Welt entdecken Band 1 -  Ingo Schneck

Welt entdecken Band 1 (eBook)

Wenn Reisen zum Beruf wird

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
264 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7557-9354-0 (ISBN)
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Mit diesem Buch möchte Ingo Schneck Dich mit in die weite Welt hinausnehmen und an seinen Abenteuern teilhaben lassen. Seine Eindrücke fremder Kulturen ist vor allem den Lesern gewidmet, für die es nicht möglich war zu reisen. Aber auch denjenigen, die zwar gereist sind, denen es jedoch nicht gelang tiefer in fremde Kulturen einzutauchen. Gerade in Zeiten, in der die COVID-19 Pandemie das Reisen fast unmöglich macht, ist das Buch ein echter Lichtblick. Vielleicht gelingt es ihm sogar, dem einen oder anderen Leser Lust auf eine Reise ohne Reiseveranstalter zu machen und auf eigene Faust loszuziehen.

Ingo Schneck wurde 1974 in Spaichingen am Fuße der schwäbischen Alb geboren und ist in den Kinderjahren zwei Mal in Baden-Württemberg umgezogen. Sobald er auf eigenen Beinen stand, zog es ihn von zu Hause weg. In Hamburg leistete er seinen Zivildienst in der Jugendherberge auf St. Pauli und schmiedete dort seine ersten internationalen Freundschaften. Inspiriert von diesen Begegnungen entfachte seine Lust, fremde Länder und Kulturen kennenzulernen. Seine erste Fernreise auf eigene Faust hatte den südamerikanischen Kontinent als Ziel. Schnell merkte er, dass die Sprache der Zugang zu den Menschen war und lernte Spanisch. Nach vielen skurrilen Erlebnissen holte er sich dort die Motivation zu einem bodenständigen Beruf und absolvierte in Berlin sein Studium der Energietechnik. Nach erfolgreichem Diplom verbrachte er ein halbes Jahr in China. Auch dort war ein authentischer Zugang nur über das Erlernen der Sprache möglich. Eine zufällige Begegnung mit einem einsam lebenden Mönch, brachte ihm die taoistische Philosophie und dessen Bewegungslehre bei, die er bis heute pflegt. Auf Jobsuche zurück in Deutschland fand er eine Möglichkeit, seine Reisesehnsucht mit seinem Beruf zu verbinden, indem er 7 Jahre als Ingenieur der Energiebranche durch die Welt zog. Dabei kam er in den Genuss, in kulturelle und kulinarische Bereiche einzutauchen, zu denen ein Tourist normalerweise keinen Zutritt bekommt. Ein einjähriger Aufenthalt 2008 in Indien sollte sein Letzter sein. Es gelang ihm schließlich in den Innendienst zu wechseln und in Nürnberg sesshaft zu werden. Inmitten seiner heimischen Kultur hat er sich nichtsdestotrotz viele Kochrezepte und Angewohnheiten aus dem fernen Ausland bewahrt.

Reisen Lernen


Italien, Juli 1995

Stolz auf meine neue Errungenschaft im Gepäck machte ich mich auf den Nachhauseweg. Ein Stück zerknitterten Karton mit der Aufschrift D in der Hand, stand ich am Straßenrand. Es dauerte nicht lange und ein kleiner Fiat 500 hielt. Ich zwängte mich in das kleine Automobil, in dem bereits ein anderer Anhalter saß. Curty aus Cleveland und ich saßen bald gut gelaunt, aber eng wie Ölsardinen auf der zu kleinen Rückbank. Sofort erzählte er mir, dass er auf dem Weg nach Deutschland sei, um dort Arbeit zu suchen. Kurzerhand entschloss ich mich, den Lockenkopf zu mir einzuladen. Ich wollte ihm die Gastfreundschaftlichkeit weitergeben, die ich auf meiner Italienreise erhalten hatte.

Mit meiner Freundin hatte ich eigentlich eine Reise nach London geplant. Schon seit einigen Wochen waren wir voller Vorfreude, doch kaum stand der Urlaub vor der Tür, zerbrachen unsere Liebe und damit auch die Urlaubspläne.

Was sollte ich nun tun? Ich war ratlos.

