalen Begegnungen mit Einheimischen und Pilgern. Er gibt Radwanderern Tipps. Das Buch soll die außergewöhnliche, entschleunigende Kraft einer solchen Reise vermitteln und all diejenigen ermuntern, die sich noch nicht selbst auf den Weg zum Grab des heiligen Jakob gemacht haben.

Felix Büter, 1959 geboren, ist ehemaliger Bürgermeister seiner Heimatstadt Ahaus mit 40.000 Einwohnern im westlichen Münsterland. Nach einer Ausbildung und Studium und 30-jähriger Tätigkeit, bei einer großen deutschen Krankenkasse, hatte er dieses Amt 11 Jahre inne. Felix Büter engagiert(e) sich vielfach ehrenamtlich in Politik, Sport, Katastrophenschutz und Kirche und ist begeisterter Radfahrer. Bereits mehrere längere Radreisen führten ihn nach Wien, Verona und Berlin. Die Schilderung seiner Reise nach Santiago de Compostela ist sein Erstlingswerk als Buchautor.

Sonntag, 22. April 2018 – Ahaus-Baarlo (NL)


„Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken sein; sanft falle Regen auf deine Felder und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein.

Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand; und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand. Führe die Straße, die du gehst immer nur zu deinem Ziel bergab; hab´, wenn es kühl wird, warme Gedanken und den vollen Mond in dunkler Nacht“…….

Sechs Männer stehen in der Nähe ihrer Fahrräder auf der Einfahrt meines Einfamilienhauses im münsterländischen Ahaus und singen gemeinsam aus voller Kehle dieses katholische Kirchenlied. Sicher nichts für eine Bewerbung zur Aufnahme im Gefangenenchor. Der eine oder andere schiefe Ton wird aber von der begleitenden Gitarrenmusik von Birgit Levi schön geglättet. Toll, dass sie, eine gute Freundin von Hermann Kühlkamp und mir, zusammen mit Franz-Josef Große-Berg, einem jahrelangen Begleiter, heute am Sonntagmorgen schon so früh aus dem Bett gefallen ist, um uns gemeinsam mit unseren Ehefrauen zu verabschieden.

Das Team:

Hermann Kühlkamp, 64, mit seinen 172 Zentimetern der Kleine, ist sicher der Radfahrfreak unter uns. Mehrmals wöchentlich ist er mit seinem Trekking- oder Rennrad unterwegs. Jedes Jahr unternimmt Kühle – wie ihn viele nennen - meistens mit seiner Frau Maria größere Touren. Gemeinsam waren sie schon in Verona, Santiago und selbst Rom.

Hermann Lefering, 63, 187 Zentimeter groß, der Zügige, sorgt mit seiner niedrigen Trittfrequenz in einem hohen Gang zumindest im flachen Gelände für überdurchschnittliches Tempo.

Josef „Jupp“ Terbeck, 63, bringt bei seinen 180 Zentimetern zwar etwas mehr Gewicht auf die Waage, ist aber dennoch der Zähe, den man so schnell nicht aus dem Sattel holt.

Josef Witte, 52, 185 Zentimeter groß, der „neue Unbekannte“, bislang begeisterte Rennradfahrer, versucht sich zum ersten Mal an einer über Wochen gehenden Tour.

Bernold Leuker, 49, 175 Zentimeter groß, der Benjamin und Schwager von Kühle, wegen seiner lockigen Haare auch „Locke“ genannt, will trotz geringerer Erfahrung unbedingt dabei sein.

Und dann bin da noch ich, Felix Büter, 59, 189 Zentimeter, für den die Tour nach Santiago ein Lebenstraum ist. Ob das schon vor mehr als 45 Jahren meine Freunde gewusst haben, als sie mich Felice (nach dem berühmten Radrennfahrer Felice Gimondi) genannt haben?

