Neustart (eBook)
160 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7481-6134-9 (ISBN)
In ihrer jahrelangen Arbeit als Erzieherin und Fachkraft für Traumapädagogik, konnte die Autorin in der Jugend- und Familienhilfe reichlich Erfahrungen mit diversen Verhaltensauffälligkeiten sammeln. Ihr erster Hund Bruno, sollte sie jedoch vor völlig neue, ungeahnte Herausforderungen stellen.
Die Entscheidung für einen Hund
Wir können nicht behaupten, dass das Bedürfnis, einen Hund in unser Leben zu holen, aus einem bisherigen prägenden Umgang mit Hunden entstand, wie bei vielen Menschen, die beispielsweise schon mit Hunden in ihrem Umfeld aufgewachsen sind. Mein Mann hatte bisher gar keine Erfahrung mit Hunden und ich zu wenig um von Praxis, besonderen Kenntnissen oder Ähnlichem zu sprechen. Ich erinnere mich aber daran, kurz vor der Pubertät stehend, etwa ein Jahr lang den Pudel der Nachbarin regelmäßig ausgeführt zu haben. Wir wohnten in diesem Jahr in einem Umfeld, welches, sagen wir, mein Selbstbewusstsein nicht gerade steigerte. Wahrscheinlich gab mir Cora dort zusätzlichen Halt. Mein erster Freund, den ich im Alter von 15 Jahren hatte und seine Familie züchteten Schäferhunde: Wiederum knapp ein Jahr mit Hunden. Wahrscheinlich jedoch meinem damaligen Alter und den Lebenserfahrungen die ich damals sammelte geschuldet, kann ich nicht behaupten, dass jener Umgang mit Hunden das Prägendste war, an was ich mich diesbezüglich heute erinnere. Doch soweit ich zurück denken kann, wollte ich schon immer einen Hund haben. Obwohl ich als Kind immer "Kommissar Rex" schaute, sollte es eher ein Golden Retriever sein. Meine Familie erzählt heute noch schmunzelnd, wie mein Onkel in einem der vielen gemeinsamen Holland- Urlaube einen Fahrradausflug mit mir alleine unternahm, um mir den anscheinend doch sehr präsenten Wunsch nach einem Hund auszureden. Heute wissen wir alle, dass die Mühe die er sich gab, während wir beschwerlich die zahlreichen Stufen eines Leuchtturms erklommen, nachhaltig keine Wirkung erzeugten.
Wir waren vielleicht drei Jahre verheiratet, mein Mann seit Jahren selbstständig, schon immer ausgiebig mit diversen Hobbys beschäftigt mit der Motivation, das jeweilige zu mindestens 100 Prozent auszuführen. Ich selbst war nach einer Ausbildung zur Erzieherin nach einigen Umwegen in meinem Traumjob in der Jugend- und Familienhilfe tätig und im Begriff, mich tiefergehend mit der Traumapädagogik auseinanderzusetzen. Wir hatten Freude daran gefunden Fernreisen zu unternehmen und die Welt zu erkunden. Als wir entgegen vieler Erwartungen eines Tages darüber sprachen, keine Kinder haben zu wollen, fiel mir ein kleiner Stein vom Herzen. Wahrscheinlich hat mich meine bisherige Arbeit mit Kindern ausgefüllt und einen gewissen Teil Egoismus kann ich auch nicht abstreiten. Zur damaligen Zeit spielte ich nicht ganz talentfrei Billard, hatte Ziele im Einzelsport und wollte mein eigenes Leben nicht einer so großen Veränderung und den damit verbundenen Einschränkungen unterziehen. Warum ich das alles erwähne? Die Antwort ergibt sich später aus dem Zusammenhang. Auch das Klischee, ein Haustier sei ein Kindersatz, kann ich nicht hundertprozentig abstreiten.
Irgendwann zeigte mir mein Mann ein Bild von der französischen Bulldogge eines Bekannten und alsbald regte sich etwas in meinem Herzen. Doch wie das bei vielen Dingen so ist, die einem gefallen, heißt es nicht, dass dies direkt sinnvoll erscheinen mag. Ein Hund wurde jedoch in unserem Alltag stetiger zum Thema. Wir lernten damals in einem unserer zahlreichen Thailandurlaube ein Pärchen kennen, mit dem wir einige Zeit verbrachten. Eines Abends beim gemeinsamen Essen kam zur Sprache, dass sie einige Hunde besitzen. Zudem erwähnte das Pärchen, dass eine befreundete Nachbarin französische Bulldoggen züchtet. Welch ein Zufall... und so dauerte es nur wenige Wochen, bis wir den Kontakt herstellten und der Tag kam, an dem wir bei ihnen vor dem Tor standen. Es war der Moment, in dem ich wissentlich zum ersten Mal in meinem Leben französische und englische Bulldoggen live erleben durfte. Als die freudig strahlende Plattnasenhorde die Treppe hinunter wackelte und uns begrüßte, war es bereits um uns beide geschehen. Darunter befand sich auch die zukünftige Mutterhündin in der damaligen Trendfarbe Blue. Uns war zu dieser Zeit nicht bewusst, dass wir uns einen Modehund ausgesucht hatten, aber wie das so ist wenn man sich ein weißes Auto kauft, da sieht man plötzlich nur noch weiße Autos. Die Züchterin gab uns viele Infos und wir verstanden uns auf Anhieb. Es muss im Januar gewesen sein und der Wurf war für den Sommer geplant. Es blieb also genug Zeit uns zu informieren und uns ernsthafte Gedanken zu machen. Wir verschlangen die Bücher für Anfänger, über Rasseportaits, Welpenerziehung, oder Hundeerziehung allgemein, um nur einige Beispiele zu nennen und informierten uns über Hundeschulen im Umkreis. Der Frenchy sei der perfekte Familienhund, ideal als Ersthund, traumhafter Begleiter und so weiter und so fort. Das ist er auch, von den vielen anderen Eigenschaften zu denen ich später ausgiebig komme, wussten wir allerdings nichts. Vielleicht liest und hört man auch nur das, was man aufnehmen möchte. Diesbezüglich möchte ich mir zu dieser Theorie heute kein Urteil mehr erlauben.
