Highspeedfotografie (eBook)
256 Seiten
MITP Verlags GmbH & Co. KG
978-3-95845-798-0 (ISBN)
Daniel Nimmervoll kommt aus Österreich und wurde 1981 in Linz geboren. Die Fotografie hat der Chemieverfahrenstechniker 2007 als Hobby entdeckt und war sofort von der Makrofotografie begeistert, die auch bis heute noch eine seiner besonderen Leidenschaften ist. Ende 2010 hat er sich dann auf die Highspeedfotografie, insbesondere auf Wassertropfen, spezialisiert. Deren einzigartige Formen sind die treibende Kraft hinter seinen zunehmend kreativen Arbeiten.
Daniel Nimmervoll kommt aus Österreich und wurde 1981 in Linz geboren. Die Fotografie hat der Chemieverfahrenstechniker 2007 als Hobby entdeckt und war sofort von der Makrofotografie begeistert, die auch bis heute noch eine seiner besonderen Leidenschaften ist. Ende 2010 hat er sich dann auf die Highspeedfotografie, insbesondere auf Wassertropfen, spezialisiert. Deren einzigartige Formen sind die treibende Kraft hinter seinen zunehmend kreativen Arbeiten.
Kapitel 2:
Grundlagen zum Einstieg
Wie kann man ohne teure Technik Wassertropfenfotos machen? Genau das möchte ich in diesem Kapitel erklären. Als ich mich Ende Dezember 2010 das erste Mal an Wassertropfenfotos versuchte, wusste ich noch nicht, welche Begeisterung diese Art der Fotografie bei mir auslösen würde. Aus diesem Grund habe ich zu Beginn einfachste Hilfsmittel wie ein Infusionsset und ein Wassergefäß verwendet und damit die ersten faszinierenden Ergebnisse erzielt.
Abb. 2.1: Infusionsset zum Tropfen
Infusionsset
Das Infusionsset besorgte ich mir in einem Krankenhaus. In einer Apotheke sollten Sie ebenfalls fündig werden.
Dieses Infusionsset hängen Sie am besten an die Decke. Ich habe es einfach mit einer Schnur an einem Lampenschirm befestigt. Es ist natürlich so, dass diese Konstruktion etwas wackelig und nicht sehr stabil ist. Der Schlauch wird etwas hin und her baumeln. Eventuell hilft es, wenn Sie den Schlauch etwas kürzen oder irgendwo herumwickeln, dann sollte er nach einigen Sekunden oder Minuten relativ ruhig bleiben. Wenn Sie es stabiler haben möchten, können Sie ein ähnliches Holzgestell, wie ich es mir später gebaut habe, anfertigen. Dadurch können Sie oben die Flasche und etwas weiter darunter an einem Querbalken den Schlauch mit der Düse befestigen. Das Holzgestell können Sie in Kapitel 3 »Ausrüstung« sehen. Dadurch sollte das Ganze wesentlich stabiler sein. Mir hatte damals die einfache und schnelle Befestigung für die ersten Splash-Aufnahmen ausgereicht. Eventuell haben Sie auch Lampenstative oder dergleichen im Fotostudio, die Sie dafür verwenden können. Im Grunde geht es nur darum, dass man irgendwo die Flasche und darunter den Schlauch mit dem Düsenauslass befestigen kann.
Als die Flasche mit dem Tropfwasser gefüllt war, habe ich oben ein Loch hineingestochen. Ansonsten kann es passieren, dass durch einen leichten Unterdruck, der in der Flasche entsteht, die Tropfgeschwindigkeit später nachlässt. Um einen TaT (Tropfen auf Tropfen) zu bekommen, öffnet man die Regulierung so lange, bis die Tropfgeschwindigkeit bei ca. zehn Tropfen pro Sekunde liegt. Es sollte so viel Wasser durchfließen, dass es gerade noch Tropfen sind und kein Wasserstrahl. Mit einer zu niedrigen Tropfenrate ist ein TaT nicht möglich.
Der Düsenaustritt sollte möglichst gerade ausgerichtet sein. Ist er etwas schräg, bekommen die Tropfen einen Drall und fallen nicht exakt nach unten.
