einfach tanzen (eBook)
280 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7412-7857-0 (ISBN)
Für mein erstes Buch "Tanzen mit Menschen mit Demenz' habe ich viel Lob erhalten. Nicht nur das Thema betreffend, sondern auch für den Aufbau und die einfache Sprache. Das und zahlreiche Gespräche mit Übungsleitern haben mich motiviert, ein zweites Buch zu schreiben, das sich nicht auf eine spezielle Zielgruppe bezieht, sondern ganz allgemein gehalten ist. Es behandelt Tanzart übergreifende Bewegungsbasics, die ausführlich beschrieben werden und von methodischen Tipps begleitet werden. Von den Basics führt das Buch zum offenen Gesellschaftstanz und zu einfachen Choreografien und Showtänzen. Über den Autor: Alexander Gipp ist seit über 20 Jahren Tanzlehrer für Gesellschaftstanz, Fachübungsleiter für Sport mit Menschen mit Behinderung, mit zahlreichen Erfahrungen und Qualifikationen. Tätig an Schulen, Förderschulen, Tagesförderstätten, Förderkindergärten, Kindergärten, Tanzschulen und in Vereinen sowie als Referent für Fortbildungen für verschiedene Verbände und Institutionen sowie als Gastlehrer in Schulen und Tanztreffs in USA. Er unterrichtet jedes Alter von 3 bis +90, unabhängig der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit, leitet Mitmachdiscos und Mitmachshows - einfach tanzen.
Das Wesen des Tanzens
Das Wort »Tanzen« kommt aus dem Französischen und bedeutet soviel wie »bewegen auf«. Die Wortherkunft unterstützt die Definition: Tanzen ist, sich auf Musik zu bewegen. Das kann man alleine, paarweise, in der Gruppe, im Stehen, im Rollen und im Sitzen→.
1. Tanz ist Bewegung auf Musik
- Bewegung
Es gibt kaum eine andere Bewegungsform, die gleichzeitig so viele Muskelgruppen, Gelenke und Körperzentren anspricht wie das Tanzen. Natürlich wirkt die Bewegung auch auf das Herz-Kreislauf-System und verbessert die Atmung, unabhängig davon ob es stehend oder sitzend ausgeführt→ wird. Sogar das passive Tanzen und das mentale Tanzen haben eine positive Wirkung auf Körper und Gehirn.
- Musik
Die Musik oder ein Rhythmus ist ein wesentlicher Bestandteil beim Tanzen. Sie sorgen für einen hohen Aufforderungscharakter, wecken die Lust an der Bewegung und helfen gleichzeitig sie zu strukturieren.
→ Siehe Kapitel "Musik: Wesen und Wirkung"→
→ Siehe Kapitel "Musik als Sportgerät: Wie setze ich sie ein?"→
2. Tanzen ist einfach
Tanzen ist im Wesen einfach: Man braucht Musik und Bewegung, mehr nicht. Schon das Tippen mit dem Finger zu einer Melodie oder einem Rhythmus ist Tanzen.
Tanzen kann in jedem Alter und unabhängig des Leistungsvermögens bzw.
Leistungseinschränkungen (Behinderung) gelernt und angewendet werden.
- Tanzen lernen ist einfach
Tanzen erlaubt eine flexible Unterrichtsgestaltung, die sich an jede beliebige Alters- und Zielgruppe anpassen lässt (pädagogisch, methodisch, tänzerisch, musikalisch, und strukturell) und auf besondere Bewegungsfähigkeiten der Teilnehmer Rücksicht nehmen kann. Das gilt nicht nur für das Lernen sondern auch für das Anwenden.
3. Tanzen immer und überall
→ Man braucht nur Musik und schon kann es los gehen.
→ Neulingen können gelernte Inhalte sofort anwenden (»von einfach zu komplex«→).
→ Langfristige Bewegungsangebote auf Musik bieten dauerhaft die Möglichkeit Anwendungsphasen und Lernphasen abzuwechseln.
