Mehrhundehaltung- ganz einfach! (eBook)

‐ KAPITEL 1 ‐

WIE KAM ES ZU DIESEM BUCH

Hallo, lieber Leser! Schön, dass du dieses Buch für dich entdeckt hast!

Ursprünglich sollte dies ein Buch für Mehrhundehalter werden. Immer wieder schlug mir der Verlag vor, ein solches zu verfassen. Es würde das gesamte Spektrum der bisher geschriebenen Bücher abrunden, so sagten sie. Doch ich sträubte mich jedes Mal, denn für diese Zielgruppe gibt es bereits wunderbaren Lesestoff. Ich wollte nichts schreiben nach dem Motto: „Es ist dazu zwar schon alles geschrieben worden, aber noch nicht von jedem“.

Irgendwann fing ich dann doch einfach damit an, mich auf diese Thematik einzulassen. Bereits nach wenigen Seiten wurde mir klar, dass all die Beschreibungen ebenso für den Hundehalter mit einem Hund zutreffen. Und so fing ich erneut von vorne an, diesmal jedoch unter einer anderen Prämisse: Ziel war nun, anhand von Beispielen aus dem Zusammenleben und gemeinsamen Arbeiten von Lisa Pannenberg mit ihrem Rudel von 24 Huskys zu zeigen, wie Folgsamkeit und respektvolles Miteinander funktionieren, wie sie aufgebaut und erreicht werden können. Und genau jetzt, lieber Leser, in diesem Moment hältst du das Ergebnis in deinen Händen. Vermutlich bist du nun neugierig, was dich alles in diesem Buch erwartet, ob du womöglich neue Erkenntnisse erlangst. Wie auch immer, dieses Buch wird dich bereichern, weil du es für dich und deinen Hund umsetzen kannst.

Ich hoffe, es gelingt mir,

• dich ein klein wenig mitzunehmen in das Leben eines Hunderudels,
• mit dir einzutauchen in ein soziales Geflecht aus Zuneigung, Respekt, Vertrauen und Freundschaft,
• dir Ausschnitte aus dem Zusammenleben mit einem Hund zu zeigen, die dein Leben und das deines Hundes verbessern.

In den kommenden Tagen und Wochen darfst du all diese Hinweise mehr und mehr nutzen, mit einem Gefühl der Sicherheit und Freude für dich und deinen Hund. Aber ich will dir gar nicht so viel zur Einführung schreiben, sondern dich viel lieber jetzt sprichwörtlich mitnehmen zu den beiden Hauptprotagonisten: Lisas Husky-Rudel und

Dein Hund!

Stell dir vor, wie sich der weiße, leere Kasten über diesem Text nach und nach mit dem Bild deines Hundes füllt. Bestimmt kannst du vor deinem geistigen Auge sehen, wie es darin erscheint. Zunächst vielleicht nur etwas schemenhaft, aber je länger du an dieses Bild denkst, umso klarer und schärfer zeichnen sich die Konturen deines Hundes ab. Und nun stell dir vor, wie dieser Kasten mit dem fertigen Bild deines Hundes ausgefüllt ist. Wie dein Hund dich daraus anschaut mit seinen wunderbaren Augen. Mit den schönen Zeichnungen, die die Haare seines Felles hergeben. Wie wunderbar er aussieht, dein liebster Gefährte. Einzigartig ist er, nicht wahr? Bestimmt ist er das. Denn er ist dein Hund!

Und nun zu unserem zweiten Hauptprotagonisten in diesem Buch:

Lisas Husky-Rudel

Seit einigen Jahren wächst und gedeiht Lisas Husky-Rudel. Es begann mit vier Huskys, einem kleinen Trainingswagen, viel Enthusiasmus, Idealismus und viel autodidaktischem Lernen. Natürlich gab es gerade am Anfang immer mal wieder Rückschläge. Doch Lisa ließ sich davon nicht beirren, denn das Virus hatte sie bereits voll im Griff: Sie war „huskyfiziert“. Das Feuer der Begeisterung für den Zughundesport, vor allem für das Gespannfahren, hatte sie voll erfasst. Sie fieberte regelrecht jedem weiteren Schritt entgegen. Und sie freute sich wie ein kleines Kind auf den Weihnachtsmann über jeden weiteren Meilenstein, den sie erreicht hatte.

Die ersten Etappen waren die Erweiterungen der Gespanne: von vier Huskys auf sechs, auf acht und dann letztendlich auf zehn Huskys, die vor einem Wagen liefen. Nur zu gerne würde Lisa mit einem noch größeren Gespann von 12 oder gar 14 Huskys fahren. Und ich hätte nicht eine Sekunde einen Zweifel daran, dass sie auch diese Anzahl vor ihrem Wagen führen und kontrollieren könnte. Doch schon 10 dieser Hunde vor einem Wagen ergeben ein Gespann von 12 Metern Länge. Es ist damit so lang wie ein LKW. Je mehr Hunde vor dem Wagen laufen, desto länger ist das gesamte Gespann, und umso schwieriger wird es, in unserer Umgebung in Stinstedt zu manövrieren. Denn oft geht es um enge Kurven, um schmale Ecken, um Traktoren, Autos und sonstige Verkehrsteilnehmer, andere Hundehalter, diverse Wildtiere und so weiter, an denen man vorbei- oder auch mal herumkommen muss. Je länger das Gefährt, desto größer die Herausforderung. Jeder Autofahrer, der nur hin und wieder mit einem Anhänger fährt, wird das bestätigen können.

