Zauberwort Reisen Teil 1 -  Angela Dembowski

Zauberwort Reisen Teil 1 (eBook)

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2020 | 1. Auflage
156 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-4737-4 (ISBN)
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Der Grund zu reisen war für mich, die Lebensverhältnisse bisher fremder Menschen kennenzulernen, die Art ihres Umgangs miteinander zu sehen, was ihnen wichtig ist. So nutzte ich jede Gelegenheit allein herumzulaufen, wenigstens ein paar Worte der einheimischen Sprache zu verstehen und manchmal zu benutzen, auch Besonderheiten der Natur näher anzuschauen. Bald fühlte ich mich als Mensch unter anderen Menschen, die sich zwar unterschiedlich verhalten, denen aber auch so viel gemeinsam ist.

Mexiko (1980)


Damit fing es an, so richtig, meine ich, mit Fernreisen:

Es erschien auf einem ‘Ehemaligen-Klassentreffen‘ nach langer Zeit wieder einmal Karlheinz, der seit Jahrzehnten im Ausland arbeitete und lebte, jetzt in Mexiko-City; bevor wir uns trennen, lädt er zum Besuch dort ein, wer Lust dazu hätte - Mexiko, Maya- und Azteken-Kultur, die Pyramiden, mein Traum, den ich schon als Teenager mit dem Stöbern in Büchern pflegte, und von dem meine Mutter sagte: „Bist du mit deinen Gedanken schon wieder da wo du doch nie hinkommst?“ - meine Schwester ergänzte, „die spinnt“; „Karlheinz, meinst du das ernst?“ „Ja sicher“, „du, sei vorsichtig, sonst komm´ ich wirklich!“ „Mach mal, ich hol’ dich vom Flughafen ab“.

Rolf, mein Sohn, hatte die Schule - ein kostenintensives Privatgymnasium gerade abgeschlossen, arbeitete wie zuvor in den Ferien, um mich finanziell zu entlasten, so hatte ich etwas Geld ansparen können - vielleicht ging es tatsächlich? Reisebüro-Erkundigung, Rolf fragen, was er meint, „mach‘, dass du fortkommst, es wird Zeit, dass du mal was für dich tust!“, ich buche Hin- und Rückflug und Rundreise durch Yucatan mit Gruppe.

Die Absprache mit Karlheinz klappt, so wird es eine kombinierte Individual- und Gruppenreise; er wohnt mit Frau und Kind am Rand der Stadt und nimmt mich jeden Morgen mit ins Zentrum, wo das Büro seiner Firma ist, tagsüber kann ich dann tun und lassen was ich will, um mit nach Hause zu fahren habe ich mich gegen 17 Uhr wieder einzufinden; ich bin immer sehr bemüht, mich daran zu halten, denn ich habe keine Ahnung wie ich in der Zehn-Millionen-Stadt sonst jemals dorthin finden soll.