4. Tanzen wirkt
Tanzen wirkt ganzheitlich und vielseitig auf unseren Körper und Geist, unabhängig davon, ob es präventiv, therapeutisch oder unterhaltend eingesetzt wird.
Die physiologischen und psychologischen Auswirkungen von Tanzen werden im Kapitel "Wirkung des Tanzens auf die Gesundheit" ab Seite → beschrieben. Machen Sie den Teilnehmern die positive Wirkung von Tanz bewusst. Die Wirkung wird auch dann erzielt, wenn ästhetische Vorgaben wie zum Beispiel im »Takt tanzen«→ nicht erfüllt werden.
5. Tanz als Begleiter in der menschlichen Entwicklungsgeschichte
- Tanz und Musik gilt als eine Urform des Ausdrucks und der Kommunikation.
Einen der ältesten konkreten Belege (Stand 2016) für das Tanzen ist die Deutung der Höhlenmalerei im indischen Bhimbetka, die zwischen 5.000 und 2.000 vor unserer Zeitrechnung entstanden ist.
Instrumentale Musik gibt es aber mindestens schon seit 45.000 Jahren, wie Flötenfunde belegen und spätestens der Neandertaler (vor 250.000 Jahren) brachte alle körperlichen Voraussetzungen für das Singen mit.
- Tanzen findet überall statt, wo es Menschen gibt.
Tanz und Musik scheint eine ursprüngliche Ausdrucksform des Menschen zu sein. Diese These stützt sich auf Beobachtungen von Naturvölkern (afrikanischen Naturstämmen, australischen Aborigines, asiatischen Steppenvölkern, grönländischen Inuit) und auf der Beobachtung von kleinen Kindern aus verschiedenen Kultur- und Sozialkreisen, die sich rhythmisch auf Musik bewegen. Selbst Säuglinge reagieren auf Musik, stärker wie auf gesprochene Sprache, insbesondere auf den Rhythmus, weniger auf die Melodie. Das fanden Forscher der englischen Universität von York gemeinsam mit Kollegen vom finnischen Zentrum für interdisziplinäre Musikforschung der Universität Jyvaskyla heraus (2010). Kulturkreise, die das Tanzen als negativ definieren und verbieten, schöpfen ihre Motivation zur Ablehnung meist aus ihrer Religion.
6. Tanzen ist Kultur
Tanzen ist Kultur und unterliegt einem ständigen Wandel. Wir tanzen heute anders als gestern oder wie wir morgen tanzen werden. Der Wandel ist oftmals geprägt vom Generationenwechsel. Er lässt neue Tanzformen entstehen, die in der Vergangenheit teilweise von politischer oder sozialer Revolution begleitet wurden, wie beim Wiener Walzer, der den Paartanz in Adelskreisen einführte und sich so dem gemeinen Volk annäherte. Wie bei der Entstehung des Langsamen Walzers, der durch einen Aufstand der Jugend gegen das Establishment begleitet wurde. Wie bei der Etablierung der lateinamerikanischen Rumba in Europa, die ein Akt der Anarchie, ein Aufbegehren gegen die moralischen Vorgaben des Papstes und der europäischen Regierungen war. Wie der Stepptanz, der sich durch das Verbot von Musikinstrumenten für Sklaven entwickelte.
Auch bestehende Tanzformen unterliegen einem Wandel der oft durch einen Emanzipationsprozess der Schüler von ihren Lehrern geprägt ist, wie zum Beispiel beim Ballett, Aerobic, Hip Hop, Westerntanz oder Volks- und Ritualtänze. Der Wandel vollzieht sich aber nur dort, wo das Tanzen zum Alltag gehört. Dort, wo der Tanz von Traditionalisten geprägt wird, geht es meistens um das Erhalten einer bestimmten Form, eines bestimmten Abbilds von Tänzen, dem Bewahren vor Veränderungen. Historisch gesehen verzögert das einen Wandel nur, verhindert ihn aber nicht.