Neben der steigenden Anzahl der Hunde stieg auch die der Wagen. Und eher nebenbei ergaben sich die ersten Gästetouren. Es waren Anfragen von Freunden, Bekannten und unseren Kunden, die gerne einmal mitfahren wollten. Daraus entwickelte sich neben ihrer bisherigen Tätigkeit als zertifizierte Hundetrainerin das Konzept für ein weiteres Standbein in Lisas Selbstständigkeit: die Huskyerlebnistouren.

(www.huskyerlebnistouren.de)

Das Rudel lebt auf einem eingezäunten Gelände von 1.200 Quadratmetern, das in 12 einzelne Abschnitte aufgeteilt ist. Jedes dieser Abteile ist zwischen 60 und 100 Quadratmeter groß und wird je nach Anforderung von bis zu 4 Tieren bewohnt. Umgeben ist es von Bauzaunelementen. Dies hat den enormen Vorteil, dass das gesamte Gehege innerhalb einer Stunde abgebaut und in einer weiteren Stunde komplett wieder neu aufgebaut werden kann. So bleibt Lisa sehr flexibel und kann in kürzester Zeit auf plötzliche Änderungen reagieren.

Zu diesem Areal gehört noch ein direkt angrenzender 5.000 Quadratmeter großer Auslauf, den wir „die Rennbahn“ nennen. Dazu gehört ein Hundebadeteich, der extra für die Huskys angelegt wurde.

Im Laufe der Zeit vergrößerte Lisa das Rudel weiter. Ein zweites Gespann wurde aufgebaut, so dass mittlerweile zwei Dutzend Hunde in diesem Rudel leben.

Zwei Dutzend hungrige Mäuler brauchen natürlich ganz viel Futter. Dazu ein paar Eckdaten: Jedes Jahr verfüttert Lisa über 2.000 kg rohes Fleisch, das sie palettenweise bekommt. Dazu kommen mehr als 2.000 kg High Premium Trockenfutter von ICEPAW, einem Ernährungsspezialisten aus Schleswig-Holstein. Das Futter wird je nach Energieverbrauch saisonal angepasst.

Pro Saison (Oktober bis März) läuft jeder der Huskys etwa 3.000 km. An manchen Tagen laufen die Hunde mehr als 50 km. Damit ist das tägliche Kilometer-Limit aufgrund der Außentemperatur erreicht, auf keinen Fall ist das Leistungsvermögen der Hunde am Limit. Bei den passenden niedrigeren Temperaturen und entsprechender Luftfeuchtigkeit können sie durchaus 200 km am Tag zurücklegen und dabei noch ein Gewicht hinter sich herziehen. Die Gäste sind immer wieder überrascht, wenn sie diese eigentlich zierlichen Hunde sehen und dann live erleben, wozu die imstande sind. Mit welcher Beharrlichkeit, Ausdauer und mit welchem Enthusiasmus sie ziehen und laufen. Ich habe noch keinen Menschen erlebt, der sich dieser Faszination entziehen konnte. Selbst Menschen, die mit Hunden oder Tieren allgemein nichts am Hut haben, kehren nach einer solchen Fahrt mit viel Freude und einem Lächeln im Gesicht zurück. Einige Male im Jahr bietet Lisa Interessierten an, nach vorheriger Einweisung selbst zu fahren. Dieses Erlebnis, selbst ein Gespann zu dirigieren, bleibt unvergessen in den Erinnerungen hängen.

Acht Huskys hat Lisa während der durch Corona bedingten Lockdowns 2020 und 2021 aus Nordskandinavien hierhergeholt. Die Hunde konnten dort nicht bleiben, weil aufgrund der Pandemie keine Touristen mehr nach Skandinavien fuhren. Ohne Touristen konnten die dortigen Veranstalter keine Einnahmen erzielen. Und ohne Einnahmen fehlte das Geld für Hundefutter. So mussten sich sehr viele Veranstalter von ihren Hunden trennen, was sie jedoch gerne taten, denn die Alternative wäre eine Kugel gewesen.

So war das Rudel auch aus wissenschaftlicher Sicht bis März 2020 tatsächlich ein richtiges Rudel. Danach wurde aus diesem Rudel durch die Aufnahme der Huskys aus Nordskandinavien per Definition eine Meute. Dennoch bleibe ich in diesem Buch weiterhin bei dem Begriff „Rudel“. Denn zwei Drittel der Huskys sind ein Familienverband. Leser, die mehr von der Wissenschaft geleitet sind, mögen mir dies bitte nachsehen.

Das Verhältnis zwischen Lisa und ihren Huskys ist dermaßen innig und tief ineinander verwoben, dass die Hunde stets genau wissen, was Lisa auf dem Grundstück gerade so macht. Sie nehmen wahr, wenn z. B. Lisa wegfährt. Und dies kommentieren sie durch ein Verabschiedungsheulen. Und sie wissen genau, wenn Lisa wieder zurückkommt. Dann ertönt ein Begrüßungsheulen. Bei jedem anderen, der hier vom Hof fährt, bleiben sie still - selbst, wenn er Lisas Auto benutzt. Selbstverständlich kennen sie die Art und Weise, wie Lisa geht und natürlich die Geräusche der Autotüren beim Schließen und Öffnen. Ich vermute, dass sie irgendwann durch ihre kognitiven Fähigkeiten herausgefunden haben, dass nur, wenn Lisas Schritte...