So kurzfristig fand ich keinen anderen Reisebegleiter. Ich beschloss, allein loszuziehen, obwohl mir diese Entscheidung ein mulmiges Bauchgefühl bereitete. Aber manchmal kommt der Durchbruch, wenn man sich vor etwas gesträubt hat. Ein Knoten löst sich, wenn man sich trotzdem der Herausforderung stellt. Die Reise war auch eine wohltuende Ablenkung, um den Trennungsschmerz etwas abzumildern. Genauer betrachtet, war das Reiseziel London der Wunsch meiner Ex-Freundin. Mich zog es eher in wärmere Gefilde. Nachts wachte ich mit der entscheidenden Idee auf und konnte es kaum erwarten, bis die Sonne aufging und der neue Tag anbrach. Systematisch telefonierte ich sämtliche lokale Speditionen ab, die Transporte nach Italien organisierten.

Bald fand ich eine Spedition, die genau an meinem Wunschtermin eine Lieferung nach Como in Italien plante. Der Angestellte konnte mir nicht garantieren, dass ich mitgenommen werden würde, doch er gab mir die Telefonnummer des Fahrers durch.

Überrascht war ich über die Frauenstimme am anderen Ende der Leitung. Selbstverständlich würde sie mich bis zur italienischen Grenze mitnehmen. Und das Beste war, dass sie aus einem nahe gelegenen Dorf kam und mich vor der Haustür abholen konnte.

Zum Abschied gab mir meine Mutter einen Klaps auf den Po. Sie verbarg mit der saloppen Geste ihre Sorgen, denn ich ging zum ersten Mal allein in die große, weite Welt hinaus. Und ich konnte ja nicht einmal sagen, wohin es denn genau gehen sollte. Italien – das war alles, was ich wusste.

Ich stieg in den großen Lastwagen und setzte mich neben die robuste Blondine. Schnell kamen wir ins Gespräch. Sie behandelte mich herzlich, fast mütterlich. Angeregt unterhielten wir uns im schwäbischen Dialekt und merkten nicht, wie die Zeit vergangen war. Kurz hinter der italienischen Grenze hielten wir an einer Raststätte, da ihre maximale Fahrtzeit von acht Stunden erreicht war. Von diesem Brummiparkplatz aus sollte es aber kein großes Problem sein, weiter gen Süden zu kommen. Ich stieg die Stufen des LKWs hinunter und klopfte beim Lastwagen nebenan. Ein drahtiger kleiner Mann mit sächsischem Dialekt bot mir seinen Beifahrersitz an. Er wollte heute noch weiter in Richtung Rom fahren.

Auch seine acht Stunden Fahrtzeit waren bald voll, jedoch konnte er es sich nicht leisten, Pause zu machen. Er stand so unter Zeitdruck, dass er sich mit illegalen Tricks helfen musste. Bei ausgeschaltetem Motor zog er die entsprechende Sicherung, um unbemerkt die Fahrtenscheibe aus dem Tacho nehmen zu können. Anhand dieser Schreibtafel war die Polizei bei einer Verkehrskontrolle in der Lage zu prüfen, wie lange der Fahrer schon unterwegs war.

Spätestens morgenfrüh musste er seine Ware in Rom abliefern. Mit mir als Beifahrer bestand nicht das Problem des Einschlafens, denn wir unterhielten uns blendend.

Spät nachts bot er mir dann an, bei ihm im LKW zu übernachten. Ich hatte ohnehin keine andere Wahl. Wo hätte ich auch hingehen sollen? Der hagere Mann kletterte in seine Schlafkoje über dem Fahrerraum und ich machte mich unten breit. Am nächsten Morgen gab es dann, ohne die Zähne vorher zu putzen, die Pizza vom Vortag zum Frühstück – Trucker-Romantik vom Feinsten.

Als wir dann vor den Toren Roms waren, parkte er seinen Truck vor einem gläsernen Restaurant mit Tankstelle und Erotikshop – eben alles, was ein Brummifahrer so brauchte. Während wir am Tresen unsere Kaffeetassen umklammerten, wirbelte aus der Restaurantdusche eine mollige Blondine mit langen, glatten Haaren heraus. Ihre nassen Haare nach hinten streichend, berichtete sie, dass sie heute noch bis Neapel fahren müsse. Der Sachse zwinkerte mir zu und grinste breit. Meine Glückssträhne sollte also weitergehen, und zehn Minuten später saß ich bereits im nächsten LKW. So wie es aussah, gelang es mir, nonstop vom Bodensee bis nach Neapel zu trampen – Wahnsinn. Dass das so gut laufen würde mit den Mitfahrgelegenheiten, hätte ich mir nie träumen lassen.

Jedoch war ich dieses Mal ein schlechter Beifahrer. Als mich Gertrud weckte, waren wir bereits in Neapel angekommen. Sie fragte mich, wo sie mich denn rauslassen sollte.