Literaturverweis: "Vom Schamanentanz zur Rumba" von Helmut Günther und Helmut Schäfer.
Kultur ist eine Ausdrucksform, die von einer Gruppe (Kulturkreis) angewendet, konsumiert und weiterentwickelt wird.
Kultur ist in ihrem Wesen wandelbar, der Wandel wird überwiegend von nachfolgenden Genartionen ausgelöst um sich neuen Lebensumständen anzupassen oder um sich von anderen Kulturkreisen oder Generationen abzugrenzen. Es gibt eine Vielzahl von Kulturen.
7. Tanzen verbindet
Der erste Tanz, der gleichzeitig in verschiedenen Kulturkreisen Anwendung fand, ist der Wiener Walzer (ab 1815). Auslöser war der Wiener Kongress: Die Diplomaten zahlreicher Nationen lernten und tanzten den schnellen Walzer. Sie nahmen ihn mit in ihre Heimatländer, wo er als "Wiener Walzer" weiter Verbreitung fand.
Übrigens: Der schnelle Dreivierteltakt entstand in fast allen Kulturen weltweit unabhängig von einander. Es scheint ein Ur-Rhythmus zu sein und ein Argument für die These, dass Musik und Tanz eine Ausdrucksform ist, die alle Menschen auf ähnliche Weise anspricht und einfach und schnell Verbindungen zwischen Menschen herstellen kann. Globale Musik- und Tanzhits stützen diese These.
8. Tanzen ist Vielfalt
Tanzen kann als Selbstzweck oder zum Zeitvertreib betrieben werden. Es kann ein Ritual, ein Brauchtum, darstellende Kunst, eine Berufstätigkeit, eine Sportart, eine Therapieform, Unterhaltung, eine Ausdrucksform und noch vieles mehr sein. Es kann im Stehen und im Sitzen ausgeführt→ werden.
8.1 Tanzkategorien
Weltweit gibt es zahlreiche Tanzarten mit vielfältigen Untergruppen, die sich nach bestimmten Aspekten in Kategorien einteilen lassen. Man erhält so einen Überblick über die Vielfalt und typischen Charakteristik einzelner Tänze, auch wenn es bei der Zuordnung Überschneidungen gibt.
- Unterscheidungsmerkmal Bewegungsart
Tänze haben charakteristische Bewegungsmerkmale, die sie teilweise deutlich, teilweise nur sehr fein von anderen Tänzen unterscheidet.
- Schreitende und marschierende Tänze
Typische angelsächsische Bewegungsart, die den Raum auf der horizontalen Ebene nutzt.
- drehende Tänze
Bei vielen Tänzen kommen Drehelemente vor, aber nur wenige sind vom Drehen geprägt. Man unterscheidet zwischen Drehung am Platz und Drehungen im Raum (siehe Seite →).
- hüftbetonte Tänze
Der Bewegungsimpuls kommt aus der Hüfte, während das angehängte Bein nur reagiert. Die Schrittgröße fällt entsprechend klein aus. Typisch für afrikanische Bewegungskultur, die auch die lateinamerikanischen Tänze geprägt hat.
- kickende Tänze
Das Heben des Beins oder Ausschlagen des Unterschenkels ist in vielen alten Volkstänzen zu finden. Seit den 1960er Jahren wird das Kicken hauptsächlich mit Rock'n'Roll assoziiert.
- Schreitende und marschierende Tänze
- Unterscheidungsmerkmal nach Musik
Tänze definieren sich überwiegend durch einen bestimmten Rhythmus, in einer bestimmten Geschwindigkeit.
Eine weitere...
Erscheint lt. Verlag | 12.9.2016 |
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Sprache | deutsch |
ISBN-10 | 3-7412-7857-2 / 3741278572 |
ISBN-13 | 978-3-7412-7857-0 / 9783741278570 |
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