Sechs Männer, die eigentlich nicht im echten Sinne des Wortes nach Santiago de Compostela pilgern wollen, sondern eher eine besondere sportliche Herausforderung annehmen. Sich auf einen Weg machen, den schon viele unternommen haben. Wir wollen die Erfahrung machen, was eine solche Reise mit uns macht, mit dem Team, mit jedem Einzelnen. Natürlich bin ich auch sehr gespannt zu erleben, welche Spiritualität diese Reise auf mich ausübt.

Das wird nicht bei allen gleich sein. Während Hermann Lefering und ich uns durchaus als gläubige praktizierende Christen sehen, die zwar nicht jeden Sonntag, aber doch regelmäßig zum Gottesdienst gehen, ist der Bezug zum praktizierenden Glauben und insbesondere zur Kirche bei den anderen weniger stark.

Und dennoch haben wir bei der Vorbereitung gesagt: „Wenn wir schon auf einem der bekanntesten Pilgerwege der katholischen Kirche unterwegs sind, wollen wir doch zumindest den Grundstein dafür legen, dass diese Reise etwas mit unserem eigenen Glauben zu tun hat.“

Bild 1: Pilgerausweis – Kathedrale von Santiago - Gütiger Jakobus. Weiter! und Höher! Gott steh uns bei – Das Grab des Apostels, Ziel der Jakobswallfahrt.

So hat Josef Witte uns im Vorfeld von der deutschen Jakobusgesellschaft in Aachen einen Pilgerausweis besorgt und Hermann uns mit der „Muschel“ ausgestattet. Früher war sie ein Zeichen der heimkehrenden Pilger, ein wenig zu vergleichen mit den Palmenzweigen der Jerusalempilger. Und heute? Wir sind ja noch nicht einmal weg. Heute ist sie eher ein Hinweis auf den Pilgerstatus. Man sieht sie jedenfalls schon überall auf dem Weg. Und bei uns an den Lenkradtaschen der Fahrräder.

Auch unser Diakon Josef Korthues ist heute Morgen gekommen. Zwischen seinem Frühschwimmen und einem später noch anstehenden Gottesdienst hat er mit seinem Fahrrad bei uns haltgemacht. Ein ungewöhnlicher Kirchenmann. Als Seelsorger ist er ganz dicht bei den Menschen, auf allen Kanälen. Dass er auf Facebook mehr als 2000 Freunde hat, sagt einiges über ihn aus. Weil wir uns gut verstehen, gehöre auch ich dazu.

Schon im Mittelalter sind die Pilger von ihrem Ortspfarrer mit einem besonderen Segen auf die Pilgerreise verabschiedet worden. Damals war es ja – im Gegensatz zu heute – eine Riesensache, große Entfernungen zu überwinden, durch größere Städte und einsame Gegenden zu wandern, lange fort zu sein, fremde Sitten und Gebräuche zu erleben.

„Klar komme ich, Felix“, hatte Josef mir versichert, „um eure auch jetzt noch besondere Reise über eine Strecke von nahezu 2.500 Kilometern unter Gottes Segen zu stellen.“

Jetzt steht er, ein geistliches Buch in der Hand, in andächtiger Atmosphäre mitten zwischen uns: „2500 Kilometer auf dem Fahrrad, nicht mit Rotwein und Französin, sondern strampelnd. Was kann da unterwegs nicht alles passieren? Viel Schönes, viele nette Leute, aber auch Unwägbarkeiten, große Anstrengungen.

Und da bitten wir um den Segen des Herrn: Gott, du hast deinen Knecht Abraham auf allen Wegen unversehrt behütet. Du hast die Söhne Israels auf trockenem Pfad mitten durch das Meer geführt. Durch den Stern hast du den Weisen aus dem Morgenland den Weg zu Christus gezeigt. Geleite auch die hier versammelte Truppe, sechs gestandene Männer, nach Santiago de Compostela, um deine Gegenwart zu erfahren, mehre ihren Glauben, stärke ihre Hoffnung und erneuere ihre Liebe. Schütze sie vor allen Gefahren und bewahre sie vor jeglichem Unfall. Führe sie glücklich ans Ziel ihrer Fahrt und lass sie unversehrt zurückkommen nach Hause. Gewähre ihnen schließlich, dass sie das Ziel ihrer Pilgerschaft erreichen. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.“

„Amen“.