Der Wurftermin stimmte mit meinem festgelegten dreiwöchigen Urlaub überein und unser nahestehendes Umfeld wurde über unsere Pläne in Kenntnis gesetzt. Meine Mutter nahm die Nachricht auf und registrierte direkt, dass sie einen Enkelhund und kein Enkelkind bekommen würde. Durch meine Eltern ergab sich also eine Möglichkeit zum Hundesitten während unserer Urlaube. Meine beste Freundin, selbst erfahren mit ihrem bereits zweiten Jack Russel Terrier, bot sich ebenso direkt freudig, quasi als Patentante des zukünftigen Familienmitglieds, an. Soviel also nochmals zum Thema Kinderersatz. Da sie auch meine nächste Vorgesetzte war, schmiedeten wir direkt Pläne, den Hund in die Arbeit mit den verhaltensauffälligen Kindern zu integrieren. Viele Ideen sprangen in unseren Köpfen herum, jegliche Zweifel wurden ausgeräumt. Die Eltern meines Mannes reagierten eher verhalten auf unsere Pläne. Mein Schwiegervater ließ durchscheinen, mit Hunden nichts anfangen zu können und meine Schwiegermutter hatte aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen Angst vor Hunden. Mein Mann würde den Hund jedoch trotzdem tagsüber mit in die Firma nehmen, in der sie auch tätig sind, aber kümmern würden sie sich nicht, was wir auch nicht erwarteten.
Es schien alles zu perfekt und passend, um wahr zu sein. Die Zeit verging, doch die Hündin der Züchterin wurde nicht wie geplant läufig. Da es zeitlich mit meinem Urlaub nicht mehr passen würde, vermittelte sie uns einen Kontakt zu einem bekannten Züchter, bei dem zu dem gewünschten Zeitpunkt der X-Wurf anstand. Da dieser jedoch knapp 700 Kilometer weit weg von uns wohnte, empfahl sie uns bei ihm und wir traten in telefonischen Kontakt. Wir hatten Glück, wenn auch der Preis für seine Welpen höher war. Aber da wir Unwissenden uns auch über rassetypische Krankheiten und das "Verzüchten" dieser Rasse informiert hatten, schien uns natürlich ein gesunder Hund wichtiger als der Preis. Ein zierliches Mädchen sollte es werden, so hatten wir es uns gedacht. Da jedoch bereits zwei Hündinnen reserviert waren und es ein Dreierwurf werden sollte, war dies nicht gewiss. Es kam der Tag im Juni als drei gesunde Welpen zur Welt kamen und auch die wunderhübsche Hundemama wohlauf war. Es waren zwei Weibchen und ein Rüde, welcher für uns bestimmt war. Bruno wog bereits bei der Geburt 100 Gramm mehr als die Norm und sollte unser zukünftiges Familienmitglied werden. Blue- brindle war seine Farbe und entgegen der meisten Blue Bulldoggen hatte er kein weißes Fell an der Brust. Ein besonderes Kerlchen sollte also bald der unsere sein. Wir konnten es kaum erwarten, jeden Dienstag neue Bilder von unserem kleinen Buddha zu bekommen. Man glaubt kaum, wie lange eine Woche oder ein Tag sein kann, wenn man auf den einen Moment wartet. Wir überbrückten die Wartezeit mit dem ausgiebigen Einkauf von Hundezubehör. In einer Woche, ich glaube Bruno war sieben Wochen alt, erkannten wir auf einem der Bilder ansatzweise, was uns erwarten würde. Der Schalk stand ihm ins Gesicht geschrieben, aber außer "Och, ist der süß!" und "Das wird lustig mit ihm!" denkt man sich nichts weiter. Auch als der Züchter fragte, ob wir ihn schon eine Woche früher abholen wollten, seine Schwestern seien auch schon weg und die Mutterhündin sei bestimmt froh, wenn er ebenfalls weg sei, dachten wir uns nicht viel dabei. Ändern konnten wir es sowieso nicht. Vor meinem Urlaub stand für mich noch eine Woche Ferienfreizeit mit den Kids auf dem Arbeitsplan, die meine unbändige Vorfreude glücklicherweise etwas ablenkte. Dann war es also soweit und wir machten uns auf die lange Reise zu unserem neuen Familienmitglied. Beim Züchter angekommen, zeigte er uns das Hundereich und wir lernten ein paar seiner Lieblinge kennen. Den Hunden ging es hervorragend dort, viel Platz drinnen und draußen, unterschiedliche Bereiche und alles, was das Hundeherz begehrt. Den Moment, in dem die Züchterin Bruno und seine Mutter rief und er um die Ecke tapste, werde ich niemals vergessen. Spätestens als dieser Zwerg, der nur aus Ohren zu bestehen schien, zu mir kam und ich ihn auf den Schoß nahm, hatte ich Tränen vor Rührung in den Augen. Mein Mann erzählt mir diesen Augenblick heute noch wie einem kleinen Kind eine Gute- Nacht- Geschichte.
Nachdem wir noch einige Zeit bei...
Erscheint lt. Verlag | 17.12.2018 |
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Sprache | deutsch |
ISBN-10 | 3-7481-6134-4 / 3748161344 |
ISBN-13 | 978-3-7481-6134-9 / 9783748161349 |
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