Also, Mexiko ist eine Bundesrepublik mit einem Präsidenten an der Spitze; Präsident Juárez sei der einzige reinrassige Indianer in diesem Amt bisher gewesen, im Staatswappen des Landes schlägt der Königsadler über einem Kaktus schwebend eine Schlange; die Hauptstadt ist Mexiko City „Ciudad de Mexico“, die in ca. 2 300 m Höhe gelegene größte Stadt der Welt, die Vorgängerin das „Tenochtitlan“ der Azteken mit gleicher Funktion im 14./15. Jahrhundert war auf Inseln im See Texcoco erbaut worden, die „Schwimmenden Gärten“ sind heutige Reste der Technik für Landgewinnung. Was macht man an einem fremden Ort zuerst? Richtig, eine Stadtrundfahrt, um sich zu orientieren, welche Stellen man später noch einmal in Ruhe aufsuchen möchte, ein österreichisches Reisebüro bietet diese und andere Touren an, ich nehme es öfter in Anspruch, da es sehr günstig liegt, von Karlheinz‘ Abladestelle aus kann ich es zu Fuß erreichen, den Platz der Revolution überquerend mit Denkmal, im Volksmund „Elefantendusche“, gleich die nächste Seitenstraße rechts; zunächst befasse ich mich aber mit der Stadt selbst näher und verbringe einen ganzen Tag in dem herrlichen „Nationalmuseum für Anthropologie“, dessen stündliches Muschel-Signal mir noch in den Ohren klingt: besonders beeindruckt mich der „Azteken-Kalender“, Monolith mit Symbolen, besser „Sonnenstein“, im Mittelpunkt der Sonnengott „Huitzilopochtli“ nährt sich von Blut und menschlichen Herzen, aber auch eine Skulptur mit ,Hamsterbäckchen’ und ,Bierbauch’ „Chac Mool“ der Makabere mit dem drolligen Gesicht, dann das „Baby-Face“ mit rundem Schädel negroid, Olmekenkopf, dem ich später erneut begegne; sie unterscheiden vier Menschentypen, alle haben sich deutlich abzeichnende Backenknochen, Mongolen sollen vor 25 000 Jahren über die Beringstraße nach Mexiko gekommen sein, las ich einmal, erscheint glaubhaft - die Ureinwohner lebten vom Maisanbau, Fischen, Jagen, von Früchten und Kakteen.

Ausgerüstet mit einem Plan der Mitte des Stadtzentrums setze ich mich anderntags wieder in Bewegung, entdecke so nach und nach: die Kathedrale „San Hippolito“ an der Avinia Hidalgo, eine Kirche mit etwas Schlagseite was hier wegen des morastigen Untergrundes öfter vorkommt, den Platz, mit dem Goldengel auf der Säule, der für mich dem 'Place d´ Etoiles' in Paris ähnelt, bei einem Erdbeben sei der Engel einmal heruntergeflogen, die Kirche „San Fernandes“ und die von „San Francisco Acatepec“, nahe dem Alameda-Park; ich besuche den „Palacio de Bellas Artes“, mit Kolossalgemälden von Diego de Rivera, dem Lebensgefährten von Frieda Kahlo, viele alte Druckplatten, Jugendstilwerke, sehr grausame Szenen aus der Geschichte Mexikos in Bildern - und gehe auf die Post, die in einem alten Prachtbau gegenüber untergebracht ist, ein freundlicher Polizist sieht mich nach einem Briefkasten suchen, er erklärt mir in einwandfreiem Englisch wo einer zu finden ist, ihm vertrauend laufe ich in die dunkle Ecke des Gebäudes und siehe da - zwei breite Schlitze in der Wand, einer für Stadtpost und einer für auswärtige, beim Hineinwerfen meiner Karten sehe ich allerdings einen Berg von Sendungen auf dem Boden liegen und gebe alle Hoffnung auf, dass jemals von meinen Mitteilungen etwas daheim ankommt - aber es kam - alles! Der Platz der Drei Kulturen = „Tlatelolco“ heißt so wegen aztekischer Ruinen mit Kampfbahnen wie bei den Gladiatoren, Reste spanischer Architektur und futuristischer Gebäude der Gegenwart, die hier aufeinandertreffen; um den „Zocalo“ - Name des Hauptplatzes in jedem mexikanischen Ort, gruppieren sich hier vor allem die „Kathedrale“ und der „Nationalpalast“; einen Platz mit Beethoven-Denkmal gibt es und die Prachtstraße „Reforma“ bin ich jetzt schon so oft hinauf- und heruntergelaufen, dass ich sie inzwischen recht gut kenne; anfangs versuchte ich jemanden nach einer Straße zu fragen, alle waren sehr freundlich und hilfsbereit, doch der eine deutete in diese Richtung der nächste in die entgegengesetzte, nur Polizisten erweisen sich als zuverlässig - wenn man einen zu fassen bekommt.