Wassergefäß
Ein mit Wasser gefülltes Backblech dient als Tropfunterlage. Sie können auch andere Gefäße wie etwa eine Salatschüssel verwenden. Das beste Resultat erreichen Sie allerdings mit dem Backblech, da eine ideale Wassertiefe von ca. 25 mm erzeugt werden kann. Die Säulen der Tropfen werden dadurch etwas höher. Alternativ können Sie sich auch gleich ein richtiges Wasserbecken, wie in Abschnitt 3.4 beschrieben, aus Acrylglas bauen.
Beleuchtung
Eines der wichtigsten Kriterien ist die Beleuchtung. Wenn das Licht gut gesetzt ist, sieht ein Tropfenfoto viel besser aus als bei schlechter Ausleuchtung.
Als Blitz nehmen Sie am besten einen normalen Aufsteckblitz und stellen ihn hinter das Backblech in Richtung Kamera. Der Blitz sollte auf Manuell
stehen und die Leistung auf 1/32 bis 1/128 eingestellt sein. Je geringer die Blitzleistung, desto kürzer ist die Abbrenndauer, und damit erhalten Sie eine geringere Bewegungsunschärfe.
Die Abbrenndauer ist quasi die Zeit, in der der Blitz leuchtet. Und diese Leuchtdauer ist für die Highspeed-Fotografie entscheidend! Den Blitz löse ich mit einem Funksender aus. Als Diffusor habe ich eine Acrylglasscheibe vor den Blitz gestellt. Mehr davon in Kapitel 4 »Beleuchtung«.
Kameraeinstellungen
Um genügend Schärfentiefe zu erhalten, muss die Blendenzahl möglichst groß bzw. die Blende möglichst klein sein. Als idealer Kompromiss zwischen genügend Schärfentiefe und noch geringer Beugungsunschärfe hat sich an meiner Kamera die Blende 16 erwiesen.
Als Beugungsunschärfe bezeichnet man die Schärfeminderung optischer Abbildungen durch Beugung von Licht. Beugung ist bei jeder Blendenöffnung vorhanden. Störend ist sie allerdings nur bei kleinen Blenden (hohe Blendenzahl).
Die Verschlusszeiten der Kamera sind zweitrangig. Ich stelle meistens 1/125 Sek. ein. Die extrem schnellen Bewegungen werden ohnehin durch die kurze Abbrenndauer der Blitze eingefroren. Wichtig ist nur, dass ein Foto ohne Blitze komplett schwarz wird. Es darf also kein direktes Sonnenlicht in das Zimmer kommen. Nachdem die Blitzleistung auf 1/64 steht, berichtige ich die Bildhelligkeit an der ISO-Einstellung. Ist das Bild zu dunkel, erhöhe ich den ISO-Wert, ist es überbelichtet, reduziere ich ihn. Meistens bewegt sich der Bereich zwischen ISO 200 und ISO 400. Sollte es einmal vorkommen, dass das Foto trotz ISO 200 noch überbelichtet ist, gehe ich mit der Blitzleistung auf 1/128 zurück bzw. rücke die Blitze etwas weiter von der Acrylglasscheibe weg. Die Brennweite der Blitze belasse ich zumeist bei 24 mm.
Objektiv
Ich verwende für all meine Tropfenaufnahmen das Sigma Makro 150 mm 2.8. Die Brennweite dieser Linse ist ideal bei Vollformatkameras, da der Arbeitsabstand groß genug ist, um die Kamera samt Objektiv von Wasserspritzern zu verschonen. Außerdem hat dieses Objektiv eine sehr gute und scharfe Abbildungsleistung. Schon bei meinen früheren Insektenaufnahmen hat sich diese Linse als mein Favorit herausgestellt.
Für den Anfang ist natürlich nicht gleich solch ein teures Objektiv erforderlich. Fürs Erste werden Sie auch mit einem Kit-Objektiv an dieser Fotografie Ihre Freude finden. Hier kommt es auf die eigenen Ansprüche an. Wenn Sie alles knackscharf und qualitativ an meinen Bildern herankommen möchten, werden Sie um ein ordentliches Makroobjektiv nicht herumkommen. Falls Sie eine Kamera mit einem kleinen APS-C-Sensor verwenden, empfehle ich Ihnen ein 90–105-mm-Makroobjektiv. Durch den Crop-Faktor sind es dann auch wieder in etwa die 150 mm Brennweite, wie ich sie verwende.
