Alles vom Schaf! (eBook)

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2023 | 1. Auflage
160 Seiten
Leopold Stocker Verlag
978-3-7020-2264-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alles vom Schaf! -
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Thomas und Gerhild Koch verkaufen in ihrem Hofladen unter der Marke 'Shoaf-Bauer' Lammfleisch, Wollpellets, Lammfleischnudeln, Felle und Schafskäse. Öffentlichkeitsarbeit und das Internet spielen dabei eine große Rolle. Gemeinsam mit Fachexperten beschreiben die erfolgreichen Schafbauern, worauf es bei der Lämmermast, der Schafmilchproduktion und dem Auftritt nach außen ankommt. Die Autoren wollen dazu motivieren, neue Wege zu gehen. Darum gibt es neben weniger bekannten Lamm-Rezepten vom Sternekoch auch einen Exkurs zur Zero-Waste-Idee. Reich gespickt mit eigenen Erfahrungen aus über 20 Jahren Schafhaltung und Ab-Hof-Verkauf versteht sich das Buch als Leitfaden und Ideengeber für alle landwirtschaftlichen Betriebe, die das Standbein Direktvermarktung aufbauen oder verstärken wollen.

Einleitung


WIE ES ZU DIESEM BUCH KAM


August 2021 in Hermagor, Oberkärnten. An einem regnerischen Krainer Steinschaf-Züchtertag saßen wir uns zufällig am Mittagstisch gegenüber. Wie es unter Fremden üblich ist, klopften wir das Gegenüber mit Höflichkeitsfragen ab: Wo kommst du her? Was machst du? Welche Schafe züchtest du? Warum bist du hier? Eine Antwort ergab die nächste Frage und so kamen die Shoafbauern und ich uns schon in den ersten Minuten unseres Kennenlernens ein ganz großes Stück näher. Als Fachredakteur war ich vom Wissen und der Begeisterung des glatzköpfigen „Shoafbauern“ und seiner charmanten Gattin angetan. Wir tratschten an diesem Nachmittag noch viel miteinander und vereinbarten, dass ich zu einer Reportage für die Fachzeitschrift "Schafe und Ziegen aktuell" auf ihren Hof komme.

Ich nützte die Gelegenheit, so rasch es ging. Ein Gegenbesuch bei mir am Moarhof in Graslupp ließ nicht lange auf sich warten. Dabei meinte Thomas im Zuge eines Spaziergangs: „Ein eigenes Buch zu schreiben, über die Vermarktung von Schafen und den Nutzen der sozialen Medien dabei, das wäre doch eine spannende Sache“. Für mich als Redakteur und Verlagsmitarbeiter war diese Feststellung wie ein aufgelegter Ball für einen Elfmeter: „Dann schreiben wir halt gemeinsam ein Buch“, antwortete ich ihm kurzerhand. „Ich und ein Buch schreiben!? Nie im Leben! Obwohl, das wäre ja schon eine coole Sache“, lautete seine Reaktion. Wenige Tage später fragte er nach, ob ich denn das mit dem Buch ernst gemeint hätte.

Nun halten wir das fertige Buch in Händen. Es enthält viele Erkenntnisse, Erfahrungen und praktische Tipps.

Die Umsetzung übernahm meine Verlagskollegin Karin Ch. Taferner. Ich beobachtete das Werken des Teams fortan wie ein Patenonkel mit Freude bis zum heutigen Tag. Ich hoffe, mit meiner Ermutigung zum Buchprojekt einen Beitrag geleistet zu haben, an der Zukunft der Schafhaltung im Alpenraum positiv mitzuwirken. Möge es ein Buch sein, das wir Schafbauern gerne zur Hand nehmen, um daraus zu lernen.

Herzlichst,

Konrad Liebchen

MIT GOTTES SEGEN


Von Peter Allmaier

Es ist bestimmt kein Zufall, dass am Stall vom „Shoafbauer“ ein Holzkreuz thront. Das Schaf war in biblischer Zeit das wichtigste und häufigste Nutztier. Es lieferte Milch, Fleisch und Leder. Damals wurde der Reichtum eines Mannes an der Zahl seiner Schafe gemessen. Die Bedeutung dieser Tiere findet sich auch im Christentum wieder. Schafe werden 159-mal im Ersten und 37-mal im Neuen Testament erwähnt. Eines der schönsten religiösen Bilder mit Schafen finden wir auf einem Mosaik im Mausoleum in Ravenna.