»Keine Ahnung. Lass mich irgendwo raus. Ich habe einen Schlafsack dabei, also kann ich unter freiem Himmel schlafen«, antwortete ich planlos, aber ernst gemeint. Meine erste selbstständige Reise habe ich ziemlich blauäugig angetreten. Ich hatte keinen Reiseführer, keine italienische Lira – nichts.

Ob ich fürs Erste zu einer befreundeten Familie mitkommen möchte, bot sie mir an.

»Klar, gern!«, sagte ich spontan.

So stiegen wir in einem ärmlichen Stadtteil von Neapel aus dem Brummi und klingelten an einer Tür. Ugo, ihr alter Freund, öffnete und grinste übers ganze Gesicht. Einige Minuten später saßen wir im Hinterhof, umringt von lärmenden Kindern, und wurden mit leckerem Essen verwöhnt.

Gertrud brach jedoch nach einigen Stunden wieder auf, denn bereits am nächsten Tag musste sie in Kiel sein. Ugo fragte sie, was denn nun mit mir sei. Ihre Auskunft: Ich hätte vor, draußen unter freiem Himmel zu übernachten. Er war schockiert und wollte dies auf gar keinen Fall zulassen. In Neapel sei das viel zu gefährlich und ich sollte bei ihm bleiben. Ich lehnte zunächst ab, ließ mich dann aber rasch überreden.

Schnell musste ich feststellen, dass meine Englischkenntnisse nicht gut genug waren, um mich verständlich machen zu können. Durch das Ausstoßen von einzelnen Worten und Handzeichen gelang mir gerade das Nötigste an Kommunikation. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie wichtig Englischkenntnisse waren, vor allem, wenn man sich allein in der fremden Welt tummelt und auf sich gestellt ist. Bald war ich also allein unter Italienern.

Dies war definitiv ein Schlüsselerlebnis. Noch mal wollte ich sicherlich nicht so unvorbereitet auf Reisen gehen und nahm mir fest vor: Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich neben dem Schulunterricht meine Englischkenntnisse zusätzlich vertiefen. Doch der Vorsatz half mir in dieser Situation erst einmal nichts.

Abends machten wir einen Spaziergang durch das nächtliche Neapel. Das Leben strömte aus allen Richtungen.

Weiter musste ich feststellen, dass die Menschen in der Innenstadt mich musterten, als wäre ich ein Alien. Ich fiel sofort als Fremder auf, denn meine Statur überragte die der anderen und meine Haut war auffällig weiß. Ugo musste manchmal aufdringliche Menschen von mir fernhalten.

Was hätte ich nur gemacht, wenn ich allein gewesen wäre?

Zum Glück hatte ich Ugo. Er hatte keine bösen Absichten, war bereit, mir alle Sehenswürdigkeiten zu zeigen, und tat es sich sogar an, mit mir mehrere Stunden in der brütenden Hitze die Ruinen von Pompeji zu besichtigen. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie schrecklich es gewesen sein musste, als die dekadenten Bürger nachts von den Lavamassen des speienden Vesuv überrumpelt worden waren.

Mittlerweile war ich schon vier Tage bei Ugos Familie zu Gast. Jeden Tag fragte er mich, was ich denn weiter geplant hätte. Ich antwortete dann immer, dass ich nach Rom fahren wollte, und jedes Mal entgegnete er, dass er heute noch etwas mit mir vorhätte, morgen könne ich dann nach Rom fahren. So ging es fünf Tage lang. Am sechsten Tag fragte Ugo mich erneut nach meinen Plänen und ich antwortete wieder, dass ich morgen nach Rom fahren wollte.

Gut, erwiderte er. Morgen würde ein Cousin von ihm nach Rom fahren, der mich mitnehmen konnte. So geschah es dann auch: Ein nervöser Schönling brachte mich mit seinem geliebten Alpha Romeo in die Hauptstadt.

In Rom quartierte ich mich in der Jugendherberge ein und mischte mich unters Reisevolk. Ich traf Kanadier, Mädchen aus Belgien, Holländer und Amis, sodass ich mehr über die Herkunftsländer der Reisenden lernte als über Italien selbst. Beeindruckt war ich von einem jungen Kunststudenten aus Dresden. Er setzte sich auf die Pflastersteine eines Platzes und zeichnete mit Leidenschaft die ihn umgebende Architektur. Er saugte Details von Formen, Konturen, Mustern, Gestalten und Beschaffenheit in sich ein. Ich hingegen machte einfach mit der analogen Filmkamera...

Erscheint lt. Verlag 14.3.2022
Sprache deutsch
ISBN-10 3-7557-9354-7 / 3755793547
ISBN-13 978-3-7557-9354-0 / 9783755793540
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