Zubehör
Ich befestige die Kamera auf einem Stativ und löse sie über einen Kabelauslöser aus. Dadurch kann ich mit einer Hand die Kamera bedienen und gleichzeitig mit der anderen Hand die Regulierung der Tropfen einstellen bzw. mit einem Becher die Tropfen auffangen.
Tipp
Wenn Sie manuell fotografieren, ist es hilfreich, mit einem Becher die herunterfallenden Tropfen aufzufangen, damit sich die Wasseroberfläche beruhigen kann. Sobald diese ruhig ist, kann der Becher kurz weggezogen werden, um zwei bis drei Tropfen durchzulassen. Gleichzeitig löse ich die Kamera mit der anderen Hand aus.
Die Fallhöhe
Mit der Fallhöhe können Sie ebenfalls experimentieren. Ich verwende meistens 35 bis 40 cm Höhe vom Düsenauslass zur Wasseroberfläche. Hin und wieder habe ich die Höhe auch schon auf 60 cm eingestellt. Meistens treffe ich dann jedoch die aufsteigenden Säulen nicht mehr so gut. Dadurch wird der Schirm schräg, und ich erhalte mehr Ausschuss. So viel Einfluss auf die einzelnen Formen hat die Fallhöhe jedoch nicht.
Tipp
Man kann in das Wasserbecken auch ein bis zwei Tropfen Klarspülmittel geben, um die Oberflächenspannung zu verringern. So steigen die Säulen noch mal ca. 1 bis 2 cm höher. Der Nachteil ist, dass dadurch einige Blasen entstehen, die später auf dem Foto unschön aussehen. Man sollte diese dann immer wieder entfernen oder Sie geben etwas Antischaum bzw. Entschäumer in das Wasser. Dadurch zerfallen die kleinen Bläschen auf der Wasseroberfläche.
Ich gebe mittlerweile kein Klarspülmittel mehr dazu. Bei den XXL-TaTs ist das ohnehin nicht nötig. Wie ich diese produziere, zeige ich in Abschnitt 6.3 »XXL-TaTs«.
Die Tropfflüssigkeit
Ein sehr wichtiger Aspekt ist die Tropfflüssigkeit. Die Viskosität hat Einfluss auf die Formen. Durch das Einfärben dieser Flüssigkeit haben Sie viele Gestaltungsmöglichkeiten und können Ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Für den Einstieg empfehle ich, normale Milch zu nehmen. Damit lassen sich sehr ansprechende und ruhige Formen erzeugen. Milch hat außerdem den Vorteil, dass sie Licht sehr gut absorbiert. Das kommt der selektiven Beleuchtung zugute. Mehr zu diesem Thema in Kapitel 5 »Tropfflüssigkeiten«.
Fokussierhilfe
Der Autofokus kann bei der Highspeed-Fotografie prinzipiell nicht verwendet werden. Deshalb ist der Fokus immer auf Manuell
zu stellen. Nachdem es schwierig ist, den perfekten Fokuspunkt eines TaTs zu finden, wenn dieser nicht zu sehen ist, muss man sich einer Fokussierhilfe bedienen. Dazu stelle ich eine etwas größere Schraube in das Wasserbecken und lasse von oben einen...
Erscheint lt. Verlag | 7.9.2018 |
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Reihe/Serie | mitp Edition ProfiFoto |
Sprache | deutsch |
Schlagworte | ART • Ausrüstung • Ballistik • Beleuchtung • Bildbearbeitung • Blitz • Drucken • Effekt • Effekte • Farbe • Farbexplosion • Fotografie • Fototechnik • Highspeed • Highspeedfotografie • Hintergrund • Kameraeinstellung • Licht • Lichtformer • liquid • Liquidart • Momentaufnahme • Nimmervoll • Objektiv • Skulptur • Splash • Tropfen • tropfenkunst • Verschlusszeit • Wasser • Wasserskulptur • Wassertropfen • Workflow |
ISBN-10 | 3-95845-798-3 / 3958457983 |
ISBN-13 | 978-3-95845-798-0 / 9783958457980 |
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Größe: 89,2 MB
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