Es zeigt Aelia Galla Placidia, die Tochter des römischen Kaisers Theodosius I., die im Jahr 425 n. Chr. die Regentschaft des das Weströmische Reich übernahm. Bis zu ihrem Tod in Rom im Jahr 450 erlebte sie ein langsam in sich zusammenbrechendes Imperium, Kämpfe mit anderen Völkern, Streitereien mit anderen christlichen Konfessionen, Uneinigkeit in der eigenen Familie. Diese Erfahrungen einer instabilen Welt haben sie nach einem bleibenden Ruhepol fragen lassen, nach einem Ort der Harmonie und der Sicherheit. Den hat sie in dem nach ihr benannten Mausoleum in einem halbkreisförmigen Mosaik festhalten lassen: Im Zentrum des Bildes sitzt – in eine goldfarbene Toga gekleidet – Christus mit dem Kreuz in der Hand. Auf beiden Seiten neben ihm befinden sich je drei stehende oder liegende Schafe, die alle zu Christus blicken. Unter diesem Bild wollte die mächtige Herrscherin ihre letzte Ruhe finden. Die unruhigen Zeiten haben ihr diesen Wunsch nicht erfüllt, so dass ihr Sarkophag bis heute in Rom steht. Doch die Vision einer heilen oder vielmehr geheilten Welt ist lebendig geblieben. Denn das Symbol der Schafe ist älter als sie und hat auch die Jahrhunderte nach ihr überdauert.

Stallansicht © Thomas Koch

Schon Galla Placidia wusste um die Bedeutung des Schafs als Opfertier in den alten heidnischen Kulten. Das Blut dieser wehrlosen Tiere steht am Beginn jener Geschichte, die das Volk Israel gebildet hat. In der Nacht des Auszuges aus Ägypten schlägt der Todesengel in den Städten und Dörfern am Nil zu und tötet jeden Erstgeborenen. Von diesem Rausch der Vernichtung bleiben nur jene Familien verschont, die den Türpfosten des Hauses mit dem Blut eines Schafes bestrichen hatten. Die Herrscherin hat in den Schafen Christus erkannt, der das drohende Unheil selbst in jenem Augenblick noch abwendet, wenn alles verloren zu sein scheint. Im Neuen Testament ist das Bild des Schafs nicht nur auf Christus bezogen, der wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt wird. Jesus hat die Christinnen und Christen selbst als Schafe bezeichnet, für die er der gute Hirte ist. Dennoch sind die Gefährtinnen und Gefährten Jesu durch die Jahrhunderte hindurch nicht naiv, sie sind eben keine sprichwörtlich „dummen Schafe“. Wie die Tiere wissen auch die Menschen um die ständige Gefährdung des Lebens. Die einzige Rettung besteht nicht in der Übung der Selbstverteidigung, sondern im Hören auf den Schäfer, im Hinhorchen auf das Wort Jesu. Das Vertrauen auf den guten Hirten, dessen oberstes Ziel das Wohl der ihm Anvertrauten ist, kann die lähmende Angst beseitigen und ein Leben ermöglichen, das trotz der schrecklichen Ereignisse oft sogar im unmittelbaren persönlichen Umfeld um die unaufhaltbare Erlösung weiß.

Das Mosaik im Mausoleum von Ravenna beeindruckt bis heute. Neben dem Staunen über die künstlerische Vollkommenheit erinnern diese Schafe an die Geschichte mehrerer Jahrtausende, in denen sie als Haustiere gehalten werden und seitdem nie mehr ungeschoren davongekommen sind. Im biblischen wie im volkssprichwörtlichen Sinn stehen sie für Friedfertigkeit und geduldiges Aushalten, für Reinheit und Unschuld, für Liebe und Leben. Sie erinnern an die Sendung Jesu, sich um die Schafe zu kümmern, die in den Auseinandersetzungen und Konflikten des Lebens für den jeweils schwächeren Teil stehen. Die Sendung Jesu geht weiter, wenn er in der Gestalt des Petrus allen Verantwortlichen in Kirche und Welt, in gesellschaftlichen Institutionen und Familien den Auftrag gibt: „Weide meine Schafe“ (Joh 21, 16). Seitdem haftet jedem Menschen die Metapher eines guten Hirten an, die ihn beauftragt, die ganze Schöpfung mit Wasser, Luft und Steinen, mit Pflanzen, Tieren und Menschen zu hüten und zu beschützen. Der göttliche Auftrag des Neuen Testaments verlässt die Beschaulichkeit des Bildes und wird zur ethischen Verantwortung.