Heute habe ich einen Halbtags-Ausflug gebucht, d. h. den Vormittag frei, also auf in den Chapultepec-Park (chapultepec = Heuschrecke), in ihm das Schloss des Kaiserpaares ‘Maximilian und Charlotte‘, in dem sich nun das „Nationalmuseum für Geschichte“ befindet; ein Aufzug führt nach oben, ich bin die erste die frühmorgens auf Beförderung wartet, dann gesellen sich ein paar Schulkinder dazu, später einige Touristen; der Aufzugführer fragt: „Inglesi?“ „No, Aleman“ antworte ich - und ein zartes Stimmchen hinter mir sagt: „Guten Morgen“, es ist eines der Kinder, schnell stellt sich heraus, dass damit die Deutschkenntnisse erschöpft sind, macht nichts, der Kontakt ist hergestellt; die Gruppe, drei Mädchen und ein Knabe, wartet bis ich an der Kasse eine Eintrittskarte erworben habe um gemeinsam durch das Museum zu gehen mit „Ah“ und „Oh“ und Gelächter, zum Beispiel zieht mich Maria vor eine hübsche holzgeschnitzte Tür und fragt „dog?“ Ich schüttele den Kopf, „no, dog ist (ich belle) wau, wau, wau“, alles lacht, auch der Aufseher, „door, aleman Tür“, andächtig wird Aussprache geübt; jetzt werde ich belehrt, dass das an die Decke gemalte Pferd „cavallo“ heißt und wir machen uns miteinander bekannt: ich bin also mit Maria, der Ältesten und Wortführerin, Lucia und Anna unterwegs, der Name des Jungen ist wohl Juanito, er flüstert ihn nur und wird von Maria gleich energisch weggeschoben, der arme Kerl hängt ständig hintendran, aber er kann ja auch nicht mit zur Toilette gehen, was die Freundschaft erheblich festigt, denn die Haare der Mädchen sind zu kämmen, Anna möchte ihren Zopf nachgeflochten haben, erst wenn die Spangen alle wieder schön sitzen, sind die Kinder zufrieden; der Museumsbesuch ist wenig erkenntnisreich, aber sehr vergnüglich, nach knapp zwei Stunden haben wir alle genug davon; draußen ist wunderbares Wetter, die Kinder purzeln, ich rutsche einen Hang hinunter, man sucht sich eine Bank, Essen wird ausgepackt; das liebgemeinte Angebot mir etwas zu nehmen, schlage ich besser aus, „Montezumas Rache“ lauert für uns Europäer fast überall und hier ganz bestimmt! Als Nachtisch habe ich nur ein paar Kaugummis zu bieten, die ich noch halbieren muss, damit sie für alle reichen, doch sie werden freudig akzeptiert - warum ich ein Kopftuch aufhabe, fehlen mir die Haare? Ich nehme es ab, der erblondete Schopf kommt zum Vorschein, allgemeines „aah“, keine Glatze, befriedigend geklärt; das Grüppchen will noch zum Zoo und ich zu meinem Reisebüro-Treffpunkt, Abschied ist angesagt, er wird tränenreich mit Umarmungen und feuchten Küsschen, und Maria verspricht mich zu besuchen; so hatte ich noch die eine oder andere Begegnung mit Einheimischen, mehr oder weniger erfreulich, die man nur erlebt, wenn man auf eigene Faust loszieht; in Ländern mit viel Armut trage ich meistens einfache Röcke und T-Shirts, sparsamst Modeschmuck und ,Latschen’ an den Füßen, wenn's dafür warm genug ist, Holzsandalen erweisen sich als äußerst praktisch bei Sonne - klar, regnet es läuft das Wasser einfach...

Erscheint lt. Verlag 7.7.2020
Sprache deutsch
ISBN-10 3-7519-4737-X / 375194737X
ISBN-13 978-3-7519-4737-4 / 9783751947374
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