Bei den Menschenfressern im Torajaland -  Helmut Schiemer

Bei den Menschenfressern im Torajaland (eBook)

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2021 | 1. Auflage
224 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-8432-7 (ISBN)
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Eine Abenteuerreise im Jahr 1977 mit der Bahn durch Indonesien und zu den "Menschenfressern" auf Celebes. Ohne die Annehmlichkeiten und Sicherheiten der heute (und auch damals schon) für notwendig erachteten Standards reisten zwei junge Burschen durch für sie unbekannte Gebiete und machten so manche abenteuerliche Erfahrung. Kein Tag war wie der andere und jeder hatte seine eigenen Überraschungen parat.

Der Autor wurde 1953 in Stuttgart geboren. Er machte eine Ausbildung als Industriekaufmann und studierte Betriebswirtschaft. (Nebenher hatte er auch noch die Geduld Gobelins zu sticken.) Er war in verschiedenen Branchen wie Maschinen- und Werkzeugbau, Armaturen und Bergbauausrüstung und Textilmaschinen tätig. Mehr als 8 Jahre war er weltweit im Vertrieb/Export tätig. 1981 wechselte er in die Automobilbranche (Porsche und Lexus/Toyota) und hatte dort verschiedene Funktionen im Export sowie im Inland inne. Schwerpunkte seiner Tätigkeiten waren Vertrieb, Vertriebsnetzoptimierung, Markenaufbau, Prozess-optimierung und Kundenzufriedenheit. Unabhängig der Branchen vertrat er stets Produkte, die der Premiumklasse angehörten. 2010 verändert ein Krampfanfall, der die Wirbelsäule zerreißt, seine Welt. Fremde Kulturen, Edelsteine und Teppiche sowie Archäologie sind, wie auch die Herstellung von Tees und Gewürzen, Akkupunktur und das Sammeln von Pilzen seine Passionen. Beim Malen von Aquarellen/Akyl und Fotografieren entspannt er sich, wenn er nicht gerade an einem Buch arbeitet. Heute hat er die Zeit, seine Kreativität auszuleben und ist dafür sehr dankbar.

1. Etappe Jakarta nach Bandung


Am Bahnhof angekommen, besorgt unser Guide die Fahrkarten. Während er zum Schalter geht nehmen wir einen für uns befremdlichen Geruch wahr. Nelken, Muskat sind dabei dominant. Viele weitere, für uns total fremde Gerüche liegen in der Luft. Es ist ein berauschendes Geruchs Potpourri das sehr gewöhnungsbedürftig für uns ist. Wir stellen schnell fest, dass dies an den Zigaretten liegt, die überall und sehr intensiv geraucht werden. Andere Länder, andere Gerüche und Geschmäcker.

Wenn man sich die Anzeigentafeln und Orientierungsschilder anschaut, waren wir froh, jemanden dabei zu haben, der sie lesen kann oder weiß, wie das alles funktioniert. Für uns erschließt sich das nicht auf den ersten und auch nicht auf den zweiten Blick.

Wir bekommen dann unsere Tickets und werden auf einen Bahnsteig geführt, von dem unser Zug angeblich abfahren wird.

Da stehen wir nun alle hilflos mit unserem Gepäck und warten, dass ein Zug einfährt, der dann hoffentlich auch der unsere ist. Wir wollen noch an diesem Tag nach Bandung. Insgesamt wollen wir ca. 1000 Km mit dem Zug durch Java, die Hauptinsel in Indonesien fahren.

Nach Bandung wollen wir zum Borobodur und dann nach Surabaya von wo unsere Reise weiter nach Celebes gehen sollte. Zu guter Letzt wollen wir noch auf Bali einige Tage Urlaub machen, also Strand und Sonne genießen. Aber zuerst einmal müssen wir unsere erste Etappe meistern.

Um 10.00 fährt dann unser Zug ein. Dicker schwarzer Rauch hüllt den gesamten Bahnhof und natürlich auch uns ein. Es ist eine Dampflock, die mit Kohle betrieben wird. So etwas gibt es bei uns nur noch ganz selten, bei Historischen Zügen. Na ja, wir machen eine Reise in die Vergangenheit, passt also. Unser Guide sagt uns den Wagen, in den wir einsteigen sollen. Das hört sich einfach an, ist es aber überhaupt nicht. Wir sind definitiv nicht alleine auf dem Bahnsteig. Trauben von Menschen stehen, laufen oder liegen mehr oder weniger teilnahmslos oder total hektisch auf dem Bahnsteig herum und erwarten den Zug.