Das Mosaik des guten Hirten im Mausoleum der Galla Placidia © commons.wikimedia.org/The Yorck Project (2002)

Galla Placidia hat Christus als den guten Hirten dargestellt. Sicherlich ist sie auf ihren Reisen immer wieder Schafhirten und deren Herden begegnet, sie hat das Vertrauen der einen und die treue Sorge des anderen bewundert. Sie hat gesehen, wie der Schäfer nicht als Räuber von Wolle und Fleisch auftritt, sondern in Demut und Dankbarkeit entgegennimmt. An diesem Bild hat sie wohl versucht, Maß für ihr eigenes Leben zu nehmen. Es ist ihr nicht immer gelungen. Aber bis über den eigenen Tod hinaus wollte sie dieses Bild nicht vergessen. Vielleicht muss man auch den Menschen der Gegenwart diese Vision neu vor Augen führen, denn sie würde jene radikale Umkehr ermöglichen, ohne die diese Gegenwart keine Zukunft hat.

WIR SCHAF(F)EN DAS!


Von Gerhild & Thomas Koch

Wir sind Gerhild und Thomas Koch, Schafhalter und Direktvermarkter aus Moosburg in Kärnten. Seit 30 Jahren werden am Hof vulgo Witternig Schafe gehalten. Heute leben mehr als 300 Mutterschafe auf unserem Betrieb. Diese Herdengröße entwickelte sich erst nach und nach.

Anfangs war der 2,5 ha große Betrieb vorwiegend für die Eigenversorgung zuständig. Da tummelten sich drei Kühe, Hühner, Schweine und so manches Kleintier. Denn der Großvater war leidenschaftlicher Kleintierzüchter und weit über die Gemeindegrenzen als „Tandler“ (Tauschhändler) bekannt und beliebt. Thomas und sein Vater fokussierten sich mehr auf Schafe.

Von Anfang an wurde Lammfleisch ab Hof verkauft. Es geht um Respekt und Wertschätzung gegenüber dem Tier, auch während und bei der Schlachtung. Darum wurde der Kuhstall zum Schlacht- und Verarbeitungsraum umgebaut. Die Nachfrage wuchs stetig, genauso wie unsere Schafherde. Immer öfter wurden uns unbewirtschaftete Flächen zur Beweidung angeboten. Damit konnten wir die Anzahl an Mutterschafen langsam aufstocken. Wir bezeichnen uns heute als moderne Wanderschäfer – wir bewirtschaften inzwischen fast das Fünfzigfache unserer Eigenfläche.

Aber es lief nicht immer so gut. Der Tod seines Vaters traf Thomas schwer. Seine Scheidung warf wieder alles aus der Bahn. Die Schafherde schrumpfte.

2011 beginnt...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2023
Zusatzinfo durchgehend farbig bebildert
Verlagsort Graz
Sprache deutsch
Themenwelt Naturwissenschaften Biologie
Weitere Fachgebiete Land- / Forstwirtschaft / Fischerei
Schlagworte Ab Hof Verkauf • Ab-Hof-Verkauf • Altschafe • Direkt vermarkten • Direktvermarktung • Fleischerzeugung Schaf • Hofladen • Lamfleisch vermarkten • Lamm • Lämmermast • Lammfleisch • Lammfleisch Herstellung • Lammfleisch Produktion • Lammfleisch Rezepte • lamm rezepte • Mutterschafe • Nose-to-Tail • Produkte vom Schaf • Qualitätslammfleisch • Schaf • Schafbauer • Schafe füttern • Schafe züchten • Schaffelle • Schafhaltung • Schafmilch Herstellung • Schafmilch Produktion • Schafsmilch • Schafswolle • Schafszucht • Schafzucht • Schoafbauer • Shoafbauer • Shoaf-Bauer • Wollverarbeitung • Zero-Waste
ISBN-10 3-7020-2264-3 / 3702022643
ISBN-13 978-3-7020-2264-8 / 9783702022648
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