Bild 2: Mit Gottes Segen und guten Wünschen unserer Lieben ins Ungewisse

Puh. Dieser Sonntagmorgen hat schon früh um 07.30 Uhr für einen emotionalen Moment und glasige Augen gesorgt. Einmal kurz schütteln und dann kann es los gehen. Weil wir heute unterwegs nicht einkaufen können – die Geschäfte haben geschlossen - hat Hermann Kühlkamp (Kühle) für uns alle ein Lunchpaket zusammengestellt. Das ist schnell verstaut. Die Drahtesel sind gesattelt. Wir sind soweit. Ein Abschiedskuss von der Lieben, auf ein Wiedersehen in vier Wochen, verschwinden wir mit einem letzten Wink hinter der nächsten Ecke.

Die vier „älteren“ Herren unter uns haben alle eines gemeinsam. Sie haben über mehrere Jahrzehnte hinweg, überwiegend in leitender Funktion, für die Stadt Ahaus gearbeitet. Und alle vier sind inzwischen seit zwei bis drei Jahren zu Hause. Ausgeschieden, weil sie in die Freistellungsphase der Altersteilzeit gegangen oder wie ich zu einer weiteren Wahl als Bürgermeister nicht mehr angetreten sind. Kühle ist zudem auch ein guter Freund von mir. Politisch und beruflich waren wir ein klasse Team. Oft stand er mir hilfreich zur Seite, war mir in kniffligen Situationen ein echter Helfer.

Zwei längere Radreisen haben wir Vier im letzten und vorletzten Jahr schon gemeinsam unternommen. Wo das Herz von voll ist, da läuft der Mund bekanntlich von über. Dadurch ergaben sich die Anfragen von Locke (Bernold Leuker) und Josef Witte, dessen Freund, ebenfalls mit dabei zu sein. So ergänzen die beiden Youngster das Team.

Der erste Tag steht ganz im Zeichen einer Fahrt durch das uns bekannte Münster- beziehungsweise Rheinland. Schließlich sind wir hier sehr häufig, wie man bei uns sagt, auf Pättkestour unterwegs. Pättken ist ein plattdeutscher Ausdruck und bedeutet Weg. Die Infrastruktur an Fahrradwegen durch die Natur und auf Wirtschaftswegen ist hier sehr gut. Heute bewegen wir uns allerdings entgegen der sonstigen Gewohnheit überwiegend auf Fahrradwegen entlang von Straßen. Das verkürzt die Strecke und sorgt dafür, heute schon einmal Kilometer zu machen.

Kurz nachdem wir das Ortschild von Ahaus passiert haben, kommt uns Karl-Heinz entgegen. „Moin, Kalle!“ Der langjährige politische Begleiter und Ortsvorsteher des Ahauser Dorfes Ottenstein erwidert zwar meinen Gruß. Aber herzlich-vertraut hört sich das nicht an. Was ist mit dem denn los, denke ich. Jetzt dämmert es. Er hat mich in den Radlerklamotten, kurze schwarze Hose mit einem bunten Trikot, dazu Helm und Sonnenbrille wahrscheinlich einfach nicht erkannt.

Apropos Sonnenbrille: Das Wetter meint es heute gut mit uns. Es ist ein herrlicher Frühlingstag mit anfangs noch ein wenig frischen, später aber sehr angenehmen Temperaturen. Würden wir heute Morgen nicht zu etwas Großem...

Erscheint lt. Verlag 11.3.2024
Sprache deutsch
ISBN-10 3-7583-4842-0 / 3758348420
ISBN-13 978-3-7583-4842-6 / 9783758348426
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