Außer uns selbst, müssen wir auch noch unsere schweren Koffer durch das Gewühl bringen. Als wir jedoch vor unserem Wagen ankommen, wird es schlagartig besser. Wir fahren nämlich Erster Klasse. Wie wir später erfahren, gibt es bei der Bahn auf Java drei Klassen, aber dazu später mehr.

Wir steigen also ein und machen es uns in unserem Abteil bequem. Bequem? Ja, die Sitze sind durchgesessen und die Stoffbezüge abgewetzt und verschlissen. Man hat uns empfohlen, unter unseren Sitz eine Tageszeitung zu legen, um eventuellen Angriffen von Flöhen und anderen lieben Quälgeistern entgegenzuwirken. Also, nicht schwächeln, wir sind schließlich um die halbe Welt geflogen, um uns das hier anzuschauen. Alles gut!

Die Koffer verstaut und dann geht es auch schon los. Pfeifen, ruckeln und von überall her tritt der Rauch der Lokomotive uns entgegen. Los geht die Post.

Wir sehen die vielen Menschen im Rauch auf dem Bahnsteig kleiner werden und freuen uns auf die abwechslungsreiche Fahrt.

Vorbei an all den Häusern dieser Riesenmetropole wird diese immer mehr mit ländlichem Charakter umhüllt. Gärten, Wasserbüffel, abgemagerte Rinder Hühner und Kleinvieh gemischt mit reichlich Menschen umsäumen für die nächsten Stunden unsere Fahrt. Zwischendurch liegen Reisfelder und Bambushaine, die das ganze grün untermalen. Fleißiges Treiben zeigt uns, dass die Menschen hart um Ihre Existenz kämpfen müssen.

Trotzdem winken uns die Menschen zu und dabei machen sie einen sehr freudigen und glücklichen Eindruck. Sie freuen sich über die kurzweilige Ablenkung durch unseren Zug. Vielleicht träumen sie auch selbst eine Reise machen zu können. „Fernweh in die nächste Stadt“?

Irgendwann fordert der Körper seinen Tribut. Wo ist hier die Toilette? Ich gehe zuerst nach Vorne und lande beim Zugführer, der sich freut, etwas Abwechslung zu haben. Er redet auf mich ein und lächelt mich dabei an. Ich lächle zurück, verstehe ihn ja nicht.

Je nach Windrichtung drückt der beißende Rauch direkt in den Zug und macht sprechen und sehen unmöglich. Bei gutem Wind sehe ich, wie die Maschine befeuert wird. Das Zischen und Quietschen und schütteln des Zuges ist unglaublich. Ich bin froh, wieder zurück in unserem Luxusabteil zu sein. Eben erste Klasse. Wir haben ja auch einen Ventilator, der die warme und zeitweise rauchige Luft gleichmäßig im Abteil verteilt, Wir sitzen auf Sitzbänken, die gepolstert sind. Der ganz große Vorteil: wir sind unter uns. Was das in seiner ganzen Tragweite heißt, erkenne ich erst, als ich in die andere Richtung gehe, um die immer noch benötige Toilette zu finden.

Ich betrete die 2. Klasse.

Hier sind bereits viele Menschen und es gibt keinen Sitzplatz mehr. Die Sitzplätze sind ebenfalls Bänke, die jedoch mit Holzlatten ähnlich einer Parkbank gelattet sind. Nach Familienstand und Zuneigung sitzen die Passagiere dort mit ihrem Gepäck. Das für die Zugfahrt benötigte Essen haben sie dabei. Ebenfalls die „Mitbringsel“ für die Verwandten oder was sie auf dem Markt verkaufen wollen.

Ventilator gibt es nicht!

Die Fenster sind teilweise offen, teilweise zu. Je nach Wind- und Fahrtrichtung, um dem Rauch der Dampflock zu widerstehen. Hier finde ich nun eine Toilette.

Schnell rein, schnell raus. Ohne Worte.

Jetzt interessiert mich natürlich noch, wie denn die dritte Klasse aussieht.

Druckmäßig entspannt, gehe ich in den nächsten Wagen. Hier gibt es keine Sitzplätze mehr, es gibt nur offen Fenster und Türen, um der Luft freien Eintritt zu gewähren. Die Menschen, häufig mit Tieren in Käfigen oder zusammengebunden sitzen auf dem Boden und sind fröhlich beieinander. Es ist wie auf dem Dorfplatz, nur eben im Zug.

Geruchstechnisch verstärkt sich mit steigender Tendenz, entsprechend der Beförderungsklasse, die Intensität des Zigarettenparfums. Das ist insofern lästig da dies für uns äußerst unangenehm ist. Hinzu kommen die Wohlgerüche der Tiere in allen Variationen und der Geruch von verschwitzen Menschen. Alle sind ausnehmend freundlich und schicken uns ihr Lächeln. Umrahmt wird dies durch ihre braunen oft löchrigen Zahnreihen. Sie fühlen sich wohl und sind gut drauf. Sie genießen die Zugfahrt in vollen Zügen. Abwechslung aus dem sonst tristen Alltag.

  • Ob sie sich wohl Gedanken über uns machen?
  • Was sind das für reiche Menschen, die sich solchen Luxus leisten können?
  • Beneiden sie uns oder ist es ihnen einfach egal? Wir wissen es nicht,

Ganz schnell zurück und wir freuen uns, dass wir erste Klasse fahren. Diese körperliche und geruchsmäßige Nähe ist uns zu viel. Wenigstens jetzt noch. Wir sind noch nicht akklimatisiert.

Wir halten in Bogor an und stürzen uns in die Menschenmengen mit ihren Gerüchen und „fremdländischer“ Anmutung“. Viele suchende und fragende Gesichter begleiten unseren Weg und wir fühlen uns als Eindringlinge in eine fremde Welt.

Wir besuchen dort den Botanischen Garten. Ja, der Schwarzwald ist das nicht, Nichts was wir kennen an Pflanzen und Blüten, alles fremd! Weiterfahrt über den Penjak Pass mit seinen Teeplantagen. So vergeht der Tag und wir kommen am späten Nachmittag in Bandung an.

Der Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung ist uns nach wie vor recht befremdlich. Dauernd sind wir die „Stars“ und werden angefasst, angestarrt und angesprochen. Wir sind für sie halt exotisch.

Was sie von uns wollen, erschließt sich uns nicht.

Eine neue Strategie haben wir dabei entwickelt: sofort nach Kontaktaufnahme des „Eingeborenen“ mit uns, deuten wir auf ein anderes Mitglied unserer kleine Gruppe. Worauf sich der Einheimische auf diesen konzentriert. Das gibt erstmal Ruhe.

Heutzutage braucht der Zug lediglich ca. zwei Stunden für die Strecke und die Standards der Züge entsprechen unserem europäischen Niveau. Glück gehabt, dies erleben zu dürfen. Nach der Ankunft gehen wir zu Fuß ins Hotel.

Das ist aufgrund der unglaublichen Mengen an Menschen gar nicht so einfach.

Das Hotel bedarf keiner Erwähnung- Einfach wäre zu viel gesagt.

Wir essen dort im Restaurant. Besser gesagt, wir probieren es. Es ist geschmacklich nicht unbedingt mit dem von uns gewohnten Nasri Goren oder ähnlichem vergleichbar. Es sah zwar optisch ganz ok aus, geschmacklich ist es jedoch äußerst speziell. Gewürztechnisch und die Schärfe überfordern unsere Geschmacksknospen und Magennerven bei weitem. Auch im Hinblick auf die Verdauung und der möglichen Auswirkungen sind wir sehr vorsichtig beim Verzehr. Na ja, wir gewöhnen uns schon noch daran. Finanztechnisch ist es allerdings ein absoluter Bringer. Wenn das so weiter geht, sind wir finanziell absolut gerettet. Die anderen Teilnehmer der Gruppe haben wohl bessere Magennerven als wir und sind nicht so verwöhnt.

Eine gewisse Unbedarftheit und Ignoranz ist ebenfalls zu erkennen. Sie frönen leidenschaftlich dem Essen und vertilgen...

Erscheint lt. Verlag 9.2.2021
Sprache deutsch
ISBN-10 3-7534-8432-6 / 3753484326
ISBN-13 978-3-7534-8432-7 / 9783753484327
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